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Raps: Wird der Vorauflauf zum Auslaufmodell?

Lesezeit: 7 Minuten

Neuzulassungen der letzten Jahre ermöglichen es, Unkräuter nun gezielter zu bekämpfen. Neue Versuche zu alternativen Strategien stellt Dr. Bernhard Werner, LKW Niedersachsen, vor.


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Da einige Wirkstoff-Gruppen aus unterschiedlichen Gründen in die Kritik geraten sind, sollten Sie vor jeder Herbizidmaßnahme im Raps genau prüfen, ob diese wirklich notwendig ist. Viele Standorte mit nur leichter Mischverunkrautung erfordern keinen hohen Herbizideinsatz, zumal der Raps ohnehin sehr konkurrenzstark ist. So hat die Praxis den Wirkstoff Clomazone in den letzten Jahren vor allem gegen Kreuzblütler in verschiedenen Präparaten, wie z. B. Centium CS, Brasan oder Colzor Trio, im Vorauflauf intensiv eingesetzt. Der Grund: Lange gab es nur wenige wirksame Nachauflauf-Herbizide im Raps. Da häufig Abdriftschäden beim Einsatz Clomazone-haltiger Mittel auftraten, haben die Zulassungsbehörden diesen durch umfangreiche Anwendungsbestimmungen (Übersicht 1) stark eingeschränkt. Auch Metazachlor-haltige Mittel, wie z. B. Butisan Gold, Butisan Kombi, Fuego oder Fuego Top, die man aufgrund von Neuzulassungen und Zulassungserweiterungen ebenfalls zunehmend im Vorauflauf einsetzt, stehen in der Kritik. Metabolite des Wirkstoffes werden vermehrt im Grundwasser gefunden. Eine generelle Vorauflauf-Anwendung von Herbiziden sollten Sie ohnehin vermeiden, da sie dem Grundsatz einer gezielten, bedarfsgerechten Unkrautbekämpfung widerspricht. Aufgrund einiger Neuzulassungen in den letzten Jahren, stehen nun neue Möglichkeiten für eine gezielte Unkrautbekämpfung im Nachauflauf zur Verfügung. Es stellt sich die Frage, ob sich mit den Vor- und Nachauflauf-Herbiziden die gleichen Bekämpfungserfolge erzielen lassen, wie mit den lange Zeit standardmäßig eingesetzten Vorauflauf-Herbiziden. Wie kann künftig eine Bekämpfungsstrategie aussehenMehr Auflagen: Für diesen Herbst stehen im Raps keine Neuzulassungen bei den Herbiziden an. Bei Clomazone-haltigen Mitteln müssen Sie aber umfangreiche Auflagen berücksichtigen. In Wassergewinnungsgebieten arbeitet man am besten möglichst Metazachlor-frei oder nur mit reduzierten Mengen, um das Risiko von Metaboliten-Austrägen ins Grundwasser zu vermeiden. Butisan Gold, Fuego und Fuego Top sind z. B. Metazachlor-haltige Mittel für den Vorauflauf. Weitere Präparate, wie z. B. Butisan, Rapsan 500 SC oder Butisan Top, sind für den Nachauflauf zugelassen. Berücksichtigen Sie dabei die Auflage NG 346. Diese besagt, dass innerhalb von 3 Jahren die maximale Menge von 1 000 g/ha Metazachlor nicht überschritten werden darf.Auch Stomp Aqua hat vor einigen Jahren eine Zulassungserweiterung für den Vorauflauf erhalten. Der Wirkungsschwerpunkt liegt unter anderem bei der Bekämpfung von Mohnarten, Ackerkrummhals und Ochsenzunge. Im Vorauflauf ist das Mittel nur mit der geringeren Aufwandmenge von 1 l/ha (Nachauflauf = 2 l/ha) zugelassen, aber bei verbesserten Gewässerabstands-­Auflagen.Eine erneute Zulassungsänderung war 2014 bei Runway mit den Wirkstoffen Clopyralid (240 g/l), Picloram (80 g/l) und Aminopyralid (40 g/l) zu verzeichnen. Das Hauptwirkungsspektrum sind Kamillearten, Kornblume, Mohnarten und Disteln. Es ist z. B. im Pack mit Butisan Kombi am Markt. Diese Mittelkombination ist eine Clomazone-freie Bekämpfungsmöglichkeit für ein relativ breites Unkrautspektrum. Runway hat zwar günstige Gewässerabstandsauflagen. Auf der Anwendungsfläche ist aber im folgenden Kalenderjahr die Anwendung der Wirkstoffe Aminopyralid (NG 349) und Clopyralid (NG 350) nicht erlaubt. Relativ neu ist auch das Mittel Mile­stone, eine Kombination des Kerb-Wirkstoffes Propyzamid (500 g/l) und einer geringen Menge Aminopyralid (5,3 g/l) bei einer maximalen Aufwandmenge von 1,5 l/ha. Durch den Zusatz von Aminopyralid ist das Mittel gegenüber dikotylen Unkräutern etwas stärker einzustufen als Kerb.Weitere Informationen, vor allem zu den Auflagen der Herbizide lesen Sie in der Übersicht 7 am Ende des Beitrages. Auch in diesem Jahr wird es eine Reihe von Pack-Lösungen geben, in denen Sie die einzelnen Mittel eventuell günstiger beziehen können. Herbizidkombinationen: Um im Raps Unkräuter angepasst und gezielt bekämpfen zu können, muss man altbekannte und neu zugelassene Herbizide nutzen. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat in den Jahren 2014 und 2015 zwei gemeinschaftliche Versuchsprogramme durchgeführt. Dabei hat man verschiedene Vor- und Nachauflauf-Verfahren bzw. Spritzfolgen (2014) sowie Herbizidkombinationen ohne den Wirkstoff Metazachlor als Alternativen für Wassereinzugsgebiete (2015) in ihrer Wirkung auf ein breites Unkrautspektrum geprüft. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen (Übersicht 2 und 3): In 2014 haben alle Verfahren und Spritzfolgen eine Standardverunkrautung mit Kamille, Hirtentäschelkraut und Vogelmiere gut erfasst. Lücken bzw. Wirkungsschwankungen zeigten sich bei der Bekämpfung der Wegrauke. Für die Bekämpfung von Raukearten und Hirtentäschelkraut bleiben Gamit 36 CS oder Colzor Trio wie alle Clomazone-haltigen Mittel ein sicherer Standard. Allerdings haben sie stark verschärfte Anwendungsbedingungen (siehe Übersicht 1 auf Seite 59). Gamit 36 CS hat als Solo-Wirkstoff deutlich günstigere Abstandsauflagen als die Wirkstoffkombination Colzor Trio. Alternativ zeigte in verschiedenen Versuchen eine Nachauflauf-Bekämpfung dieser Unkräuter mit Fox gute Bekämpfungserfolge, wenn das Mittel nicht zu spät eingesetzt wurde. Für die Bekämpfung von Storchschnabelarten, der in diesen Versuchen nicht auftrat, sind allgemein die Dimethenamid-haltigen Herbizide Butisan Gold und Butisan Kombi ein guter Standard. Auch das noch nicht zugelassene Salsa wäre eine breit wirksame Mittelergänzung für den Nachauflauf.Das Versuchsprogramm „Metazachlor-frei“ aus dem Jahr 2015 – hier wurden verschiedene Mittelkombinationen mit dem Metazachlor-haltigen Standard Butisan Gold verglichen – zeigt gute Ansätze, wie sich eine breite Mischverunkrautung ohne den Wirkstoff bekämpfen lässt. Allerdings sind die Kosten der alternativen Mittelkombinationen in der Regel höher und müssen in Wassereinzugsgebieten dann ausgeglichen werden. Bei gleichzeitigem Verzicht auf den Wirkstoff Clomazone (im Versuch Gamit 36 CS) wird die Wirkungsbreite geringer.Aktuelle Empfehlungen: Folgende aktuelle Empfehlungen für den Herbst ergeben sich aus diesen und anderen Versuchen der Landwirtschaftskammer:Bei einer „normalen“ Rapsverunkrautung (Übers. 4, S. 62) genügen häufig einmalige Anwendungen mit reduzierten Mengen Metazachlor-haltiger Präparate. In der Regel reichen im Vor- bzw. frühen Nachauflauf Fuego Top mit 1,5 l/ha (Butisan Top hat nur eine Nachauflauf-Zulassung!) bzw. Butisan Gold mit 2,0 l/ha aus. Preisgünstig ist auch eine Spritzfolge aus z. B. Fuego mit 1,0 l je ha bis BBCH 10, gefolgt von einer Nachlage mit Fox 0,6 l/ha in BBCH 16, oder bei einer leichten Verunkrautung mit wenig Kamille, Vogelmiere und Stiefmütterchen bei gleichzeitig gut entwickeltem Raps eine frühe Anwendung von 1,0 bis 1,2 l/ha Fuego. Die Mischbarkeit von Fox ist im Raps stark eingeschränkt. Eine Freigabe gibt es nur für die Mischungen Fox + Effigo oder Fox + Runway. In einer Fuego-Spritzfolge kann man statt Fox auch Effigo mit 0,3 l/ha oder Runway mit 0,2 l/ha einsetzen. Effigo besitzt eine gute Wirkung auf Kamille und Kornblume, etwas schwächer ist die Wirkung auf Klette. Runway hat einen Wirkungsvorteil bei Mohn und Stiefmütterchen. Sie sollten es aber bereits in BBCH 13/14 nachlegen.In langjährigen Rapsfruchtfolgen werden Kreuzblütler wie Hirtentäschelkraut und zunehmend verschiedene Rauke-Arten zum Problem. Für diese Situation können Sie erfolgreich die Clomazone-haltigen Präparate, wie z. B. Gamit 36 SC oder Colzor Trio, im Vorauflauf einsetzen (Übersicht 5, S. 62). Im Nachauflauf hat Fox eine gute bis sehr gute Wirkung auf verschiedene Rauke-Arten. Dabei gibt es für Fox zwei unterschiedliche Zulassungen (siehe Übersicht 7): ab BBCH 16 mit der vollen Aufwandmenge von 1 l/ha oder bereits ab dem Vierblattstadium (BBCH 14) mit 0,3 l/ha und einer Folgespritzung nach 10 Tagen mit 0,7 l/ha. Mit einer solchen Splitting-Anwendung werden die Wirkungsgrade gegen Rauke sicherer. Neben der begrenzten Mischbarkeit von Fox ist darauf zu achten, dass seine Anwendung nur in vitalen Beständen erfolgen darf, und dass die Bestände bei der Behandlung trocken sein müssen.Ebenfalls ist festzustellen, dass sich vor allem auf Verwitterungsböden der Storchschnabel in einzelnen Fällen massiv ausbreitet. Gute Wirkungsgrade gegen Storchschnabel-Arten weisen Butisan Gold und Butisan Kombi, beide jeweils mit dem Wirkstoff Dimethenamid, auf. Generell muss jedoch festgehalten werden, dass die Wirkung oft nur bei ca. 70 bis 75 % liegt. In diesen Fällen ist eine integrierte, fruchtfolgeübergreifende Strategie ratsam. So erreichen im Getreide die Präparate Basagran DP, Lexus, Concert SX, Artus, Gropper SX eine 80 bis 90 %ige Wirkung auf Storchschnabel-Arten.Treten im Raps neben einer Allgemeinverunkrautung auch Rauke und Storchschnabel auf (s. Übersicht 6), liefern die Wirkstoffe Clomazone bzw. Bifenox und zusätzlich Dimethenamid-P zufriedenstellende Erfolge. Hier sind vor allem Mittelkombination mit Clomazone wie z. B. Colzor Trio oder Spritzfolgen aus Butisan Gold gefolgt von Fox zu nennen. Diese Spritzfolge ist wiederum Clomazone-frei. Bei allen Herbizidbehandlungen ist darauf zu achten, dass alle Auflagen, vor allem die Abstandsauflagen zu Gewässern und Saumstrukturen (s. Übersicht 7, Seite 64), einzuhalten sind.

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