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Welche Weizensorte für Ihren Standort?

Lesezeit: 9 Minuten

Rund 30 neue Weizensorten in nur zwei Jahren – die Flut an jungen Kandidaten ist ungebremst. Haben altbewährte ausgedient? Die richtigen Sorten für Sie kennt Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen.


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Spitzenerträge im Winterweizen ließen sich 2016 oft nur nach günstiger Vorfrucht und auf sehr guten Standorten erzielen. Im Stoppelweizen hat die Schwarzbeinigkeit die Erntemengen kräftig gedrückt. Blattkrankheiten wie Gelb- und Braunrost verhinderten bei anfälligen Sorten Ihre Traumernten.


Mit geeigneten Sorten können Sie die Verluste eingrenzen. Bereits im Anbaujahr 2015/16 haben daher einige Betriebe die Finger von sehr blattkranken Sorten wie JB Asano, Matrix oder Kerubino EU gelassen. Dafür standen als gesund eingestufte Sorten vermehrt auf dem Feld. Doch die anpassungsfähigen Erreger von Gelb- und Braunrost befielen auch Sorten wie beispielsweise RGT Reform oder Benchmark stärker als erwartet.


In den Versuchen des Bundessortenamtes und den Landessortenversuchen (LSV) müssen sich die Sorten regelmäßig beweisen. Wie gut sie in den geprüften Merkmalen, wie z.B. Ertrag oder Krankheitstoleranz, abschneiden, wird mit Noten von 1 bis 9 (1 gering ausgeprägt; 9 stark ausgeprägt) bewertet.


Ertragreiche Sorten:

Vor allem auf Gunststandorten sind Hochertragssorten sehr wirtschaftlich. Langjährig geprüft ist aktuell die Sorte Tobak (B) der ertragsstärkste Weizen. Da diese aber hoch Fusarium-anfällig ist, steht sie in einigen Bundesländern nicht mehr in den LSV. Dennoch hat Tobak in der Praxis wegen sehr guter Leistungen im Feld einen hohen Stellenwert.


Die Sorte Benchmark (B) hat 2015 bewiesen, dass sie diese hohen Erträge ebenfalls erreichen kann. Je nach Standort erzielte sie Relativerträge von 104 bis 110%. Doch auch dieser „Hoffnungsträger“ hat eine große Schwäche: seine geringe Winterhärte (s. Übersicht 1, Seite 56). Diese begrenzt den Anbau erheblich, vor allem in Höhenlagen, kontinentalen Klimazonen (u.a. den mitteldeutschen Ländern) und bei Frühsaat. Weiter überzeugt hat auf einigen Standorten die 2015 zugelassene Sorte Alexander (B). Sie ist jedoch hoch Fusarium- (Note 6) und Gelbrost-anfällig.


Mit der höchsten Ertragsnote 9 stehen daneben vor allem noch Futterweizen wie Elixer und Landsknecht zur Verfügung. Beide Sorten glänzen über die letzten Jahre mit sehr hohen Erträgen, neigen aber zu Lager. Zudem ist Landsknecht hoch Gelbrost-anfällig.


Bei Grundmahlweizen versprechen Bonanza (B; Ertrag 9), Faustus und Partner (B; Ertrag 8) aus den in 2015 zugelassenen Sorten eine deutliche Bereicherung. Sie stehen aktuell erstmals in den norddeutschen LSV. Erste Versuche aus dem letzten Jahr belegen bereits ihre Ertragsfähigkeit und gute Gesundheit.


Zudem haben in 2015 die B-Weizen Bergamo, Johnny und Smaragd solide Erträge geliefert. Bei Futterweizen gilt das auch für Lear und Anapolis. Die Fusarium-tolerante Anapolis (Note 3) ist vor allem nach Mais interessant.


Die A-Weizensorten fallen ertraglich ab. Langjährig kann sich aber die Sorte Linus gut behaupten. Aufgrund ihrer geringen Fallzahl und Eiweißausprägung ist sie jedoch eher dem Grundmahlweizen zuzuordnen.


Der Senkrechtstarter der beiden letzten Jahre ist RGT Reform. Seine Ertragseinstufung durch das Bundessortenamt (BSA) mit der Note 8 konnte er in den LSV mit Erträgen relativ 100% bestätigen. Zudem besticht die Sorte durch eine mittlere Gesundheit und gute Standfestigkeit.


Auch die Sorte Patras hat in der Praxis Bedeutung, obwohl sie im Norden nicht in den LSV steht. Bei mittleren Erträgen ist sie gesund und frohwüchsig.


In diesem Jahr erweitern die Futterweizen LG Alpha (Hybridweizen) und Sheriff mit der Ertragsnote 9 sowie die B-Weizen Porthus und Bosporus (Note 8) die Sortenwahl. Sie müssen sich nun in den LSV beweisen.


Gegen Starkregen gewappnet:

Zunehmend beginnt die Vegetationszeit im Frühjahr zeitiger. Die Folge: längere und instabilere Bestände. Wüchsige Sorten wie Landsknecht, Elixer und Tobak sind dann vor allem nach früher Saat und guter N-Nachlieferung kaum zu halten (s. Übersicht 1, Seite 56). Bei der Sortenwahl sollten Sie daher unbedingt die Lagerneigung beachten, denn liegender Weizen verringert den Ertrag. Auch lassen sich so die in vielen Betrieben stark gestiegenen Kosten für den Einsatz von Wachstumsreglern reduzieren. Wer dennoch lageranfällige Sorten anbauen möchte, sollte den Saattermin etwas nach hinten schieben.


Als standfest gelten Sorten mit Note 4 und darunter. Von den ertragreichen Sorten sind Alexander, Bergamo, RGT Reform (je Note 3), Benchmark (Note 4) und die neueren Faustus, Gustav, Produzent sowie Partner sehr standfest. Auch ältere Sorten wie Linus, Kredo und Julius gehen kaum ins Lager (Note 3 bis 4).


In vielen Regionen hat der starke Befall mit Gelbrost die Fungizidintensität erheblich gesteigert. Schuld daran sind neue, sehr aggressive Gelbroststämme, die sich im Frühjahr 2016 weiter verändert haben. So konnten diese Stämme sogar bislang gesunde Sorten wie RGT Reform, Benchmark und Bonanza befallen.


Sehr Gelbrost-anfällig sind derzeit v.a. die Sorten JB Asano, KWS Loft, Rumor und Matrix (siehe Übersicht 1, Seite 56). Die Sorte Alexander ist bereits zur Zulassung mit der Note 5 als relativ anfällig eingestuft. Eine mittlere Anfälligkeit weisen die Sorten Lear, Produzent, Manitou und Partner auf. Noch vergleichsweise gesund sind Desamo, Anapolis, Smaragd, Mulan, Tobak, Johnny, Bergamo, Julius, Kredo und Elixer. Einige dieser gesunden Sorten befällt jedoch zunehmend Braunrost. Offenbar hat es auch bei diesem Rassenverschiebungen gegeben. Betroffen sind z.B. Tobak, Desamo und Elixer.


Auch künftig ist davon auszugehen, dass die Rosterreger die Sortenresistenzen überwinden. Dies geschieht meist, wenn sich der Anbau ausweitet. Wer zu gesunden Sorten wechselt und mehrere auf seinen Flächen sät, reduziert damit seinen Fungizideinsatz und erhält die Resistenzen möglichst lange.


Bei der Septoria- und Mehltauanfälligkeit der Sorten zeigen sich große Züchtungsfortschritte. Sehr anfällige Sorten, wie z.B. JB Asano, sollten Sie daher nicht mehr anbauen und durch neue, gesündere, wie z.B. Faustus, ersetzen.


Resistent gegen Fusarium:

Weizen nach Mais, aber auch nach Rüben und Weizen, ist vor allem bei pflugloser Bestellung und Infektionswetter durch Fusariosen gefährdet. Bauen Sie unter diesen Bedingungen nur Sorten mit einer guten Resistenz an (Note 4 und niedriger). Nach wie vor dominiert Toras (A), allerdings sind die Erträge der Sorte begrenzt (siehe Übersicht 1). Eine vergleichbar geringe Anfälligkeit (Note 3) weisen die neuen, jedoch nicht sehr winterfesten Sorten Anapolis (C), Rubisco und Porthus (B) auf. Eine mittlere bis gute Toleranz (Note 4) bei hohen Erträgen und guter Winterhärte zeigen z.B. Elixer, Faustus, Rumor, RGT Reform, Landsknecht und Bonanza.


Neben den Blattkrankheiten spielen in der Praxis zunehmend die Halmbasiserkrankungen eine größere Rolle. Dies ist vor allem eine Folge milder Winter und früher Saat im September. Auch 2016 war in frühem Stoppelweizen starker Halmbruchbefall zu beobachten. Unsere Versuche belegen zudem, dass ein chemisches Bekämpfen der Erreger nur sehr begrenzt möglich ist und weitere Kosten verursacht. Die Sortenwahl bleibt daher die einzige effektive Möglichkeit – neben der Fruchtfolge und der Saatzeit – Halmbruch zu kontrollieren.


Die Halmbruchresistenz der Sorten ist in der Beschreibenden Sortenliste aufgeführt. Die Bedeutung dieses Merkmals bei der Sortenempfehlung war aber bislang umstritten. Der Grund: Viele anfällige Sorten, wie z.B. Cubus, Tobak, Elixer oder Julius, säen die Betriebe in der Frühsaat und als Stoppelweizen. In den LSV im Vorjahr schnitten jedoch Sorten mit guter Halmbruchresistenz ertraglich sehr gut ab. Dazu zählten Landsknecht, Benchmark, Alexander und Linus. Trotz einer schlechten BSA-Note konnte auch Elixer (C) im Ertrag oft überzeugen. Deutliche Verlierer des stärkeren Halmbruchbefalls 2015 sind Opal, Desamo und Julius.


Neben der Eiweißbildung ist die Fallzahlausprägung für Backweizen die wichtigste Eigenschaft. Die A-Weizen Julius und RGT Reform haben sehr sichere Fallzahlen (Note 9), sind bei der Eiweißbildung wegen ihrer hohen Erträge aber eher Wackelkandidaten (siehe Übersicht 1, Seite 56). Linus und Cubus sind bei der Fallzahl als sehr unsicher einzustufen. So erreichte Linus z.B. 2014 an zwei LSV-Standorten nur Fallzahlen unter 150, Cubus bis maximal 280. Geeigneter ist die Sorte Patras, die in der Fallzahl mit 8 und im Protein mit 5 recht gut bewertet ist. Von den neueren Sorten im A-Sortiment erreicht Nordkap dieses Niveau.


Bei den ertragreichen B-Sorten ist oft die Eiweißbildung die kritische Größe. Viele Sorten sind nur mit Note 2 eingestuft. Dazu zählen beispielsweise Tobak, Benchmark, Faustus und Alexander. Etwas besser bewertet sind die neueren Sorten Partner, Bonanza und Porthus. Am besten zeigt sich Desamo. Johnny hat eine deutliche Fallzahlschwäche.


Frühe Saat in der Diskussion:

Lager, Auswinterung überwachsener Bestände und starker Befall mit Halmbasiskrankheiten haben in den letzten Jahren die Erträge der Frühsaaten gemindert. Die frühe Saat gerät daher zunehmend in die Diskussion. Ein Saatbeginn ab dem 25. September ist jedoch auf vielen Standorten weiter sinnvoll. Vor allem, wenn die neue Düngeverordnung die Herbstdüngung verbieten sollte. Dann kann eine zeitige Saat die Herbstentwicklung fördern.


Wachsende Bestellflächen und der zunehmende Anbau von Weizen auf schwächeren Standorten führen zudem dazu, dass dieser bereits ab Mitte September bestellt wird. Für die Frühsaat geeignete Sorten sollten im Herbst nur langsam wachsen und eine gute Gesundheit haben. Bislang säen Landwirte dafür unter anderem Tobak, Elixer, Mulan oder Cubus. Auch RGT Reform scheint sich zu eignen. Von den neuen Sorten sind Alexander und Bonanza wegen ihrer guten Winterhärte und Halmbasisgesundheit interessant.


Die Sorten für 2016/17:

Für die anstehende Saison empfehlen sich je nach der Bewirtschaftung (Stoppelweizen, Mulchsaat, Blattvorfrucht, Maisweizen, Saatzeit) verschiedene Sorten (s. Übersicht 2). Dabei sticht die Sorte RGT Reform mit vielen positiven Eigenschaften hervor (siehe auch Übersicht 1, Seite 56). Sie hat eine gute Qualität und eignet sich für viele Anbaugebiete. Alle anderen Kriterien sind durchschnittlich gut, wobei ihre Gesundheit bei Gelbrost Schwächen andeutet. Sie muss in diesem Jahr auf allen Standorten im Ertrag überzeugen.


Im A-Bereich sind Julius und Patras solide Sorten, jedoch mit nur mittleren Erträgen. Mehr ernten lässt sich mit Linus und auch Cubus. Diese zeigen jedoch Schwächen in der Qualität. Als frühreifer Weizen ist die Sorte Folklor eine ertragreiche Alternative. Für den Probeanbau kommt Nordkap mit guten Qualitäten infrage.


Beim B-Segment stechen Tobak, Benchmark und Alexander hervor. Alle drei Sorten müssen sich aber auch aktuell wieder beweisen. Gegen Benchmark spricht die geringe Winterhärte. Dadurch entsteht Freiraum für die neueren Sorten Bonanza, Faustus und Bergamo. Wegen seiner besseren Gesundheit sollte die Sorte Faustus vor allem Rumor bei Frühsaaten verdrängen. Porthus kommt dabei für den Probeanbau infrage. Er ist jedoch nicht so standfest und winterhart. Weitere neue Sorten sind Bosporus und Partner.


Den Futterweizenbereich besetzen vor allem Elixer und Anapolis. Beide sind recht gesund und eignen sich auch nach Mais. Für den Probeanbau empfiehlt sich Sheriff. Er ist jedoch anfälliger gegenüber Blattkrankheiten.


Nicht für den Anbau empfohlen sind nach wie vor die Hybriden. Zwar steht mit LG Alpha eine neue Sorte zur Verfügung, der Ertragsunterschied reicht jedoch nicht aus, um die höheren Saatgutkosten zu decken. Zudem neigt diese Sorte stark zu Lager. -afb-

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