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Weizen: Auf ertragsstabile gesunde Sorten setzen

Lesezeit: 8 Minuten

Die Trockenheit begrenzt die Erträge und die Preise steigen nicht in den Himmel. Da lohnt es sich, auf gesunde Sorten zu setzen, um Kosten zu sparen.


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Hitze und Trockenheit bestimmten die Vegetation der letzten beiden Jahre – darauf reagierten auch die Weizenerträge. Vor allem die kleinräumige Niederschlagsverteilung und Bodengüte wirkten sich auf den Ertrag aus, während Sortenunterschiede meist gering ausfielen. Dennoch: Die letzten Jahre ermöglichen es, ertragsstabile Sorten zu finden, die mit Wetterextremen besser klarkommen.


Wichtig ist aber auch, die Pflanzengesundheit stärker in den Fokus zu rücken. Unsichere Erträge und niedrigere Preise verlangen nach kostengünstigen Fungizidstrategien. Darüber hinaus nehmen Resistenzen zu und Wirkstoffe fallen weg. Daher gilt es, den Sortenwechsel zu beschleunigen. Zwar versprechen Neuzulassungen nicht immer einen Ertragssprung. Fortschritte in der Pflanzengesundheit sind aber oft vorhanden.


Nicht nur der Ertrag zählt


Dass der Ertrag zwar immer noch ein wichtiges, aber nicht mehr das alleinige Sortenkriterium ist, belegen die Vermehrungsflächen. RGT Reform (A) ist die mit Abstand meistvermehrte Sorte, obwohl die Erträge im letzten Jahr eher rückläufig waren. Grund dafür sind ihre ausgeglichenen Sortenresistenzen ohne deutliche Schwächen sowie eine gute Standfestigkeit und Winterhärte. Allerdings nimmt die Anfälligkeit gegenüber Gelbrost- und vor allem Septoria zu. Dies liegt auch am großen Anbauumfang. Daher wird der zukünftige Anbau eher zurück gehen.


Gleichzeitig nahm die Vermehrungsfläche der Sorten Informer (B), LG Initial und Asory (beide A) sprunghaft zu. Die Neuzulassungen aus 2018 zeigten sehr gute Erträge sowie ausgewogene Eigenschaften. Die Vermehrungsfläche liegt aktuell bei jeweils etwa 2500 ha und damit schon über den bewährten, aber krankheitsanfälligen Sorten Tobak und Benchmark, die sogar Fläche verloren. Dieser Trend wird sich noch verstärken, da die Erträge der gesünderen Sorten mindestens gleichwertig sind.


Der Übersicht 1 entnehmen Sie die mehrjährigen Erträge auf verschiedenen Standorten Niedersachsens. Bei den neuen Sorten ist der mittlere Ertrag aus den LSV-Ergebnissen 2016 bis 2018 um die Ergebnisse aus Wert- und EU-Prüfungen erweitert. Damit lassen sich diese bereits verlässlicher beurteilen.


Im A-Bereich setzt sich ertraglich im Mittel aller Standortgruppen die Sorte Asory an die Spitze, die offensichtlich mit trockenen Bedingungen, wie im letzten Jahr, vergleichsweise gut zurechtkommt. Dies zeigt sich besonders auf den Sandstandorten. LG Initial erreicht über alle Standortgruppen sehr ausgeglichene, hohe Erträge. Auch LG Imposanto liegt ertraglich mehrjährig über der Sorte RGT Reform. Nordkap, Apostel und der frühreife Grannenweizen Euclide fallen ertraglich etwas ab.


Unter den B-Sorten erreicht Informer bei deutlich besserer Blattgesundheit das Niveau der bislang ertragsstärksten Sorte Benchmark. KWS Talent zeigt mehrjährig stabile Erträge, vor allem als Blattfruchtweizen. Die frohwüchsige Sorte punktet auch bei späten Saatterminen. Faustus besticht durch seine gute Druscheignung, jedoch bei schwankenden Erträgen.


Bei der aktuell geprüften Hybridsorte Hymalaya bestätigt sich die Erkenntnis, dass die Leistung der Hybridsorten nicht ausreichen, um die höheren Saatgutkosten zu decken.


Mit Resistenzen gegen Halmbruch


Dass es schwer ist, die Befallsentwicklung bei Halmbruch sicher vorherzusagen und Fungizideffekte oft gering sind, haben Versuche gezeigt. Daher ist es bei wenig halmbruchanfälligen Sorten möglich, auch in engen Getreidefruchtfolgen oder bei frühen Saatterminen die Fungizidbehandlung in EC 31/32 kostengünstig zu gestalten. Oder sogar ausschließlich nur eine Wachstumsregulierung vorzunehmen.


Allerdings besitzen nur wenige Sorten eine sehr gute Resistenz gegenüber Halmbruch. Dazu zählen z.B. LG Initial, Nordkap sowie die Neuzulassungen SU Selke und Campesino. Auch LG Imposanto, Argument, Anapolis, Lemmy und Benchmark sind überdurchschnittlich resistent. Dagegen ist z.B. bei KWS Talent, Apostel, Kashmir, Tobak und Elixer häufiger mit halmbruchbedingter Weißährigkeit zu rechnen.


Septoria-Resitenzen wackeln


In Regionen, in denen es im Mai wiederholt regnete, brachen in diesem Jahr teils deutliche Infektionen mit Septoria tritici aus. Kashmir, Imposanto und Benchmark waren besonders auffällig (Übersicht 2). Teilweise kam es aber auch in bislang eher gesunden Sorten, wie RGT Reform, Asory, Bosporus oder KWS Talent zu unerwartet starkem Befall. Deutlich unempfindlicher zeigten sich Informer, KWS Fontas, SU Selke, Argument und Apostel.


Rostbefall in vermeintlich gesunden Sorten


Trotz vergleichsweise geringem Gelb‑ rostbefall in den letzten Jahren, bleibt der Erreger aufgrund der sehr aggressiven Rassen und seines Einflusses auf den Ertrag eine der wichtigsten Krankheiten. Mit der Sortenwahl können Sie sich relativ gut gegen Gelbrost absichern. Wenig anfällig sind Sorten wie z.B. LG Initial und Informer (Übersicht 3, s. S. 82). Zu den hoch anfälligen Sorten zählen JB Asano, Matrix, Rumor, Kashmir, Julius und vor allem Benchmark, der sich zur regelrechten „Zeigersorte“ entwickelt hat. Dass sich die Gelbrostrassen weiter verschieben, fällt nicht nur bei RGT Reform auf, sondern vereinzelt auch bei neueren Sorten. So ließ sich 2019 teils auch Befall an bislang unauffälligen Weizen wie Asory und KWS Talent beobachten.


Auch bei Braunrost, der häufig erst nach dem Ährenschieben auftritt, hat sich die Anfälligkeit einiger Sorten deutlich erhöht. Ein in vielen Sorten vorkommendes Braunrostresistenzgen wirkt gegenüber dem veränderten Rassenspektrum nicht, sodass die Einstufung teilweise nicht mehr zutrifft (z.B. bei KWS Talent). In gelbrostgesunden Sorten, die aber anfällig für Braunrost sind, wie z.B. Tobak, Faustus, LG Initial und Informer, sollten Sie ab dem Fahnenblattstadium auf einen ausreichenden Fungizidschutz achten.


Fusarium nicht unterschätzen


Obwohl es in den letzten Jahren wenig Probleme mit Fusariumbefall gab, sollten Sie die Sortenanfälligkeit in jedem Fall beachten. Die neueren Sorten Informer und KWS Fontas beschreibt die Bundessortenliste zwar noch mit der mittleren Note 5. Untersuchungen zeigen jedoch, dass die DON-Gehalte bei Fusariumbefall vergleichsweise hoch sind. Vor allem KWS Fontas kann sehr kritische Werte auf dem Niveau von Tobak erreichen.


Nach Mais oder in typischen Befallslagen sollte man auf diese Sorten verzichten. Hier empfehlen sich ausschließlich Sorten mit guter bis sehr guter Ährengesundheit. Dank des Zuchtfortschrittes lässt sich dies auch mit hohem Ertrag (z.B. LG Imposanto) oder kurzem Wuchs und guter Standfestigkeit (z.B. Kamerad) verbinden.


Trotz Hitze an winterhärte denken


Auswinterungen treten zwar nicht häufig auf, können bei Kahlfrösten aber zu großen Verlusten bis hin zu Umbrüchen führen. Gerade bei frühen Saatterminen und milder Herbstwitterung ist es wichtig, winterfeste Sorten auszuwählen. Bei den neuen Sorten fehlen, durch die vergangenen milden Winter, in der Beschreibenden Sortenliste jedoch Informationen zur Winterhärte.


Eine gute Hilfe bietet die Landesanstalt für Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern, die die Winterfestigkeit der Sorten einschätzt. Sie stufen Informer auf dem Niveau der sehr robusten Sorten Bosporus und Patras ein. KWS Talent zählt ebenfalls zu den winterharten Sorten. Auch bei Asory, Lemmy und Argument dürfte das Risiko auszuwintern, gering sein. Etwas weniger robust werden RGT Depot und LG Initial bewertet.


Stehen geblieben!


Voraussetzung für stabile Erträge ist die Standfestigkeit. Frühe Saattermine, milde Winter und eine längere Vegetation erhöhen das Lagerrisiko. Wird früh nachgedüngt oder kommt eine hohe N-Nachlieferung hinzu, können selbst intensive Wachstumsreglermengen wenig standfeste Sorten nicht sicher halten.


Lager verringert nicht nur die Erträge und erschwert den Drusch, sondern verschlechtert auch die Häckselqualität und Strohverteilung. Standfeste Sorten sind im Zweifel immer zu bevorzugen, zumal sich gute Standfestigkeit und hohe Erträge nicht ausschließen. Beispiele sind: Informer, LG Initial, RGT Depot und SU Selke. Sorten mit hoher Lagergefahr sind neben Tobak, Elixer, Porthus und Kashmir auch die neueren Sorten Argument und Hymalaya. Asory hatte in diesem Jahr ebenfalls Probleme. Er ist eher den lageranfälligen Sorten zuzuordnen.


In liegenden Beständen leiden darüber hinaus Hektolitergewichte und Fallzahlen. Landwirte, die spät dreschen, oder größere Betriebe mit langer Erntezeit sollten auf eine ausreichende Fallzahlstabilität achten. Neben bewährten Sorten wie Julius, RGT Reform, Faustus, Bosporus, Apostel, Tobak, Patras und Benchmark zeichnen sich auch Argument, LG Initial und Informer durch stabile Fallzahlen aus. Kritisch zu beurteilen sind u.a. Anapolis und Bergamo.


Änderung beim Rohprotein


Nach langen Jahren Diskussion darüber, wie notwendig hohe Rohproteingehalte für die Backfähigkeit des Weizens sind, hat das Bundessortenamt (BSA) im Frühjahr 2019 entschieden, dass es den Rohproteingehalt nicht mehr berücksichtigt, um Weizen in die Qualitätsgruppen E-, A-, B- oder C einzuteilen. Ausschlaggebend für diese gravierende Änderung war laut BSA die Düngeverordnung 2017, die mit den festgelegten Stickstoffbedarfswerten Sorten mit knappem Rohprotein benachteiligt hätte.


Somit steigen die Sorten Opal und Chaplin nun von Gruppe A in die Gruppe E auf. Damit erhöht sich ihr N-Bedarfswert auf 260 kg N/ha. Während die Hochstufung der B-Sorten Tobak, Rumor, Gustav, Produzent, KWS Maddox, LG Imposanto und Hymalaya in die Gruppe der A-Weizen an den Bedarfswerten nichts ändert, können Sie die C-Sorten Sheriff und Hyena jetzt als B-Sorten mit 230 kg N/ha veranschlagen. Damit kommt das BSA den Weizenerzeugern entgegen. Für Handel und Mühlen bleibt der Rohproteingehalt dennoch als schnell bestimmbarer Parameter ein wichtiges Kriterium.


In den letztjährigen LSVs konnten neben den E-Sorten vor allem Asory, Nordkap und Reform überdurchschnittliche Rohproteinwerte erzielen, wobei selbst die E-Sorten die geforderten 13% nicht immer erreichten. Eine sehr gute Kombination aus Rohproteingehalt und Ertrag zeigt Informer, der die Spitzenposition im N-Entzug markiert und eine besonders gute N-Effizienz zu haben scheint.


anne-katrin.rohlmann@topagrar.com


Unsere Autoren


Jörg Schaper und Dr. Karsten Möller, LWK Niedersachsen

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