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Raps – neue Wege bei der Unkrautkontrolle

Lesezeit: 11 Minuten

Problemunkräuter und strenge Auflagen erschweren den Herbizideinsatz in Raps. Könnten Hacken plus Einsatz eines Nachauflaufherbizids die Lösung sein? Hier die neuen und bisherigen Strategien.


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Auf Flächen mit langjährigem Rapsanbau ist Altraps oft das schlimmste Unkraut. Dass bei einem Anteil von 25% der Ertrag um 20% sinken kann, zeigen Untersuchungen aus Norddeutschland.


Einmalig ließen sich diese Altrapspflanzen zwar bequem in Clearfield-Raps bekämpfen. Da aber auch dieser ausfällt und später selbst zum Durchwuchsraps wird, ist der Ansatz aus unserer Sicht nicht nachhaltig.


Eine weitere Methode, um einem hohen Altraps- und Unkrautdruck zu begegnen, ist die Anlage eines falschen Saatbeets. Dabei wird das Saatbeet bis 10 Tage vor der Saat erstellt. Altraps, der bis zur Saat aufgelaufen ist, lässt sich mit Glyphosat abtöten. Die Aussaat sollte dann mit möglichst wenig Bodenbewegung erfolgen (einschlitzen), um einen erneuten Unkrautauflauf weitestgehend zu unterbinden.


Die bisherigen Erfahrungen mit diesem System sind bei passender Feuchtigkeit positiv. Um den Altraps ohne Bodenbewegung zu beseitigen, ist man allerdings auf Glyhosat angewiesen. Wird der Einsatz untersagt, steht kein geeignetes Herbizid mehr zur Verfügung. Eine Beseitigung des Aufwuchses mittels Abflämmen oder über Strom ist aus unserer Sicht wegen des hohen Energieaufwandes keine Alternative.


Ist Hacken plus Spritzen der Königsweg?


Einzelne Betriebe sind dazu übergegangen, Flächen mit besonders viel Ausfallraps zu hacken. Dazu säen sie den Raps mit 45 cm-Reihenabstand (mit Rübensägeräten und geeigneten Lochscheiben), um zwischen den Reihen hacken zu können. Die Saatmenge wird bei diesem Verfahren gegenüber der Normalsaat um 25% reduziert. Dass die Erträge trotz der erweiterten Reihen nicht sinken, zeigen Versuche von Dr. Joachim Bischoff, LLG Sachsen-Anhalt. Wichtig dabei ist, dass Sämaschine und Hackgerät die gleiche Arbeitsbreite haben und die Abstände zwischen den Säaggregaten genau gleich sind.


Nachteilig bei diesem Verfahren ist das erhöhte Risiko durch Schnecken. In feuchten Jahren können die auseinanderliegenden Saatreihen zu regelrechten Schneckenautobahnen werden. In diesen Fällen müssen Sie energisch mit einer frühzeitigen Anwendung von Schneckenkorn gegenhalten.


Bei trockenem Wetter können Sie den Raps etwa vom 3. Laubblattstadium bis zum Reihenschluss hacken. In den frühen Stadien sind Bleche oder Scheibenseche vonnöten, die den Raps vor Verschüttung abschirmen. Fahren Sie zu Anfang rund 7 km/h. Mit zunehmender Größe des Rapses können Sie dann schneller fahren – günstig ist es, wenn dabei auch etwas Erde in die Rapsreihe gelangt.


Je nach Fahrgeschwindigkeit, Ausstattung der Hacke und Flächengröße sind 35 bis 65 €/ha für einen Hackdurchgang zu kalkulieren. Nach dem Hacken lässt sich oft ein Wachstumsschub beobachten. Zudem werden Mäuse gestört. In trockenen Jahren ist es auch von Vorteil, dass Wasser konserviert wird. Nachteilig ist dagegen, dass die Erosionsgefahr durch die Bodenlockerung steigt.


Soweit so gut – aber wie lässt sich das Unkraut in der Reihe bekämpfen? Da Bandspritzgeräte noch wenig verbreitet sind, wird in der Regel ein Bodenherbizid auf der gesamten Fläche vorgelegt. Das ist aber unbefriedigend, da das Hacken den Herbizidfilm wieder zerstört. Da trifft es sich gut, das mit Belkar kürzlich ein Herbizid zugelassen wurde, mit dem man auch im Nachauflauf Unkräuter bekämpfen kann.


Neues für den Nachauflauf


Das neue Herbizid Belkar lässt sich – unabhängig davon, ob der Raps gehackt werden soll oder nicht – im Nachauflauf von EC 12 bis 18 einsetzen. Es enthält die Wirkstoffe Halauxifen und Picloram. Beide gehören zu den Wuchsstoffen. Sie wirken in erster Linie über die Blätter. Ist es feucht, bringen sie auch eine gewisse Bodenwirkung.


Um Wuchsdeformationen am Raps zu vermeiden, darf der Einsatz mit 0,25 l je ha erst erfolgen, wenn der Raps neben zwei Keimblättern auch zwei Laubblätter hat. Die volle Menge von 0,5 l/ha sollte nicht vor dem 6. Laubblattstadium des Rapses zum Einsatz kommen. Belkar ist solo und im Pack mit Synero als Belkar Power Pack im Verhältnis 1:1 verfügbar. Synero entspricht dem bekannten Runway VA. Hinsichtlich der Abstandsauflagen ist bei Verwendung einer 90%-Düse ein Mindestabstand zu Gewässern von 5 m einzuhalten. Es gibt zwei Einsatz-Empfehlungen:


  • 0,25 l/ha Belkar + 0,25 l/ha Synero zu EC 12 bis 14 des Rapses, gefolgt von 0,25 l/ha Belkar zu EC 16 bis 18. Zwischen den Anwendungen muss ein Abstand von mindestens 2 Wochen liegen.16


  • 0,5 l/ha Belkar + 0,25 l/ha Synero zu EC 16 bis 18 des Rapses.17


Bei welchen Unkräutern eine Einfachbehandlung reicht bzw. wann ein Splitting nötig ist, entnehmen Sie der Übersicht 1. Die Wirkung gegen Wegrauke schwankt stark und kann auch mal bei nur 50% liegen. Man muss sich aber vor Augen führen, dass selbst eine Wirkung von 80% wie unbehandelt aussehen kann. Bleiben von zehn Wegrauken je m2 nur zwei Pflanzen stehen, kann das harte, strauchartige Gewächs trotzdem den Raps überwuchern – mit so einem Ergebnis kann man nicht zufrieden sein.


Ob die Einfach- oder Zweifachstrategie angebracht ist, hängt demnach entscheidend vom Ausgangsbesatz ab. Bei hohem Druck mit Weg- oder Löselsrauke ist eine Vorlage von Clomazonehaltigen Produkten bzw. eine Nachlage mit Fox einzuplanen.


Als Mischpartner sind bislang nur wenige Produkte freigegeben. Dies sind alle Insektizide sowie die Gräsermittel Focus Ultra + Dash (2,5 + 1,0 l/ha), Panarex (1,25 l/ha) und Gallant Super (0,5 l/ha). Nicht freigegeben sind Mischungen mit allen anderen Herbiziden sowie Bor-haltigen Blattdüngern und Fungiziden/Wachstumsreglern. Zudem ist ein Abstand zwischen Maßnahmen mit diesen Produkten und Belkar von einer Woche einzuhalten. Zu guter letzt muss man auf Flächen, auf denen Belkar eingesetzt werden soll, gänzlich auf einen Herbsteinsatz von Metconazol-haltigen Fungiziden verzichten. Der Wirkstoff Metconazol ist in Carax, Efilor und Caramba enthalten. Erst im Frühjahr ist deren Anwendung wieder möglich.


Doch warum all diese Einschränkungen? Halauxifen, Picloram und das im Synero enthaltene Aminopyralid greifen als Wuchsstoffe in den Stoffwechsel der Unkraut- aber auch der Rapspflanzen ein. Vom Aminopyralid (Runway, Runway VA/Synero) ist bekannt, dass der Raps nach deren Einsatz „Löffel“ bilden kann. Mit Belkar behandelte Bestände weisen an einzelnen Pflanzen oft verdickte Blattadern auf. Unschöne, eventuell auch ertragswirksame Verwachsungen sind nicht auszuschließen, wenn das Herbizid zu früh oder kombiniert mit anderen, stoffwechselaktiven Produkten (z.B. Wachstumsreglern) eingesetzt wird. In Mischung mit Fox kann es zu Verätzungen kommen, die dann deutlich über das bekannte Maß hinausgehen.


Und wo liegt der Vorteil von Belkar? Entscheidend ist, dass man es im Nachauflauf gegen viele relevante Rapsunkräuter einsetzen kann. Die Betonung liegt dabei auf dem Nachauflauf. Somit können Sie mit der Herbizidbehandlung warten, bis klar ist, ob sich der Raps ausreichend gut etabliert bzw. ob und wann eine Unkrautkontrolle erforderlich ist. Zudem wirkt das Produkt sehr breit. Neben den erwähnten Unkräutern erfasst es z.B. Reiherschnabel, Vergissmeinnicht, Gefleckter Schierling, Frauenmantel, Ackerhohlzahn, Wilde Malve, Wilde Möhre, Lein, Bingelkraut, Sämlingsampfer, Sonnenwolfsmilch und Windenknöterich sehr gut bis gut. Bei starkem Druck mit diesen Unkräutern ist ein Splitting zu empfehlen. Rainkohl und Leguminosen lassen sich auch mit einer einmaligen Behandlung sicher erfassen.


Bewährtes und Neues kombinieren


Auf Flächen, auf denen es die Auflagen von Clomazone erlauben, lässt sich die Masse der relevanten Rapsunkräuter mit 0,75 l/ha Fuego + 0,3 l/ha Clematis + 0,6 l/ha Stomp Aqua gut und vergleichsweise preiswert kontrollieren. Spielt Mohn keine Rolle, kann man auf den Zusatz von Stomp Aqua verzichten. Ist Storchschnabel ein Problem, ist es sinnvoll, Fuego durch 1,8 l/ha Butisan Kombi zu ersetzen oder mit Colzor Trio zu arbeiten. Denkbar ist auch folgendes: Fuego am Feldrand, Fuego + Clematis + Stomp Aqua in der Mitte, Nachbehandlung der Ränder mit Belkar + Synero. Wer auf Metazachlor verzichten will, kann eine Spritzfolge mit z.B. Gamit 36 AMT und Runway wählen.


Neben Clematis und Gamit 36 AMT sind auch Angelus, Clomazone 360 CS und Centium 36 CS als reine Clomazone Produkte geeignet. Sie wirken gegen Wegrauke, Hirtentäschelkraut, Vogelmiere und Klettenlabkraut. Weitere Empfehlungen finden Sie in Übersicht 2.


Als Clomazone-freie Variante eignet sich gegen Kamille, Klette, Vogelmiere, Vergissmeinnicht, Taubnessel, etwas Hirtentäschel und Mohn der einmalige Einsatz von Fuego Top. Optimal ist es, wenn Sie drei bis fünf Tage nach der Saat behandeln. Zu diesem frühen Termin kann und sollte man die Aufwandmenge reduzieren – auf besseren Böden von 2,0 l/ha auf 1,5 l/ha, auf leichten, sorptionsschwachen Böden auf 1,25 l/ha.


Wer Storchschnabel bekämpfen muss, sollte Fuego Top durch Butisan Gold ersetzen oder eine Nachbehandlung mit Belkar einplanen. Häufig reichen dann Randbehandlungen aus.


Mittel und Mischungen ohne Clomazone-Anteil wirken nicht ausreichend gegen Wegrauke. Bekämpfen Sie dieses Unkraut jeweils zum zweiten bis dritten Laubblattstadium der Rauken mit 0,6 l/ha Fox oder einer Mischung aus 0,5 l/ha Fox + 0,2 l/ha Runway. Das Herbizid Runway wirkt sicher gegen Kamille, Kornblume, Mohn und Leguminosen. Eine Teilwirkung erzielt es gegen Storchschnabelarten, Erdrauch, Stiefmütterchen und Hundskerbel. Spielen Vogelmiere und Klette keine Rolle, reicht diese Mischung bei mäßigem Unkrautdruck aus.


Sind die Bedingungen für einen Herbizideinsatz im Vorauflauf ungünstig (oberste cm des Bodens sind ausgetrocknet, kein Tau), ist es besser, in den Nachauflauf auszuweichen. Warten sollte man aber auch, wenn die Böden nach Starkniederschlägen zugeschlagen sind – in diesen Fällen ist zu prüfen, ob der Raps überhaupt aufläuft.


Als Mischungen für den Nachauflauf haben sich Bodenherbizid plus 0,2 l/ha Runway bewährt (siehe Übersicht 2). Setzen Sie diese Kombinationen ab dem frühen Nachauflauf bis zum zweiten Laubblattstadium des Rapses ein. Mischungen mit einem Gräsermittel gegen Ausfallgetreide sind jeweils möglich. Wegrauke sollten Sie wiederum zum zweiten bis dritten Laubblattstadium der Rauken mit 0,6 l/ha Fox behandeln. Um Ätzschäden zu vermeiden, ist zwischen den Behandlungen ein Abstand von 10 Tagen angeraten.


Sehr flexibel lassen sich Unkräuter im Clearfield-System ausschalten. Es sind Clearfield Clentiga, Clearfield Clentiga + Runway und der Clearfield Universal Pack verfügbar. Diese Herbizide werden zu EC 14 des Rapses eingesetzt. Mischungen mit Gräserherbiziden sind möglich. Der Einsatz von Clearfield-Herbiziden setzt allerdings den Anbau von Clearfield-Sorten voraus.


Für die Ausfallrapsbekämpfung in anderen Kulturen heißt dies aber, dass ALS-Hemmer wie Pointer SX, Harmony SX, Debut usw. nicht mehr ausreichend wirken. Wir empfehlen den Anbau von Clearfield-Raps nicht, weil eine ungewollte Verbreitung der Resistenzeigenschaft über Pollenflug und Maschinen kaum zu vermeiden ist.


Lösungen gegen Gräser


In Mulchsaaten ist oft eine frühe Behandlung gegen Ausfallgetreide nötig. Am besten eignen sich dazu FOPs wie Targa Super, Fusilade Max, Gallant Super oder Agil-S. Gegen Ausfallgetreide reichen bis zum Drei-Blattstadium der Gräser 60% der Aufwandmenge aus.


Sind auch Ackerfuchsschwanz und Trespen vorhanden, empfiehlt sich die volle Menge. Wichtig ist, dass auf Flächen mit Fuchsschwanz und/oder Trespen grundsätzlich der Wirkstoff Propyzamid in der Strategie zum Einsatz kommt. Dieser ist in Kerb Flo, Groove, Cohort und Milestone enthalten. Entscheidend für eine ausreichende Wirkung ist allerdings, dass Vegetationsruhe herrscht. Damit der Fuchsschwanz zu diesem Termin noch nicht zu groß ist, muss eine Vorbehandlung erfolgen.


Gegen Fuchsschwanz mit FOP-Resistenz bleibt nur der Einsatz von DIMs, wie 0,5 l/ha Select 240 EC + 1,0 l/ha Radiamix bzw. 2,5 l/ha Focus Ultra + 1,0 l/ha Dash. Dabei können Sie Focus Ultra flexibel auch noch im Winter spritzen. Das ist bei Select 240 EC grundsätzlich anders: Dies muss man frühzeitig bis Anfang Oktober spritzen. Bleibt zu wenig Zeit für den Wirkstoffabbau, sind Schäden am Raps zu erwarten, wobei sich diese oft erst im Frühjahr in Form von Knospenverwachsungen bis hin zum Abwurf von Schoten zeigen. Für Select 240 EC spricht der Preis und eine gewisse Entlastung von Focus Ultra. Es bietet sich an, Select 240 EC zum ersten frühen Bekämpfungstermin des Ausfallgetreides, also etwa zum 2- bis 3-Blattstadium der Gräser einzusetzen. Um der schwachen Wirkung gegen Ausfallgetreide Rechnung zu tragen, empfiehlt sich die Zumischung von 0,3 l/ha Targa Super. Nachlaufende Ungräser wie Ausfallgetreide, Trespen, Weidelgräser, Rispen-Arten, Windhalm und Fuchsschwanz erfasst dann die Propyzamid-Nachlage. Milestone als Propyzamid-haltiges Produkt wirkt zudem gegen aufgelaufene, aber nicht zu große Kamille, Kornblume und Mohn.


Das Produkt Crawler ist nicht uneingeschränkt zu empfehlen, da die Wirkungsgrade stark schwanken. Leicht bekämpfbare Fuchsschwanzherkünfte beseitigt es durchaus zu 80%, schwer bekämpfbare dagegen oft nur zu 20%. Auf Extremstandorten kann es aber z.B. als Mischpartner zum Kerb flo einen relevanten Beitrag leisten.


matthias.broeker@topagrar.com


matthias.broeker@topagrar.com


matthias.broeker@topagrar.com


Mengen, Preise und Leistungen gängiger Herbizide entnehmen Sie der Übersicht 3 auf den Folgeseiten.


Unser Autor


Günter Klingenhagen, LWK Nordrhein-Westfalen

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