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So bleiben Kraut und Knolle gesund

Lesezeit: 7 Minuten

Die neueste Krautfäule-Population ist aggressiver und bildet mehr Sporen. Wie Sie den Pilz dennoch bekämpfen können und zusätzlich Alternaria in Schach halten, erklärt Hans-Jürgen Meßmer, LTZ Augustenberg, Außenstelle Donaueschingen.


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Wann schlägt der immer aggressivere Krautfäule-Erreger zu? Diese Frage ist für Kartoffel-anbauer entscheidend. Denn der Pilz ist unberechenbar: Entweder tritt – wie in 2013 und 2015 – fast kein Befall auf, oder er ist wie im letzten Jahr kaum zu kontrollieren. Extreme Krautfäulejahre kommen in der Regel alle drei bis vier Jahre vor. Zusätzlich sorgt die Dürrfleckenkrankheit Alternaria immer wieder für böse Überraschungen.


Neben erheblichen Ertragsausfällen verursacht der Krautfäulepilz auch hohe Qualitätseinbußen. Die großen Probleme in vielen Regionen im letzten Jahr resultierten vor allem aus extrem hohen Niederschlägen und latent belastetem Pflanzgut. Zudem gab es einen enorm hohen Anteil an Durchwuchskartoffeln in anderen Kulturen, die das Risiko einer Infektion deutlich erhöhten. Wer seine Fungizidstrategie nicht optimal anpasste, musste häufig massive Schäden in Kauf nehmen.


Der Spritzstart entscheidet!

Der Zeitpunkt und die Intensität des Erstauftretens von Krautfäule hängen wesentlich von der Witterung ab. Sind Ihre Kartoffelschläge zu Beginn der Vegetationsperiode wegen ergiebiger Niederschläge über mehrere Tage nicht befahrbar, müssen Sie mit frühem, massivem Stängel- und Wipfelbefall bereits vor Reihenschluss rechnen. Vor allem in diesen Fällen ist ein rechtzeitiger Spritzstart, ein optimaler Spritzabstand und die passende Fungizidstrategie wichtig.


Nur wenn der erste Spritztermin exakt zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, ist eine Krautfäuleepidemie zu verhindern. Die besten Erfolge erzielen Sie immer dann, wenn der Fungizideinsatz bereits mehrere Tage (ca. 8 bis 10 Tage) vor dem ersten sichtbaren Feldbefall erfolgt.


Um diesen Zeitpunkt möglichst genau treffen zu können, helfen computergestützte Simulationsprogramme. Das weiterentwickelte Modell „Simblight“ nutzt zur Berechnung des Behandlungsbeginns nun zusätzlich die Bodenfeuchte. Unter www.isip.de sind Prognosemodelle in nahezu allen Bundesländern kostenfrei abrufbar. Für die Berechnung des Spritzstarts sind folgende Parameter in der Regel notwendig.


  • Name der angebauten Sorte,
  • Datum, nach dem mindestens 80% der Kartoffelpflanzen aufgelaufen sind,
  • Anteil der Kartoffelfelder in der Region und
  • die Befahrbarkeit des Schlages.


Als Ergebnis liefert z.B. das Prognosemodell Simblight den Phytophthora-Index. Dieser beschreibt das Risiko für das Erstauftreten von Krautfäule. Bei einem Wert von 100 ist der Behandlungsbeginn erreicht. Das System zeigt Ihnen das konkrete Datum für den Spritzstart an. Die bundesweite Trefferquote liegt nach unseren Erfahrungen bei nahezu 100%. Eine eventuell falsche Prognose führt allenfalls dazu, dass zu früh behandelt wird.


Strategien für Ihre Flächen:

Ob zum Spritzstart ein Produkt mit (teil-)systemischer Wirkung besser geeignet ist als ein Kontaktmittel, hängt in erster Linie von Witterung, Krautwachstum, Anfälligkeit der Sorte und vom Standort ab. Der ausschließliche Einsatz von Kontaktmitteln zum ersten Termin ist eher die Ausnahme und nur auf leichten Standorten in trockenen Frühjahren zu empfehlen. Wirkungsstarke Kontaktpräparate sind Ranman Top und die übrigen Fluazinam-haltigen Mittel wie Carneol, Nando, Shirlan oder Terminus.


Bei witterungsbedingt mittlerem bis hohem Infektionsdruck im Frühjahr haben sich zum Spritzstart und in der Hauptwachstumsphase des Krautes systemische bzw. teilsystemische Präparate bestens bewährt (siehe Übersicht 1). Bei Verdacht auf latenten Befall waren im Krautfäulejahr 2016 Cymoxanil-haltige Mittel nicht nur für Stoppspritzungen, sondern auch zur Erstbehandlung vorteilhaft.


Auf gefährdeten Schlägen, wie z.B. bei frühen Kartoffeln unter Folie im direkten Umfeld, Flächen mit Staunässe oder Problemen mit Durchwuchskartoffeln (Übersicht 2), sollten Sie schon zum Spritzstart dem (teil-)systemischen Fungizid ein sporizides Mittel zumischen. Geeignet sind z.B. Ranman Top, Shirlan mit voller Aufwandmenge. Steht ein Befallsausbruch unmittelbar bevor oder sind Symptome bereits sichtbar, dürfen Sie Epok, Fantik M WG oder Ridomil Gold MZ nicht mehr einsetzen.


Treten Krautfäule-Symptome auf, müssen Sie schnell handeln und sofort Stoppspritzungen durchführen. Nur wenige Stunden entscheiden über Erfolg oder Misserfolg der Maßnahme. Die beste heilende Wirkung (Kurativwirkung) zeigen die Cymoxanil-haltigen Präparate. Die kurativ wirkenden Fungizide müssen in der Lage sein, eine bereits im Blatt noch latente Infektion zu stoppen, sodass sie nicht zum Ausbruch kommt. Dies ist wichtig, wenn auf einem Feld erster sichtbarer Befall auftritt und weitere latente Infektionen wegen der Witterung wahrscheinlich sind.


Bewährt für Stoppspritzungen haben sich folgende Tankmischungen (Klammerwert zeigt Cymoxanil-Gehalt bezogen auf die Aufwandmenge pro ha an): Tanos (175), Reboot (148,5), Proxanil (125), Curzate M WG (112,5) oder Carial Flex (108) kombiniert mit sporenabtötenden Produkten wie Ranman Top oder Shirlan bzw. Carneol, Nando SC, Terminus oder Winby. Setzen Sie bei den jeweiligen Mischungen immer die volle Aufwandmenge ein.


Bleibt das Wetter für Krautfäuleinfektionen anhaltend günstig, sollte man die Spritzung nach zwei bis drei Tagen wiederholen. Achten Sie darauf, wie oft Sie das Fungizid pro Saison zulassungsbedingt einsetzen dürfen. Zudem ist ein Wirkstoffwechsel wegen des Resistenzmanagements ein Muss! Wie das Resistenzrisiko von Fungiziden zu bewerten ist, entnehmen Sie Übersicht 3.


Richtige Folgebehandlungen:

Mit welchem Fungizid Sie die Folgebehandlungen durchführen sollten, hängt vom Krautwachstum und Infektionsdruck ab. Zusätzlich spielt bei der Entscheidung des Mitteleinsatzes die Regenfestigkeit eines Produktes eine Rolle. So traten im vergangenen Jahr in vielen Kartoffelbeständen starke Epidemien nach heftigen Gewitterschauern auf, weil der Spritzbelag einfach abgewaschen war. Leistungsstark und regenfest sind neben Infinito und Proxanil Extra bzw. Proxanil Ranman Top-Pack insbesondere Mandipropamid-haltige Fungizide wie Revus, Revus Top und Carial Flex. Ist der Krautfäuledruck wegen trockener Bedingungen dagegen eher niedrig, reichen die preiswerten Fluaziname wie Carneol, Nando, Shirlan oder Terminus.


Die Spritzabstände der Folgebehandlungen hängen wiederum vom Infektionsdruck und der Witterung ab. Bei hohem Druck dürfen die Spritzabstände bei maximal einer Woche liegen. Sind die Bedingungen für den Pilz ungünstig, kann man den Abstand auf rund zwei Wochen ausdehnen.


Lösungen gegen Alternaria:

Doch nicht nur die Krautfäule, auch die Dürrfleckenkrankheit – verursacht durch Alternaria alternata oder Alternaria solani – kann die Pflanze bereits früh in der Wachstumsphase schädigen. Befallsfördernd wirken physiologische Stresssituationen wie Nährstoff- und Wassermangel, Hitze sowie Saugschäden durch Blattläuse. Zudem führt der vermehrte Einsatz neuer Krautfäulemittel (Carial Start, Infinito, Proxanil, Ranman Top, Revus) ohne Alternariawirkung dazu, dass sich die Erreger schneller verbreiten.


Befall verursacht hohe Qualitätsverluste. So ließen sich im letzten Jahr an allen von uns eingesandten Proben in erster Linie Trocken- bzw. Hartfäule mit den typisch eingesunkenen Flecken an den Knollen feststellen. Verursacher war primär Alternaria alternata. Auffallend dabei ist, dass vor allem dünnschalige, beschädigungsempfindliche Sorten häufiger betroffen sind.


Alternaria lässt sich mit Fungiziden nur vorbeugend bekämpfen. Um einer explosionsartigen Ausbreitung entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, in der Spritzfolge verstärkt Krautfäulemittel mit einer guten Nebenwirkung auf Alternaria einzusetzen (siehe Übersicht 4). Wenden Sie aus Gründen der Resistenzvorsorge die beiden Spezialpräparate Signum und Ortiva nur einmal in der Saison an. Denn Minderwirkungen gegen die enthaltene Wirkstoffgruppe der Strobilurine gab es im Süden bereits vor einigen Jahren. Auch in den Kartoffel-anbaugebieten von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind sie mittlerweile nachweisbar.


Laboruntersuchungen der LfL Bayern lassen befürchten, dass ein mehrmaliger Einsatz von Tanos gegen Alternaria das Resistenzproblem verschärfen könnte. Denn das im Produkt enthaltene Famoxadone weist eine Kreuzresistenz zu Strobilurinen auf.


Gibt es neue Fungizide?

Gegen Krautfäule sind zwar neue Mittel erhältlich, sie beruhen aber meistens auf bekannte Wirkstoffe. Das Fungizid Plexus enthält die altbewährten Wirkstoffe Fluazinam (z.B. in Shirlan) und Cymoxanil (z.B. im früheren Ciluan). Es wird voraussichtlich in dieser Saison verfügbar sein.


Neu auf dem Markt ist das Mittel Reboot mit den Wirkstoffen Cymoxanil (Ciluan) und Zoxamide (Teilwirkstoff im Electis). Die maximale Aufwandmenge liegt bei 0,45 kg/ha. Kombiniert mit 0,4 kg/ha Reboot und einem Fluazinam-haltigen Mittel wie 0,4 l/ha Carneol verbessert es die Wirkdauer. Dies zeigen aktuelle Versuchserfahrungen.


Als weiteres Fungizid gegen Alternaria ist Narita mit dem Wirkstoff Difenoconazol erhältlich. Es eignet sich mit 0,5 l/ha als Zumischpartner zu Krautfäulefungiziden. Die Zulassung ist auf einen Einsatz begrenzt.-mb-


Als weiteres Fungizid gegen Alternaria ist Narita mit dem Wirkstoff Difenoconazol erhältlich. Es eignet sich mit 0,5 l/ha als Zumischpartner zu Krautfäulefungiziden. Die Zulassung ist auf einen Einsatz begrenzt.-mb-


Über die Wirkung der Krautfäule- und Alternaria-Mittel informiert Übersicht 6.

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