Vor der Nutzung von Patenten in der europäischen Landwirtschaft haben die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) gewarnt. Bei einer Veranstaltung des Gemeinschaftlichen Sortenamtes (CPVO) vergangene Woche in Brüssel gaben sie zu bedenken, dass die Verwendung von Patenten zu weniger Produkten und Sorten sowie zu Zusatzkosten führen werde.
„Ein Patentsystem für die EU-Landwirtschaft wird den Landwirten nicht dabei helfen, eine größere Vielfalt von an die lokalen Gegebenheiten angepassten Pflanzensorten zu bekommen“, erklärte der Vorsitzende der COPA-/COGECA-Arbeitsgruppe „Saatgut“, Thor Kofoed. COPA und COGECA seien angesichts der zunehmenden Anzahl von Patenten auf Pflanzen besorgt.
Kofoed verwies insbesondere auf das Patent eines britischen Unternehmens für Brokkoli, der eine bittere, krebshemmende Substanz beinhalte, sowie auf das Patent eines israelischen Unternehmens für Tomaten mit einem reduzierten Wassergehalt. Die spezifischen Eigenschaften dieser Brokkoli- und Tomatenpflanzen seien weder erfunden noch künstlich hergestellt worden. Vielmehr seien sie bereits in den wilden Mutterpflanzen vorhanden und das Ergebnis von Kreuzungs- und Selektionspraktiken, die eigentlich biologische Prozesse darstellten.
Ein Patentschutz bedeute nun, dass alle Unternehmen, die Sorten mit den gleichen Eigenschaften produzierten, sich vom Patentinhaber eine Genehmigung einholen müssten, so Kofoed. Dies stelle sowohl für die Landwirte als auch für die Gesellschaft im Ganzen ein Risiko dar. Fortschritte bei der Züchtung könnten gefährdet werden und die Innovation und Artenvielfalt zurückgehen, was somit zu einer verstärkten Konsolidierung in der Saatgutindustrie führe.
Zudem werde angesichts der hohen Verfahrenskosten für eine Patentanmeldung und der hohen Transaktionskosten für Genehmigungen nur eine kleine Anzahl großer Unternehmen überleben können.
Positiv äußerte sich Kofoed hingegen zum EU-Sortenschutzsystem. Dieses unterstütze die Landwirte dabei, neue Sorten und Produkte zu erhalten, die an ihre lokalen Bedingungen angepasst seien. Dies sei für die Landwirte essenziell, da sie vor zahlreichen Herausforderungen wie dem Klimawandel und dem Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Lebensmitteln stünden.