Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Stilllegung 2024

Aus dem Heft

Her mit der Gülle!

Für die einen ist Gülle ein Fluch, für die anderen ein Segen.

Lesezeit: 6 Minuten

Robert Vorlop plant gemeinsam mit weiteren Landwirten den Bau eines Güllebehälters mitten in einer Ackerbauregion. Das soll Vorteile für sie und Veredler bringen. Wir berichten, wie sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen.

Für die einen ist Gülle ein Fluch, für die anderen ein Segen. In den Veredlungszentren entwickeln sich die hohen Nährstoffmengen zunehmend zum Problem. Wer als Sauenhalter oder Biogasbetreiber Gülle an eine Nährstoffbörse abgeben muss, zahlt regional 10 bis 12 € pro m3 dafür. Vor allem bei den derzeit niedrigen Erzeugerpreisen hemmt das die Entwicklung der Betriebe deutlich. Die Novelle der DüngeVO wird die Kosten für den Nährstoffexport künftig weiter hochtreiben.

Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Ganz anders ist die Situation in reinen Ackerbaubetrieben. In Thüringen sind fast 50% der Ackerböden niedrig bis sehr niedrig mit Phosphat versorgt. Darunter leidet die Ertragsstabilität. Aber auch in vielen Marktfruchtbetrieben in anderen Regionen ist die Versorgung mit Grundnährstoffen knapp. Der Nährstoffüberschuss aus der Veredlung bietet in diesen Fällen eine Chance, vor allem mit preiswertem Phosphor und Kali aus Gülle die Wirtschaftlichkeit des Ackerbaus zu verbessern.

Baugenehmigung in Ackerregion:

Dieses „Verteilproblem“ von Nährstoffen haben die Ackerbauern Johannes-Heinrich Schrader, Gesellschafter der Agrar Vorharz GbR, und Robert Vorlop erkannt. Gemeinsam schmiedeten sie folgenden Plan: den Bau eines 6500 m3 großen Güllebehälters mitten in der Ackerbauregion. „Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe“, so Vorlop. „Die Veredler halten ihre Bilanz in Ordnung, indem sie ihren Nährstoffüberschuss exportieren und wir können unsere Düngekosten senken.“

Um das Vorhaben zu realisieren, haben neben Vorlop und Schrader weitere Landwirte aus dem Südkreis Wolfenbüttel sowie aus dem angrenzenden Landkreis Goslar die Nordharzer Nährstoff GbR gegründet. Über diese GbR soll der Bau des Behälters erfolgen. Erster Erfolg war die kürzlich erteilte Baugenehmigung. „Doch dies war schwieriger als gedacht“, erinnert sich Robert Vorlop. „Obwohl wir mit dem Bau dazu beitragen, dass die Nährstoffe aus Überschussregionen sinnvoll abfließen und wir mit der Gülle unsere Böden aufwerten, taten sich die Genehmigungsbehörden schwer, die Privilegierung anzuerkennen. Gegenwind kam auch von Seiten der Bürger.“

Den Güllebehälter mit Zeltab-deckung wollen sie im Landkreis Goslar bauen. Von dort sind die Flächen der beteiligten Ackerbauern gut zu erreichen. Für die organische Düngung sind rund 1000 ha vorgesehen.

Mit Gülle im Vorteil:

Wichtig sind den Ackerbauern neben Stickstoff vor allem die in der Gülle enthaltenen Grundnährstoffe. „Bislang haben wir Phosphor und Kali über Hühnertrockenkot dem Boden zugeführt“, schildert Vorlop. Dies wirkte sich auch positiv auf den Humusgehalt seiner Böden aus. Das Problem für ihn ist jetzt aber Folgendes: Das Ausbringen und Einarbeiten des Hühnertrockenkots erfolgte bisher im Herbst z.B. vor Rüben. Die Novelle der DüngeVO wird die Düngung N-haltiger Wirtschaftsdünger im Herbst voraussichtlich aber deutlich einschränken. Dazu kommt, dass die Verteilgenauigkeit des Trockenkots oft zu wünschen übrig lässt. Daher kam ihm die Idee mit der Gülledüngung gerade recht.

Für ihn und seine Partner sprechen zudem folgende Vorteile für den Einsatz:

  • Gülle lässt sich in vielen Kulturen zur Frühjahrsdüngung nutzen und präzise verteilen. Geplant ist eine Anwendung in Getreide, Raps und Rüben.
  • Die Nährstoffwerte für Rohmischgülle liegen pro m3 oft bei 8 bis 9 €. Unterstellt sind laut DüngeVO 5,5 kg Gesamt-N, 2,9 kg P2O5 und 4 kg Kali. Zudem enthält Gülle Schwefel und geringe Mengen an Magnesium.
  • Die organische Substanz fördert das Bodenleben und erhöht langfristig den Humusgehalt.

Ihre Strategie:

Trotzdem ist Gülle wegen des relativ hohen Wassergehaltes nur wenig transportwürdig. Das gilt insbesondere bei großen Entfernungen. „Um den Güllewert noch zu steigern, würden wir gern Dickgülle beziehen“, erklärt Robert Vorlop.

Bei diesem Verfahren zur Aufkonzentration von Gülle nutzt man das natürliche Absetzen der festen Bestandteile. Die in der unteren Behälterhälfte lagernde Dickgülle enthält etwa 8 kg/m3 Gesamt-N und 7,4 kg/m3 Phosphat. Das zeigen Ergebnisse der LWK Niedersachsen. Am besten lassen sich Schweine- und Sauengülle eindicken. Bei hohen Nährstoffmengen muss man somit weniger transportieren.

Bei Erhalt von konzentrierter Dickgülle können sich die Ackerbauern folgende Strategie vorstellen: Sie tragen zunächst gemeinsam die Baukosten von voraussichtlich über 300000 € (ca. 50 € je m3) für den 6500 m3 großen Behälter und sorgen selbst für die Gülleausbringung auf ihren Flächen. Die Veredler liefern den Wirtschaftsdünger frei Güllebehälter und zahlen pro m3 einen Betrag von 4 €.

„Bei dieser Regelung profitieren beide Seiten“, ist Vorlop überzeugt. Die zuliefernden Mäster oder Sauenhalter erhalten eine Gülleabnahme-Garantie ohne zusätzlichen Aufwand. Geplant sind langfristige Partnerschaften. Die Ackerbauern wollen mit diesem Modell rund 30 €/ha gegenüber der mineralischen Düngung einsparen.

„Als Risiko tragen wir noch die im Vergleich zu Mineraldüngern etwas schlechtere Düngewirkung von Gülle“, gibt der Ackerbauer zu bedenken. Sie gehen von einem Mineraldünger-Äquivalenten von 60% aus. Das heißt: Dieser Anteil des Gülle-N steht den Pflanzen bereits im Anwendungsjahr zur Verfügung.

Mit dieser Strategie sollen die Kosten des Behälters nach zehn Jahren refinanziert sein. „Fällt die Abschreibung danach weg, wollen wir diesen Vorteil an die Veredler durchreichen“, erklärt der Landwirt. „Auf lange Sicht werden die Kosten für die Abgeber eher sinken.“

Effizient ausbringen:

Die Gülledüngung wollen die Ackerbauern von einem Lohnunternehmer durchführen lassen. Abhängig von der zu düngenden Kultur sollen möglichst Schleppschuhverteiler zum Einsatz kommen. Um die Straßen nicht zu verschmutzen und Konflikten dadurch aus dem Weg zu gehen, ist der Einsatz von Zubringfässern geplant.

„Wir werden auf modernste Technik setzen, um gasförmige Ammoniakverluste zu minimieren“, erklärt Vorlop. Auf seinen hanggeneigten Flächen mit sandigen Lehm- bis Tonböden rechnet er bei diesem Verfahren mit relativ hohen Ausbringkosten von mehr als 7 € je m3. Die Gülle will er vor allem für die erste N-Gabe im Frühjahr in Getreide und Raps nutzen. Danach folgt eine mineralische Ergänzung. Auch vor Rüben ist der Einsatz von Gülle geplant.

Zurzeit suchen die Ackerbauern Partner aus Veredlungsregionen. Gern würden sie mit vier bis sechs Betrieben zusammenarbeiten. Matthias Bröker

top agrar-Serie Dünge-Verordnung

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.