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Wachstumsregler-Empfehlung: Standfest bis zur Ernte

Bei Trockenheit ist die Gefahr hoch, die Wachstumsreglermenge zu überziehen. Bei wüchsiger Witterung darf es aber auch nicht zu wenig sein. Hier die Empfehlungen für Ihr Getreide. Unsere Autoren: Lars Beke-Bramkamp und Dr. Bernhard Werner, LWK Niedersachsen

Lesezeit: 8 Minuten

Der Wachstumsreglereinsatz in Getreide läuft oftmals noch standardisiert ab. Doch wer Höchsterträge ernten will, muss an den feinen Stellschrauben drehen. Es gilt, die Einflussfaktoren genau abzuwägen.

In den letzten zwei Jahren bestimmten Wetterextreme das Frühjahr und den Sommer. So gingen im Jahr 2017 viele Getreidebestände wegen Starkregen ins Lager, obwohl vielerorts hohe Aufwandmengen von Wachstumsreglern zum Einsatz kamen. Ganz anders stellte sich das Jahr 2018 dar. Extreme Trockenheit mit Hitzewellen in großen Teilen Deutschlands machten den Kulturen zu schaffen. In diesen Fällen war Fingerspitzengefühl gefragt – wie viel Wachstumsregler ist nötig, um Lagergetreide zu vermeiden und gleichzeitig den Bestand nicht durch zu hohe Aufwandmengen zu stressen?

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Zwar lässt sich die Standfestigkeit des Getreides durch die Sortenwahl und Düngeintensität beeinflussen. Dennoch bleibt die Witterung die größte Unbekannte und stellt Anbauer in jedem Jahr erneut vor große Herausforderungen.

Enorme Produktvielfalt

Der Markt für Wachstumsregler wird immer unübersichtlicher. Neue Wirkstoffe wurden nicht zugelassen, allerdings gibt es viele neue Produkte mit bekannten Wirkstoffen. Achten Sie bei der jeweiligen Auswahl darauf, dass auch bei Mitteln mit gleichem Wirkstoff unterschiedliche Zulassungen bzw. Indikationen vorliegen. Wichtig ist auch, dass Sie dies bei der Dokumentation der Maßnahme berücksichtigen. Die Eigenschaften der Mittel finden Sie unter www.topagrar.com/wachstumsregler2019

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Winterweizen: Der erste Termin muss sitzen!

Wie bei allen Getreidearten ist es auch beim Winterweizen wichtig, die Pflanzen im unteren Stängelbereich zu stabilisieren. Das gilt vor allem bei einer langen und lageranfälligen Sorte kombiniert mit einer intensiven Düngung oder einer hohen N-Nachlieferung aus dem Boden sowie bei sehr dichten Beständen.

Handeln Sie insbesondere in diesen Fällen rechtzeitig – demnach im 1-Knoten-Stadium der Pflanze. Dies ist der wichtigste Termin zur Wuchsregulierung. Bei späteren Einsätzen lässt sich die Pflanze im unteren Stängelbereich nur noch bedingt stabilisieren.

Wie viel Ertrag kostet Hitze?

Inwieweit sich ein zu intensiver Einsatz von Wachstumsreglern bei sehr heißer Witterung und fehlenden Niederschlägen negativ auf den Ertrag auswirkt, konnten wir im Extremjahr 2018 prüfen. In einem Versuch wurden Wachstumsregler-Strategien auf schweren Böden an vier Standorten in den Sorten KWS Talent, 2x Tobak und JB Asano geprüft und verglichen. Die Ergebnisse

Wie viel Ertrag kostet Hitze? Inwieweit sich ein zu intensiver Einsatz von Wachstumsreglern bei sehr heißer Witterung und fehlenden Niederschlägen negativ auf den Ertrag auswirkt, konnten wir im Extremjahr 2018 prüfen. In einem Versuch wurden Wachstumsregler-Strategien auf schweren Böden an vier Standorten in den Sorten KWS Talent, 2x Tobak und JB Asano geprüft und verglichen. Die Ergebnisse

  • Die hohen Temperaturen und die intensive Sonneneinstrahlung bewirkten gute Einkürzungsleistungen.
  • Jede Sorte reagierte unterschiedlich stark auf die Wuchsregulierung.
  • Die Dreifachbehandlung zeigte, dass es auf diesen vier Standorten keine extremen Ertragseinbußen durch die Wachstumsregler gegeben hat. Tendenziell sind zwar leichte Mindererträge zu erkennen, diese ließen sich aber nicht statistisch absichern.

Strategien für Ihre Bestände

Empfehlungen für den Wachstumsreglereinsatz in Winterweizen entnehmen Sie der Übersicht 1. Anhand der Versuchsergebnisse lässt sich ableiten, dass man auf Standorten mit guter Wasserführung die Aufwandmengen im Stadium EC 31 nicht zu stark reduzieren sollte. Der Weizen steckt auf diesen Böden, auf denen das Lagerrisiko generell höher ist, den Stress des Wachstumsreglers ohne große Ertragseinbußen weg.

Bei eher hoher Lagergefahr (Standorte mit gesicherter Wasserführung) wirkte das Produkt Prodax in den Versuchen als Zumischpartner besser als ein Trinexapacethyl-haltiges Mittel. Somit kann in EC 31 z.B. eine Mischung aus 0,5 bis 1,0 l/ha CCC 720 + 0,3 bis 0,5 l/ha Prodax zum Einsatz kommen. Abhängig vom weiteren Witterungsverlauf und der Lagergefahr des Bestandes können Sie in EC 37/39 mit Medax Top nachkürzen. Ist es zu diesem Zeitpunkt eher trocken, können Sie eventuell auf eine Nachkürzung verzichten.

Auf Standorten mit leichten Böden, auf denen die Wasserversorgung unsicher ist, oder falls sehr standfeste Sorten angebaut werden, reicht oft eine Maßnahme in EC 31 aus. Geeignet ist dann z.B. eine Mischung aus 0,5 l/ha CCC 720 + 0,2 l je ha Calma. Anstelle von Calma können Sie auch ein vergleichbares Trinexapacethyl-haltiges Mittel wählen.

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Wintergerste: Keine Chance dem Ährenknicken

Achten Sie in Wintergerste neben der Witterung, Standfestigkeit der Sorte und Düngeintensität zusätzlich auf die unterschiedliche Neigung der Sorten zum Ährenknicken. Bewährt hat sich in Gerste eine Mischung aus 0,3 bis 0,4 l je ha Calma (oder ein vergleichbares „Trinexapac“) + 0,3 bis 0,5 l/ha Cerone 660, eingesetzt im Stadium EC 31/32. Alternativ können Sie bei kühleren Temperaturen auf besseren Standorten 0,4 l/ha Medax Top + 0,4 l/ha Turbo oder 0,3 bis 0,5 l/ha Prodax + z.B. Calma verwenden. Dann ist die Einkürzung etwas stärker.

Eine Nachbehandlung in EC 49 ist bei wüchsigen Beständen und in Sorten erforderlich, die stark zum Ährenknicken neigen (z.B. Wootan, KWS Tenor, SU Ellen). Planen Sie dann den Einsatz von 0,3 bis 0,5 l/ha Camposan Extra ein. Schließen Sie diese Behandlung vor dem Ährenschieben ab. Andernfalls besteht das Risiko, dass die Ähren in den Blattscheiden steckenbleiben. In der Regel ist auf guten Standorten mit ausreichend Wasser und hoher N-Nachlieferung eine Doppelbehandlung nötig.

Auf leichteren Standorten und bei unsicherer Wasserverfügbarkeit empfiehlt es sich dagegen, die Aufwandmengen in EC 31 etwas zu reduzieren. Eventuell reicht unter diesen Umständen eine einmalige Behandlung aus.

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Roggen und Triticale: Vorsichtig einkürzen

Winterroggen steht oftmals auf ertragsschwachen und trockenen Böden. Auf diesen ist es wichtig, mit Wachstumsreglern sehr vorsichtig umzugehen. Ist es eher trocken, können Sie in standfesten Sorten häufig auf eine Wachstumskontrolle verzichten. Bei längeren Sorten und besserer Wasserversorgung sichert ein Einsatz von 0,3 l/ha CCC 720 + 0,2 l/ha Calma (oder einem vergleichbaren „Trinexapac“) die Standfestigkeit.

Planen Sie z.B. bei hoher Ertragserwartung und wüchsiger Witterung eventuell eine Nachkürzung ein. Geeignet sind z.B. 0,3 bis 0,5 l/ha Cerone 660 oder – mit etwas stärkerer Einkürzung – auch 0,3 l/ha Medax Top + 0,3 l/ha Turbo. Generell sind die späten Behandlungen eher als Notfallmaßmahme einzustufen. Weitere Tipps, abhängig vom Lagerrisiko, entnehmen Sie der Übersicht.

In Triticale ist die Strategie ähnlich wie in Winterroggen. Da Triticale oft auf Standorten steht, auf denen organische Dünger zum Einsatz kommen, ist eine erste Maßnahme in EC 31 mit 0,4 l/ha CCC 720 + 0,2 l/ha Calma anzuraten. Weil sich noch nicht einschätzen lässt, wie die organische Substanz wirkt und die Nachlieferung im Vegetationsverlauf sein wird, sollte man auf diese erste Behandlung besonderen Wert legen.

Reicht eine Einmalbehandlung in EC 31/32 nicht aus, kann bis EC 39 mit 0,3 bis 0,5 l/ha Camposan Extra eine Nachkürzung erfolgen. Weitere Möglichkeiten der Wuchsregulierung entnehmen Sie ebenfalls folgender Übersicht.

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Einmal oder zweimal kürzen?

Die Anbaufläche von Sommergetreide schwankt stark. Wegen der regional extremen Nässe im Herbst 2017, bei der eine Bestellung von Winterungen oft nicht möglich war, nahm die Fläche von Sommergerste-, weizen und Co. zur Ernte 2018 deutlich zu. Weil der darauffolgende Herbst dann viel zu trocken war, um z.B. Winterraps auszusäen, wird auch in diesem Frühjahr viel Sommergetreide auf den Äckern stehen. Hier die Empfehlungen zum Einkürzen:

  • Sommerweizen sollte man frühzeitig im Stadium EC 27/29 einkürzen. Geeignet und kostengünstig sind 0,8 bis 1,0 l je ha CCC 720. Eine Nachlage in EC 31/32 z.B. mit 0,35 l/ha Manipulator ist möglich und preislich interessant. Ist bei wüchsiger Witterung auf besseren Standorten eine stärkere Einkürzung erforderlich, sollten Sie als Nachlage besser 0,3 l/ha Medax Top + 0,3 l/ha Turbo verwenden.

  • In der Sommerfuttergerste hat sich in EC 31/32 eine Mischung aus 0,2 l/ha Moddus + 0,3 l/ha Cerone 660 bewährt. Eine einmalige Behandlung reicht in dieser Kultur in der Regel aus.

  • In Sommerbraugerste ist darauf zu achten, keine Etephon-haltigen Produkten zu nutzen. Zu empfehlen ist hier der einmalige Einsatz von 0,2 bis 0,4 l/ha Moddus oder 0,3 kg/ha Prodax.

  • In Hafer steht mit 1,5 bis 2,0 l/ha CCC, eingesetzt in EC 37/39, eine kostengünstige und verträgliche Variante zur Verfügung. Moddus ist in EC 31 bis 37 ebenfalls im Hafer zugelassen. Dosieren Sie das Produkt in dieser Kultur aber vorsichtig und setzen Sie es eher früh ein, um Unverträglichkeiten zu vermeiden.

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Tipps für den Einsatz

Damit der Wachstumsreglereinsatz bestmöglich gelingt, ist es wichtig, auf Folgendes zu achten:

  • Ein starke Sonneneinstrahlung und hohe Temperaturen verstärken die Wirksamkeit der Maßnahme.
  • Tankmischungen mit Herbiziden, Fungiziden oder Flüssigdüngern können die Wirkung verstärken oder andersherum auch verschlechtern (Wirkantagonismen).
  • Sehr starke Temperaturschwankungen zum Wachstumsreglereinsatz können die Pflanzen stressen und zu erheblichen Schäden führen.
  • Der Wirkstoff Chlormequatchlorid (CCC) hat keine bestockungsfördernde Wirkung auf Weizenpflanzen. Ein Einsatz vor dem Schossen ist daher nicht notwendig.
  • Legen Sie unbedingt ein Spritzfenster an. Denn damit können Sie die jeweilige Maßnahme kontrollieren und eventuell Rückschlüsse auf weitere Maßnahmen ziehen.

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