Standpunkt - „Starre Obergrenzen sind keine Lösung“
Die Novelle der Dünge-VO und die damit einhergehende Dünge-Verschärfung rückt unaufhaltsam näher. Diese verengt die Leitplanken für eine ordnungsgemäße Düngung bundesweit – für alle Betriebe! Verantwortlich dafür sind Betriebsleiter, die es mit den bereits geltenden Vorgaben oft nicht so genau genommen haben.
Ein Kommentar von Dr. Karsten Möller, LWK Niedersachsen:
Die Novelle der Dünge-VO und die damit einhergehende Dünge-Verschärfung rückt unaufhaltsam näher. Diese verengt die Leitplanken für eine ordnungsgemäße Düngung bundesweit – für alle Betriebe! Verantwortlich dafür sind Regionen, genauer gesagt Betriebsleiter, die es mit den bereits geltenden Vorgaben oft nicht so genau genommen haben.
Wäre man konsequent, müssten Regionen bzw. Betriebe mit starken N-Überhängen höhere Auflagen erhalten. Denn deutlich reduzierte N-Einträge in stark belasteten Grundwasserkörpern lassen sich nicht dadurch bewerkstelligen, dass man über bundesweit einheitliche N-Bedarfswerte die N-Intensität in allen Betrieben senkt.
Landwirte, Beratung, Forschung, aber auch Handel, Düngerindustrie und Landtechnik sind aufgerufen, die Düngeeffizienz weiter zu verbessern. Ein Schritt dazu ist eine realistische Bedarfsplanung, die vom Landwirt abhängig von der Witterung veränderbar bleiben muss. Zudem kommt der unabhängigen Agrarforschung eine wichtige Rolle zu, da andere Akteure auch wirtschaftliche Interessen mit ihrer „kostenlosen“ Beratung verfolgen. Anbausysteme, bei denen man zum Erosionsschutz meist auf den Pflug verzichtet, werden z. B. durch eingeengte Vorgaben bei der (Herbst)-Düngung wieder stärker infrage gestellt. Lassen wir den Landwirt mit diesem Zielkonflikt nicht allein.
Die verordnete höhere N-Effizienz der Wirtschaftsdünger macht diese auch nicht attraktiver – im Gegenteil. Dies wird dazu führen, dass aufnahmefähige Ackerbaubetriebe Abstand davon nehmen, um ihre N-Bilanz nicht zu belasten. Um die Salden nicht nach oben zu treiben, könnte man die mineralische N-Düngung reduzieren. Das mag auf langjährig organisch gedüngten Flächen mit einer hohen Nachlieferung ohne Ertragsverluste gelingen. Es hat sich jedoch auf Flächen, die man jahrzehntelang „nur“ mit Stroh und Blatt gedüngt hat, als nicht praxisnah herausgestellt.
Aus fachlicher Sicht ist dringend eine Nachbesserung der Dünge-VO zu fordern, sodass sich die Düngung weiter am Pflanzenbedarf orientieren kann. Starre N-Obergrenzen können das jedenfalls nicht leisten.
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Ein Kommentar von Dr. Karsten Möller, LWK Niedersachsen:
Die Novelle der Dünge-VO und die damit einhergehende Dünge-Verschärfung rückt unaufhaltsam näher. Diese verengt die Leitplanken für eine ordnungsgemäße Düngung bundesweit – für alle Betriebe! Verantwortlich dafür sind Regionen, genauer gesagt Betriebsleiter, die es mit den bereits geltenden Vorgaben oft nicht so genau genommen haben.
Wäre man konsequent, müssten Regionen bzw. Betriebe mit starken N-Überhängen höhere Auflagen erhalten. Denn deutlich reduzierte N-Einträge in stark belasteten Grundwasserkörpern lassen sich nicht dadurch bewerkstelligen, dass man über bundesweit einheitliche N-Bedarfswerte die N-Intensität in allen Betrieben senkt.
Landwirte, Beratung, Forschung, aber auch Handel, Düngerindustrie und Landtechnik sind aufgerufen, die Düngeeffizienz weiter zu verbessern. Ein Schritt dazu ist eine realistische Bedarfsplanung, die vom Landwirt abhängig von der Witterung veränderbar bleiben muss. Zudem kommt der unabhängigen Agrarforschung eine wichtige Rolle zu, da andere Akteure auch wirtschaftliche Interessen mit ihrer „kostenlosen“ Beratung verfolgen. Anbausysteme, bei denen man zum Erosionsschutz meist auf den Pflug verzichtet, werden z. B. durch eingeengte Vorgaben bei der (Herbst)-Düngung wieder stärker infrage gestellt. Lassen wir den Landwirt mit diesem Zielkonflikt nicht allein.
Die verordnete höhere N-Effizienz der Wirtschaftsdünger macht diese auch nicht attraktiver – im Gegenteil. Dies wird dazu führen, dass aufnahmefähige Ackerbaubetriebe Abstand davon nehmen, um ihre N-Bilanz nicht zu belasten. Um die Salden nicht nach oben zu treiben, könnte man die mineralische N-Düngung reduzieren. Das mag auf langjährig organisch gedüngten Flächen mit einer hohen Nachlieferung ohne Ertragsverluste gelingen. Es hat sich jedoch auf Flächen, die man jahrzehntelang „nur“ mit Stroh und Blatt gedüngt hat, als nicht praxisnah herausgestellt.
Aus fachlicher Sicht ist dringend eine Nachbesserung der Dünge-VO zu fordern, sodass sich die Düngung weiter am Pflanzenbedarf orientieren kann. Starre N-Obergrenzen können das jedenfalls nicht leisten.