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Gärrest-Strip Till gegen Erosion

Lesezeit: 4 Minuten

Familie Kraft hat ein Problem: Die immer häufiger auftretenden Starkniederschläge erhöhen die Gefahr von Bodenerosion auf den hängigen Maisflächen ihres Betriebes enorm. Damit ihr fruchtbarer Boden nicht verloren geht, haben sich die Krafts entschieden, ihr Anbauverfahren zu ändern. So bauen sie ihren gesamten Mais mittlerweile im Strip Till-Verfahren mit Gärrest-Unterfußdüngung an. Das Ziel: Die streifenweise Bodenbearbeitung und die Mulchschicht aus dem vorherigen Zwischenfruchtanbau sollen Erosion wirkungsvoll eindämmen. Doch haben sie damit Erfolg?


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Die Krafts bewirtschaften einen Ackerbaubetrieb mit Bullenmast und einer Biogasanlage auf den Hanglagen der Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Die überwiegend sandigen Lehmböden bestellen sie auf über 450 m Höhe neben Weizen, Raps und Gerste auch mit 100 ha Mais.


Strip Till gegen Erosion


Vor dem Systemwechsel haben sie die Zwischenfrucht vor der Maisaussaat untergepflügt und den Gärrest mittels Grubber am Güllefass direkt in den gepflügten Boden eingearbeitet. Der Mais stand in Engsaat (37,5 cm-Reihe), um den Boden über enger stehende Wurzeln besser „halten“ zu können und eventuell Mehrerträge zu erzielen. „Doch damit gelang es uns leider nicht, die Erosionsgefahr merklich zu senken“, resümiert Seniorchef Wilfried Kraft. 2016 kam dann der Umschwung: Die Mitarbeiter pflügen die Flächen nun vor der Zwischenfrucht im Spätsommer. Die Ölrettich dominierte Mischung bildet zügig ein dichtes Wurzelwerk und schützt so den Boden über Winter vor Erosion. „Zur Maisaussaat schlitzen wir 20 m³/ha dünnen Gärrest plus 3 l/ha Piadin mit dem Gerät Kulturstrip von Kverneland in den abgemulchten Zwischenfruchtbestand. Den Mais legen wir in 75 er-Reihe in einem zweiten Arbeitsschritt 5 cm über das Gärrestband“, erklärt Mitarbeiter Dominik Engels. Ein RTK-Lenksystem wäre hilfreich, zeigt am Hang aber sein Schwächen. Doch es geht auch ohne, denn die Zinken ziehen das Sägerät fast automatisch in die aufgelockerten Streifen.


Lehrgeld hat der Betrieb im Frühjahr 2017 bezahlt. Die Stängel der üppigen Zwischenfrucht waren zu Beginn der Maissaat noch feucht. Vor allem die Ölrettichstängel zeigten sich zäh und verstopften die Gülleschare. „Daraus haben wir gelernt. Nach dem Mulchen lassen wir die Streu abtrocknen. Dadurch werden die Stängel mürbe“, sagt Mitarbeiter Ralf Hartung.


Um Unkraut und Durchwuchs aus der Zwischenfrucht zu bekämpfen, kann ein Glyphosateinsatz direkt nach der Aussaat erforderlich sein. Dann reicht später ein einmaliger Herbizideinsatz aus. Ohne Glyphosat wären zwei Anwendungen nötig.


Familie Krafts Erfahrungen mit dem Verfahren nach drei Jahren: Die Mulchauflage bremst abfließendes Wasser wirkungsvoll. Die Grobporen aus Wurzelröhren und Regenwurmgängen bleiben bestehen und fördern das Versickern von Regenwasser.


Im Trockenjahr 2018 profitierte der Mais wegen der besseren Kapillarwirkung zusätzlich. „Diese Böden nahmen die wenigen Niederschläge besser auf als die gepflügten“, beobachtete Georg Kraft. Das sicherte die Erträge ab.


Insgesamt hat sich der Maisertrag durch die Strip Till-Technik nicht merklich verändert. „Im ersten Jahr befürchteten wir, dass sich der Boden ohne die Bearbeitung nicht schnell genug erwärmt“, so Ralf Hartung. Zwar ist der Mais anfangs im Vergleich zu den Nachbarflächen kleiner. Er holt aber schnell auf. „Geringe Ertragseinbußen würden wir sogar in Kauf nehmen, weil die Erosionsvermeidung bei uns Priorität hat“, betont Stefan Kraft.


Kosten überschaubar


Die Kosten für die Umstellung auf Strip Till waren für Familie Kraft überschaubar. Sie mussten lediglich den vorher am Güllefass angehängten Grubber durch das sechsreihige Schlitzgerät Kulturstrip von Kverneland ersetzen. Die dazu passende sechsreihige Maisdrille war bereits vorhanden.


Wilfried Kraft liegt der Erosionsschutz am Herzen. Er möchte gern Berufskollegen für das Verfahren begeistern. Das Problem ist, dass es in der Region keine Lohnunternehmen gibt, die die Technik anbieten. Sie selbst anzuschaffen wäre für viele Betriebe zu teuer. Hier wünscht sich Wilfried Kraft Unterstützung von öffentlicher Seite.


anne-katrin.rohlmann@topagrar.com

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