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„Der chemische Pflanzenschutz bleibt unverzichtbar“

Interview mit Prof. Dr. Andreas von Tiedemann, Universität Göttingen

Lesezeit: 3 Minuten

Wichtige Wirkstoffgruppen wie die Triazole stehen wegen der neuen EU-Kriterien zur hormonellen Wirkung auf der Kippe. Trotzdem sind Sie zuversichtlich, dass der chemische Pflanzenschutz Zukunft hat. Warum?

von Tiedemann: Ganz einfach – der chemische Pflanzenschutz ist nötig, um die Versorgung mit pflanzlichen Produkten aufrecht zu erhalten. Diesen unmittelbaren Zusammenhang kann niemand in Zweifel ziehen und ich sehe keine Anzeichen, dass sich das in absehbarer Zukunft ändern wird. Wer den chemischen Pflanzenschutz, der wesentlich zur Erntesicherung beiträgt, infrage stellt, gefährdet das Grundbedürfnis der Ernährungssicherung.

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Der derzeitige Wirkstoffschwund ist im Wesentlichen eine Folge verschärfter Regulierung, die auf zunehmenden gesellschaftlichen Druck reagiert, der nicht wissenschaftlich begründet ist. Hier muss die Gesellschaft Ziele abwägen. Das ist aber nur dann realistisch möglich, wenn die tragende Rolle eines effektiven Schutzes unserer Kulturpflanzen allen Beteiligten bewusst ist.

Gegen welche Erreger sind chemische Wirkstoffe alternativlos?

von Tiedemann: Die Schwerpunkte liegen dort, wo wir bei Sortenresistenzen an Grenzen stoßen. Sortenresistenzen sind zwar ungemein wertvoll, aber nicht überall und in kurzer Zeit verfügbar. Zudem gibt es das Problem der Schadinsekten – gegen die gibt es bislang keine wirksame Sortenresistenz. Da in den Genpools unserer Kulturpflanzen kaum genetische Ressourcen vorhanden sind, wird es hier bei Beschränkung auf konventionelle Züchtungsmethoden auch künftig kaum Fortschritte geben. Zusätzlich gibt es invasive Schaderreger und neu auftretenden Virulenzen. Dann muss man unmittelbar reagieren können. Eine Vorlaufzeit von Jahren bis zur Bereitstellung einer resistenten Sorte wäre keine Lösung.

Ein Beispiel, das wir alle erlebt haben, war das plötzliche Aufkommen neuer Gelbrostrassen im Weizen im Jahr 2014. Ohne wirksame Fungizide hätte es große Probleme gegeben.

Sortenresistenz und Pflanzenschutzmittel sind kein Gegensatz, sondern brauchen einander. Eine verbesserte Sortenresistenz verringert den Druck auf Fungizide in Bezug auf die Resistenzbildung. Umgekehrt bleibt eine Sortenresistenz länger erhalten, wenn Fungizide den Druck senken.

Können biologische Präparate den Wegfall von Wirkstoffen kompensieren?

von Tiedemann: Was biologische Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz angeht, sehe ich sie nur in wenigen Indikationen, wo Biologicals durchaus interessant sind und ihr Einsatz gefördert werden sollte. Doch eins steht fest: Auch wenn die Forschungsaufwendungen in diesem Bereich bei der Industrie derzeit deutlich steigen, werden Biologicals den chemischen Pflanzenschutz nicht ersetzen können.

Wie müsste der Pflanzenschutz der Zukunft Ihrer Ansicht nach aussehen?

von Tiedemann: Der Pflanzenschutz wird seine gesellschaftliche Funktion in Zukunft nur wahrnehmen können, wenn er über ausreichend Handlungsoptionen verfügt. Selbst in einem optimierten Anbausystem wird die Verfügbarkeit einer ausreichend breiten Palette moderner Wirkstoffe erforderlich bleiben. Auch wenn es nicht populär ist: aufgrund der Anfälligkeit von Nutzpflanzen für Schaderreger und den gegebenen Grenzen des nicht-chemischen Pflanzenschutzes werden Pflanzenschutzmittel für die Sicherung der Ernährung auch zukünftig eine zentrale Bedeutung haben.

Die Gesellschaft kann zwar – durchaus berechtigt – von der Landwirtschaft fordern, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu begründen. Doch auch die Gesellschaft muss ihre Forderungen nach immer weiterer Reduktion des Einsatzes rechtfertigen und zwar mit objektiven Fakten. Diese Begründung fehlt in der gegenwärtigen Debatte.

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