Das Gras von Wiesen im hessischen Odenwald hat eine ganz besondere Bestimmung: Es wird in der weltweit einzigen Grasfabrik „Biowert“ zu Kunststoff, Dünger oder Dämmstoffen verarbeitet. Die Produkte sind somit biologisch abbaubar oder recycelbar. Das Gras kommt von nahegelegenen landwirtschaftlichen Flächen in der Umgebung der Fabrik. Die Landwirte liefern es lose an, die Bezahlung erfolgt nach Gewicht (TS).
Für eine gleichbleibende Qualität erfolgt die Ernte vor dem Rispenschieben bei einem TS-Gehalt von 25%. „Durch das Silieren sind wir unabhängig von Jahreszeit und Wachstumszyklus der Gräser“, sagt Dr. Michael Gass, der das Unternehmen vor 17 Jahren gegründet hat.
Aus den Pflanzen wird in der Fabrik die Zellulose herausgelöst und getrocknet. Nur mit Wasser und Wärme – ohne chemische Zusätze. Es entstehen verschiedene Endprodukte: AgriCell ist ein Dämmstoff, AgriFer eine biologische Alternative zu herkömmlichen Stickstoffdüngern. AgriPlast ist ein Kunststoffgranulat, das aus bis zu 75% Grasfasern besteht und zu Terrassendielen, Stapel-kästen oder Becher verarbeitet wird.
Auf eine geschlossene Kreislaufwirtschaft legt Gass besonderen Wert. Viele Materialien stammen aus nachwachsenden Rohstoffen aus der Umgebung. Biogas und Abwärme finden bei Warmwasserbereitung, in Trocknungsprozessen und der Erzeugung von Strom Verwendung. Als Nebenprodukt der Fasern entsteht Grasgülle, die mit organischen Abfällen in der Biogasanlage fermentiert wird.
Das Konzept soll nach Unternehmensangaben auf weiteren Standorten verwirklicht werden. Denn die Nachfrage nach den Produkten steigt.