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Den Grunddünger ins Band legen

Lesezeit: 6 Minuten

In Ackerbauregionen sind die P- und K-Gehalte vieler Böden dramatisch gesunken. Eine Lösung könnte die platzierte Düngung von Grundnährstoffen sein. Hier erste Erfahrungen eines Praktikers.


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Fast ein Drittel unserer flachgründigen Böden sind schlecht mit P und K versorgt“, erklärt Landwirt Hermann Hoyer aus Thüringen. „Zudem haben sich auch in den besser versorgten Böden wegen der jahrelangen konservierenden Bodenbearbeitung Nährstoffschichtungen gebildet. Im Oberboden haben sich Phosphat und Kalium angereichert, etwas tiefer sind die Gehalte dagegen zu niedrig. Die Gefahr von P-Mangel ist vor allem bei Trockenheit bei uns daher hoch.“ So wie ihm geht es mittlerweile vielen reinen Ackerbaubetrieben (siehe Kasten auf Seite 72).


Hoyer bewirtschaftet mit seinen Partnern einen Ackerbaubetrieb. Sie bauen auf knapp 1 200 ha Getreide, Raps, Rüben, Ackerbohnen und Luzerne an. Die Bodenbearbeitung erfolgt ausschließlich pfluglos. Die stark wechselnden Bodenarten reichen von Löss über Verwitterungsböden bis Rendzina und Pseudogley mit über 60 % Tonanteil (BP 16 bis 69). Der Standort mit durchschnittlich 560 mm Niederschlag neigt zur Frühsommertrockenheit.


Platziertes Düngen im Vorteil:

Um Grundnährstoffmangel bei seinen Kulturen vorzubeugen und die Erträge zu stabilisieren, setzt Hoyer auf eine Unterfuß- und Unterflurdüngung. Mit beiden Verfahren lassen sich die Nährstoffe platziert in den Wurzelbereich der Pflanzen einbringen. Der Unterschied: Bei der Unterfußdüngung wird ein Düngerband 5 bis 15 cm tief während der Saat abgelegt. Bei der Unterflurdüngung erfolgt die Düngerablage absetzig vor der Saat mit einem Strip Till-Gerät (Streifenbearbeitung) in ca. 15 bis 25 cm Tiefe.


Zur Unterfußdüngung setzt Hoyer einen 8 m breiten Horsch Sprinter NT mit 25 cm Reihenabstand ein (Prototyp). Diesen kaufte er vom Nachbarbetrieb Mark Heubach, der bereits gute Erfahrungen damit gesammelt hat.


„Auf ausgeprägten Mangelstandorten düngen wir P unterfuß zur Halmfrucht während der Saat und einmal in der Fruchtfolge unterflur“, so der Landwirt. „Dadurch erreichen die Pflanzenwurzeln sehr zügig das wenig bewegliche Phosphat. Die Pflanzen gehen so deutlich vitaler in den Winter.“


Auf seinen übrigen Flächen düngt er die Grundnährstoffe einmal in der Rotation unterflur mit dem Strip Till-Gerät Kuhn Striger (6 m, 12-reihig). „Hierbei legen wir vor der Saat Düngerbänder auf 45 cm Abstand rund 15 bis 20 cm tief in den Boden“, erklärt Hoyer. Als P-und K-Mengen düngt er 100 % des Entzuges der angebauten Kulturen.


Nach seinen Beobachtungen hat die platzierte Düngung im Band gegenüber der flächigen Verteilung folgende Vorteile:


  • Den Pflanzen wird angereichertes, wasserlösliches Phosphat wurzelnah zugänglich gemacht. Das ist vor allem bei Trockenheit vorteilhaft.
  • Die Grunddünger gelangen wieder in tiefere Bodenschichten.
  • Die streifenweise Versauerung des ­Muschelkalkbodens durch das Düngerband macht Spurennährstoffe wie Mangan besser pflanzenverfügbar.
  • Nebeneffekt: Mit dem Ziehen der Streifen bei der Unterflurdüngung lassen sich Bearbeitungshorizonte aufbrechen.


Erträge stabiler?

Wichtig ist allerdings die Frage, ob sich die platzierte Düngung auf die Erträge auswirkt und diese sta­bi­lisieren kann. Zur Wirkung einer P-­Un­terfußdüngung hat die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) zur Aussaat 2011 auf einem sehr niedrig mit P versorgten Löss-Schwarzerde­stand­ort (Gehaltsklasse A) Versuche durchgeführt. Verglichen wurden folgende Varianten: ohne P-Düngung, P unterfuß mit Triplesuperphosphat auf 10 cm Tiefe bei 5 cm Abstand zur Saatreihe und eine konventionelle flächige Düngung. Hier die wichtigsten Ergebnisse:


  • Wegen des trockenen Frühjahrs 2012 brachte eine P-Düngung auf diesem stark unterversorgten Standort im Vergleich zur Variante ohne P rund 20 dt je ha Mehrertrag beim Weizen.
  • Die P-Unterfußdüngung von 50 % des Entzuges durch den Weizen war der flächigen Düngung statistisch abgesichert überlegen. Der Mehrertrag lag bei rund 7 dt/ha. Es gilt: Je trockener der Standort, desto größer die Effekte.
  • Bei Düngergaben von 100 bis 200 % des Entzuges durch die Kultur ergaben sich kaum noch Unterschiede.


Erste Effekte hat auch Hermann Hoyer beobachtet. „Mit der komplexen Pflanzenanalyse haben wir sogar auf unseren flachgründigen Mangelstandorten nach der platzierten Düngung keinen Nährstoffmangel an den Pflanzen mehr feststellen können.“


Welche Dünger?

„Zur platzierten P-Düngung sollte man unbedingt wasserlösliche Phosphate einsetzen“, erklärt Dr. Wilfried Zorn, Düngeexperte der TLL. „Zudem ist Diammonphosphat (DAP) bei platzierter Düngung dem Triplesuperphosphat wegen des Ammo­niumanteils überlegen.“


Allerdings ist beim Einsatz von Mischdüngern mit N-Anteil im Herbst zu berücksichtigen, dass laut Düngeverordnung nur in Höhe des Bedarfs gedüngt werden darf. Daher bleibt DAP häufig auf Winterraps beschränkt. Die P-Unterfußdüngung zu Wintergetreide kann demzufolge nur mit Triplesuperphosphat erfolgen. Für Sommerkulturen lässt sich wiederum DAP einsetzen.


Den Hauptvorteil der platzierten Düngung sieht der Düngeexperte darin, dass sich damit die P-Festlegung im Boden verzögern lässt. Den Pflanzen steht dadurch länger „frisches“ Phosphat in hoher Konzentration in Wurzelnähe zur Verfügung. Das verbessert deutlich die Nährstoffeffizienz vor allem auf mittleren und schweren Böden mit niedriger P-Versorgung. Langfristig scheint es durch die Ablage im Band sogar möglich zu sein, die P-Mengen ohne Ertragsverluste zu senken.


Im Vergleich dazu ist die platzierte Düngung von Kalium weniger bedeutsam, da sich durch die flächige Düngung in der Regel eine gute K-Düngewirkung erreichen lässt. Zudem würde zu viel K im Wurzelbereich die Salzkonzentration erhöhen.


Wann und wie tief düngen?

Die Unterflurdüngung per Strip Till führt Landwirt Hoyer z. B. vor Raps, Rüben oder Ackerbohnen durch. Weil Raps auch im Herbst Stickstoff benötigt, mischt er die Dünger, z. B. DAP + 60er-Kali + evtl. Spurennährstoffe. Die Streifen zu Sommerungen legt er grundsätzlich auch im Herbst an und stabilisiert sie mit Zwischenfrüchten. Dank GPS kann er z. B. Rüben und Ackerbohnen im Frühjahr direkt über die Streifen säen.


Mit der optimalen Ablagetiefe des Düngerbandes experimentiert der Landwirt noch. Versuche dazu will künftig auch die TLL vorantreiben. Das Problem: Liegt das Düngerband zu tief, erreichen es die Wurzeln vor allem bei Trockenheit nicht früh genug, sodass es zu P-Mangel kommt. Dieser hemmt das Wurzelwachstum zusätzlich. Bei zu flacher Ablage wachsen die Wurzeln dagegen weniger in die Tiefe. Verschiedene Landtechnikhersteller entwickeln derzeit Systeme, mit denen sich die Unterfuß- und Unterflurdüngung kombinieren lassen.


Ausblick:

Die platzierte Düngung von Grundnährstoffen (unterfuß/unterflur) kann auf stark unterversorgten Böden die Erträge stabilisieren. Dennoch muss klar sein, dass sich damit nicht die Bodengehalte anheben lassen.


Langfristig sollte man daher versuchen über organische Dünger, wie zum Beispiel Gärreste, Mist oder Gülle, die Bodengehalte anzuheben. Eventuell bieten sich künftig Möglichkeiten, z. B. über Separation bzw. Pelletierung von Gülle/Gärresten (top agrar 7/2013, ab Seite 114) die Nährstoffe aus Veredlungsregionen in Ackerbauregionen zu transportieren. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

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