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Pflügen, Mulch- oder Direktsaat: Was passt?

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein prüft, wie sich verschiedene Bodenbearbeitungsverfahren auf die Erträge und Qualitäten auswirken.

Lesezeit: 7 Minuten

Lassen sich auf schweren, stark wechselnden Böden durch extensivere Verfahren der Boden­bearbeitung die Kosten senken? Wie reagieren Erträge und Qualitäten bei Getreide und Raps darauf? Neue, mehrjährige Praxisversuche liegen dazu vor.


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Pflug-, Mulch- oder Direktsaat, mit welchem Bodenbearbeitungsverfahren lässt sich die Effizienz am besten steigern? Vor allem auf schweren, wechselnden Standorten treibt Landwirte diese Frage um. Denn das Potenzial, Kosten zu sparen, ist lukrativ. Die Unterschiede in den Arbeitserledigungskosten betragen zwischen


  • Pflug- und Mulchsaat ca. 42 €/ha und
  • Pflug- zu Direktsaat sogar rund 100 € je ha.


Diese unterschiedlichen Bodenbearbeitungsverfahren prüft die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Rahmen ihres 10-jährigen Projektes „On Farm Research“ auf Gut Helmstorf (siehe top agrar 11/2012, 2/2013 und 4/2013). Dieser typische Marktfruchtbetrieb des Östlichen Hügellandes zeichnet sich durch stark wechselnde Böden (20 bis 65 BP) und viele Lehm-/Tonkuppen aus. Auf insgesamt 5 Schlägen stehen die 3 Bodenbearbeitungs-Varianten jährlich seit 2007 in allen angebauten Fruchtarten (Raps, Weizen, Gerste, Triticale) und Fruchtfolgen im Vergleich.


Dabei haben wir auch für die Direktsaat die betriebsübliche Fruchtfolge Raps/Weizen/Gerste bzw. Raps/Weizen/Weizen nicht verlassen. Dazu haben wir uns entschieden, weil der Anbau dieser Fruchtarten im Vergleich zu Leguminosen und anderen Sommerungen, die Zwischenfruchtanbau ermöglichen, unter den Anbaubedingungen Schleswig-Holsteins wirtschaftlicher ist. Bei dem Projekt steht im Vordergrund, positive oder negativen Langzeiteffekte der unterschiedlichen Bodenbearbeitung zu ermitteln.


Strip-Till-Technik im Test:

In den ersten beiden Jahren erfolgte die Direktsaat (Strip-Till) mit einer Claydon-Drille. Seit dem 3. Versuchsjahr setzen wir für die Direktsaat eine Seed Hawk 600 C (Väderstad) ein. Seitdem führen wir die Unterfußdüngung zur Aussaat (meist mit DAP) durch. Pflug- und Mulchsaatvarianten drillen wir mit einer Väderstad Rapid.


Wie schneiden die 3 Bodenbearbeitungsverfahren von den Erträgen, Qualitäten und der Wirtschaftlichkeit ab?


So reagiert Getreide:

Die Erträge, N-Düngung, Proteingehalte und N-Bilanzen bei Getreide der Großteilstücke aus den Versuchsjahren 2009, 2010 und 2012 haben wir in Übersicht 1 auf Seite 56 zusammengefasst. Im Versuchsjahr 2011 mussten wir die Versuchsschläge witterungsbedingt mit Sommerungen bestellen. Hier die wichtigsten Ergebnisse für das Jahr 2009 (2. Versuchsjahr):


  • Ertragsvorteile der Pflugsaat gegenüber der Mulch- und Direktsaat gab es in der Anbaufolge Weizen nach Weizen und Wintergerste nach Weizen. Überraschend waren die günstigeren Erträge der Direktsaat gegenüber der Mulchsaat. In Weizen nach Raps unterschieden sich Pflug- und Mulchsaat im Bodenbearbeitungsablauf in der Fruchtfolge (Pflugsaat: Pflug-Pflug-Mulch, Mulchsaat: durchgängig Mulchsaat). Das heißt: Zu Raps nach Weizen wird praxisüblich in beiden Varianten gemulcht.
  • Die N-Aufwendungen unterschieden sich nur auf dem Hirschkamp deutlicher, um die Mulchsaat im Herbst 2008 zu etablieren. Wenn dies nicht in Ertrag umgesetzt werden kann – die Proteingehalte der Bodenbearbeitungs-Varianten waren nahezu gleich hoch – steigt die N-Bilanz.
  • Das in jedem Jahr auf allen Getreideschlägen mit dem Yara-N-Tester im Vegetationsverlauf durchgeführte N-Monitoring zeigte keine Unterschiede im N-Gehalt der Getreidepflanzen, die darauf hingewiesen hätten, dass eine weitere differenzierte N-Düngung zwischen den Varianten nötig gewesen wäre.


Aus dem Jahr 2010 lässt sich Folgendes festhalten:


  • Auf den beiden Weizen nach Weizen-Schlägen fiel die Direktsaat deutlicher ab, während Pflug- und Mulchsaat gleich hohe Erträge brachten. Ursache für die Ertragsdifferenzen: Im dritten Direktsaatjahr nahm der Druck mit Ackerschnecken zu, und die Bestandesdichte in den Direktsaatvarianten war zu gering. Das wirkte sich auch negativ auf die N-Bilanzen aus.
  • Auch in Weizen nach Raps schnitt die Direktsaat in 2010 wegen des enormen Druckes mit Ackerschnecken trotz intensiven Schneckenkorneinsatzes deutlich schlechter als in den beiden Mulchsaat-Varianten aus den unterschiedlichen Bodenbearbeitungsfolgen ab.
  • Bei Wintergerste nach Weizen war die Pflugsaat ertraglich der Mulch- und Direktsaat deutlich überlegen. Hier traten das erste Mal spürbare Ausfälle durch Mäuse in der Direktsaat-Variante (3. Direktsaatjahr) auf.
  • Auch in 2010 führten Ertragsunterschiede zwischen den Bodenbearbeitungs-Varianten zu zum Teil deutlichen Differenzen in den N-Bilanzen.


Diese Ergebnisse brachte das Jahr 2012 (5. Versuchsjahr):


  • Die Erträge der 3 Bodenbearbeitungs-Varianten bei Weizen nach Weizen bzw. Weizen nach Triticale lagen sehr eng beieinander (siehe Übersicht 1). Aufgrund der Erfahrungen der vorherigen Versuchsjahre haben wir die Saatstärken in den Direktsaat-Varianten um 20 % gegenüber Pflug- und Mulchsaat erhöht. Das sicherte bei der vergleichsweise größeren Reihenweite der Seed Hawk 600 C trotzdem noch ausreichende Bestandesdichten.
  • In Weizen nach Raps waren Pflug- und Direktsaat ertragsgleich.
  • Auf den beiden Triticaleschlägen nach Sommerweizen aus 2011 (witterungsbedingte Anbauumstellung) brachten die Direktsaat-Varianten im Vergleich zu Pflug- und Mulchsaat niedrigere Erträge.


Raps doch besser pflügen?

Bereits im Einstiegsjahr 2008 gab es in der Direktsaat bei Raps (Claydon-Drille) wegen schwieriger Bestellbedingungen auf dem Rethacker einen deutlichen Ertragsabfall (siehe Übersicht 2). Die Ursache waren erhebliche Ausfälle durch Ackerschnecken. Wegen der flächenhaften Fehlstellen haben wir hier auch die N-Düngung im Vegetationsverlauf an die verringerte Ertragserwartung angepasst. Blieben der Schneckendruck und die damit einhergehenden Pflanzenverluste aus (Krutschenkamp), war die Direktsaat der Pflugsaat im Ertrag ebenbürtig.


In 2009 blieb die Direktsaat im Ertrag ebenfalls deutlich unter der Pflug- und Mulchsaat. Auch hier waren Verluste durch Ackerschnecken bei der Bestandesetablierung im Herbst und schwierige Bestellbedingungen für die Direktsaat die Ursache. Nach Umstieg von der Claydon-Drille auf die Direktsaat mit der Seed Hawk 600 C in 2010 konnte auf dem Schlag Achterweide ohne ertragsrelevanten Schneckenschaden und in Verbindung mit einer Unterfußdüngung mit DAP die Direktsaat mit dem höchsten Ertrag abschneiden.


Leider gab es wegen der zur Herbstaussaat 2010 und 2011 witterungsbedingt erforderlichen Anbauumstellung im Betrieb keine auswertbaren Bodenbearbeitungsschläge zu Raps. In 2012, zur Ernte 2013, konnten wir dagegen 3 Bodenbearbeitungsschläge mit Raps bestellen. Auf zwei der drei Rapsschläge werden aber die im 6. Versuchsjahr deutlich zunehmenden Pflanzenverluste durch Mäuse in der Direktsaat voraussichtlich messbar Ertrag kosten.


Auf die Ölgehalte hatten die differenzierten Bodenbearbeitungs-Verfahren keinen deutlichen Einfluss. Auch die N-Bilanzen, die beim Raps ausschließlich ertragsabhängig sind, drifteten zwischen den Varianten nicht gesichert auseinander. Der geringere N-Überhang aus der Direktsaat in 2008 resultiert aus der N-Düngung, die wir an die zu erwartenden Ertragsverluste angepassten hatten.


Wirtschaftlichkeit zählt!

Wie schneiden die 3 Bodenbearbeitungs-Strategien wirtschaftlich ab? Bewertet man die Wirtschaftlichkeit der Bodenbearbeitungs-Varianten und deren Ergebnisse an zwei Einzelschlägen, zeigt sich, dass sich die Unterschiede in der Marktleistung (Ertrag und Qualität) und vorrangig im Bereich der Kosten der Arbeitserledigung (Bodenbearbeitung) ergeben. Hinzu kommen für die Direktsaat höhere Aufwendungen im Herbizidbereich (Glyphosateinsatz) und eine gewisse Absicherung im Fungizidbereich (HTR/DTR bei Weizen nach Weizen). In kritischen Jahren kommen Mehraufwendungen für Schneckenkorn hinzu, um die Bestandesetablierung abzusichern und bei Getreide die ab Aussaat 2011 angepasste höhere Saatmenge.


Wie die Verfahren in der Wirtschaftlichkeit im Vergleich miteinander abschneiden, entnehmen Sie den Übersichten 3 bis 7. Betrachtet man alle Bearbeitungsverfahren über alle drei Fruchtarten in den Jahren 2008 bis 2010 und 2012, ist der Pflugsaatbetrieb am wirtschaftlichsten (siehe Übersicht 3). Das resultiert im Wesentlichen aus dem Ertragsvorteil von Wintergerste nach Pflug im Vergleich zu Direkt- und Mulchsaat (siehe Übersicht 4). Wintergerste muss unter diesen Anbaubedingungen gepflügt werden. Interessant ist aber, dass hier die Direktsaat der Mulchsaat sogar knapp überlegen war.


Bei Raps lagen Pflug- und Mulchsaat fast gleich auf ­(siehe Übersicht 5). Die Direktsaat lag hier in der Direkt- und Arbeitskostenerledigungsfreien Leistung 80 € pro ha unter der Pflug- und Mulchsaat. Dies ist durch Ertragsverluste in Einzeljahren und deutlichere Ertragsschwankungen der Direktsaat zu erklären. Verursacht wurden sie durch höheren Ackerschneckenbesatz.


Weizen nach Raps erreichte im Mittel der Anbaujahre wirtschaftliche Vorteile bei Mulchsaat in der Pflugfruchtfolge im Vergleich zur reinen Mulchsaat (Übersicht 6). Die Direktsaat fiel hier bisher wirtschaftlich ab. Auch hier führte in Einzeljahren/auf Einzelschlägen der Ackerschneckenbesatz zu Mindererträgen.


Im Stoppelweizen war in den zum Teil bei der Be­stellung wit­terungsbedingt schwierigen Jahren die Pflug- der Mulch­saat wirtschaftlich überlegen, gefolgt von der ­Direktsaat.


Weitere Ergebnisse unter www.lksh.de/landwirtschaft/pflanze/on-farm-­research/

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