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„Schließung von Zuckerfabriken schockiert Rübenanbauer“

Lesezeit: 4 Minuten

Mit Schleppern demonstrierten Rübenanbauer gegen Werksschließungen – doch vergebens. Über die Gründe sprach top agrar mit Dr. Thomas Kirchberg, Mitglied des Vorstandes der Südzucker AG.


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Am 25. Februar entschied der Aufsichtsrat der Südzucker AG, die Zuckerfabriken Warburg und Brottewitz zu schließen. Was sind die Gründe dafür und warum trifft es diese Werke?


Kirchberg: Der anhaltend niedrige Weltmarktpreis für Zucker und das in Folge historisch niedrige europäische Preisniveau führen zu Verlusten in unserem Segment Zucker. Um diese Verluste zu begrenzen, haben wir uns entschieden, das Produktionsvolumen innerhalb der Südzucker-Gruppe um rund 700000 t Zucker pro Jahr zu senken. Die Entscheidung über die daraus resultierenden Werksschließungen wurde unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien getroffen, unter anderem Produktionskosten, notwendige ausstehende Investitionen, steigende Energiekosten – auch angesichts des anstehenden Braunkohleausstiegs – sowie Standort- und Wettbewerbsbedingungen. Jedoch dienen die Schließungen der Werke Brottewitz und Warburg und der zwei französischen sowie dem polnischen Standort nicht der Gewinnmaximierung, sondern lediglich der Schadensbegrenzung. Auch nach diesen Anpassungen werden uns die starken Preisschwankungen an den globalen Zuckermärkten und in der EU weiter fordern.


Zu wann werden Sie die Werke schließen? Ist die Kampagne 2019 noch gesichert? Falls nicht, was passiert dann mit den Rüben?


Kirchberg: Es ist geplant, in den deutschen Werken Brottewitz und Warburg und auch in den französischen Werken Cagny und Eppeville die im Herbst anstehende Kampagne wie gewohnt zu fahren. Nach Abschluss der Kampagne sollen diese Werke dann geschlossen werden. Im polnischen Werk Strzyżów soll keine Kampagne mehr gefahren werden.


Hätte man die Werke nicht auch umstrukturieren können, statt sie zu schließen? Zucker von Bio-Rüben, die zurzeit noch in Warburg verarbeitet werden, findet doch momentan reißenden Absatz.


Kirchberg: Das Volumen an Biozucker reicht nicht aus, um einen Standort zu sichern.


Welchen langfristigen Plan gibt es für die rübenanbauenden Betriebe in den Regionen?


Kirchberg: Mit der geplanten Senkung unserer Zuckerproduktion um 700000 t geht auch die Reduzierung des Rübenanbaus in den betroffenen Regionen einher. Hier befinden wir uns in Gesprächen mit der Rüben anbauenden Landwirtschaft, um unsere verbleibenden Fabrikstandorte optimal mit Rüben zu versorgen. Schließlich wollen wir die Nachbarfabriken der von den Schließungen betroffenen Zuckerfabriken mit Zukunftsinvestitionen sichtbar stärken.


War die Schließung der insgesamt fünf Werke erst der Anfang? Wo will Südzucker noch sparen?


Kirchberg: Die Schließung von Fabrikstandorten ist nur eine Maßnahme. So setzen wir weitere entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Kunden um. Das heißt, dass wir unsere Prozesse und Verwaltungsstrukturen auf den Prüfstand stellen. Denn schließlich müssen wir damit rechnen, dass wir immer wieder in Phasen kommen, in denen die Schwankungen des Weltmarktes direkt auf den europäischen Zuckermarkt durchschlagen. Wir müssen uns wetterfest machen.


Nach dem Ende der Zuckerquote haben fast alle Rübenverarbeiter die Produktion ausgedehnt. War die aktuelle Situation der überversorgten Märkte nicht damals schon vorhersehbar?


Kirchberg: Als wir damals die Entscheidung getroffen haben, unsere bestehenden Kapazitäten kostenoptimal zu nutzen, haben wir einen auskömmlichen Weltmarktpreis gesehen. Dass dieser innerhalb weniger Monate ins bodenlose fällt und das europäische Preisniveau mitreißt, war nicht absehbar. So waren wir schlichtweg überrascht von der massiven staatlich subventionierten Überschussproduktion in Ländern wie Thailand oder Indien, die zu einem erheblichen Teil den Weltmarktpreis belasten. Hinzu kommen die Wettbewerbsnachteile für unsere deutschen Zuckerrübenanbauer innerhalb der EU und zwar durch gekoppelte Prämien in einigen Ländern und durch Zusatzkosten aufgrund eines nicht einheitlichen Verbots von Pflanzenschutzmitteln. Diese Faktoren sind politisch bedingt und waren ebenfalls nicht vorhersehbar.


War die Strategie auch im Nachhinein noch richtig?


Kirchberg: Ja, zum damaligen Zeitpunkt und dem bestehenden Zuckerumfeld war diese Strategie absolut richtig.


matthias.broeker@topagrar.com


matthias.broeker@topagrar.com


matthias.broeker@topagrar.com


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Weitere Informationen zu den Werksschließungen in Brottewitz und Warburg finden Sie auf Seite 152.

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