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Achten Sie auf Feldhygiene nach der Rapsernte!

Lesezeit: 7 Minuten

Nicht alle Schaderreger in Raps lassen sich chemisch bekämpfen. Daher ist Feldhygiene in der Fruchtfolge sehr wichtig. Wie Stoppel- und Grundbodenbearbeitung zur Hygiene beitragen, erklären Dr. Simone Dohms, Julius Kühn-Institut, und Dr. Holger Kreye, LWK Niedersachsen.


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Feldhygiene-Maßnahmen nach der Rapsernte kommen häufig zu kurz, da diese genau in die Hauptar-beitsspitzen des Landwirtes zwischen Weizenernte und Vorbereitung des Bodens für die Rapsaussaat fallen. Hinzu kommt, dass durch kostensparende Bewirtschaftungsverfahren immer häufiger die Rapsstoppeln und der Ausfallraps für einen längeren Zeitraum un-bearbeitet auf der Bodenoberfläche verbleiben.


Welche Risiken dies für den neu gesäten Winterraps in der Region und für den Boden bedeutet, bleibt oft unbemerkt. Sowohl die Rapsstoppeln als auch die jungen Ausfallrapspflanzen bieten für viele Krankheiten und Schädlinge ein erneutes Ausgangsmaterial für weitere Infektionen. Sie können so zu einer erheblichen Verbreitung von Schaderregern führen. Die Folgen: Schwächung der folgenden Rapssaat und Mindererträge.


Um nachhaltig sichere Erträge im Raps zu ermöglichen, sollten Sie daher eine je nach Schaderregerauftreten standortangepasste Feldhygiene betreiben. Gegen diese 5 Schaderreger können Sie dabei etwas ausrichten:


1. Phoma schwächt die Stängel:

Ein Erreger, der auf den Stoppelrückständen überdauert und von dort junge Rapsbestände infiziert, ist Phoma lingam, der Erreger der Wurzelhals- und Stängelfäule. Bei geeigneten Witterungsbedingungen schleudern Sporenlager der infizierten Stoppelrückstände Sporen aus, die bis zu 8 km weit ver-breitet werden. Diese können den neu ausgesäten Raps auf Nachbarflächen infizieren und dort bei anhaltend warmfeuchten Witterungsbedingungen Infektionen auf den Blättern hervorrufen. Aus diesem Blattbefall kann im Frühjahr ein Stängelbefall werden, der aufgrund von Wassermangel zum Absterben der gesamten Pflanze führen kann. Insgesamt verschlechtert sich die Standfestigkeit durch einen Befall deutlich. Das kann zu starkem Lager führen.


Ertragsreduktionen durch Phoma lingam von bis zu 5 dt/ha sind nachgewiesen. Bei einem starken Befall kann es aufgrund des geringen Tausendkorngewichtes und der unterschiedlichen Abreife zu Ertragseinbußen von 20 bis 30 % kommen.


Um das Befallsrisiko der neuen Saaten zu senken, ist eine intensive Stoppelbearbeitung nach der Ernte sehr wichtig. Durch eine Bearbeitung der Rapsstoppel wird auch gewährleistet, dass die im Stängel verborgenen Überdauerungsorgane (Sklerotien) der Weißstängeligkeit schneller in Kontakt mit dem Boden gelangen. Das erhöht die Chance eines mikrobiellen Abbaus.


Neben den verbleibenden Stoppeln auf der Rapsfläche spielt vor allem der Ausfallraps eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Krankheiten. Dieser kann als sogenannte „grüne Brücke“ für viele Krankheitserreger als Nahrungsquelle und Überdauerungsort dienen.


2. Kohlhernie im Kommen:

Die Kohlhernie gehört zu den gefährlichsten Krankheiten im Rapsanbau. Bis jetzt sind in Deutschland „nur“ vereinzelte Flächen (ca. 50 000 ha) mit dem Erreger infiziert. Durch die steigende Anbaudichte von Winterraps besteht die Gefahr, dass es zu einer weiteren Zunahme der befallenen Fläche kommt.


Zum Glück ist der Erreger nicht besonders mobil. Er wird hauptsächlich über anhaftende Erde an Maschinen auf weitere Flächen verschleppt. Der Transport über Erosion ist aber auch nicht auszuschließen. Ist Kohlhernie auf ei-ner Fläche vorhanden, kann es besonders in engen Rapsfruchtfolgen (alle drei bis vier Jahre Raps) durch vermehrten Aufwuchs von Ausfallraps zu Problemen durch diese Krankheit kommen.


Je nach Witterung kann der Pilz den Ausfallraps frühzeitig infizieren und so innerhalb kurzer Zeit zu einer starken Anhäufung des Schaderregers im Boden führen. Dort kann er bis zu 20 Jahre und länger überleben. Hat sich erst einmal ein Inokulumpotenzial im Boden angehäuft, ist ein weiterer Rapsanbau nur noch eingeschränkt möglich.


Durch die gallenartigen Verdickungen an den Wurzeln der Rapspflanze kommt es zu einer Beeinträchtigung des Wasser- und Nährstofftransportes von den Wurzeln bis in den Spross. Das führt bei starkem Befall zu Welkeerscheinungen an der Pflanze. Der Schaden kann zu beträchtlichen Ernteeinbußen bis hin zum Totalausfall führen.


Da keine chemischen Bekämpfungsmaßnahmen zur Verfügung stehen, besteht die einzige Möglichkeit im Anbau von resistenten Sorten, um Ertragsverlusten entgegenzuwirken. Derzeit stehen nur wenige resistente Sorten zur Verfügung. Aufgrund der zahlreichen Rassen des Erregers können diese Resistenzen jedoch durchbrochen werden. Daher sollten resistente Sorten nur bei nachgewiesenem Befall und nur alle vier Jahre angebaut werden.


Um die Vermehrung des Schaderregerpotenzials im Boden zu reduzieren, ist eine gezielte und konsequente Bekämpfung des Ausfallrapses notwendig. Die Infektion des Erregers ist sehr stark von der Witterung abhängig. Untersuchungen am Julius Kühn-Institut (JKI) haben ergeben, dass bei hohen Temperaturen und anhaltender Feuchtigkeit im Boden mit einer schnellen Ausbreitung des Erregers zu rechnen ist. Der Ausfallraps sollte dann bereits im Zwei-Blattstadium beseitigt werden. Läuft nach einer Bodenbearbeitung weiterhin Ausfallraps auf, so ist auch dieser zu entfernen, sobald er das Zwei-Blattstadium erreicht hat.


3. Kleine Kohlfliege:

Ein Schädling, der an der Rapswurzel des Altrapses überdauert, ist die Kleine Kohlfliege (Delia radicum). In den letzten Jahren trat der Schädling im Raps zunehmend in Ost- und Norddeutschland auf. Auf stark befallenen Schlägen waren 60 bis 80 % der Pflanzenwurzeln mit Larven befallen.


Jedes Jahr im August bis Oktober schlüpft die dritte Generation der Kohlfliege aus den Puppen, die an den Wurzeln oder in Wurzelnähe des geernteten Rapses überdauert haben. Aufgrund der hohen Flugaktivität können sie größere Distanzen zurücklegen und auf die neu gesäten Rapsbestände fliegen. Dort legen sie ihre Eier an dem Wurzelhals der jungen Rapspflanzen ab. Nach vier bis acht Tagen schlüpfen die Larven, die sofort mit ihrer Fraßtätigkeit an den Wurzeln beginnen. Die Fraßschäden können durch starke Schädigung der Hauptwurzel zum Absterben der Pflanzen führen und neue Eintrittspforten für weitere Schaderreger sein.


Eine primäre Reduktion des Erregers ist nur möglich, indem man die im Boden befindlichen Puppen durch eine ausreichend intensive Bearbeitung der Rapsstoppel zerstört. Untersuchungen des Instituts für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland am JKI in Braunschweig zeigen, dass durch eine Stoppelbearbeitung mit guter Rückverfestigung ein verminderter Schlupf von 30 bis 65 % erreicht werden konnte.


4. Schnecken-Schrecken:

Weitere Problemschädlinge, die durch eine lange Bodenbedeckung („grüne Brücke“) gefördert werden, sind Schnecken. Findet nach der Rapsernte keine Bodenbearbeitung statt, so bieten die alten Rapswurzeln den Schnecken einen guten Schutz. Auch der auflaufende Ausfallraps verschafft den Schnecken neben der hohen Schmackhaftigkeit ein gutes Mikroklima und damit einen idealen Lebensraum.


Werden bei einem hohen Schneckenbefall keine gezielten Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt, ist der nachfolgende Anbau von Winterweizen gefährdet. Besonders in der Auflaufphase ist der Weizen sehr anfällig gegen Schneckenbefall. Obwohl ein Weizenbestand aufgrund einer höheren Bestandesdichte Pflanzenverluste besser kompensiert, kann es bei starkem Schneckenauftreten dazu kommen, dass ganze Flächenbereiche zerstört werden.


Um die Schneckenpopulation zu reduzieren, sollten Sie eine intensive flache, häufige Bodenbearbeitung mit guter Rückverfestigung nach der Raps-ernte durchführen. Da diese Maßnahmen nur effektiv sind, solange sich die Schnecken im Bearbeitungshorizont bewegen, sollten Sie die Aktivität der Schnecken durch Kontrollen (Schneckenmatten) im Vorfeld beobachten.


5. Not durch Nematoden:

Raps steht immer öfter auch in Rübenfruchtfolgen. Hierdurch kann es zu Problemen mit Nematoden kommen. Durch den Raps als zusätzliche Wirtspflanze in der Fruchtfolge kann es zu einem Anstieg der Nematodendichte kommen.


Da der Ausfallraps die hauptsächliche Wirtspflanze ist, ist es besonders wichtig, ihn in Fruchtfolgen mit Rüben zu beseitigen. Nematoden können sich nur vermehren, wenn die Bodentemperatur über 8 °C liegt. Um eine Nematodenvermehrung  zu vermeiden, sollte der Ausfallraps bei Erreichen einer Temperatursumme von 250?°C ab Auflaufen in Form einer Stoppelbearbeitung oder durch den Einsatz eines Totalherbizids abgetötet werden. Durch das Abtöten der Ausfallrapspflanzen wird der Vermehrungszyklus unterbrochen und es kann sogar eine Nematodenreduktion erzielt werden.


Auf der Internetseite www.liz-online.de (Ausfallraps-Manager) können Sie das Temperatursummen-Model vom 1. Juli bis Mitte Oktober abrufen. Dabei wird ab Auflaufen des Ausfallrapses die Bodentemperatursumme ermittelt. Um den optimalen Umbruchzeitpunkt des Ausfallrapses zu bestimmen, geben Sie dabei den Zeitpunkt des ersten Rapsauflaufs ein und wählen die für Ihren Standort günstigste Wetterstation aus. Über die Aufsummierung der Tempe-ratur wird dann der optimale Termin für die Beseitigung des Ausfallrapses ermittelt.

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