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„Bei uns ist um 16 Uhr Feierabend“

Lesezeit: 4 Minuten

In Schweden kommt die Automatisierung der Milchproduktion voran, vor allem aus arbeitswirtschaftlichen Gründen.


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Schwedens Milchviehhalter ticken anders: „Noch vor zwei Jahren waren elf Stunden Arbeit am Tag die Regel“, erinnert sich Thomas Kumlin aus Uppsala. Doch mitt­lerweile arbeitet der Milcherzeuger nur noch acht Stunden am Tag. Denn auf dem Betrieb mit 120 Kühen melken und füttern Roboter.


Teure Arbeitskräfte


„Mein Ziel war es immer mit wenig Arbeit und geringen Lohnkosten viel Milch zu erzeugen“, so der Betriebsleiter. Um diesem Ziel näherzukommen, hat er sich bereits 2006 beim Stallneubau für den Kauf von zwei Melkrobotern und einem Fütterungsroboter entschieden.


Aber Kumlin ist nicht der einzige, der auf die Automaten setzt. Fast 10 % der 6 400 Milcherzeuger in Schweden lassen inzwischen den Roboter melken. Damit belegt Schweden neben Holland und Dänemark einen Spitzenplatz in der Roboterdichte. Und nicht nur das: Mehr und mehr Betriebe füttern auch automatisch.


Denn gutes Personal ist knapp und teuer in Schweden. „Für eine Arbeitskraft zahle ich 18 bis 20 € pro Stunde. Bei so hohen Lohnkosten rechnet sich die Automatisierung“, erklärt Kumlin. Die Kosten für die Anschaffung des Fütterungsroboters beziffert er auf ca. 65 000 €.


Die Anlage besteht dabei aus einem fest installierten Futtermischwagen und einem Verteilwagen (ca. 1,5 m3), der an Schienen aufgehängt ist. Der stationäre Mischer wird von einem Elektromotor angetrieben. Beide Geräte sind in der Futterzentrale untergebracht, wo auch Kraftfuttermittel und das Stroh lagern.


Die Grassilage wird wegen des strengen Winters in Hochsilos einsiliert. Von dort wird das Gras per Fräse und Förderband in den Mischwagen befördert, wo Kraft- und Mineralfutter hinzugegeben werden. Die Mischration wird dann per Förderband in den Verteilwagen transportiert.


Durch die Automatisierung konnte der Betrieb eine ganze AK einsparen. Inzwischen arbeiten nur noch der Betriebsleiter und ein Angestellter auf dem Betrieb. Sie kümmern sich um 120 Kühe sowie 200 ha Grünland und 150 ha Ackerland.


Aber nicht nur die geringeren Lohnkosten sind für Kumlin ein Pluspunkt. Denn auch die Lebensqualität hat sich für den Milchviehhalter erhöht. Der Arbeitstag ist deutlich flexibler geworden. Der Tag beginnt morgens um 7 Uhr mit einem Kontrollgang. Feierabend ist spätestens um 16 Uhr. „Allerdings schaue ich um 20 Uhr noch einmal im Stall vorbei“, sagt Kumlin.


Weiterer Vorteil für den Milcherzeuger: „Bei Arbeitsspitzen wie in der Grasernte muss ich nicht mehr zu festen Zeiten im Stall sein. Früher hieß es morgens und abends melken. Jetzt kann ich mich in Ruhe der Futterbergung widmen.“


Mit dem Fütterungsroboter werden auf dem Betrieb alle Tiergruppen versorgt. Das Schienennetz erstreckt sich vom Milchviehstall bis in den Jungviehstall. „Wichtig ist, dass die Gebäude dicht an der Futterzentrale stehen, um lange Leerfahrten zu vermeiden“, erläutert Kumlin.


10 frische Rationen am Tag


Insgesamt füttert er drei Rationen für Milchkühe, Rinder und Mastbullen. Die Kälber erhalten die Kuhration. Die Kühe werden zehnmal täglich gefüttert. „Da wir alle 2,5 Stunden füttern, konnten wir die Futteraufnahme leicht steigern und die Futterreste gegen null fahren“, sagt Kumlin. Die gefressenen Futtermengen wertet er täglich aus, um die Trockenmasseaufnahme bestimmen und Anpassungen an der Ration vornehmen zu können.


Die Ration bei den Kühen besteht aus 11 kg Gras aus Trockenmasse, 7 kg Getreide, 3 kg Eiweißkonzentrat, 1 kg Stroh und 0,2 kg Mineralfutter. Zusätzlich erhalten die Kühe noch ein Leistungsfutter, das über den Melkroboter und Transponderstationen gefüttert wird.


Trotz Weidehaltung von April bis September erreicht Kumlin mit seiner Rotviehherde eine Durchschnittsleistung von 9 700 kg Milch mit 4,3 % Fett und 3,45 % Eiweiß. Im Sommer ist aber eine ausgewogene Fütterung der Kühe wegen der Weidehaltung schwierig, so dass Kumlin kaum Chancen sieht, die Herdenleistung weiter zu verbessern. Denn die Weidehaltung ist für drei Monate vorgeschrieben und wird behördlich kontrolliert. Umso erstaunlicher ist es, dass er trotz Weidegang 2,5 Melkungen pro Tier erzielt, was sicherlich auch an der niedrigen Auslastung der Melkroboter von 60 Tieren pro Box liegen dürfte.


Für Kumlin läuft der Betrieb derzeit rund. Weiteres Wachstum schließt er trotz steigender Milchpreise von über 30 Ct/kg in nächster Zeit aber aus.Ansgar Leifker

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