Wetterwechsel, Problemunkräuter und ein Wandel in der Herbizidpalette verlangen Kartoffel-Profis immer mehr ab. Hier die Erkenntnisse aus neuen Versuchen und die Strategien für die Saison.
Stark spezialisierte Kartoffelbetriebe fordert die Unkrautregulierung besonders heraus. Denn die hohe Anbaudichte selektiert verstärkt Problemunkräuter und verschärft das Auftreten von Ausfallkartoffeln in der Fruchtfolge. Zudem erfordert die Veränderung in der Herbizidpalette, sich neu zu orientieren.
Deshalb haben die Pflanzenschutzdienste in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz sieben Jahre (von 2012 bis 2018) ein länderübergreifendes Versuchsprogramm durchgeführt. Die Herbizidprüfungen erfolgten auf 26 Standorten mit jeweils vielfältigem Unkrautspektrum. Zu den dominierenden Arten gehörten Weißer Gänsefuß, Bingelkraut, Windenknöterich, Schwarzer Nachtschatten, Klettenlabkraut, Gänsedistel, Hühnerhirse und Franzosenkraut.
Die Bekämpfungsleistung über alle Prüfvarianten und Leitunkräuter war mit einer mittleren Wirkung von 94% noch relativ hoch und sicher (siehe Übersicht 1). Unter den häufigsten Unkräutern wurden Weißer Gänsefuß und Klettenlabkraut überdurchschnittlich gut erfasst. Weniger sicher ließen sich Bingelkraut und Windenknöterich regulieren. Ein echtes Problemunkraut ist seit dem Verlust des Wirkstoffs Metosulam der Schwarze Nachtschatten.
Früher Nachauflauf leicht überlegen
Die meisten Kartoffelherbizide muss man wegen ihrer selektiven Wirkung im Vorauflauf einsetzen. Vom Auflauf bis zum frühen Nachauflauf lassen sich neben Rimsulfuron (Cato) nur Mittel auf der Basis von Prosulfocarb und Metribuzin verwenden.
In den Versuchen zeigte sich, dass Anwendungen im frühen Nachauflauf denen im Vorauflauf tendenziell leicht überlegen sind (+/-2% Wirkung). Das Wirkprofil von sechs Behandlungs-Varianten mit einer mittleren Leitunkrautwirkung von mindestens 95% entnehmen Sie Übersicht 2. Dabei zeigte sich:
Die beiden relativ besten Varianten sind Spritzfolge-Behandlungen vom Auflauf bis frühen Nachauflauf. Bemerkenswert ist, dass die Arcade-Spritzfolge und die Mischung aus Boxer + Sencor bzw. Arcade jeweils eine Kombination der klassischen Kartoffel-Wirkstoffe Prosulfocarb und Metribuzin sind.
Die reine Voraufauf-Anwendung mit Artist + Centium 36 CS erzielte das gleiche Leistungsniveau wie die Einfachbehandlungen mit Arcade solo, Boxer + Proman und Novitron + Sencor liquid.
Das lässt sich verbessern
Als Fazit lässt sich aus dem Versuchsprogramm ableiten, dass eine Kombination von zwei bis drei Basis-Wirkstoffen in robuster Menge die sichere Unkrautregulierung gewährleistet. Hierzu muss man das Wirkungsspektrum der Mittel an die Unkräuter auf dem Standort anpassen, um auch problematischere Arten wie Bingelkraut, Windenknöterich und Schwarzen Nachtschatten ausreichend sicher bekämpfen zu können.
Eine weitere Optimierungsmöglichkeit haben Versuchsjahre wie 2018 gezeigt:
An Standorten mit sehr wenig bis nahezu keinem Niederschlag waren planmäßige Anwendungen im Vorauflauf denen im frühen Nachauflauf unterlegen.
Selbst reine blattaktive Anwendungen mit dem Wirkstoff Pyraflufen (Quickdown) schnitten unter den trockenen Bedingungen ähnlich wie aufwändige Breitband-Behandlungen ab.
Bei zunehmend stark unterschiedlichen Witterungsbedingungen stehen Kartoffelanbauer vor der Herausforderung, mit verschiedenen Behandlungs-Konzepten situationsangepasst zu reagieren. Die mögliche Bandbreite ist groß. Sie reicht von einfachen Vorauflauf-Anwendungen über Spritzfolgen bis in den frühen Nachauflauf oder auch einer Sonderanwendung mit reiner Kontaktwirkung (burn-down), gefolgt von einer gezielten Nachauflauf-Behandlung oder alternativ auch einer mechanischen Unkrautbekämpfung. Die verfügbaren Optionen sind vielfältig und lassen sich an die verschiedenen Standortverhältnisse oder auch Witterungsbedingungen anpassen.
Unser Autor
Klaus Gehring, LfL Bayern, Freising
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Wetterwechsel, Problemunkräuter und ein Wandel in der Herbizidpalette verlangen Kartoffel-Profis immer mehr ab. Hier die Erkenntnisse aus neuen Versuchen und die Strategien für die Saison.
Stark spezialisierte Kartoffelbetriebe fordert die Unkrautregulierung besonders heraus. Denn die hohe Anbaudichte selektiert verstärkt Problemunkräuter und verschärft das Auftreten von Ausfallkartoffeln in der Fruchtfolge. Zudem erfordert die Veränderung in der Herbizidpalette, sich neu zu orientieren.
Deshalb haben die Pflanzenschutzdienste in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz sieben Jahre (von 2012 bis 2018) ein länderübergreifendes Versuchsprogramm durchgeführt. Die Herbizidprüfungen erfolgten auf 26 Standorten mit jeweils vielfältigem Unkrautspektrum. Zu den dominierenden Arten gehörten Weißer Gänsefuß, Bingelkraut, Windenknöterich, Schwarzer Nachtschatten, Klettenlabkraut, Gänsedistel, Hühnerhirse und Franzosenkraut.
Die Bekämpfungsleistung über alle Prüfvarianten und Leitunkräuter war mit einer mittleren Wirkung von 94% noch relativ hoch und sicher (siehe Übersicht 1). Unter den häufigsten Unkräutern wurden Weißer Gänsefuß und Klettenlabkraut überdurchschnittlich gut erfasst. Weniger sicher ließen sich Bingelkraut und Windenknöterich regulieren. Ein echtes Problemunkraut ist seit dem Verlust des Wirkstoffs Metosulam der Schwarze Nachtschatten.
Früher Nachauflauf leicht überlegen
Die meisten Kartoffelherbizide muss man wegen ihrer selektiven Wirkung im Vorauflauf einsetzen. Vom Auflauf bis zum frühen Nachauflauf lassen sich neben Rimsulfuron (Cato) nur Mittel auf der Basis von Prosulfocarb und Metribuzin verwenden.
In den Versuchen zeigte sich, dass Anwendungen im frühen Nachauflauf denen im Vorauflauf tendenziell leicht überlegen sind (+/-2% Wirkung). Das Wirkprofil von sechs Behandlungs-Varianten mit einer mittleren Leitunkrautwirkung von mindestens 95% entnehmen Sie Übersicht 2. Dabei zeigte sich:
Die beiden relativ besten Varianten sind Spritzfolge-Behandlungen vom Auflauf bis frühen Nachauflauf. Bemerkenswert ist, dass die Arcade-Spritzfolge und die Mischung aus Boxer + Sencor bzw. Arcade jeweils eine Kombination der klassischen Kartoffel-Wirkstoffe Prosulfocarb und Metribuzin sind.
Die reine Voraufauf-Anwendung mit Artist + Centium 36 CS erzielte das gleiche Leistungsniveau wie die Einfachbehandlungen mit Arcade solo, Boxer + Proman und Novitron + Sencor liquid.
Das lässt sich verbessern
Als Fazit lässt sich aus dem Versuchsprogramm ableiten, dass eine Kombination von zwei bis drei Basis-Wirkstoffen in robuster Menge die sichere Unkrautregulierung gewährleistet. Hierzu muss man das Wirkungsspektrum der Mittel an die Unkräuter auf dem Standort anpassen, um auch problematischere Arten wie Bingelkraut, Windenknöterich und Schwarzen Nachtschatten ausreichend sicher bekämpfen zu können.
Eine weitere Optimierungsmöglichkeit haben Versuchsjahre wie 2018 gezeigt:
An Standorten mit sehr wenig bis nahezu keinem Niederschlag waren planmäßige Anwendungen im Vorauflauf denen im frühen Nachauflauf unterlegen.
Selbst reine blattaktive Anwendungen mit dem Wirkstoff Pyraflufen (Quickdown) schnitten unter den trockenen Bedingungen ähnlich wie aufwändige Breitband-Behandlungen ab.
Bei zunehmend stark unterschiedlichen Witterungsbedingungen stehen Kartoffelanbauer vor der Herausforderung, mit verschiedenen Behandlungs-Konzepten situationsangepasst zu reagieren. Die mögliche Bandbreite ist groß. Sie reicht von einfachen Vorauflauf-Anwendungen über Spritzfolgen bis in den frühen Nachauflauf oder auch einer Sonderanwendung mit reiner Kontaktwirkung (burn-down), gefolgt von einer gezielten Nachauflauf-Behandlung oder alternativ auch einer mechanischen Unkrautbekämpfung. Die verfügbaren Optionen sind vielfältig und lassen sich an die verschiedenen Standortverhältnisse oder auch Witterungsbedingungen anpassen.