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„Da baut sich was auf“

Lesezeit: 5 Minuten

Die Milchviehhalter Dirk Behrens und Klaus Brunckhorst haben ihre Betriebs-GbR wieder aufgelöst. Das war nicht leicht. Trotzdem können sich die beiden noch gut in die Augen schauen.


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Das Ende kam schneller als beide Seiten es erwartet hatten. Rein wirtschaftlich war die Vollkooperation der Betriebe Behrens und Brunckhorst aus Vahlde in Niedersachsen zwar durchaus ein Erfolg. Doch dann kam der Generationswechsel und plötzlich fehlte die gemeinsame Perspektive. Wie war es soweit gekommen? Und was war jetzt zu tun, um die Situation nicht eskalieren zu lassen? Als sich Klaus Brunckhorst (55) und Dirk Behrens (49) entschlossen hatten ihre Betriebe mit jeweils rund 90 laktierenden HF-Tieren zusammenzulegen, lagen die Vorteile für beide Seiten noch auf der Hand:Die beiden Nachbarn kannten und schätzten sich. Sie kooperierten schon seit Jahren mit einem gemeinsamen selbstfahrenden Futterwagen und einem Teil der Außenwirtschaft zusammen.Durch das Zusammenlegen der arrondierten Flächen, ergaben sich größere Schläge. Damit verlief die Grundfutterernte nicht nur schneller, sondern auch ein ganzes Stück preisgünstiger.Auch die Arbeitsentlastung im Stall war spürbar. Wer sieben Tage in der Woche melkt, der weiß zwei freie Sonntage im Monat und eine gute Urlaubsvertretung zu schätzen.Und sämtliche Umbaumaßnahmen ließen sich mit moderatem Aufwand und einigen Eigenleistungen darstellen. Entsprechend vereinigten die beiden Praktiker ihre Milchviehbestände im Sommer 2006 in einer Herde auf der Hofstelle von Dirk Behrens dessen Stalllungen noch Reserven boten. Den vorhandenen Doppel-Siebener-Melkstand erweiterten die beiden Landwirtschaftsmeister zum Doppel-Zehner. Das Jungvieh kam in den rund 200 m entfernten Stall von Klaus Brunckhorst.„Im Alltag hatte sich dann alles nach ein paar Wochen eingespielt“, erinnert sich Dirk Behrens. Ein leichter Leistungsrückgang bei der Milch durch den Umzugsstress war schnell behoben. Und wenn der Lohnunternehmer zum Gras häckseln kam, dann ging es aufgrund der größeren Schläge „ordentlich zur Sache“, wie Klaus Brunckhorst ergänzt. Auch die beiden Ehefrauen Hilke Behrens (46) und Heike Brunckhorst (52) standen hinter der Kooperation. „Rein wirtschaftlich passte das Konzept“, stellen beide Partner auch heute noch fest.So waren es auch nicht der Status Quo oder das schlechte Milchwirtschaftsjahr 2007/08, die die Zweifel keimen ließen sondern vielmehr die diskutierten Ziele. 2008 deutete sich an, dass Yvonne, die heute 26-jährige Tochter von Klaus Brunckhorst, Ambitionen zeigte den Milchviehbetrieb des Vaters fortzuführen. Von Familie Behrens Kindern (damals 16, 15 und 6) konnte und wollte sich noch niemand auf die Landwirtschaft festlegen.„Wir müssen reden.“ Als dann eine geplante Erweiterung ins Stocken geriet, merkten sie, dass die Zielvorstellungen bezüglich der weiteren Betriebsentwicklung allmählich auseinander drifteten. Wie viele Kühe sollten es sein? Sollten sie in einen Anbau oder einen Neubau investieren? Und wie könnten die zukünftigen Hofnachfolger dabei angemessen berücksichtigt werden? „Da baut sich dann allmählich etwas auf“, erklärt Dirk Behrens. Klaus Brunckhorst ergänzt: „Irgendwann wussten wir, wir kommen so nicht weiter.“ Die beiden Landwirte suchten unter Moderation von Dr. Ulrich Klischat von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Marco Schouten von der Landberatung Rotenburg das Gespräch. Die beiden Berater hatten die Milchviehhalter bereits in der Entstehungsphase begleitet und den Kooperationsvertrag aufgesetzt. Die große Frage am Ende des Gesprächs lautete: Wie kriegen wir das jetzt wieder ordentlich auseinander? Die beiden Partner richteten den Blick nach vorn und steckten eine grobe Marschrute ab. Einen komplizierten Auflösungsvertrag brauchte es dafür nicht. Da beide Seiten stets im Gespräch blieben, konnten sie sich auf unbürokratische Lösungen einigen. Jeder erhielt seine Kühe mit der entsprechenden Nachzucht zurück und erntete die eigenen Flächen. Der erste und zweite Grünlandschnitt wurde zuvor noch auf einem Haufen zusammengefahren, von dem beide ihr Futter entnahmen. Entstehende Differenzen wurden mit gemeinsam festgelegten Wertansätzen unkompliziert ausgeglichen. Beide Betriebe planten nach der Auflösung der GbR eine Bestandserweiterung. Bei Klaus und Yvonne Brunckhorst stand deshalb der Bau eines größeren Melkstandes ins Haus. Dirk Behrens unterstützte diesen im Rahmen seines normalen Arbeitseinsatzes für die GbR.Am 1. Juli 2008 war dann offiziell die Trennung der GbR mit Unterstützung des gemeinsamen Steuerberaters vollzogen. Dr. Klischat von der Landwirtschaftskammer ordnet ein: „Wenn beide Seiten nur noch über ihre Anwälte kommuniziert hätten, wäre ein langer Konflikt, bei dem viel Porzellan zerschlagen worden wäre, wahrscheinlich gewesen. Der größte Gewinn ist, dass beide Familien so ihre nachbarschaftliche Verbindung zueinander retten konnten.“Und das Fazit? Zurückblickend denken die beiden Niedersachsen, an die vielen gute Seiten der Zusammenarbeit aber auch den Verlust der alleinigen Entscheidungsgewalt und die täglichen Abstimmungsprozesse. „Es ist eben schon ein Unterschied, ob man mit ein paar Maschinen kooperiert, oder ob man sechs Stunden am Tag gemeinsam melkt.“ Wenn es nicht läuft, sei es wichtig die Dinge „fair und offen“ anzusprechen. Schließlich könne keine Seite eine Eskalation des Streits wünschen.Dies scheint rückblickend durchaus gelungen zu sein. Der Beweis: Beide Betriebe wollen in der Außenwirtschaft und bei der Futtervorlage weiterhin zusammenarbeiten.Matthias Schulze Steinmann

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