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Sortenwahl ohne Qual

Lesezeit: 8 Minuten

Welche Stärken und Schwächen altbekannte und neue Weizensorten im Süden zeigen, weiß Thomas Gerstmeier, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Augsburg.


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Eliteweizen oder Futterweizen – die Ansprüche an eine Sorte gehen weit über die Frage nach der Vermarktung und dem Ertrag hinaus. In diesem Frühjahr musste sich der Weizen vielerorts gegenüber Starkregen und hohem Krankheitsdruck beweisen. Weitere Sorteneigenschaften, wie z.B. Standfestigkeit und Gesundheit, gewinnen daher zunehmend an Bedeutung.


Auch aufgrund vermehrt öffentlicher Diskussionen um den Einsatz einzelner Pflanzenschutzwirkstoffe werden Sorten mit breiter Krankheitstoleranz immer wichtiger. Vor allem neue Sorten sind dabei oft blattgesünder als ältere Kandidaten. Eine sichere Hilfe, welche Sorten zu Ihrem Standort passen, bieten die Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV) in Süddeutschland. Diese sind regional und unabhängig.


Sieger im Ertrag:

Bei der Suche nach der optimalen Sorte fällt bei vielen der Blick zunächst auf den Ertrag. Darin unterscheiden sich die Sorten deutlich, jedoch ist ein Vergleich nur innerhalb der Qualitätssortimente sinnvoll (siehe Übersicht 1).


Im E-Sortiment fällt die langjährig geprüfte Sorte Akteur ertraglich gegenüber den anderen ab. In den bayerischen LSV erzielte sie 2015 in der unbehandelten Stufe 1 nur Relativerträge von 70%, in der optimal behandelten 88% (siehe Übersicht 1). Neuere Sorten in diesem Sortiment können sich aktuell in Szene setzen. Vor allem gesündere Kandidaten wie Axioma oder Ponticus stehen bereit. Sie erzielten unbehandelt 2015 Relativerträge von 100 bzw. 101%. Beim Rohprotein bringt Axioma zudem sehr gute Ergebnisse (siehe Übersicht 2, Seite 62). Die ertragsstärkste E-Sorte ist nach wie vor Kerubino EU. Aufgrund schwächerer Rohproteingehalte rutscht sie jedoch oft ins A-Sortiment ab.


Die meisten Sorten in den LSV sind A-Weizen. Im Ertrag unterscheiden sich die bewährten kaum. Wie im E-Sortiment erreichen aber vor allem die neueren Sorten neue Dimensionen. Dabei stechen RGT Reform und Rebell heraus. Sie lieferten 2015 Relativerträge von 105 bzw. 108% in der unbehandelten Variante und erreichten in der optimal behandelten Stufe 2 ebenfalls überdurchschnittliche Erträge (s. Übersicht 1). Beide sind zudem in der Krankheitstoleranz gut eingestuft (s. Übersicht 2, Seite 62). Die Erntemengen der älteren Sorten wie Impression, Julius und Meister sind dagegen in der Stufe 2 etwas gesunken. In der Praxis kommen sie aber wegen ihrer guten agronomischen Eigenschaften, wie z.B. Standfestigkeit, Pflanzenlänge und Winterhärte, sowie Ertragsstabilität und Fusariumtoleranz vor.


Den deutlichsten Ertragsfortschritt hat das B-Sortiment erzielt. Darin zeigen ebenfalls die neuen Sorten sehr ansprechende Erträge. Dass diese überwiegend gesund sind, lässt sich 2015 an den guten Ergebnissen in der unbehandelten Stufe 1 erkennen. Die Relativerträge lagen je nach Sorte bei 100 bis 112% (siehe Übersicht 1).


Beim C-Weizen hat sich die Sorte Elixer durchgesetzt. Sie ist gut blattgesund, jedoch gering standfest (s. Übersicht 2, Seite 62). Ertraglich gehört sie langjährig zu den Spitzenreitern (2015: rel. 114%, unbehandelt). Mit den Sorten Manitou und Sheriff sind weitere blattgesunde C-Weizen in der Prüfung, die sich an Elixer messen müssen (s. Übersichten 2 und 4, Seiten 62 bzw. 64).


Gesunde Sorte, wenig Fungizide:

In den letzten Jahren stellte überwiegend Gelbrost die Weizensorten vor große Herausforderungen. In der Saison 2015/16 rückte witterungsbedingt Septoria tritici schon frühzeitig in den Vordergrund. Vor allem an anfälligen Sorten breiteten sich die Infektionen von den unteren Blattetagen auf die neu gebildeten Blätter rasant aus. Bei früh gesäten Beständen (erste Oktoberwoche oder früher) kam es bereits während des milden Winters zu Infektionen. Normal und spät gesäte (um den 15. Oktober) zeigten dagegen im zeitigen Frühjahr weniger starken Septoria-Befall.


Bei mit „+“ oder „++“ gegenüber Septoria tritici bewerteten Sorten blieb der Blattapparat trotz des hohen Infektionsdrucks lange gesund und wies nur einen geringen Befall auf (s. Übersicht 2, Seite 62). Eine gute Toleranz hatten Axioma (E), Gourmet (E), KWS Magic (A), Partner (A), Spontan (A), KWS Salix (B) und Manitou (C). Dabei handelt es sich meist um in den letzten drei Jahren zugelassene Sorten. Die in den LSV schwächeren Weizen (schlechter als (+) bewertet) zeigten einen stärkeren und früheren Septoria-Befall, der sich in den unbehandelten Beständen rasch ausbreitete.


Ein Befall mit Gelbrost ließ sich 2016 nur zu einem frühen Termin (BBCH 31/32) und in den bekannten stark anfälligen Sorten z.B. am LSV-Standort Günzburg optisch erkennen. Später Befall trat dort vereinzelt auf, jedoch auf einem im Vergleich zum Vorjahr niedrigen Niveau. Wie gut sich die einzelnen Sorten gegen Gelbrost schützen können, finden Sie in den Übersichten 2 und 4 auf Seite 62 bzw. 64.


Fusarium bildet im Weizen viele unerwünschte Toxine. Vor allem in der menschlichen Ernährung und Tierfütterung ist unter anderem Deoxynivalenol (DON) eine ernst zu nehmende Gefahr. Daher gilt es, den Gehalt von DON im Ernteprodukt so gering wie möglich zu halten.


Wie stark sich die Weizenähren mit Fusarium infizieren, hängt von vielen Faktoren ab. Entscheidend ist die Witterung, die Sie jedoch nicht beeinflussen können. Neben der Bodenbearbeitung und Vorfrucht ist auch die Sortenwahl ein wichtiger Baustein, DON im Erntegut zu senken. Deutliche Erfolge stellen sich jedoch nur ein, wenn Sie möglichst viele der Maßnahmen kombinieren.


Mindern Sie Toxine!

Die Weizensorten unterscheiden sich deutlich in ihrer Anfälligkeit gegenüber Fusarium. Bayern hat daher spezielle Sortenversuche angelegt, die nur die Fusariumanfälligkeit der Sorten prüfen. Die langjährigen Ergebnisse der Versuche sind vor allem für die Sortenwahl von Betrieben, die Körnermais in der Fruchtfolge haben und somit Winterweizen unter erhöhtem Fusariumrisiko anbauen, entscheidend. Es empfehlen sich die Sorten Axioma (E), Impression (A), Kometus (A), Rumor (B) und Spontan (A) (siehe Übersicht 3). Günstig sind grundsätzlich Sorten, die mit einem „+“ bei der Fusariumtoleranz bewertet sind (siehe Übersicht 2).


Winterhärte im Blick:

Die Winterhärte verliert leicht an Bedeutung, solange man nicht selbst davon betroffen ist. Auswinterungsschäden waren in den letzten Jahren kein Thema, denn die Winter waren in Süddeutschland im Schnitt zu mild. Wenn es phasenweise richtig kalt wurde, lag meist eine schützende Schneedecke über den Beständen. Dennoch sollten Sie die Eindrücke der Frostschäden im Februar/März 2012 in weiten Teilen Süd- und Mitteldeutschlands nicht vergessen. Einige der Sorten, die sich dabei als winterhart zeigten, empfehlen sich nach wie vor. Dazu zählen Genius (E), Julius (A), Patras (A), Desamo (B) und Elixer (C).


Die neueren Sorten, die erst nach 2012 in die Prüfung aufgenommen wurden, haben ihre Kältetoleranz im Feld noch nicht flächendeckend unter Beweis stellen können. Um die Winterhärte dennoch bestimmen zu können, führen die Landesanstalten bzw. Landwirtschaftskammern in Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Sachsen und Institute in Polen Provokationsversuche durch. Die Ergebnisse daraus beeinflussen auch die Sorteneinstufung in der Übersicht 2, Seite 62. Sie belegen zudem, dass auch viele der neueren Sorten gegenüber Auswinterung sehr robust sind. Folgende haben mehrjährig in diesen Versuchen eine ausreichende Winterhärte bewiesen: KWS Montana (E), Ponitcus (E), RGT Reform (A), Spontan (A) und Manitou (C).


Neue Sorten auf dem Prüfstand:

Im Jahr 2016 wurden insgesamt 18 Sorten neu zugelassen (s. Übersicht 4, Seite 64). Von diesen standen neun erstmalig in den bayerischen LSV 2015/16. Die nicht getesteten Sorten Design (B), Galerist (E), HYFI (B), KWS Barney (B), Leandrus (A), LG Alpha (C), LG Kopernikus (B), Moschus (E) und Wilhelm SZS (E) lassen sich somit nur nach Beschreibender Sortenliste (BSL) einordnen.


Mit den Sorten HYFI und LG Alpha stehen nun zwei Hybridweizen zur Verfügung. Ihre Einstufungen nach BSL lassen bis auf den Ertrag jedoch keine deutlichen Vorteile erkennen. In den LSV müssen sie sich noch beweisen.


Zu den einjährig im LSV geprüften Sorten zählen eine „E-Sorte“, drei „A-Sorten“, vier „B-Sorten“ und eine „C-Sorte“. Es fällt auf, dass diese im Abreifeverhalten als eher „später“ eingestuft sind. Eine Ausnahme mit früherer Abreife bildet nur die Sorte Porthus (B).


Der starke Befall mit Gelbrost in den vergangenen zwei Jahren hat auch die Neuzulassungen beeinflusst. Die Selektion in den Wertprüfungen auf unempfindliche Sorten ist unübersehbar. In den LSV zeigten die Sorten mit Ausnahme von Kashmir (A) gute bis sehr gute Toleranzen auch auf Standorten, an denen Gelbrost verstärkt auftrat. Von den im LSV nicht geprüften Weizensorten gelten nach BSL die Sorten Design (B), HYFI (B) und KWS Barney (B) als Gelbrost-anfälliger.


Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Einstufung gegenüber Septoria tritici. Nach der BSL gibt es lediglich zwei Sorten (Kashmir und HYFI), die mit einer durchschnittlichen Toleranz ausgerüstet sind.


Wegen ihrer guten bis sehr guten Blattgesundheit fielen die Sorten Apostel (A) und Sheriff (C) bei den im LSV geprüften Neuzulassungen positiv auf. Beide zeigten optisch lange einen überwiegend gesunden Blattapparat.


Von den 2016 zugelassenen Sorten sind einige bereits einjährig auf Winterhärte getestet. Dabei stachen die Sorten Barranco (E), Apostel (A), Nordkap (A) und Halvar (B) in den LSV positiv hervor. Bei KWS Maddox (B), Prothus (B) und Kashmir (A) dagegen ist Vorsicht geboten. Unter den noch nicht geprüften Sorten gelten Leandrus (A) und LG Alpha (C) als winterhart.

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