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Den Mälzern bricht die Rohstoffdecke weg

Lesezeit: 3 Minuten

Braugerste


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Braufähige Sommergerste verspricht attraktive Lagerrenditen. Denn die Erzeugung pendelt EU-weit kräftig zurück. Und das könnte die Mälzereien bei ihren Anschlusskäufen im Spätherbst und Winter teuer zu stehen kommen.


Als sie sich im letzten Frühjahr mit der Abnehmerseite auf Vorvertragspreise von je nach Region 115 bis 130 €/t für Sommer-Braugerste verständigt hatten (netto, frei Erfasser, Valuta Oktober 2010), klopften sich die Unterhändler der landwirtschaftlichen Seite noch auf die Schulter. Heute wollen die meisten von ihnen überhaupt nicht an den Preisgesprächen teilgenommen haben. Aus gutem Grund: Freie Braugerste der Ernte 2010 erzielt mittlerweile in vielen Gebieten schon 20 bis 30 €/t mehr als Vertragsware, und auch mittelfristig stehen die Preissignale auf „fest“.


Viele Anbauer spekulieren auf weiter steigende Preise. „Kontrakte werden zwar beliefert, aber vertragsfreie Ware legen sich viele Erzeuger vorerst ins Lager“, bestätigt ein Ackerbauberater. Und das könnte sich wirlich lohnen.


Produktion ist regelrecht eingebrochen


Noch „leben“ die Verarbeiter bei uns sowie in anderen EU-Ländern von den Braugerste-Vorräten aus der letzten Saison. Insgesamt sollen im Vorjahr EU-weit rund 14 Mio. t Braugerste geerntet worden sein, davon ca. 3 Mio. t Winter- und 11 Mio. t Sommergerste. Etliche Partien gingen zwar ins Futter, und auch der Export hat den Markt etwas entlastet – besonders seit der Euro gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren hat. Trotzdem schöpften die Mälzereien, deren jährlicher Rohstoffbedarf auf etwa 11 bis 11,5 Mio. t beziffert wird, aus dem Vollen – und das spiegelten die Erzeugerpreise gnadenlos wider.


Heute stellte sich der Markt etwas anders dar, nämlich spürbar knapper versorgt. Viele Getreideerzeuger haben den Gerstenanbau zur Ernte 2010 deutlich eingeschränkt. Sommergerste haben sogar etliche Betriebsleiter völlig aus ihrer Fruchtfolge verbannt. Außerdem liegen die Hektarerträge meistens deutlich unter dem Vorjahresniveau. Und in etlichen Regionen soll überdies der Anteil braufähiger Ware an der diesjährigen Ernte eher mäßig ausgefallen sein. Etliche Partien seien schon wegen zu hoher Proteinwerte, ungenügender Vollkornanteile und anderer Beeinträchtigungen beanstandet worden, berichten Marktbeobachter.


Im Spätherbst wird es spannend


Experten rechnen denn auch mit maximal 10 bis 10,4 Mio. t neuerntiger Braugerste in der EU. Alle großen Produzenten verzeichnen vor allem bei braufähiger Sommergerste teils dramatische Einbußen (vgl. Übersicht unten). Aber auch bei Wintergerste ist das Minus wohl kräftig.


Wenn sich die Hochrechnungen annähernd bestätigen, müssen die Mälzereien für ihre Anschlussversorgung im Spätherbst erheblich tiefer in ihre Tasche greifen als ihnen lieb ist. Dafür spricht auch die Tatsache, dass hiesige Exporteure ebenfalls Morgenluft wittern. China hat bereits Importbedarf angedeutet, und es dürfte auch nur eine Frage der Zeit sein, bis z. B. auch die Verhandlungen mit russischen Interessenten anlaufen. Dort zeichnen sich drastische Ernterückgänge ab – und getrunken wird immer.


Eventuell überdenken die hiesigen Verarbeiter dann auch endlich einmal ihr Einkaufsgebaren. Viele Erzeuger ärgern sich schließlich nicht nur über die Grundpreise, sondern auch darüber, dass überdurchschnittlich gute Braugerste bislang keine Aufschläge erzielt. Deutschlands Mälzereien müssen in der laufenden Saison vermutlich 1,1 bis 1,2 Mio. t Braugerste importieren. Und dieser Hinweis an die Branche sei uns gestattet: Nur mit attraktiven Preissignalen können Sie verhindern, dass noch mehr Erzeuger der Braugerste den Rücken kehren.


Jörg Mennerich

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