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Starke Zweizeiler für den Süden

Lesezeit: 8 Minuten

Im Süden sind ertragssichere, gesunde und standfeste Zweizeiler mit guter Winterhärte gefragt. Was die Sorten leisten und was neue Winterbraugersten und Hybriden bringen, sagt Bernd Angermann, Amt für Landwirtschaft, Bayreuth.


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In Bayern nimmt die Wintergerstenfläche wieder zu. So stand in diesem Jahr mit 249 500 ha rund 11 % mehr Gerste auf den Feldern als im Vorjahr. Damit ist der auswinterungsbedingte Rückgang von 2012 wieder ausgeglichen. Frostschäden traten im Süden trotz des langen Winters kaum auf, da meist eine schützende Schneedecke vorhanden war. Vereinzelt mussten Landwirte ihre Bestände jedoch wegen Schneeschimmel-Befall umbrechen.


Zweizeiler dominieren:

Im Süden liegen nach wie vor die zweizeiligen Wintergersten-Sorten vorn. Ihr Anteil an der Vermehrungsfläche lag 2013 in Bayern bei 87 %, in Baden-Württemberg bei 83 %. Obwohl in den bayerischen Landessortenversuchen (LSV) die mehrzeiligen Sorten ein Ertragsplus gegenüber den Zweizeilern von ca. 5 % erreichen, nimmt ihr Anbau bisher nur leicht zu. In Baden-Württemberg wurde die Vermehrung mehrzeiliger Hybridgerste in 2013 zwar stark ausgeweitet. Die Vermarktung wird aber wohl auch überregional erfolgen.


Gründe für den Vorzug der Zweizeiler sind Vorteile bei Standfestigkeit, Strohstabilität und Kornausbildung sowie der einfachere Mähdrusch. Trotz der deutlichen Zuchtfortschritte bei den Mehrzeilern schätzen vor allem Marktfruchtbetriebe die sichere Kornausbildung auch in Hitzeperioden mit abrupter Abreife. Zudem lassen sich die Grannen bei den Zweizeilern sauberer abtrennen. Als Braugerste kommen ebenfalls zweizeilige Sorten zum Einsatz.


Stabile Erträge wichtig!

Die Gers-tenerträge im Süden schwankten in den letzten Jahren deutlich. Gründe dafür sind Witterungsextreme bzw. deren Folgen wie Kahlfröste, Frühsommertrockenheit, Hitzeperioden, Blattverbräunungen (Ramularia-Blattfleckenkomplex), Nässeperioden und die in diesem Jahr stärker aufgetretene „Laternenblütigkeit“ (leere Ährchen durch fehlende Befruchtung). Immer wichtiger wird daher, dass die Sorten neben einer hohen Ertragsleistung vor allem auch sichere Erträge bringen.


Die mehrjährigen Leistungen wichtiger Gerstensorten in Süddeutschland zeigt Übersicht 1 am Beispiel der vier bedeutendsten Anbaugebiete in Bayern. Diese Gebiete mit ähnlichen Boden- und Klimaverhältnissen reichen zum Teil in benachbarte Bundesländer (Baden- Württemberg, Hessen, Thüringen, Sachsen) hinein. Die Relativerträge beziehen sich auf das Ertragsmittel der 2012 in Bayern geprüften Sorten. Die Auswertung zeigt die Ergebnisse der letzten 5 Jahre (LSV und Wertprüfung):


  • Bei den neueren zweizeiligen Sorten erzielen California und Matros deutlich überdurchschnittliche Erträge. Sehr ertragsstark sind auch Anisette und Famosa. Im guten Mittelfeld liegen Canberra, Sandra, SU Vireni und KWS Cassia. Sandra überzeugt durch sehr gute Kornqualität, Matros und Famosa sind hier schwächer. Als nicht Gelbmosaik-resistente Sorten kommen Anisette und Matros nur in befallsfreien Lagen infrage. Die braufähigen Wintergersten Wintmalt und KWS Ariane liegen etwa 7 bis 10 % unter den besten Futtergersten.
  • Bei den Mehrzeilern bringen KWS Meridian und KWS Tenor Spitzenerträge. Souleyka und Medina sind durchschnittlich. Die Hybridsorte Hobbit (siehe Kasten rechts) bringt ebenfalls sehr gute Erträge, kann aber in keinem der Anbaugebiete die jeweils beste Liniensorte toppen. Knapp durchschnittliche Erträge erzielen die doppelt virusresistenten Sorten Kathleen und Otto.


Winterhärte beachten!

Nachdem viele neuere Sorten noch nicht bezüglich ihrer Winterhärte eingestuft werden konnten, ließen sich nach der Frostperiode im Februar 2012 die Sortenbeschreibungen komplettieren. Im Mittel sind mehrzeilige Sorten winterfester als zweizeilige.


Vorne bei der Winterhärte liegen die Mehrzeiler KWS Meridian, KWS Tenor und Medina, allerdings dicht gefolgt von den zweizeiligen Sorten Anisette und Matros. Anfälliger gegen Auswinterung sind Wintmalt, KWS Cassia und tendenziell auch die mehrzeilige Souleyka.


Immer standfest bleiben:

Vor allem in viehhaltenden Betrieben ist Wintergerste ein fester Bestandteil in der Fruchtfolge. Der regelmäßige Gülleeinsatz sorgt in diesen Betrieben für ein hohes N-Nachlieferungspotenzial im Boden. Das kann – je nach Witterung – zu erheblichen Wachstumsschüben der Pflanzen führen. Knapp standfeste Sorten sind hier trotz Wachstumsregler-Einsatz lagergefährdet. Zudem können Wachstumsregler bei Wassermangel Schäden an der Kultur verursachen. Geben Sie in diesen Fällen den standfesteren Sorten den Vorzug.


Sehr gut standfest sind die zweizeiligen Sorten Sandra und SU Vireni. Überdurchschnittlich standfest zeigen sich auch Anisette, Famosa, KWS Cassia, KWS Ariane und California. Zudem sind diese Sorten relativ strohstabil. Durchschnittlich lageranfällig sind Canberra, Wintmalt und Matros, letztere neigt auch stärker zum Halmknicken.


Bei den mehrzeiligen Sorten wurde die Halmstabilität in den letzten Jahren deutlich verbessert. Relativ gut standfest sind Souleyka, KWS Tenor, Kathleen und Otto. Die übrigen in der Übersicht 1 auf Seite 81 dargestellten Sorten zeigen eine mittlere Lagerneigung. Verstärktes Ährenknicken ist bei Kathleen, Hobbit und Medina zu beobachten.


Gesünder mit Resistenzen:

Beim Anbau von Wintergerste ist in der Regel eine einmalige Fungizid-Anwendung am wirtschaftlichsten. Das zeigen langjährige Ergebnisse bayerischer Versuche. Um mit dieser Strategie einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten, darf die Behandlung erst ab dem Fahnenblatt-Stadium erfolgen. Die Gerstensorten sollten daher vor allem gegen früh auftretenden Mehltau-, Rhynchosporium- und Netzfleckenbefall gut resistent sein.


Relativ blattgesund sind California und Famosa, sowie die mehrzeiligen Sorten Souleyka und Kathleen. Mittlere bis gute Resistenzen bieten Anisette, KWS Ariane, SU Vireni und mit Abstrichen bei Mehltau die Mehrzeiler KWS Meridian, Medina und Otto.


Allerdings sollten Sie folgende Schwachpunkte beachten: So sind Sandra und Canberra anfällig gegen Zwergrost, während bei Matros, Hobbit und KWS Tenor die Netzflecken im Vordergrund stehen. Rhynchosporium-Blattflecken treten bei Wintmalt und KWS Cassia verstärkt auf.


Bei dem im Süden regelmäßig und teilweise massiv auftretenden Ramularia-Blattfleckenkomplex sind gewisse Sortenunterschiede zu beobachten. Die Verbräunungen treten immer dann auf, wenn nach einer kühlen Phase mit Niederschlägen ein Wechsel zu starker Sonneneinstrahlung folgt. Bei starkem Auftreten sterben die Blätter betroffener Pflanzen schnell ab.


Schwächen gegen Ramularia zeigen die zweizeiligen Sorten Sandra und Matros. Die übrigen in Übersicht 1 dargestellten Zweizeiler besitzen eine mittlere bis gute Blattfleckentoleranz, ebenso die meisten mehrzeiligen Sorten. Die beste Ertragsabsicherung bringt jedoch derzeit der Einsatz von Fungiziden kurz vor dem Ährenschieben.


Vorsicht vor Virosen!

Das Auftreten von Mosaikviren konzentriert sich im Süden vor allem auf veredelungsstarke Regionen mit viel Wintergerste in der Fruchtfolge. Die bodenbürtigen Viren breiten sich jedoch stetig aus. In Befallsgebieten tritt mittlerweile auch bei Typ 1-resistenten Sorten Mosaikvirusbefall auf. Das deutet auf den Virustyp BaYMV-2 hin. Im aktuellen Sortiment gibt es nur wenige Sorten, die auch gegen diesen Typ 2 resistent sind. Zu empfehlen sind die Mehrzeiler Kathleen und Otto sowie die bereits ältere zweizeilige Sorte Jorinde. Diese doppelt resistenten Sorten weisen ein akzeptables Ertragsniveau auf.


Die durch Insekten übertragenen Verzwergungsviren traten im Süden in diesem Sommer nur vereinzelt auf. Bei jahresbedingter starker Vektorenentwicklung kann sich die Situation jedoch sehr schnell ändern. Mit Paroli wurde 2012 die erste deutsche Sorte mit Toleranz gegen Gerstengelbverzwergungs-Virus zugelassen. Leider liegt ihre Ertragsleistung in bayerischen Versuchen etwa 10 % unter den etablierten zweizeiligen Sorten.


Außerdem tritt im Süden häufig auch das Weizenverzwergungsvirus an Wintergerste auf, das Zwergzikaden übertragen. Weil derzeit keine Insektizidbeizen zugelassen sind, stehen weiterhin produktionstechnische Maßnahmen zur Befallsminderung im Vordergrund. Das sind vor allem spätere Aussaattermine, in günstigen Lagen nicht vor dem 25. September.


Was leisten Winterbraugersten?

We- gen des stetigen Rückgangs der Sommergerste und als zusätzliche Vermarktungsalternative bauen immer mehr Landwirte Winterbraugerste an. Gängige Sorten im Süden sind Wintmalt und Malwinta. Die spätreife Wintmalt kann ertraglich mit neuen Sorten noch mithalten. Sie zeigt jedoch Schwächen bei Mehltau, Rhynchosporium und Standfestigkeit. Malwinta fällt ertraglich stärker ab.


Geprüft in den bayerischen LSV werden derzeit die neuen Sorten KWS Ariane, KWS Joy, KWS Liga und KWS Scala. Gesicherte Ergebnisse liegen aber erst im nächsten Jahr vor.


Ertragsvorteil mit Hybriden?

Mit der Einführung von Hybridwintergerste hat auch im Süden das Interesse an mehrzeiligen Sorten zugenommen. Vor allem Veredelungsbetriebe scheinen sich für diesen neuen Sortentyp zu interessieren, der vom Züchter mit hoher Ertragsleistung und Spätsaatverträglichkeit beworben wird. In den bayerischen LSV ließen sich (mit 25 % reduzierter Saatstärke) Erträge erzielen, die auf dem Niveau der besten „normalen“ Mehrzeiler lagen.


Verbreitet ist derzeit die Sorte Hobbit. Sie ist gegenüber den ersten Hybridsorten in der Kornqualität und Halmstabilität deutlich verbessert, bei allerdings immer noch etwas stärkerer Neigung zum Ährenknicken und Netzfleckenbefall. Die neu zugelassene SY Leoo hat vom Bundessortenamt Höchstnoten im Ertrag erhalten, zeigt jedoch Schwächen bei Strohstabilität und Zwergrost. Wegen Abweichern in den Vermehrungsbeständen ist derzeit aber kein Saatgut verfügbar (Kasten auf Seite 81).


Wegen der stärkeren Wüchsigkeit der Hybriden empfiehlt der Züchter eine deutlich reduzierte Saatstärke und eine N-Strategie, bei der die Spätdüngung betonter ausfällt. Ob sich hiermit der Ertrag gegenüber den LSV-Ergebnissen weiter steigern lässt, wird derzeit in Versuchen geprüft. Bei der Entscheidung für oder gegen eine Hybride müssen Sie jedoch auch die höheren Saatgutkosten/ha berücksichtigen (mehr Infos zu Hybridgerste lesen Sie in top agrar 7/2013, ab Seite 62).

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