Lange stand für Dietrich und Sabine Goertz der Hof allein an erster Stelle. Heute versuchen sie, auch auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und regelmäßig Auszeiten zu nehmen. In ihrer Freizeit sind sie auch getrennt unterwegs.
Dietrich Goertz, 49 Jahre
Im Betrieb sind Sabine und ich gleichberechtigte Unternehmer. Sie ist für unseren Hofladen verantwortlich, ich für die Landwirtschaft mit Bullenmast und Ackerbau. Morgens mache ich für die Kinder Frühstück und bleibe so lange am Tisch sitzen, bis alle in der Schule sind. Sabine ist dann schon lange im Laden, aber ich genieße den ruhigen Start in den Tag. Die Direktvermarktung ist für unseren Betrieb schon jetzt sehr wichtig und wir würden uns freuen, wenn wir sie noch ausbauen könnten. Der Laden ist der ideale Arbeitsplatz für Sabine. Sie hat Talent zum Umgang mit den Kunden und kocht und wurstet auch gerne. Und hier, stadtnah am Rande des Ruhrgebiets, ist die Direktvermarktung im Prinzip unsere einzige Chance, den Betrieb im Vollerwerb zu halten. Gerade bauen wir einen Bullenstall, damit wir den Kunden unser eigenes Rindfleisch anbieten können.
Früher fand ich auch andere Berufe spannend und entschied mich erst spät für die Landwirtschaft. Ich fühlte auch die innere Verpflichtung, zu bleiben. Heute liebe ich an meinem Beruf das Tüfteln und Reparieren. Es macht mir Spaß, mit kleinen Kniffen die Arbeitsabläufe zu vereinfachen. Dabei kann ich super entspannen. Mein Bedürfnis, vom Hof auch mal runter zu kommen, ist heute stärker als früher – aber nicht so ausgeprägt wie bei Sabine. Doch die Volleyballtruppe und der jährliche Trip mit Berufskollegen sind heilig.
Sabine und ich harmonieren gut miteinander, obwohl wir verschieden sind. Dinge, die mich stören, fresse ich in mich hinein. Sabine macht ihrem Ärger gleich Luft, danach ist alles wieder gut. Diese Spontaneität mit einem Schuss Verrücktheit finde ich toll.