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Goldene Regeln für Grassilagen

Gute Grassilagen sind die Grundlage für eine rentable Milchproduktion. Was Sie von der Aussaat bis zum Siloabdecken beachten sollten, zeigen fünf goldene Regeln.

Lesezeit: 8 Minuten

Die anstehende Grasernte ist mit Blick auf die Dürre im letzten Jahr und die knappen Grundfuttervorräte vieler Rinderhalter besonders wichtig. Denn Grassilagen sind für viele Milchviehhalter der wichtigste Bestandteil der Ration: Mit einer hochwertigen Silage lassen sich hohe Milchleistungen aus dem Grundfutter erzielen und im Idealfall Zukauffutter einsparen.

Einfluss auf die Futterqualität haben nicht nur Häckseln und Silieren, sondern alle Arbeiten, von der Aussaat bis zum Abdecken. Ziel der Grünlandernte ist es, das Futter verlustarm und in bestmöglicher Qualität zu konservieren. Eine Anleitung für gute Grassilagen bieten die folgenden Grundregeln.

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Grasarten und -pflege

Schon vor der Ernte werden Voraussetzungen für eine gute Silage geschaffen. Für eine erfolgreiche Vergärung des Futters ist ausreichend Zucker nötig. Bakterien können diesen zu Milch- und Essigsäure umsetzen und so den pH-Wert absenken. Viele Praktiker versuchen den Zuckergehalt durch den Schnittzeitpunkt zu beeinflussen. Das ist aber nur bedingt möglich.

Viel wichtiger ist der natürliche Zuckergehalt der Pflanzen. Dieser kann zwischen Gräsern um 100 g pro kg Trockenmasse (TM) schwanken (siehe Übersicht). Bei den Leguminosen hat z.B. Rotklee höhere Zuckergehalte als Luzerne. Doch Zucker ist nicht das alleinige Maß für die Silierfähigkeit. Von Bedeutung ist auch der Anteil puffernd wirkender Substanzen. Dazu zählen Rohprotein und Teile der Rohasche.

Richtwert für das Säuerungspotenzial ist der Z/PK-Quotient. Das ist das Verhältnis von Zucker (Z; in g/kg TM) und Pufferkapazität (PK). Die PK ist die Milchsäuremenge in g/kg TM, die für das Absenken des pH-Wertes auf 4,0 nötig ist. Für eine gute Silierung sollte der Z/PK-Quotient mindestens 2,0 betragen. Ist er niedriger, gilt das Material als schwer vergärbar.

Mit Z/PK-Quotienten von rund 3,5 zur ersten Mahd eignen sich Weidelgräser besonders gut für die intensive Schnittnutzung. Die Nachsaat dieser Gräser lässt sich mit Pflegemaßnahmen im Frühjahr, wie dem Striegeln oder Schleppen, kombinieren. Damit lassen sich auch lückige Narben schließen und Maulwurfshügel einebnen, was den Schmutzeintrag ins Futter reduziert.

Um deutliche Erfolge zu erzielen, sollte die Aussaatstärke mindestens 10 kg pro ha betragen. Anschließendes Walzen fördert den Auflauf der Nachsaat. Das empfiehlt sich besonders auf humosen Böden. Hier kann Frost die oberen Bodenschichten auffrieren und so die Grasnarbe von der darunterliegenden Schicht trennen.

Der erste Schnitt

Der Schnittzeitpunkt hat großen Einfluss auf die Silagequalität. Welches Aufwuchsstadium optimal ist, hängt von den Fütterungsansprüchen ab.

Hohe Rohproteingehalte (XP) im Futter lassen sich mit Schnitten der frühen Entwicklungsstadien realisieren. Gleichzeitig erschwert ein hoher Proteingehalt aber auch die Silierbarkeit. Im weiteren Vegetationsverlauf nimmt der Rohfasergehalt (XF) zu und der Proteingehalt allmählich ab.

Auch die Energiekonzentration sinkt, weil durch zunehmende Rohfaseranteile der Ligningehalt des Futters ansteigt und es schwerer verdaulich wird. Somit ist ein guter Erntezeitpunkt ein Kompromiss zwischen den Ansprüchen an Energie-, Rohfaser- und Proteinqualität.

Der Rohfasergehalt eignet sich als Indikator zur Reifebeurteilung. Für Milchvieh- und Rinderfütterung hat sich 21 bis 23% in der TM bewährt. Das Ährenschieben der Hauptbestandsbildner kann ein Hinweis sein, dass dieses Stadium erreicht ist. Weitere Orientierungshilfen können die Grünlandreifeprüfungen der Landwirtschaftskammern oder die Untersuchung einer eigenen Aufwuchsprobe geben.

Die optimale Schnitthöhe richtet sich nach der Höhe des Vegetationskegels des Hauptbestandsbildners. Darin speichern die Pflanzen Reservestoffe. Wird der Vegetationskegel zerstört, verzögert das den Austrieb des Folgeaufwuchses.

Bei weidelgrasbetonten Beständen ist eine Schnitthöhe von rund 7 cm in der Regel geeignet, um den Vegetationskegel zu erhalten. Grundsätzlich sollte aber das Mähwerk vor Ort auf den individuellen Bestand eingestellt werden.

Zügig Anwelken

Tageszeitpunkt der Mahd und Anwelkdauer beeinflussen die Zuckerverluste auf dem Weg ins Silo. Eine pauschal gültige Empfehlung für einen Schnitt am Vor- oder Nachmittag ist jedoch nicht möglich.

Bedingt durch die Photosynthese bauen die Pflanzen energiereiche, organische Verbindungen tagsüber auf und nachts wieder ab. Die höchste Zuckereinlagerung findet also am Nachmittag statt.

Wichtiger als die Tageszeit der Mahd ist aber, dass die Ernte innerhalb von 24 Stunden abgeschlossen ist. Beispielsweise indem nach dem Morgentau gemäht und am Nachmittag siliert wird. Das reduziert die Atmungsverluste auf dem Feld und der Zucker steht dann für die Silierung zur Verfügung.

Wenn längere Anwelkzeiten zu erwarten sind (1. und 2. Schnitt, mildes Wetter, hohe Ertragsmengen), kann es sinnvoll sein, am Nachmittag zu mähen. Das Anwelken über Nacht muss ohnehin einkalkuliert werden und gleichzeitig nutzt man den Zeitpunkt des höchsten Zuckergehaltes in den Pflanzen.

Das geschnittene Material sollte innerhalb von 24 Stunden bis in einen Bereich zwischen 30% und maximal 40% TM anwelken. Je schneller das Gras trocken ist, umso geringer sind die Atmungsverluste. Zudem hemmt der Wasserentzug die Aktivität von Buttersäurebakterien und fördert so die Qualität der Silage.

Zu niedrige TM-Gehalte erhöhen das Risiko einer ungewünschten Buttersäuregärung besonders, wenn der Z/PK-Quotient gering ist. Eine zu hohe Trockenmasse wiederum erschwert die Verdichtung des Häckselmaterials. Dann bleibt mehr Restsauerstoff im Futterstapel und bei der späteren Futterentnahme dringt leichter Luft hinein. Beides gefährdet die aerobe Stabilität des Futters.

Die richtige Häcksellänge muss an die Trockenmasse angepasst werden und ist immer ein Kompromiss zwischen einer wiederkäuergerechten Ration und der Futterkonservierung. Grundsätzlich gilt: So lang wie möglich für die Tiere, so kurz wie nötig für die Verdichtbarkeit. Zu empfehlen sind von 2 cm bei extrem trockenem Material bis 5 cm bei sehr nassem Futter.

Verdichten bringt Sicherheit

Damit sich das Futter gut konservieren lässt, ist eine optimale Verdichtung wichtig. Ziel sind mehr als 200 kg TM pro m³.

Dazu müssen Walzkapazitäten und Anfuhr aufeinander abgestimmt sein. Als Faustregel gilt: Das Walzgewicht auf dem Silostock sollte einem Viertel der pro Stunde angefahrenen Frischmasse entsprechen. Entscheidend ist, dass nicht der Feldhäcksler, sondern die Walzschlepper das Tempo der Ernte vorgeben!

Hoher Reifendruck über 2 bar verringert die Aufstandsfläche und verbessern so die Tiefenwirkung beim Verdichten. Zwillingsbereifungen sind hilfreich an kritischen Schrägen, reduzieren jedoch die Intensität der Verdichtung.

Ein gängiger Kompromiss sind einseitige Zwillingsbereifungen. Idealerweise lassen sich die Aufgaben aufteilen, zum Beispiel mit Schleppern nur zum Verdichten (schweres Gewicht, keine Zwillingsräder) und Schlepper zum Futterverteilen und Verdichten steiler Kanten (mit Zwillingsrädern). Optimal ist außerdem, wenn die Walzfahrzeuge immer ohne Unterbrechung fahren und maximal 25 cm dicke Futterschichten aufgefahren werden.

Sofort abdecken

Nach dem Ende der Erntearbeiten sollte das Silo schnellstmöglich gasdicht abgeschlossen sein. In der Praxis rollen nicht selten die letzten Silowagen noch in den Abendstunden. Die Zudeckarbeiten wer-den dann häufig auf den nächsten Vormittag verschoben. Bei allem Verständnis für die Belastungen durch den langen Arbeitstag: Von diesem Verfahren ist dringlichst abzuraten!

Zum einen können Milchsäurebakterien erst dann für eine effiziente Ansäuerung sorgen, wenn kein Sauerstoff mehr im Silo vorhanden ist. Zum anderen können sich sauerstoffliebende Hefen und Pilze in dieser Phase massiv vermehren. Selbst wenn es nicht direkt zur Nacherwärmung kommt, wirken sich die schädlichen Erreger negativ auf die aerobe Stabilität des Futters aus und zwar während der gesamten Nutzungsdauer des Silos.

Deshalb sollte der Sauerstoffabschluss mit klassischen Silofolien, Unterziehfolien oder 2-in-1-Folien unmittelbar erfolgen. Der Einsatz von Siliermitteln kann eine mögliche Nacherwärmung hemmen. Dazu eignen sich beispielsweise biologische Präparate der Wirkungsrichtung 2, die den Essigsäuregehalt steigern und die aerobe Stabilität verbessern können. Deutlich wirksamer sind allerdings die Effekte der guten fachlichen Praxis, also Bestandesführung, Anwelken, Verdichten und Abdecken.

Herausforderung Witterung

Bei besonderen Witterungen müssen die Ernteabläufe ggf. angepasst werden. Beispielsweise können hohe Temperaturen im Sommer die Silage zu schnell trocknen lassen. Eine Maßnahme ist es dann, auf das Zetten zu verzichten. Sinnvoll ist auch die Feldliegezeit zu reduzieren bis hin zur fast direkten Ernte nach der Mahd.

Wenn extreme Temperaturen und zugleich geringe Erträge zu erwarten sind, ist die Silierung gegebenenfalls nicht mehr das ideale Verfahren für die Konservierung. Stattdessen könnte das Heuen sinnvoller sein oder aber das Pressen von Wickelballen.

Für letztere sind TM-Gehalte von über 40%, bei denen das Futter im Fahrsilo kaum noch zu verdichten wäre, ideal und für die Formstabilität sogar erforderlich. Die Ballen konservieren weniger über das Ansäuern, sondern vorrangig durch entstehendes CO2 als Schutzgas und den Feuchteentzug.

Mit diesen Maßnahmen kann auch das Haltbarmachen von zuckerarmem Ausgangsmaterial gelingen, welches ansonsten schwer vergärbar wäre.

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