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Der Süden setzt auf zweizeilige Wintergerste

Lesezeit: 7 Minuten

Gefragt sind ertragsstarke Sorten mit guter Stand-festigkeit, hoher Stroh-stabilität und bester Blattgesundheit. Die sichere Kornausbildung ist ein weiteres Plus.


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In Bayern zeichnet sich 2010 eine Verringerung der Wintergerstenfläche um 5% auf knapp 269 000 ha ab. Vor allem in den viehlosen Ackerbaubetrieben ist die Gerste rückläufig. In Baden-Württemberg nahm die Gerste eine Fläche von 107 000 ha ein.


Zweizeilige Sorten dominieren


Im Süden hat die zweizeilige Wintergerste nach wie vor die größte Anbaubedeutung. Der Vermehrungsanteil liegt 2010 in Bayern bei 89 %, in Baden-Württemberg bei ca. 87 %. Obwohl auch in den bayerischen Landessortenversuchen die Mehrzeiler ein Ertragsplus gegenüber den Zweizeilern erreichen, nimmt ihr Anbau bisher nur langsam zu. Trotz deutlicher Fortschritte bei den Mehrzeilern setzen vor allem Marktfruchtbetriebe auf die sichere Kornausbildung der Zweizeiler, die in der Regel auch bei Hitzeperioden mit abrupter Abreife erreicht wird. Außerdem wird die bessere Standfestigkeit und Strohstabilität geschätzt.


Ertragssicherheit ist wichtig


Gute Sorten zeichnen sich neben hohen Erträgen auch durch Ertragssicherheit aus. Übersicht 2 (Seite 71) zeigt die mehrjährigen Leistungen wichtiger Gerstensorten am Beispiel der vier bayerischen Anbaugebiete. Da sich die Anbaugebiete nicht an den politischen Grenzen orientieren, beinhaltet die Übersicht auch Versuchsergebnisse aus Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen. Die dargestellten Relativerträge beziehen sich auf den Ertragsmittelwert der 2009 in Bayern geprüften Sorten. Die mehrjährige Auswertung beinhaltet die Ergebnisse der zurückliegenden 5 Jahre (LSV und WP).


Bei den neueren, zweizeiligen Sorten erzielt Anisette ein sehr hohes Ertragsniveau, als nicht gelbmosaikresistente Sorte kommt sie aber nur auf befallsfreien Flächen in Frage. Sehr gut überzeugen kann auch Canberra. Wie Anisette verfügt sie über exzellente Strohstabilität. Jade kann ertraglich ebenfalls punkten, bleibt aber in der Strohstabilität etwas zurück. Campanile konnte in der Ertragsstabilität in den letzten Jahren am besten überzeugen. Metaxa gelang das 2009 nicht so gut, sie zeigt aber – wie MH Firenzza – mehrjährig gute Erträge.


Bei den Mehrzeilern liegt die neuere Sorte Semper ertraglich vorne, hat im Süden jedoch bisher noch keine größere Anbaubedeutung. Fridericus konnte letztes Jahr ihr Potential nicht ausschöpfen, im mehrjährigen Durchschnitt bleibt sie aber ertragsstark.


Obwohl Auswinterung durch Kahlfröste in den letzten Jahren im Süden kein Thema war, bleibt die Winterhärte der Sorten vor allem in schneeärmeren Regionen ein wichtiges Merkmal. Bei den Zweizeilern heben sich hier Campanile und Finesse ab. Bei den Mehrzeilern zeigen Fridericus und Lomerit eine überdurchschnittliche Winterhärte.


Standfeste und strohstabile Sorten sind gefragt


Die Wintergerste ist fester Bestandteil in der Fruchtfolge viehhaltender Betriebe. Durch regelmäßigen Gülleeinsatz haben diese Betriebe eine hohe N-Nachlieferung, die je nach Witterung zu erheblichen Wachstumsschüben führt. Sorten mit knapper Standfestigkeit sind hier trotz erhöhtem Wachstumsregler-Einsatz lagergefährdet. Die Futterbau- und Veredelungsbetriebe fordern daher standfeste Wintergerstensorten.


Emily und Anisette erfüllen diese hohen Ansprüche gut. Auch Metaxa, Melodica und Yatzy zeigen sich gut standfest, bei der Strohstabilität fallen sie jedoch etwas zurück. Sehr standfest präsentieren sich die älteren Sorten Reni, Spectrum und Finita. Sie haben trotz deutlich unterdurchschnittlicher Ertragsleistung in Baden-Württemberg noch stärkere Anbaubedeutung.


Bei den mehrzeiligen Sorten wurde die Standfestigkeit in den letzten Jahren deutlich verbessert. Dies belegt vor allem die Standardsorte Fridericus. Auch die neueren Sorten Semper, Kathleen, Souleyka und Christelle zeigen eine verbesserte Standfestigkeit, wobei Christelle auch in der Strohstabilität einen deutlichen Fortschritt bringt.


Resistenzen erhöhen die Anbausicherheit


Ergebnisse aus langjährigen bayerischen Versuchen zeigen, dass in Wintergerste in der Regel eine Fungizidanwendung am wirtschaftlichsten ist. Um einen ausreichenden Schutz zu erhalten, darf die Behandlung jedoch erst im Fahnenblattstadium erfolgen. Die Sorten müssen daher eine entsprechende Resistenzausstattung besitzen. Bei Netz- und Blattflecken zeigen die Sorten in der Regel mittlere bis gute Resistenz. Die Zwergrost-Anfälligkeit streut etwas stärker. Mit Ausnahme von MH Firenzza, Wintmalt und der mehrzeiligen Lomerit ist eine überdurchschnittliche Abwehr gegen Mehltau gegeben.


Bei dem im Süden regelmäßig und teilweise massiv auftretenden Ramularia-Blattfleckenkomplex sind Sortenunterschiede zu beobachten. Symptome treten immer dann auf, wenn nach Niederschlägen ein Wechsel zu starker Sonneneinstrahlung folgt. Die Verbräunungen führen bei starkem Auftreten zu abrupter Abreife.


Bei den Zweizeilern zeigen die neueren Sorten Anisette, Canberra und Layca geringeren Befall, ebenso wie Wintmalt. Im mehrzeiligen Sortiment zeigte sich in den letzten Jahren immer die langstrohige Sorte Highlight deutlich gesünder. Auch die neueren Sorten Yokohama, Souleyka und Kathleen weisen eine überdurchschnittliche Abwehrkraft auf. Die beste Ertragsabsicherung bringen derzeit jedoch leistungsfähige Fungizide kurz vor dem Ährenschieben.


Virosen breiten sich aus


In Süddeutschland konzentriert sich das Auftreten der Mosaikviren beson-ders auf die veredelungsstarken Regionen mit hohem Wintergerstenanteil in der Fruchtfolge. Eine stetige Ausbreitung ist jedoch feststellbar. In den Befallsgebieten wird zunehmend auch bei Typ 1-resistenten Sorten Befall festgestellt, was auf den bereits länger bekannten Virus-typ 2 hinweist.


Falls stärkere Ertragseinbrüche auftreten, kann die doppelresistente Sorte Jorinde eine Alternative sein. Sie erreicht im Vergleich zu den älteren Sorten mit Doppelresistenz ein akzeptables Ertragsniveau. Bei den Mehrzeilern ist die Doppelresistenz bereits stärker etabliert. Neben Nerz und Yokohama ist besonders Kath-leen hervorzuheben, da sie auch ertrag-lich eine deutliche Verbesserung bringt.


Verzwergungsviren spielten in den letzten zwei Jahren im Süden keine nennenswerte Rolle. Im Vordergrund stehen hier produktionstechnische Maßnahmen. Kostengünstig und effektiv ist die Verschiebung des Saatzeitpunktes nach hinten. In gefährdeten Gebieten, besonders in wärmeren Lagen, sollte die Aussaat nicht vor dem 25. September erfolgen. Scheidet dies aus betrieblichen Gründen aus, ist bei früher Saat und anschließend warmer Witterung ein Insektizideinsatz im Herbst anzuraten. j


Geeignete Sorten für Winterbraugerste


Durch den Rückgang der Sommergerste ist Winterbraugerste wieder stärker in der Diskussion. Geeignete Sorten wie Vanessa stehen schon seit längerem zur Verfügung. Die Anbaubedeutung blieb jedoch bislang gering. Verbesserungen in der Agronomik und Brauqualität brachten Wintmalt, Malwinta und Manureva.


Mit der mehrzeiligen Sebrau wurde 2010 eine weitere Winterbraugerste zugelassen. Manureva überzeugt im Leistungsniveau. Bei der frühreifen und strohstabilen Sorte müssen jedoch Abstriche bei der Kornqualität gemacht werden. Wintmalt kann ertraglich gut mithalten, die Neigung zu sehr hohen Bestandesdichten geht jedoch deutlich zu Lasten der Standfestigkeit. Malwinta fällt ertraglich etwas ab. Auf ihre Schwäche bei Rhynchosporium ist besonders zu achten.


Der Verzicht auf eine Stickstoff-Spätdüngung ist die wesentliche Maßnahme im Anbau von Winterbraugerste. Dies ermöglicht es – je nach Marktlage – auch noch kurzfristig im April über die Verwertungsrichtung zu entscheiden. Ein Anbau auf vertraglicher Basis dürfte jedoch der bessere Weg sein.


Hybridsorten besitzenErtragspotenzial


Mit Zzoom wurde 2008 die erste Hybride zugelassen. Die Sorte hat in den Versuchen ihr hohes Leistungspotenzial bewiesen, konnte sich aber nicht deutlich von den besten mehrzeiligen Sorten absetzen. Bei der Strohstabilität sind deutliche Schwächen erkennbar. Beim Marktwarenertrag und in der Kornqualität fällt sie deutlich zurück. Im Vordergrund steht damit die innerbetriebliche Verwertung.


Mit Hobbit wurde 2010 eine weitere Hybride zugelassen. Im Vergleich zu Zzoom ist sie deutlich besser in der Kornqualität. Bis auf Ährenknicken ist auch die Strohstabilität verbessert. Aufgrund ihrer höheren Vitalität wird vom Züchter eine reduzierte Saatstärke empfohlen. Der Züchter empfiehlt auch eine geänderte N-Strategie. Im Vordergrund stehen dabei eine sehr verhaltene Andüngung und die deutliche Betonung der N-Spätdüngung. Inwieweit sich hiermit das Leistungspotenzial besser ausschöpfen lässt, wird derzeit in Versuchen geprüft.


Dr. Josef Freundorfer


Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf

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