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So bleiben Ihre Kartoffeln gesund

Lesezeit: 8 Minuten

Wer zu spät kommt, hat verloren – das gilt vor allem bei Krautfäule. Empfehlungen zu Strategien auch gegen Alternaria gibt Hans-Jürgen Meßmer, LTZ Augustenberg.


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Trotz der Dürre traten 2018 in Kartoffeln viele pilzliche Krankheiten auf. So förderte die Hitze besonders die Colletotrichum-Welke. Einen Befall verwechselt man leicht mit einer „zu frühen“ natürlichen Abreife.


Krankheitsdruck trotz Hitze?


Verursacher der Welkekrankheit ist der bodenbürtige Pilz Colletotrichum coccodes, der normalerweise nur bei alternden Pflanzen auftritt und deshalb kaum Schäden verursacht. Auf Flächen, auf denen bislang keine Kartoffeln standen, spielt der Erreger keine allzu große Rolle, wie länderübergreifende Versuche zeigen. Anders ist das allerdings bei intensivem Kartoffelanbau. In engen Fruchtfolgen kann es bei ungünstiger Witterung – wie 2018 – insbesondere durch Trockenstress zu einem deutlich früheren massiven Ausbruch kommen. In solch gestressten Beständen hat dann auch der Schwächeparasit Alternaria ein leichtes Spiel. Zusätzlich ließ sich im letzten Jahr ein stärkerer Befall mit Cladosporium-Schwärzepilzen feststellen.


Der Infektionsdruck mit Krautfäule war Mitte bis Ende Juni 2018 hoch. Dies führte dazu, dass bereits Mitte Juli das Kraut in der unbehandelten Kontrolle zu fast 50% mit Krautfäule befallen war. Danach ließ die Wetterlage keine Infektionen mehr zu. Auffallend war, dass die Pflanzen durch die intensive Sonneneinstrahlung geschädigt wurden, was sich durch Nekrosen und Chlorosen an den Blättern zeigte. Das Kartoffelkraut in der Kontrolle war Ende August weitgehend abgestorben bzw. nekrotisiert.


Der Spritzstart muss sitzen


Der Zeitpunkt und die Intensität des Erstauftretens von Krautfäule wechseln abhängig von der Witterung. Sind Ihre Kartoffelschläge zu Beginn der Vegetationsperiode wegen ergiebiger Niederschläge über mehrere Tage nicht befahrbar, ist ein frühes, massives Auftreten von Stängel- und Wipfelbefall durch Primärbefall meist bereits vor Reihenschluss sehr wahrscheinlich.


Wichtig ist, Ihre Bestände genau zu beobachten und je nach Infektionsdruck, Witterung und Wachstumsverlauf flexibel zu handeln. Entscheidend ist dabei ein rechtzeitiger Spritzstart! Nur wenn dieser exakt zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, lässt sich eine Krautfäule-Epidemie verhindern. Die besten Ergebnisse erzielen Sie immer dann, wenn Sie die erste Spritzung mehrere Tage (rund 8 bis 10 Tage) vor dem ersten sichtbaren Feldbefall durchführen.


Um diesen Zeitpunkt möglichst genau treffen zu können, helfen PC-Simulationsprogramme. Das Modell Simblight ermittelt den Spritzstart anhand von Temperatur, Niederschlag, relativer Luftfeuchte und Bodenfeuchte. Neben einer regionalen Übersicht ist damit auch eine schlagspezifische Prognose möglich. Nach Angabe der Sorte, des Auflaufdatums (80% der Kartoffelpflanzen sind aufgelaufen), der Anbaudichte, Bodenfeuchte und Befahrbarkeit zeigt Ihnen das Modell den optimalen Tag der Behandlung an. Es ist unter www.isip.de kostenfrei abrufbar.


Ein Beispiel für einen von Simblight ermittelten Spritzstart am Versuchsstandort Donaueschingen zeigt Übersicht 1. In diesem Fall lag der optimale Termin der Erstbehandlung im letzten Jahr erst nach der Blüte, und zwar zum Entwicklungsstadium EC 71. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 lag der errechnete Spritzstart bereits in EC 31 (deutlich vor Reihenschluss).


strategien für Ihre Flächen


Ob zum Spritzstart ein Produkt mit (teil-)systemischer Wirkung besser geeignet ist als ein Kontaktmittel, hängt in erster Linie von der Witterung, dem Krautwachstum, der Anfälligkeit der Sorte und vom Standort ab. Die Anwendung eines Kontaktmittels eignet sich auf leichten Standorten in einem trockenen Frühjahr. Strategien entnehmen Sie der Übersicht 2.


In Jahren mit witterungsbedingt hohem bis mittlerem Infektionsrisiko im Frühjahr hat sich zum Spritzstart sowie in der Hauptwachstumsphase des Krautes der Einsatz von systemischen bzw. teilsystemischen Präparaten bestens bewährt.


Bei Verdacht auf latenten Befall ist der Einsatz Cymoxanil-haltiger Mittel bereits zur Erstbehandlung vorteilhaft (nicht nur für Stoppspritzungen). Auf gefährdeten Schlägen – wie z.B. Anbau von frühen Kartoffeln unter Folie oder Schlägen mit Staunässe in der Umgebung – empfiehlt es sich, schon zum Spritzstart zusätzlich zum (teil-)systemischen Fungizid ein sporizides Mittel (z.B. Ranman Top, Carneol, Nando 500 SC, Terminus, Shirlan, Winby) mit voller Aufwandmenge zuzumischen.


Sehr gut geeignet für die Erstbehandlung bis zum Ende des Krautwachstums ist nach ersten Versuchsergebnissen das neu zugelassene Mittel Zorvec Enicade NZeb im Co-Pack mit Manzate. Es ist für insgesamt vier Behandlungen zugelassen. Um Resistenzen vorzubeugen, raten wir aber, das Präparat nur maximal zweimal einzusetzen.


Steht ein Befallsausbruch unmittelbar bevor oder sind Symptome bereits sichtbar, darf man die systemischen Mittel Fantic M WG oder Ridomil Gold MZ nicht mehr nutzen.


Treten Krautfäulesymptome auf, sind unverzüglich Stoppspritzungen durchzuführen. Dass unmittelbar nach dem Feststellen eines Befalls eine sofortige Behandlung absolut notwendig ist, zeigte sich im Jahr 2016. Oft entscheiden nur wenige Stunden früher oder später über Erfolg oder Misserfolg.


Die beste heilende Wirkung (Kurativwirkung) haben nach unseren Erfahrungen Cymoxanil-haltige Präparate wie Tanos, Reboot oder Proxanil. Unter www.topagrar.com/kartoffeln2019 finden Sie eine Auswahl mit Wirkstoffgehalten. Ein Fungizid mit kurativer Wirkung muss in der Lage sein, eine bereits im Blatt noch latente Infektion zu stoppen, sodass sie nicht ausbricht.


Bleibt das Wetter für Krautfäule anhaltend günstig, sollte eine weitere Behandlung bereits nach 2 bis 3 Tagen erfolgen! Dafür eignen sich Zorvec Enicade NZeb, Infinito + Ranman Top, Shirlan usw. mit voller Aufwandmenge.


Wie anfällig ist die Sorte?


In welchem Behandlungsintervall die„normalen“ Folgebehandlungen gegen Krautfäule erfolgen sollten, hängt auch von der Toleranz der Kartoffelsorten gegenüber dem Pilz ab. Wie anfällig weit verbreitete Sorten gegenüber Krautfäule sind, finden Sie unter www.topagrar.com/kartoffeln2019.


Überdurchschnittlich anfällige Sorten muss man in kürzeren Spritzabständen behandeln. Bei Krautfäule-toleranteren Sorten lässt sich der Spritzabstand dagegen um bis zu 3 Tage erweitern. Je nach Krautfäuledruck, Neuzuwachs, Niederschlägen oder Beregnung sind weitere Anpassungen erforderlich. Beispiele für Zu- und Abschläge finden Sie in Übersicht 3. Basis ist die Wirkungsdauer der einzelnen Mittel in Tagen. Die Angabe für jedes Fungizid finden Sie in der Übersicht 5 auf Seite 64.


Passgenaue Folgeeinsätze


Mit welchem Fungizid Sie die weiteren Spritzungen durchführen sollten, hängt wiederum vom Krautwachstum und Infektionsdruck ab. Bei der Entscheidung des Mitteleinsatzes spielt zusätzlich die Regenfestigkeit eines Produktes eine wichtige Rolle. Das gilt vor allem, wenn nach dem Antrocknen des Spritzbelages mit Niederschlägen zu rechnen ist, oder wenn Sie beregnen müssen. Auch wegen der zunehmenden Starkregenfälle gewinnt die Regenfestigkeit an Bedeutung.


Wechseln Sie für ein vorbeugendes Resistenzmanagement spätestens nach der zweiten Behandlung die Wirkstoffgruppe (FRAC-Gruppe). Mittel mit gleichem Wirkmechanismus sollten in der gesamten Spritzfolge einen Anteil von maximal 50% einnehmen.


Leistungsstark und regenfest sind neben Zorvec Enicade NZeb, Infinito und dem Proxanil Ranman Top-Pack insbesondere Mandipropamid-haltige Fungizide wie Revus, Revus top und Carial Flex. Ist der Krautfäuledruck wegen trockener Bedingungen niedrig, reichen die preiswerten Fluaziname wie Carneol, Nando, Shirlan oder Terminus.


Keine CHance für Alternaria


Doch nicht nur Krautfäule, sondern auch die Dürrfleckenkrankheit, verursacht durch die Erreger Alternaria alternata oder Alternaria solani, kann die Kartoffel bereits sehr früh in der Wachstumsphase befallen.


Erste Schadsymptome, die zunächst auf den unteren Blättern auftreten, können schon wenige Wochen nach dem Auflaufen sichtbar sein. Typisch ist, dass die kleinen punktartigen Nekrosen gegenüber dem gesunden Blattgewebe scharf abgegrenzt sind. Später können in größeren Flecken typische konzentrische Ringe erkennbar sein. Im fortgeschrittenen Befallsstadium verfärben sich alle Blätter durch die vom Pilz gebildeten Stoffwechselprodukte gelb-grün und sterben vorzeitig ab.


Die Blattflecken können leicht mit Krautfäule, Botrytis (Grauschimmel), Magnesiummangel oder Ozonschäden verwechselt werden. Stark befallsfördernd wirkt physiologischer Stress, wie z.B. Nährstoff- oder Wassermangel, Hitze oder Saugschäden von Blattläusen.


Ein epidemieartiges Auftreten ist bei über 25°C und Blattfeuchte zu erwarten. Bis zur Ernte nimmt der Befall meist stark zu, wobei in den letzten vier Wochen vor der Ernte der stärkste Anstieg zu beobachten ist.


Eine Bekämpfung von Alternaria mit Fungiziden kann nur vorbeugend erfolgen. Doch selbst eine prophylaktische Behandlung kann Alternaria nicht vollständig unterdrücken. Um eine explosionsartige Ausbreitung im Bestand zu verhindern, ist es wichtig, dass in der Spritzfolge verstärkt Krautfäulemittel zum Einsatz kommen, die eine gute Nebenwirkung gegenüber Alternaria aufweisen. Welche das sind, entnehmen Sie der Übersicht 4.


In weniger anfälligen Sorten – das bestätigen die Ergebnisse der letzten Versuchsjahre in Baden-Württemberg und Bayern – ist eine zusätzliche Behandlung mit Spezialmitteln gegen Alternaria nicht erforderlich. Auf den leichteren Standorten in Südbaden mit teils kiesigen Böden kommt Alternaria jedoch praktisch immer zusammen mit Krautfäule vor. Bei anfälligeren Sorten und in Problemgebieten mit hohem Infektionsdruck bietet sich Revus Top oder die Zumischung von Narita (maximal 1-mal ab EC 65 = 50% der Vollblüte geöffnet) zu Krautfäulefungiziden an.


Minderwirkungen bei Strobis


Alternaria ist mittlerweile gegenüber Strobilurinen (Ortiva, Signum) in erheblichem Maße resistent. Zudem lassen Laboruntersuchungen der LfL Bayern befürchten, dass ein mehrmaliger Einsatz von Tanos gegen Alternaria das Resistenzproblem verschärfen könnte. Denn der im Produkt enthaltene Wirkstoff Famoxadone weist eine Kreuzresistenz zu Strobilurinen auf. Bei zu häufiger Anwendung dieser Produkte wurden bereits Wirkverluste um 50% festgestellt.


Begrenzen Sie daher den Einsatz dieser Präparate auf maximal eine Behandlung. Eine Alternariabehandlung mit Strobilurinen sollte zudem keinesfalls direkt in der Epidemiephase erfolgen. ▶


matthias.broeker@topagrar.com

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