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Raps: So gehen Sie Schädlingen an den Kragen

Lesezeit: 7 Minuten

Nicht jeder Schädling ist bei Befall sofort bekämpfungswürdig. Ist die Schadschwelle aber erreicht, muss die Maßnahme sitzen. Bei der Entscheidung helfen Ihnen Gelbschalen, Prognose-Modelle und das Beobachten der Witterung.


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Viele Rapsanbauer überraschte im letzten Frühjahr der starke Zuflug des Kohltriebrüsslers. Der Schädling besiedelte die Bestände im Norden zwar spät und kurz, dafür aber intensiv. In den übrigen Regionen war ein Befall schon am 11./12. März zu beobachten.


Das Ausmaß des Schadens zeigte sich deutlich – im Norden nach der Blüte, im Süden bereits vor Blühbeginn. Die Stängel waren äußerlich unauffällig, wiesen jedoch bei genauem Hinsehen Einstichstellen unterhalb der ersten Verzweigung und an den Blattstielen auf. Beim Aufschneiden zeigte sich, dass zahlreiche Larven das Mark befallen hatten – Wasser und Nährstoffe konnten diese Pflanzen nicht mehr speichern. Auch die Standfestigkeit der Pflanzen war gefährdet (siehe Foto 2, Seite 72).


Der Anflug des Kohltriebrüsslers erfolgte in einigen Regionen früh, als die Flächen noch nicht befahrbar waren. Zudem flog er so unregelmäßig zu, dass er sich mit einer Behandlung gegen den Stängelrüssler nicht sicher erfassen ließ. Der Befall mit Rapsglanzkäfern hielt sich hingegen in Grenzen.


Frühe Kontrollen sichern Erfolg:

Um die Frühjahrsschädlinge in der kommenden Saison in Schach zu halten, sind frühzeitige Kontrollen nötig. Stellen Sie die Gelbschalen aufs Feld, sobald die Temperaturen im Frühjahr an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen auf über 10°C steigen.


Beginnen Sie zunächst auf vorjährigen Rapsflächen, um das Erwachen des Großen Rapsstängelrüsslers festzustellen. Das kann bereits im Februar oder Anfang März der Fall sein, wenn die Bodentemperatur über 5°C steigt. Sind erste Fänge zu beobachten, sollte man die Gelbschalen in die aktuellen Rapsflächen stellen. Ist dort die Bekämpfungsschwelle erreicht, sollten Sie ein Insektizid sofort ausbringen. Gerade wenn die Temperaturen in kurzer Zeit schnell ansteigen, wie im April 2018, vollzieht sich der Reifefraß innerhalb weniger Tage. Wie Sie Gelbschalen am besten platzieren, lesen Sie in der Checkliste auf Seite 72.


Überwachen Sie mit den Gelbschalen auch Flächen mit kreuzblütigen Zwischenfrüchten, Greeningmischungen oder Ausfallraps in Zwischenfrüchten. Denn als Wirtspflanzen bieten diese den Schädlingen vom Herbst bis zum Frühjahr beste Lebensbedingungen. Der Reifefraß kann hier bereits erfolgt sein, bevor die Schädlinge in den diesjährigen Raps fliegen.


Ziel ist, die nachfolgende Eiablage zu verhindern. Dafür ist eine frühe Raps-Behandlung erforderlich. Doch beide Rüssler-Arten mit einer Maßnahme zu erreichen gelingt leider nur in Ausnahmefällen.


Greifen Sie vor der Bekämpfung auch auf die Schaderregerüberwachung der Pflanzenschutzämter zurück. Nutzen Sie zudem Prognose-Modelle. Diese sagen die Bedingungen für das Auftreten von Schädlingen voraus. Dabei lohnt es sich, zuerst in die klimamilden Regionen Deutschlands zu schauen. Trotzdem sind eigene Bonituren notwendig.


Rüssler und Käfer:

Frühjahrsschädlinge des Rapses werden temperaturabhängig aktiv, wie Übersicht 1 zeigt.


Bereits ab 10°C fliegtder Große Rapsstängelrüssler(RSR) aus vorjährigen Rapsflächen zu. Der kurze Reifefraß dauert 3 bis 7 Tage, die Eiablage erfolgt unmittelbar. Je wärmer es ist, desto schneller kommt es zur Eiablage in den Stängel unterhalb des Vegetationskegels. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven verursachen im Verlauf des Frühjahres die typischen S-förmigen Verkrümmungen (Foto 1, S. 72). Befallene Stängel platzen in der Regel früher oder später auf.


Setzen Sie sofort nach Erreichen der Schadschwelle (5 bis max. 10 Käfer in drei Tagen in der Gelbschale), noch vor der Eiablage, eine Behandlung mit Pyrethroiden.


Der Gefleckte Kohltriebrüssler (KTR) hat mit 12°C einen etwas höheren Temperaturanspruch. Anders als der Stängelrüssler fliegt er aus Hecken und Waldrändern in die Rapsbestände ein. Der Reifefraß dauert – je nach Temperatur – zwei bis drei Wochen. Die Eiablage erfolgt vorzugsweise in die Blattstiele.


Die Schadschwelle liegt bei 10 bis 15 Käfern in drei Tagen pro Gelbschale. Passen Sie Ihre Strategie an die Käfer an:


  • Gegen Rapsstängelrüssler und Kohltriebrüssler wirken bislang die Pyrethroide der Klasse 1 und 2 noch sicher.
  • Treten Rüssler-Arten und erste Rapsglanzkäfer gleichzeitig in bekämpfungswürdigem Umfang auf, wirken Maverik Vita bzw. Evure oder Trebon + Schwefelsaurem Ammoniak bzw. Zitronensäure. Die zugelassenen Insektizide und ihre Indikation finden Sie in der Übersicht 3 auf Seite 74.


Mit dem ersten Rapsglanzkäferbefall (RGK) müssen Sie spätestens bei Temperaturen von 15°C an drei aufeinanderfolgenden Tagen rechnen. Häufig war in den letzten Jahren aber auch ein zeitgleiches Auftreten mit dem Rapsstängelrüssler zu beobachten. Ab 18°C und bei windstillem, sonnigem Wetter ist von starkem Zuflug auszugehen. Die Schadschwelle im frühen Knospenstadium hängt von der Vitalität des Rapses ab (siehe Übersicht 2). Je kräftiger der Raps ist und je später der Erstzuflug erfolgt, umso höher ist die kritische Besatzstärke.


Die Bekämpfung erfolgt mit Avaunt oder Plenum 50 WG (bis 30.4.2019 zugelassen) in noch nicht blühende Bestände. In die Vorblüte des Rapses bzw. bei blühenden Unkräutern im Bestand, empfiehlt sich Biscaya oder Mospilan.


Nach Blühbeginn schädigt der RGK nicht mehr, da er den Pollen leichter aus den offenen Blüten holen kann. Die Weibchen halten sich aber weiterhin an den geschlossenen Knospen auf, um dort Eier abzulegen. Durch den Einstich im unteren Drittel der Knospen und die Eiablage in die Knospen entsteht in der Regel jedoch kein Schaden.


Gegen Rüssler und Mücke:

Bei hohen Temperaturen treten zwei Schädlinge in Folge auf. Der Kohlschotenrüssler (KSR) lässt sich erstmals bei Temperaturen von 15°C beobachten. Der Hauptzuflug erfolgt jedoch bei Temperaturen ab 20°C. Während der frühen Knospenbildung frisst der Kohlschotenrüssler Löcher in die Schotenwand und legt Eier ab. Die daraus schlüpfenden Larven fressen die Samenkörner, ohne dass die Schotenwände aufplatzen.


Das Ausbohrloch des Rüsslers begünstigt die Eiablage der Kohlschotenmücke (KSM). Der Schaden durch ihre Larven ist deutlich größer als der des Rüsslers: Sie schädigen nicht nur die Samenkörner, sondern lassen die Schoten vergilben und aufplatzen. Während die Weibchen der Kohlschotenrüssler nur ein Ei pro Schote ablegen, sind es bei der Kohlschotenmücke zahlreiche. Gegen den Kohlschotenrüssler wirkt derzeit nur noch Biscaya ausreichend.


Tipps für die beste Wirkung:

Für die Wirkung der Insektizide, vor allem der Pyrethroide, ist die Witterung zum Zeitpunkt des Einsatzes entscheidend. Optimal sind Spritzungen in windstillen Nachmittags- oder Abendstunden zur Zeit der höchsten Schädlingsaktivität. Da Kontakt- und Fraßgifte nicht systemisch wirken, müssen Schädlinge diese über die Füße (Tarsen) und Mundwerkzeuge aufnehmen. Deshalb sollte die Wassermenge bei einer Maßnahme mindestens 200 l betragen. Das Zumischen von versauernden Düngern wie Schwefelsaures Ammoniak (SSA) oder Zitronensäure erhöht die Wirkung der Pyrethroide, da sich im sauren Milieu der Abbau der Wirkstoffe verzögert. Achten Sie beim Befüllen der Spritze auf folgende Reihenfolge:


  • Wasser24


  • 2,5 kg SSA oder 50 g Zitronensäure je 200 l Wasser25


  • Pyrethroid26


  • Fungizid27


  • Spurenelemente.28


Der pH-Wert der Spritzbrühe sollte unter pH 6 liegen, wenn Sie das Insektizid einfüllen. Das gilt vor allem für WG-Formulierungen. CS-Formulierungen kommen weniger mit Wasser in Kontakt und unterliegen der Hydrolyse, d.h. einer Spaltung durch Wasser, nur in geringem Maße.


Immer weniger Mittel:

Die Zulassung für Plenum 50 WG endet endgültig am 30. April 2019. Die Aufbrauchsfrist gilt bis zum 30. Oktober 2020. Das schränkt die Wirkstoffauswahl bei der Rapsglanzkäferbekämpfung noch stärker ein. Die Hauptlast liegt jetzt auf Avaunt in der Vorblütenbehandlung sowie auf Mospilan und Biscaya in blühenden Beständen. Sollte zusätzlich Biscaya wegfallen, würde der Rapsanbau weiter eingeschränkt, weil derzeit keine gleichwertigen Alternativen verfügbar sind. Die Wirkung der Neonicotinoide gegen Rapsglanzkäfer nimmt in den letzten Jahren deutlich ab, sodass auch die Behandlung mit Maverik (Pyrethroid Klasse 1) in blühenden Beständen wieder ins Kalkül gezogen werden muss.


Kontakt: friederike.mund@topagrar.com

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