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Wintergerste statt Weizen oder die Hacke anstelle der Feldspritze – was abwegig klingt, könnte bei Fuchsschwanzresistenz ein Teil der Lösung sein. Allerdings gibt es nicht nur Problemflächen. Empfehlungen gibt Günter Klingenhagen, LWK Nordrhein-Westfalen.

Lesezeit: 8 Minuten

Auffällig oft ragte Ackerfuchsschwanz im Mai über die Getreidebestände hinaus – trotz des Einsatzes von Atlantis. Zum Teil ist die schlechtere Wirkung auf die späteren Anwendungstermine zurückzuführen. So ließen sich witterungsbedingt einige Bestände erst im April behandeln.


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Falls es sich aber um bekannte Problemflächen handelt, muss man davon ausgehen, dass Atlantis gegen einen Großteil der übriggebliebenen Pflanzen nicht mehr wirkt.


Neue Wege gehen:

Fällt Atlantis für diese Flächen aus, kommt Wintergerste wieder ins Spiel. Im Vergleich zu Weizen unterdrückt sie Unkräuter und Gräser besser. Sehr gute Erfahrungen hat ein Landwirt aus dem nordrhein-westfälischen Oelde mit Sommergerste in puncto Fuchsschwanzunterdrückung gesammelt (ein Interview dazu lesen Sie auf Seite 54).


Einige Betriebe probieren derzeit aus, das Getreide im doppelten Reihenabstand zu säen, um dazwischen hacken zu können. Dieses Verfahren wird in Biobetrieben bereits angewendet, wenn der Striegel zur Unkrautkontrolle nicht mehr ausreicht. Das ist z.B. der Fall, wenn verstärkt Wurzelunkräuter wie Ampfer und Disteln auftreten oder bei höherem Getreideanteil in der Fruchtfolge der Ungrasdruck wächst. Oft liegen die Reihenabstände bei 20 bis 30 cm. Da in der Reihe nicht gehackt werden kann, wird man auf ein Bodenherbizid aber meist nicht verzichten können. Zumindest dann nicht, wenn unter feuchten Bedingungen kein frühes Striegeln möglich ist. Optimal wäre dann, wie z.B. bei Rüben, eine Bandspritzung.


Allerdings gibt es nicht nur Problemflächen. Gut funktioniert die Ungrasbekämpfung noch auf Windhalmstandorten – zumindest im Herbst. Konzepte gegen Windhalm, Fuchsschwanz, Trespe und Co. finden Sie auf den Folgeseiten.


Banal, aber wichtig: Achten Sie bei der Saat unbedingt auf die optimale Saattiefe. Zwischen Herbizidzone und Saatkorn muss ein ausreichender Sicherheitsabstand gewährleistet sein. Andernfalls könnten die Bodenherbizide Schäden an der auflaufenden Saat verursachen. Diese sind nachhaltig, kosten Ertrag und Konkurrenzkraft. Auf mittleren bis schweren Böden sollte das Korn, nachdem sich das Saatbett abgesetzt hat, mit mindestens 2,5 cm Erde bedeckt sein. Auf leichteren, humosen Standorten sollten es 3,5 cm sein. Dies gilt auch für Roggen!


Empfehlungen für Standorte mit Windhalm und Rispe


Eine sichere Wirkung gegen Windhalm und Rispe ist gegeben, wenn die Behandlung bis zum 2- bis 3-Blattstadium der Ungräser erfolgt. Bewährt hat sich eine Mischung aus Herold SC + Trinity (siehe Übersicht 1). Diese Kombination lässt sich in allen Kulturen einsetzen, bis zum 31. Oktober auch auf drainierten Flächen.


Über 1,5 l/ha Trinity sichern Sie die Wirkung gegen Kamille ab und erzielen eine Grundleistung gegen Kornblume und Hundskerbel. Die Herold SC-Menge sollte man an den Windhalmdruck anpassen. Als mittlere Menge können 0,2 l/ha gelten.


Wird Herold SC durch Bacara Forte und Trinity durch Carmina 640 oder Lentipur 700 ersetzt, kann bis an den länderspezifischen Mindestabstand zum Gewässer behandelt werden. Die Wirkung gegen Kornblume und Hunds-kerbel steigt weiter an und die besonderen Anwendungsbedingungen für Pendimethalin- und Prosulfocarb-haltige Produkte spielen keine Rolle. Allerdings ist der Einsatz nur auf undrainierten Flächen möglich. Zeitlich begrenzt können Aufhellungen am Getreide aufgrund von Bacara Forte stärker ausfallen. Ertragswirksam ist dies in der Regel aber nicht.


CTU-Empfindlichkeit beachten:

Wer eine Menge von 1,25 l/ha Lentipur 700 wählt, bringt damit 875 g/ha Chlortoluron (CTU) aus. Bis 900 g/ha gibt die vertreibende Firma den Einsatz in allen Weizensorten frei. In den Überlappungsbereichen sind Schäden allerdings möglich. Vor allem ohne Sektion-Control, das bei Feldspritzen diese Überlappungen verhindert, ist es wichtig, die Sorteneinstufung hinsichtlich der Empfindlichkeit gegenüber CTU zu beachten. In der aktuellen Liste sind z.B. Benchmark, Bergamo, Gustav und Kamerad als nicht verträglich eingestuft.


Sind die Flächen drainiert, aber so stark mit Kornblume belastet, dass eine Bekämpfung im Herbst erforderlich ist, bietet sich Tribun 75 WG als preisgünstiger Partner zum Bacara Forte an.


Spielen Unkräuter eine untergeordnete Rolle, kommen Bacara Forte und Herold SC ohne Mischpartner aus. Jura und der Picona & Cadou SC Pack passen ebenfalls in dieses Segment. Weil Jura recht flott formuliert ist, sollte man es – um Aufhellungen zu vermeiden – vorzugsweise im Vor- bzw. frühen Nachauflauf einsetzen. Der Picona & Cadou SC Pack ist vom Wirkprofil mit Herold SC vergleichbar. Es ist aber zu beachten, dass Picona keine Vorauflaufzulassung hat.


Auch beim Windhalm gibt es mittlerweile Standorte, auf denen die üblichen Aufwandmengen nicht mehr reichen. Meist handelt es sich dabei um sehr humose Flächen. In diesen Fällen empfiehlt sich eine Mischung aus 3,0 l/ha Jura + 0,2 l/ha Herold SC.


Geht es in den Spätherbst, verbessern sich die Wirkbedingungen für Bodenherbizide erheblich. Allerdings steigt auch das Schadpotenzial für die Kultur. Reduzieren Sie daher die Aufwandmengen in Novembersaaten um 25%. Bedenken Sie zudem, dass sich Produkte auf Basis von CTU wegen ihrer Wasserlöslichkeit nicht für Späteinsätze eignen. Im Winterweizen hat sich für die späte Behandlung eine Mischung aus 60 g/ha Sumimax + 0,3 l/ha Bacara Forte, eingesetzt im Vorauflauf, bewährt. Sumimax ist im Boden nahezu unbeweglich.


Strategien für Flächen mit Ackerfuchsschwanz


Auf den tonigen Standorten gilt es, mit der Bodenbearbeitung so viel Ackerfuchsschwanz wie möglich vor der Saat zum Auflaufen zu bringen und abzutöten. Wegen der Sommergare werden in diesem Jahr kaum Schollen produziert. Im weiteren Verlauf wird in kurzen Abschnitten gewalzt oder flach bearbeitet, um Keimfäden nach oben zu holen und neuen Auflauf anzuregen. Dies kann man, sofern die Witterung es erlaubt, bis zum Keimen des Getreides fortführen. Sind die Bedingungen nicht für mechanische Maßnahmen geeignet, sodass eine chemische Bekämpfung erforderlich ist, sollte das endgültige Saatbeet gut zwei Wochen vor der Saat erstellt sein. So verbleibt ausreichend Zeit, dass aufgelaufene Ungräser zwei Blätter ausbilden. Diese sind nötig, damit nach dem Glyphosateinsatz kein Neuaustrieb aus dem Korn erfolgen kann. Danach wird mit möglichst wenig Bodenbewegung die Saat eingeschlitzt. Über die anschließende Herbizidstrategie entscheidet die Witterung.


Lösungen für feuchte Böden:

Sind die Böden nach der Saat feucht oder taut es zumindest nachts, hat es sich bewährt, noch im Vorauflauf mit Bacara Forte + Cadou SC, Herold SC, Malibu oder Boxer + Cadou SC zu behandeln (siehe Übersicht 2). Auch eine Mischung aus Jura + Fence wirkte in unseren Versuchen gut. Hinsichtlich der Kosten fällt diese Kombi allerdings aus dem Rahmen.


Auf undrainierten Flächen lässt sich durch die Zugabe von 1,25 l/ha Lentipur 700 die Wirkung gegen Fuchsschwanz etwas steigern. Damit erreichen Sie auch eine gute Leistung gegen Kamille und Hundskerbel. Auf milden Standorten mit geringem Gräserdruck reichen diese Maßnahmen für eine vollständige Ungrasbekämpfung in der Regel aus.


Auf Flächen mit höheren Tongehalten sind dagegen Nachbehandlungen einzuplanen. In Wintergerste eignet sich dafür Axial 50, in den anderen Getreidearten Traxos oder Sword + Hasten. Aber: Die Anzahl der Standorte, auf denen diese Produkte noch wirken, nimmt kontinuierlich ab. Die Chancen auf eine vernünftige Wirkung sind auf Flächen gegeben, auf denen bislang selten FOP-Produkte wie Agil-S, Targa Super, Fusilade Max und Gallant Super zum Einsatz kamen – demnach eher in Mais- als in Rapsfruchtfolgen.


Falls Blattherbizide nicht mehr wirken, können Sie über eine Spritzfolge mit Bodenherbziden versuchen, die Fuchsschwanzwirkung zu verbessern. Dass die Leistung dieses Verfahrens 5 bis 20% über der einer Einfachbehandlung liegt, zeigen Erfahrungen aus Schleswig-Holstein. Ein Beispiel für eine derartige Spritzfolge ist der Boxer Cadou Pack, eingesetzt im Vorauflauf, gefolgt von Trinity mit 2,0 l/ha. Wichtig dabei ist ein kurzer Spritzabstand von etwa zehn Tagen.


Konzepte bei Trockenheit:

Ist es zum Vorauflauftermin absolut trocken, sinken die Wirkungsgrade von Bodenherbiziden oft unter 50%. In diesen Fällen ist es sinnvoll, das Bodenherbizid kombiniert mit Axial 50 bzw. Traxos erst ab der Vegetationsruhe einzusetzen (dann aber so früh wie möglich). Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Blattherbizide auf Ihrem Standort noch wirken. In der Regel setzt die Vegetationsruhe gegen Ende November ein.


Eventuell müssen Sie vorher gegen Unkraut und/oder Läuse behandeln. Gegen Unkräuter sind 1,5 bis 2,0 l/ha Trinity besonders geeignet. Auf undrainierten Flächen können alternativ 1,5 bis 2,0 l/ha Carmina zum Einsatz kommen. Möglich wäre auch das Produkt Alliance. Allerdings erfolgt die Bekämpfung von z.B. Kamille hierbei über den ALS-Hemmer Metsulfuron. Das heißt: Es findet eine Selektion auf ALS-resistente Pflanzen statt, was zu vermeiden ist. Der Herbizideinsatz gegen Unkräuter kann im Nachauflauf bis zum Beginn der Bestockung des Getreides erfolgen. Sofern notwendig, kann man ein Insektizid und/oder Blattdünger zumischen.


In späten Novembersaaten läuft bei niedrigen Temperaturen von unter 10°C kaum noch Ackerfuchsschwanz auf. Wenn der Boden zudem klutig ist oder sich die Körner nicht gut mit Erde bedecken lassen, empfiehlt es sich, auf eine Herbstanwendung zu verzichten.


Mittel, Mengen, Kosten und Leistungen wichtiger Herbstherbizide entnehmen Sie der Übersicht 3 (Teil 1 und 2).


Kontakt:


matthias.broeker@topagrar.com

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