Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Aus dem Heft

So wächst Ihr Mais konkurrenzlos

Lesezeit: 9 Minuten

Wirkung, Resistenzstatus, Wasserschutz – all das müssen Sie beim Herbizideinsatz im Mais beachten. Hier die Empfehlungen für diese Saison.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Mais besitzt ein enormes Ertragspotenzial, was er aber nur unter günstigen Standort- und Witterungsbedingungen ausspielen kann. Auf Unkrautkonkurrenz reagiert er vor allem in der Jugend empfindlich. Das gilt insbesondere für leichte, schnell austrocknende Böden und generell für Jahre mit geringen Niederschlägen. Wichtig ist daher eine wirksame, aber verträgliche Unkrautkontrolle.


Gibt es neuheiten?


Im Herbizidsektor ist zurzeit wenig Bewegung. Auch mittelfristig sind keine neuen Wirkstoffe in Sicht. Wegen zunehmender Resistenzen bei Unkräutern, vor allem gegen die Gruppe der ALS-Hemmer wie Motivell forte, MaisTer Power oder Cato, bereitet das Sorge.


Der Trend, dass die Industrie ältere Wirkstoffe in Fertigprodukten oder Packs neu kombiniert, ist auch im Mais festzustellen. Das kann bei dem einen oder anderen Produkt preisliche Vorteile mit sich bringen. Für 2019 gibt es folgende Neuerungen oder Änderungen:


  • Neu zugelassen ist Onyx mit dem Wirkstoff Pyridate, der aus dem Produkt Lentagran bekannt ist. Das Herbizid lässt sich im Nachauflauf (2. bis 8. Laubblatt) zweimal mit 0,75 l/ha oder einmal mit 1,5 l/ha je Jahr anwenden. Durch die Zugabe von 0,75 l/ha Onyx ist es möglich, blattaktive Herbizide (insbesondere Triketone wie Simba 100 SC, Callisto, Sulcogan u.a.) in ihrer Wirkung zu verstärken. Dieser „Boost-Effekt“ ähnelt dem von B235 und erhöht die Leistung besonders bei strahlungsreicher Witterung. Auf Hirse, Knöteriche und Schwarzen Nachtschatten kann Pyridate unterstützend wirken.


Von Nachteil sind die Abstandsauflagen. Zu Oberflächengewässern sind 20 m bei voller Aufwandmenge von 1,5 l/ha einzuhalten (bei 90% abdriftmindernden Düsen), bei halber Menge von 0,75 l/ha dagegen nur 10 m.


  • In diesem Jahr gibt es Peak auch solo. Innerhalb eines Dreijahreszeitraums darf man es aber nur einmal auf derselben Fläche mit 20 g/ha anwenden.
  • Zu beachten ist nach wie vor die Bestimmung NG326 für Nicosulfuron-haltige Herbizide. Demnach darf man die maximale Aufwandmenge von 45 g Wirkstoff/ha auf derselben Fläche – auch in Kombination mit anderen Mitteln – nicht überschreiten. Zusätzlich begrenzt die Auflage NG327 den Einsatz des Wirkstoffs auf eine einmalige Anwendung auf derselben Fläche innerhalb eines Zweijahreszeitraums.


Strategien für ihren Mais


Noch erlaubt die zur Verfügung stehende Wirkstoffpalette auch in schwierigen Situationen, wie eine enge Fruchtfolge, humusreiche Böden oder das Auftreten von Spezialunkräutern, weitreichende Lösungen. Zwischen zwei Strategien können Sie wählen:


  • Spritzfolgen gewinnen insbesondere bei starkem Unkrautdruck und frühen Saatterminen an Bedeutung. Damit die Maßnahmen optimal wirken und die Maispflanzen dabei keinen Schaden nehmen, sind folgende Bedingungen zu beachten: Führen Sie die erste Behandlung im Zwei- bis Dreiblattstadium der Kultur mit mindestens 50% der zugelassenen Aufwandmenge durch. Zwingend erforderlich ist dann eine gezielte Nachbehandlung im Fünf- bis Sechsblattstadium. Das gilt auch, wenn der Bestand zu dem Zeitpunkt relativ unkrautfrei erscheint. Empfehlungen für Spritzfolgen entnehmen Sie der Übersicht 1.13


  • Eine Einmalbehandlung hat vor allem im Norden in Fruchtfolgen mit weniger als 50% Maisanteil und bei später Aussaat (schnellerer Reihenschluss) ihre Bedeutung. Kommen in Jahren mit hohen Niederschlägen im Juni die Bodenherbizide voll zur Wirkung, sind Nachspritzungen häufig nicht erforderlich.14


Streben Sie bei der Option auf nur eine Durchfahrt das Vierblattstadium des Maises als optimalen Bekämpfungstermin an. Zu empfehlen sind mindestens 75% der Aufwandmenge eines Herbizidpacks. Wer blattaktive Herbizide wie Sulfonylharnstoffe zumischt, sollte diese Menge keinesfalls überschreiten. Bei trockener Witterung nach der Maßnahme ist es wichtig, die Wirkung zu kontrollieren. Bei Bedarf kann man dann preisgünstig nachbehandeln.


Auch in Regionen, in denen der Maisanbau erst in den letzten Jahren Einzug gehalten hat, reicht eine Einmalbehandlung oft aus. Ist der Nachauflauf von Unkräutern gering, kann der Fokus auf blattbetonten Herbiziden liegen. Spielt Fuchsschwanz eine Rolle, ist es angeraten, ein Sulfonylharnstoff zu ergänzen. In Fruchtfolgen mit Rüben und Mais ist zu beachten, dass auf Flächen, auf denen der Wirkstoff Mesotrione (Calaris, Callisto) eingesetzt wird, der direkte Nachbau von Rüben nicht möglich ist.


Bei einer Einmal-Strategie eignen sich auf den Standorten ohne Hirsen z.B.


  • 2,0 l/ha Zeagran Ultimate oder
  • 1,0 bis 1,5 l/ha Calaris + 0,15 bis 0,3 l/ha B 235 (Auflage WP 729: kein Nachbau von Rüben, Ackerbohnen, Erbsen) oder
  • 1,0 bis 1,25 l/ha Callisto + 0,15 bis 0,3 l/ha B 235.


Treten Gräser wie Fuchsschwanz, Flughafer oder Quecke auf, können Sie Gräserherbizide wie 20 g/ha Cato, 0,4 l je ha Motivell forte oder jeweils 0,5 l/ha Samson 4 SC/Nicogan/Kanos zumischen. Achten Sie darauf, Nicosulfuron-haltige Herbizide maximal nur alle zwei Jahre auf derselben Fläche anzuwenden.


Auf Standorten mit Hirsen und einer breiten Mischverunkrautung können Sie Packs einsetzen. Beispiele dazu entnehmen Sie der Übersicht 2 auf Seite 81.


Blattaktiv bei Untersaat


Immer mehr Maisanbauer begrünen ihre Flächen ganzjährig, um


  • die Bodenfruchtbarkeit zu fördern,
  • die Humusbilanz zu verbessern,
  • Wasser- und Winderosion zu mindern
  • oder Nitratauswaschung zu verhindern (ca. 40 kg/ha).


Zudem gewinnen Untersaaten über Agrarumweltmaßnahmen, das Greening (Faktor 0,3) und spezielle Förderprogrammme in Wasserschutzgebieten zunehmend an Bedeutung. Wer das Saatgut spät bei einer Wuchshöhe des Maises von 60 bis 70 cm ausbringt, minimiert die Gefahr von Ertragsminderungen – das zeigen Versuche der LWK Niedersachsen.


Entscheidend für eine gute Entwicklung der Untersaat ist die Wahl der Herbizide. Dabei geht es neben einer sicheren Wirkung insbesondere um die Verträglichkeit der Wirkstoffe für die Gräser. Es gilt: Je enger der Abstand zwischen Grasaussaat und der Herbizidbehandlung, desto größer ist das Schädigungsrisiko. Das betrifft in erster Linie Präparate mit bodenwirksamen Bestandteilen wie Gardo Gold, Dual Gold oder Successor T. Von diesen Herbiziden darf maximal 30% der zugelassenen Aufwandmenge zum Einsatz kommen.


Bei Grasuntersaaten sind die Mittelwahl und Aufwandmengen gegen Unkräuter und Hirsen daher eingeengt. Strategien entnehmen Sie der Übersicht3. Bei den ausschließlich unkrautwirksamen Präparaten wie B 235 (Bromoxynil) und Peak treten keine Verträglichkeitsprobleme auf. Nach neuen Versuchen ist auch der Einsatz Dicamba-haltiger Präparate wie Arrat und Mais-Banvel möglich. Die hirsewirksamen Triketone wie Sulcogan, Callisto und Laudis ergänzen die Herbizidpalette für Untersaaten. Die Wirklücken gegen Borstenhirse, Einjährige Rispe und Quecken schließen die gräserwirksamen Sulfonyle. Doch Vorsicht: Wegen der Teil-Bodenwirkung dieser blattaktiven Präparate ist es wichtig, dass zwischen dem letzten Herbizideinsatz und der Grasaussaat mindestens zwei bis drei Wochen liegen. MaisTer Power ist für Untersaaten nicht verträglich.


Tabu Ausfallkartoffeln


Vor allem in Kartoffel-intensiven Regionen bereiten die nach der Rodung auf dem Acker verbleibenden Ausfallkartoffeln den Anbauern zunehmend Kopfschmerzen. Denn die kleinen Knollen können über mehrere Jahre keimfähig bleiben, insbesondere wenn sie von Bodenfrost verschont sind.


Wichtig ist daher, auf eine wendende Bodenbearbeitung nach der Ernte zu verzichten, damit zumindest einige Knollen kaputt frieren. Milde Winter reichen dafür nicht. Ein beträchtlicher Teil überlebt und bereitet in engen Kartoffelfruchtfolgen große Probleme durch Sortenvermischungen, grüne Brücken für Nematoden, Kartoffelkrebs, Krautfäule usw. Nachhaltige Bekämpfungserfolge in Getreide sind wegen der späten Anwendung nach erneutem Knollenansatz kaum zu erwarten. Die besten Möglichkeiten bieten sich mit der vorhandenen Mittelpalette im Maisanbau. Das veranlasst viele Betriebe, bewusst Mais nach Kartoffeln anzubauen. Aus aktuellen Versuchen lässt sich folgende Strategie ableiten, um Ausfallkartoffeln in Mais zu beseitigen:


  • Bekämpfen Sie zunächst das Laub der Ausfallkartoffeln mit Mesotrione-haltigen Mitteln (Callisto, Maran, Calaris, Elumis, Arigo) vor dem Knollenansatz. Der Wirkstoff wirkt schnell und verhindert bereits einen Teil des neuen Knollenansatzes.35


  • Sobald der Knollenansatz feststellbar ist (Spatenprobe), sollte ein Einsatz von Effigo folgen, eventuell kombiniert mit Mesotrione. Verzichten Sie auf Zusätze anderer Blattherbizide, weil dies die Verlagerung der Wirkstoffe behindert. Das gilt besonders für Buctril oder B 235.36


Dringend hinzuweisen ist auf die Nachbaubeschränkung von Effigo. Verwenden Sie das Mittel auf keinen Fall im Jahr vor dem Kartoffelanbau, denn es wirkt sehr stark auf die Keimfähigkeit von Kartoffelknollen.


Tipps gegen Problem-unkräuter


Schlechte Nachrichten gibt es beim Erdmandelgras, das in einigen maisintensiven Regionen erhebliche Probleme bereitet. Denn seit 2018 steht das hochwirksame Permitt nicht mehr zur Verfügung. Gleichwertige Alternativen sind derzeit nicht am Markt.


Am vielversprechendsten sind Einsätze im Splitting mit hohen Aufwandmengen von Mesotrione-haltigen Mitteln wie z.B. Callisto, Calaris, Maran, Simba, Kideka oder Temsa EC. Erste positive Erfahrungen liegen auch mit MaisTer Power vor. Lösungen gegen Spezialunkräuter und weitere Infos zu Ausfallkartoffeln haben wir für Sie unter www.topagrar.com/mais2019 zusammengestellt.


Geht’s auch mechanisch?


Das Problem der Metabolit-Funde im Grundwasser führt immer häufiger zur Forderung von „mehr mechanisch, weniger chemisch“. Dabei geht es aber nicht darum, alle Pflanzenschutzmaßnahmen zu ersetzen, sondern die Wirkstoffmengen zu reduzieren (siehe dazu auch die Zusatzinfo auf Seite 87). ▶


Neben der Unkrautregulierung bieten die mechanischen Maßnahmen auch pflanzenbauliche Vorteile, wie den Boden lockern und lüften oder um Gülle/Gärreste einzuarbeiten.


Gute Erfahrungen liegen uns mit folgendem Verfahren vor: Vorlage eines breit wirksamen Blattherbizids (Verzicht auf Bodenherbizid) im Drei- bis Vierblattstadium des Maises und dann eine Hackmaßnahme kurz vor Reihenschluss. Diese Vorgehensweise hat sich in einem Projekt 2017 an zwei Standorten in puncto Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit bewährt – weitere Versuche dazu werden folgen.


Den Hacktermin sollte man bewusst spät wählen, am besten bei 70 bis 90 cm Wuchshöhe des Maises. Das minimiert das Problem einer Spätverunkrautung. Neben der Witterung hängt der Hackerfolg auch von der Größe der Unkräuter bzw. der Häufelleistung in der Maisreihe ab. Bei der Planung ist zu berücksichtigen, dass die Reihenzahl des Maislegegerätes möglichst zum Hackgerät passen sollte. Flächenleistungen von 3 bis 5 ha/Stunde lassen sich erreichen. Wasserschutzgebieten wird die mechanische Unkrautbekämpfung im Rahmen der „Freiwilligen Vereinbarungen“ bezuschusst und ist dort besonders attraktiv für einen Einstieg.


Eine alleinige mechanische Unkrautregulierung, wie Ökolandwirte sie praktizieren, ist besonders herausfordernd. Diese umfasst Striegelmaßnahmen, beginnend im Vorauflauf (Blindstriegeln) bis zum Vierblattstadium des Maises, gefolgt von z.B. kameragesteuerten Hacken. Je nach Witterung und Unkrautgröße variiert die Anzahl der Überfahrten. Nachteilig ist, dass sich nur kleine Unkräuter erfassen lassen und die mehrmalige Bearbeitung die Krümelstruktur der Böden deutlich negativ beeinflusst oder gar zerstört. Das fördert Winderosion. Im Vergleich zur chemischen Variante entstehen zudem deutlich höhere Kosten bei geringerer Flächenleistung.


matthias.broeker@topagrar.com


matthias.broeker@topagrar.com


Den Übersichten 4 und 5 entnehmenSie die Leistungen und Auflagen ausge-wählter Herbizide.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.