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Die Favoriten für den Süden

Lesezeit: 9 Minuten

Stabile Erträge und gute Kornqualitäten auch bei Trockenheit – das schaffen zweizeilige Sorten am besten. Aber bei den Mehrzeilern und Hybriden tut sich was. Empfehlungen für Ihren Standort gibt Thomas Gerstmeier, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Augsburg.


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Wintergerste ist nach Winterweizen und Mais die flächenmäßig drittgrößte Kultur in Süddeutschland. Mit rund 580000 ha stand im Jahr 2017 ca. 47% des gesamten Anbaus in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Saarland, Sachsen, Thüringen und Rheinland-Pfalz.


Dass die diesjährige Anbaufläche leicht höher ausfallen wird, deuten vorläufige Zahlen an. Gründe dafür sind die stetige Nachfrage nach Futtergerste und die stabilen Preise. Traditionell dominiert im Süden der Anbau von zweizeiliger Wintergerste.


Stabiler Ertrag vor Höchstertrag:

In diesem Jahr mussten viele Gerstenbestände mit einer ausgeprägten Trockenheit zurechtkommen. Niederschläge fielen allenfalls kleinräumig als Schauer oder lokal als unwetterartige Gewitter. Solche Wetterextreme beeinflussen zunehmend die Sortenwahl. Es geht verstärkt um die Fragen: Welche Sorte passt in meine Region? Wie reagiert sie auf Trockenheit? Welche Sorte ist ertragsstabil und krankheitstolerant?


Antworten darauf liefern nur die Versuchsergebnisse der Landessortenversuche (LSV) mit überregionalen Verrechnungen, mehrjährigen Erträgen und exakten Bonituren. Vor allem verlässliche Aussagen zur Ertragssicherheit bzw. -stabilität einer Sorte gewinnen künftig an Bedeutung. Je extremer ein Jahr, desto mehr spielen Sorteneigenschaften eine Rolle. Diese gehen weit über die Frage nach maximalen Erträgen hinaus.


Zwei-, Mehrzeiler oder Hybride?

Zunächst geht es darum, ob zweizeilige, mehrzeilige oder Hybridgerstensorten zu Ihrem Betrieb passen. Die Entscheidung darüber hängt von mehreren Faktoren ab.


In Süddeutschland sind nach wie vor die zweizeiligen Sorten in der Kombination Ertrag, Ertragsstabilität und Kornqualität den anderen überlegen. Das liegt insbesondere daran, dass sie auch bei Hitze und vorzeitiger Abreife noch gute hl-Gewichte und Kornausbildungen liefern. Diese wichtigen Eigenschaften schätzen vor allem Marktfruchtbetriebe, die für eine gute Vermarktung hohe Marktwareerträge benötigen. Dass eine hitzebedingte Abreife eintritt, ist im Süden wahrscheinlicher als im Norden.


In puncto Standfestigkeit und Strohstabilität (Halm- und Ährenknicken) erreichen die mehrzeiligen Sorten und die Hybriden zudem noch nicht das Niveau der Zweizeiler. Diese Kriterien sind vor allem auf Böden mit guter Nährstoffnachlieferung wichtig.


Mehrzeilige Sorten und Hybriden sind den Zweizeilern im Ertrag mehrjährig in Süddeutschland zwar überlegen. In der Kornqualität und -ausbildung reichen sie aber nicht an die Zweizeiler heran. Im Vergleich zu früheren Jahren hat sich jedoch die Kornqualität infolge züchterischer Arbeit bei den Mehrzeilern deutlich verbessert. Beide Sortentypen finden im Süden fast ausschließlich den direkten Weg in den Futtertrog. Für die Wahl einer Hybridsorte spricht der mögliche spätere Aussaattermin. Die frohwüchsigeren Hybridgersten vertragen eine Saat in der ersten Oktoberdekade besser als Liniensorten.


Ertraglich bewegen sich die bekannten Hybriden auf der Ebene der ertragsstärksten Linien. Dadurch kompensieren sie nicht die deutlich höheren Saatgutkosten, obwohl die Saatstärke von Hybridsorten um rund 25% geringer ist.


Im Jahr 2018 kommt eine neue Generation von Hybridgerste auf den Markt. Die Ergebnisse des Jahres 2017 deuten an, dass die neuen Hybriden die leistungsstarken Liniensorten im Ertrag teilweise übertreffen. Ein züchterischer Fortschritt ist deshalb durchaus erkennbar.


Top im Ertrag

: „Ein Jahr ist kein Jahr“ – heißt es im Versuchswesen. In dieser Saison trifft dieser Satz wieder einmal zu! Vor allem bei den diesjährigen Erträgen ist es wichtig, auch die mehrjährigen Ergebnisse bzw. die Vorjahresleistung zu betrachten.


Mehrjährig hohe Kornerträge erreichen im zweizeiligen Sortiment die Sorten California, Caribic, Colonia, KWS Infinity, Sandra und SU Vireni. Die Sorte Caribic ist darüberhinaus resistent gegenüber dem Gelbmosaikvirus-Typ 2. Damit steht für extreme Befallslagen auch eine Sorte zur Verfügung, die sich im Ertrag auf einem hohen Niveau bewegt.


Bei den mehrzeiligen Sorten bringen KWS Meridian, KWS Tonic und SU Ellen mehrjährig hohe Erträge. Mit der Sorte Toreroo passt sich die neue Hybridgeneration allmählich diesem Niveau an. Welche Erträge (mehrjährige Relativerträ- ge) die Gerstensorten auf unterschiedlichen Standorten erzielen, entnehmen Sie der Übersicht 1.


Die beschriebenen zwei- und mehrzeiligen Sorten sind zusätzlich in hohem Maße ertragsstabil. Denn witterungsbedingt schwankten die absoluten Erträge in den letzten Jahren teilweise enorm. Mehrjährig gute Relativergebnisse konnten daher nur Sorten erreichen, die über mehrere Jahre stabil hohe Erträge gebracht haben.


Neben dem Ertrag spielt die Kornqualität eine wichtige Rolle. Bei den Kriterien Kornausbildung und -qualität erreicht nach wie vor die Sorte Sandra die besten Werte, dicht gefolgt von SU Vireni, Caribic und der neuen Sorte Padura.


Dauerbrenner Ramularia!

Die ertragsrelevanteste Krankheit in der Gerste bleibt Ramularia. Innerhalb kürzester Zeit verloren Azole und Carboxamide ihre Wirkung. Einziger Heilsbringer ist noch Chlorthalonil. Damit steht eins fest: Der chemische Pflanzenschutz stößt an Grenzen. Der Ruf nach toleranten bzw. resistenten Sorten wird daher lauter.


Dass sich Sortenunterschiede gegenüber Ramularia ausarbeiten lassen, zeigen die BSA-Einstufungen und eigene Versuche. Betrachtet man die Ergebnisse jedoch genauer, unterdrücken sie jegliche Euphorie. Begründen lässt sich das z.B. mit den diesjährigen Bonituren am LSV-Standort Remshart (Übersicht 2). Die Bonitur musste an zwei verschiedenen Tagen stattfinden, da zum ersten Termin am 25. Mai nur die Zweizeiler befallen waren, die Mehrzeiler dagegen kaum. Daraus resultiert das sehr gute Ergebnis der mehrzeiligen Sorten KWS Meridian und Wootan zum frühen Termin. Die zweizeiligen Sorten zeigten zu diesem Zeitpunkt bereits deutlichen Blattbefall mit unterschiedlicher Ausprägung (Balkendiagramm links).


Lediglich vier Tage später (Balkendiagramm rechts) zeichneten dann auch die mehrzeiligen Sorten. Innerhalb dieser kurzen Zeit war der Krankheitsverlauf um satte vier Boniturnoten fortgeschritten. Das verdeutlicht, wie schnell Ramulariainfektionen verlaufen. Bei den zweizeiligen Sorten war am 29. Mai bereits ein Großteil der Blattoberfläche befallen und teils zerstört. Fazit daraus:


  • Mehrzeilige Sorten werden im Vergleich zu zweizeiligen einige Tage später von Ramularia befallen.
  • Die Hybriden konnten bislang im Vergleich zu den Liniensorten bei Ramularia keine signifikanten Fortschritte erzielen.
  • Mit der Sortenwahl lässt sich Ramularia nur sehr begrenzt kontrollieren.


Gefahr durch Gelbmosaikvirus?

Steht viel Wintergerste in der Fruchtfolge, kann das bodenbürtige Gelbmosaik-virus (BaYMV) verstärkt auftreten. Meist handelt es sich um den Gelbmosaikvirus Typ 1. Gegen diesen sind fast alle Wintergerstensorten resistent. Nur die zweizeilige Padura zeigt Schwächen.


Treten in einer Typ 1 (BaYMV-1) resistenten Sorte Anzeichen einer Infektion auf, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den Typ 2 (BaYMV-2). In diesen Fällen ist der Anbau einer doppelt resistenten Sorte zu empfehlen. Von den im LSV geprüften Sorten haben Caribic (zz), Hedwig (mz) und SU Ellen (mz) diese Doppelresistenz. Bei SU Ellen fehlt aber die Resistenz gegenüber dem Milden Gerstenmosaikvirus (BaMMV). Ob sich ein Befall ertragsmindernt auswirkt ist unklar. Von den neuen Sorten besitzt SU Antje die gleiche Resistenzausstattung wie SU Ellen.


Standfest auf Güllestandorten

: Wer seine Flächen regelmäßig mit organischen Düngern versorgt, benötigt standfeste und strohstabile Sorten. Auch eine kurze Halmlänge ist für viehhaltende Betriebe von Vorteil. Der Grund dafür ist, dass die Nährstoffversorgung bei organischer Düngung oft in Schüben erfolgt (abhängig von Niederschlägen und Temperatur). Das erschwert eine Kalkulation der Nährstoffverfügbarkeit. Diesen Ansprüchen werden die zweizeiligen Sorten SU Vireni, Caribic, Julena und KWS Carbis am ehesten gerecht.


Bei den Mehrzeilern kann nur SU Ellen punkten – sie ist standfest und strohstabil. Das gilt nach ersten Einschätzungen auch für die 2018 neu zugelassenen Sorten Lottie und Yvonne (beide zweizeilig) sowie für die mehrzeilige Wenke.


Steckbrief bewährter Sorten:

Folgende Zweizeiler sind zu empfehlen:


  • California liefert mehrjährig durchschnittliche Korn- und Marktwareerträge. Die Kornqualität ist für ein Zweizeiler dagegen unterdurchschnittlich. Die Sorte ist mittel bis gut standfest und insgesamt strohstabil. Sie reift etwas später ab. Die Blattgesundheit ist gut, auf Zwergrost ist aber zu achten. Die Winterhärte ist durchschnittlich.
  • Colonia realisiert mehrjährig durchschnittliche Korn- und Marktwareerträge. Die Standfestigkeit ist mittel bis gut bei einer durchschnittlichen Strohstabilität. Die Sorte reift mittel bis früh ab. Resistenzen gegen Blattkrankheiten sind bis auf Netzflecken mittel bis leicht überdurchschnittlich. Schwächen zeigt Colonia in der Winterhärte.
  • Sandra punktet mit mehrjährig hohen Kornerträgen (außer im Jahr 2017). Hervorzuheben ist die gute Kornqualität mit sehr guter Sortierung. Das sorgt für hohe Marktleistungen. Bei mittlerer bis guter Standfestigkeit und Halmstabilität überzeugt die sehr frühe Sorte mit überdurchschnittlichen Resistenzen gegenüber Mehltau und Netzflecken. Schwächen hat sie bei Zwergrost, Blattverbräunungen und in der Winterhärte.
  • SU Vireni erzielt mehrjährig hohe Korn- und Marktwareerträge. Die Sorte zeichnet sich durch eine sehr gute Strohstabilität und Standfestigkeit aus. In der Kombination beider Kriterien hat sie von allen in den LSVs geprüften Sorten die Nase vorn. Der Anbau bietet sich daher vor allem für viehhaltende Betriebe und auf Standorten mit hoher N-Nachlieferung an. Die Blattgesundheit ist insgesamt als durchschnittlich zu beurteilen. SU Vireni reift spät ab und besitzt eine mittlere Winterhärte.
  • Caribic ist gegenüber den Gelbmosaikvirus Typen 1 und 2 resistent. Daher empfiehlt sich ein Anbau auf Standorten, auf denen einfachresistente Sorten Befall zeigen. Die standfeste, strohstabile Sorte erreicht mehrjährig mittlere bis überdurchschnittliche Korn- und Marktwareerträge. Auf Mehltau und Rhynchosporium ist zu achten. Die Winterhärte ist durchschnittlich.


Bei den Mehrzeilern eignen sich folgende Sorten:


  • KWS Meridian liefert mehrjährig stabile Korn- und Marktwareerträge (außer 2017). Die Sorte mit durchschnittlicher Strohstabilität und Standfestigkeit neigte in den Versuchen stärker zu Lager. Die Resistenz gegenüber Ramularia ist mittel bis gut. Zu beachten ist die nur durchschnittliche Mehltau- und Netzfleckenresistenz. Bei durchschnittlicher Kornqualität ist ihre besonders gute Winterhärte hervorzuheben.
  • KWS Tonic bringt mehrjährig überdurchschnittliche Korn- und Marktwareerträge (auch 2017). Die Sorte ist etwas standfester und strohstabiler als KWS Meridian. Schwächen in den Resistenzen zeigt sie bei Netzflecken, Zwergrost und Ramularia. Bei durchschnittlicher Kornqualität und Winterhärte erfolgt die Abreife etwas später.
  • SU Ellen besitzt eine Doppelresistenz gegenüber den Gelbmosaikvirus Typen 1 und 2. Nicht resistent ist sie gegen BaMMV. Die frühreife Sorte mit mittlerer Winterhärte liefert mehrjährig durchschnittliche bis überdurchschnittliche Erträge. Auch in den Marktwareerträgen kann sie punkten. Bei durchschnittlicher Kornqualität ist sie winterhart. Gegenüber Mehltau, Netzflecken und Rhynchosporium ist SU Ellen überdurchschnittlich gesund. Schwächen sind bei Zwergrost und Blattverbräunungen erkennbar. Details zu den Eigenschaften der geprüften Sorten entnehmen Sie der Übersicht 3.


Kontakt: matthias.broeker@topagrar.com

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