Zu einem differenzierten und wissenschaftlich fundierten Umgang mit Maßnahmen zum Erhalt der Trinkwasserqualität hat der agrarpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Hermann Grupe, die rot-schwarze Landesregierung aufgefordert. Die Bezeichnung Gülletourismus legte er als Diffamierung aus.
Aktuell sei die Trinkwasserqualität in Niedersachsen noch sehr gut. Allerdings gebe es Regionen mit Problemen, denen man gezielt entgegenwirken müsse, erklärte Grupe kürzlich im Landesparlament. Eine Möglichkeit bestehe darin, Nährstofffrachten aus diesen Gebieten in Bedarfsräume zu transportieren. Wer die Vernetzung der viehstarken Regionen mit den südniedersächsischen Ackerbauregionen als „Gülletourismus“ diffamiere, lege es auf die Zerschlagung vieler bäuerlicher Existenzen an, so der FDP-Politiker.
Zudem müssten auch andere Ursachen für erhöhte Nitratwerte berücksichtigt werden, wie beispielsweise Abwassernetze, „die an einigen Stellen einem Sieb gleichen“. Die Landwirtschaftspolitik der vergangenen Jahre habe sich vor allem in Schuldzuweisungen den Landwirten gegenüber erschöpft. „Die letzten fünf Jahre waren verlorene Jahre für die Landwirtschaft in Niedersachsen. Statt auf Problemlösungen hat sich die Politik auf Schuldzuweisungen konzentriert und die Probleme dank monströser Bürokratie sogar noch verschärft“, kritisierte Grupe in Richtung Grüne. Das sei unter dem Strich schon einem regelrechten Verbot der ordnungsgemäßen Landwirtschaft gleichgekommen.
Der FDP-Politiker plädiert für ein differenziertes Vorgehen, das nicht erneut ausschließlich die Landwirte zu Schuldigen erkläre. Dazu gehöre auch ein ausgeglichenes Netz von Nitratmessstellen. Aktuell befänden sich einige der Messstellen, die eine überdurchschnittlich hohe Belastung aufwiesen, in Siedlungsbereichen und gar nicht im landwirtschaftlichen Umfeld, stellte der Liberale fest. Zudem müssten auch Stoffe wie Arzneimittelrückstände und Mikroplastik in den Fokus genommen werden.