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Düngung/Nitratüberschuss

Nährstoffbericht Niedersachsen zeigt rückläufigen Düngeranfall

In Niedersachsen haben die Bauern insgesamt weniger Dünger ausgebracht. Den deutlichen Rückgang bedingten vor allem Biogasanlagen. Der Stickstoffanfall aus Dung, nach Abzug von Stall und Lagerverlusten, reduzierte sich dagegen nur um 0,9 %.

Lesezeit: 6 Minuten

Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast hat am Mittwoch die Ergebnisse des neuen Nährstoffberichts 2018 veröffentlicht. Demnach ist der Nährstoffanfall aus Tierhaltung und Biogasanlagen leicht gesunken. Und auch der Mineraldüngereinkauf ist gegenüber 2016/17 um 45.000 t von 295.000 t nun auf 250.000 t gesunken, wirft der Bauernverband ein.

Um aber eine wirkliche Trendwende zu erreichen, will Ministerin Otte-Kinast nun volle Transparenz bei den Nährstoffströmen erzielen. Sieben Landkreise überschreiten im aktuellen Nährstoffbericht die Obergrenze für Stickstoff, sechs für Phosphat (voriger Bericht sieben). „Wir müssen alle Anstrengungen für den Wasserschutz verstärken", betonte Otte-Kinast. Deshalb gelte es jetzt, ganz genau hinzuschauen und Problemfälle zu lokalisieren, um dort gezielt anzusetzen. Zur Ausweisung der nitrat- und phosphatsensiblen Gebiete erklärte die CDU-Politikerin: „Wir haben die Teilwasserkörper bewertet, wo konsequenter Handlungsbedarf besteht. Zwischen den Ressorts Umwelt und Landwirtschaft wurde bereits eine erste Binnendifferenzierung für eine Kulisse von rund 38 Prozent der Landesfläche entwickelt".

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Außerdem soll die vorgesehene Datenbank „ENNI" (Elektronische Nährstoffmeldungen Niedersachsen) ans Netz gehen, welche die Düngebedarfsermittlungen und Nährstoffvergleiche flächendeckend erfasst. Zudem können die in ganz Niedersachsen bereits vorhandenen Daten der landwirtschaftlichen Betriebe bei ENNI zusammenfließen.

Tierzahlreduzierung kann zum Ziel beitragen

„Mit diesem niedersächsischen Weg wird eine flächendeckende Transparenz der Nährstoffströme in unserem Bundesland möglich werden, die gezielte Vor-Ort-Kontrollen und gegebenenfalls Sanktionen erlaubt", erklärte Otte-Kinast mit Blick nach Berlin. „Sinkende Tierzahlen geben einen Hinweis darauf, dass auch eine Verringerung der Tierbestände zu einem niedrigen Nährstoffaufkommen beitragen kann. Deshalb wird es künftig wichtig sein, dass der Handel die Tierwohlmaßnahmen entsprechend vergütet, damit wir die Wertschöpfung auf den Höfen halten", erklärte die Ministerin. Wenn zudem die Biogasanlagen in den Überschussgebieten verstärkt Wirtschaftsdünger einsetzen, könnte das Nährstoffaufkommen aus pflanzlichen Substraten nochmals verringert werden.

Erfreulich aus Sicht der Ministerin: Der Bericht zeigt einen deutlichen Rückgang des stickstoffhaltigen Mineraldüngerabsatzes. Ob dazu die Vorgaben der Düngeverordnung oder die extreme Witterung beigetragen haben, steht noch nicht endgültig fest. „Die Düngung muss konsequent am Bedarf der Pflanze ausgerichtet werden. Da benötigen wir maximale Transparenz, die unsere Düngebehörde umsetzt", erklärte Ministerin Barbara Otte-Kinast.

Weitere Fakten des Nährstoffberichts

In Niedersachsen entstand im Berichtszeitraum mengenmäßig weniger Dung (- 0,9 Mio. to). Den Rückgang bedingten vor allem Biogasanlagen. Sie hatten entweder ihre Fütterung hin zu geringerem Gärrestoutput optimiert oder aber die Gärreste aufbereitet, sodass sie in Summe weniger Menge meldeten. Allerdings reduzierte sich der Stickstoffanfall aus Dung, nach Abzug von Stall und Lagerverlusten, nur um 0,9 %. Damit bleibt die Lage in den viehintensiven Regionen weiterhin angespannt. Nach Verrechnung der Im- und Exporte an organischen Düngern, ergab sich im Landesdurchschnitt ein Anfall von 125 kg Norg./ha. Während in Ackerbauregionen wie Braunschweig, Peine oder Hildesheim 23 bis 41 kg Norg. anfielen, sind es in den Viehregionen Vechta und Cloppenburg Mengen von 197 bzw. 236 kg Norg./ha. Probleme bereitet diesen Regionen auch die geringere Bruttoabgabe an Wirtschaftsdüngern während des Berichtszeitraumes. Ein Grund für den Rückgang ist das nasse Frühjahr 2018, in dem Ackerbauern vermutlich weniger Gelegenheit zur Ausbringung von organischen Düngern sahen. Ein weiterer Aspekt könnte sein, dass aufnehmende Betriebe nach der DüV 2017 erstmal vorsichtig waren, wie sich ihre Nährstoffbilanzen entwickeln würden. Tatsächlich blieb die N-Flächenbilanz im Landesdurchschnitt unverändert bei 51 kg N/ha. Der deutliche Rückgang von 15 % beim Mineraldüngereinkauf, wurde in den Bilanzen durch die geringeren Erntemengen kompensiert.

Der Phosphatanfall aus Tierhaltung und Biogasanlagen sank ebenfalls landesweit um - 1,2 %. Neben den 5 Landkreisen, die den aktuell geltenden Kontrollwert überschreiten und in denen der Phosphatanfall sogar weiter zunahm, gibt es in Niedersachsen auch viele Landkreise mit negativen Phosphatbilanzsalden von bis zu - 71 kg P2O5/ha.

Landvolk: Meisten Landwirten setzen Dünger gezielt ein

Der Bauernverband verteidigt in diesem Zusammenhang die Düngung. Der weitaus überwiegende Zahl der Landwirte setze den Dünger nach guter pflanzenbaulicher Praxis ein. Das zeige der deutliche Rückgang des Mineraldüngereinkaufs.

Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke warnt daher vor einer Verallgemeinerung, dass grundsätzlich zu viel Gülle und Gärreste ausgebracht würden. Die sechste Auflage des Nährstoffberichtes offenbare keine fehlenden Erkenntnisse, sondern Umsetzungsdefizite. Der Landvolkpräsident richtet daher den Appell eindeutig in die Landesteile, die wieder durch den ungeklärten Umgang mit Bilanzüberschüssen beim Wirtschaftsdünger auffallen. „Die Landwirte in Regionen mit vielen Nutztieren und Biogasanlagen müssen sich deutlich offensiver ihrer Verantwortung für sauberes Grundwasser und eine intakte Umwelt bewusstwerden und die ordnungsgemäße Verwertung der Nährstoffe sicherstellen“, sagt Schulte to Brinke.

Dazu zählt zunächst der pflanzengerechte Nährstoffeinsatz auf eigenen Flächen, aber auch die Abgabe an Ackerbaubetriebe ohne eigenen Wirtschaftsdünger. Die bisher stetig steigende Abgabe der Wirtschaftsdünger an Betriebe in Ackerbauregionen hat leider durch die Verschärfung der Düngegesetzgebung und die damit verbundenen Auflagen einen Rückschlag erlitten. Diesen sinnvollen Weg einer überregionalen Kreislaufwirtschaft könne die Politik aber wiederbeleben, sagt Schulte to Brinke.

Neue Technologien zur Aufbereitung der Gülle sollen zukünftig zur Entspannung beitragen. Der Landvolkpräsident warnt jedoch vor der Erwartung, dass die notwendige Entwicklung und Erprobung dieses Lösungsansatzes als Entschuldigung für Überschreitungen der düngerechtlichen Ausbringungsobergrenzen anerkannt werden könne.

Nicht zuletzt sieht er die Landesregierung in der Pflicht, aus dem bereits vorliegenden lückenlosen Datenmaterial die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. So könnten gezielt Kontrollen dort angeordnet werden, wo ganz offensichtlich keine ordnungsgemäße Verwertung des Wirtschaftsdüngers stattfindet. „Jeder Landwirt, der sich an das Düngerecht hält, hat hier nichts zu befürchten“, betont der Landvolkpräsident. Diese Bauern und ihre Familien dürften in der öffentlichen Diskussion aber nicht länger unter Generalverdacht gestellt werden, weil andere Betriebe offenbar den Aufwand für notwendige Anpassungsmaßnahmen scheuen und mehr Wirtschaftsdünger ausbringen würden als erlaubt.

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