Landwirte müssen im Fall eines vollständigen Verzichts auf Glyphosat wesentlich stärker auf mögliche Fehler bei pfluglosen Anbausystemen achten. Günter Stemann von der Fachhochschule Südwestfalen nannte in dem Zusammenhang auf der Tagung „Bodenbearbeitung im Umbruch“ am 13.9. in Buseck zu enge Fruchtfolgen.
Ausgerichtet wurde die Tagung von der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) und dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), die gemeinsam mit Landwirten Handlungsstrategien für den Fall eines vollständigen Glyphosatverzichts erarbeiten.
Anzustreben sei ein kontinuierlicher Wechsel von Halm- und Blattfrucht sowie ein Weizenanteil von weniger als 50 %, erklärte Stemann. Als Voraussetzungen für eine optimale Stoppelbearbeitung nannte er eine Häcksellänge von maximal 5 cm und eine gleichmäßige Strohverteilung. Die Bauern müssten außerdem darauf achten, dass Ernterückstände verrotteten und sich anschließend gut in den Boden einmischen ließen. Auf diese Weise werde eine restlose mechanische Entfernung des Strohs als Überträger von Krankheiten und anderen Problemen sichergestellt.
Michael Pokriefke vom Konstruktionsbüro „seed2soil“ wies auf die Zielkonflikte hin, die mit der Entscheidung für Mulchsaat verbunden seien. Landwirte müssten entscheiden, ob sie Strohrotte, das Auflaufen von Ausfallsamen oder die Bodenfeuchtigkeit fördern wollten. Unklar ist nach Einschätzung der Praktiker auch derzeit noch das Ausmaß der Mehrkosten, die sich aus höheren Maschinen- und Kraftstoffkosten sowie zusätzlicher Mehrarbeitszeit beim Verzicht auf ein Totalherbizid ergeben.
Laut LLH-Direktor Andreas Sandhäger müssen innerhalb der fünfjährigen „Gnadenfrist“, in der Glyphosat derzeit zugelassen sei, Lösungen erarbeitet werden. Für die konservierende Bodenbearbeitung bedeute das aber im Extremfall doch die Notwendigkeit des Pflugeinsatzes.