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Der Computer sucht die Bullen aus

Lesezeit: 7 Minuten

Vor jeder Besamung stellen sich Milchviehhalter die Frage: Welcher Bulle passt auf meine Kuh? Eine gezielte Anpaarung findet allerdings häufig nicht statt. Oft widmen die Landwirte nur den Spitzenkühen der Herde viel Aufmerksamkeit, während bei den restlichen Tieren die Verbesserung von Einzelmerkmalen nicht mehr so beachtet wird. In manchen Betrieben wird die Anpaarung im Vorfeld überhaupt nicht vom Landwirt geplant. Oft wählen der Besamungstechniker oder der Tierarzt die Bullen erst am Besamungstag aus. Ein Grund für die fehlende Planung ist der hohe Arbeitsaufwand für eine gezielte Anpaarung. Besonders in größeren Betrieben fehlt den Landwirten oft die Zeit, die Bullenkataloge mit den zahlreichen Zuchtwertinformationen zu "studieren" und mit den Daten bzw. den Merkmalen der eigenen Kühe zu vergleichen. Programme sollen gezielte Anpaarung erleichtern Um dem Landwirt die Anpaarungsarbeit zu erleichtern, bieten immer mehr Zucht- und Besamungsorganisationen die gezielte Bullenauswahl per PC an. Alle Programme verfolgen das Ziel, die optimale Kombination bei der Anpaarung zu finden. Für jede Kuh wird der Bulle ausgewählt, der ihre Schwächen im Exterieur und/oder in der Leistung am besten ausgleicht. Dafür vergleichen die PCProgramme die Daten der zur Verfügung stehenden Vererber mit den eingespeisten Kuhdaten. "Die Nachfrage nach der computergestützten Anpaarung steigt, besonders in Betrieben mit größeren Milchviehherden", erklärt Rolf Oorlog, Zuchtberater bei der Weser-Ems-Union. Dies bestätigt auch Michael Mölter von der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg: "Eine gezielte Einzeltieranpaarung war bisher in unseren Großbetrieben kaum möglich oder mit einem riesigen Arbeitsaufwand verbunden. Die Planung mit dem Anpaarungsprogramm ist inzwischen eine wertvolle Hilfe." In Deutschland gibt es derzeit acht Anpaarungsprogramme (siehe Übersicht, Seite R 9). Nur das Palm Genom wird an die Landwirte verkauft und von ihnen persönlich bedient. Die anderen sieben Programme werden von den Organisationen als Service angeboten und von den Zuchtberatern auf den Betrieben eingesetzt. So läuft die Planung ab Der Ablauf der Planung ähnelt sich bei den Programmen, die als Service angeboten werden. Ein- bis mehrmals bzw. 12-mal (PalmBreed) im Jahr kommt ein Zuchtberater der Organisation auf den Betrieb, um mit dem Landwirt die geeigneten Vererber für seine Kühe vom PC aussuchen zu lassen. Die Berater sind beim Betriebsbesuch in der Regel mit einem Handrechner (Palm) und einem Laptop ausgerüstet. Auf beiden sind die Betriebsdaten und die Einzeltierdaten hinterlegt, je nach Programm in unterschiedlichem Umfang. Der erste Schritt bei der Anpaarungsplanung ist die Exterieur-Beurteilung der Kühe durch den Berater und die Eingabe der Daten in den Palm. Danach erfolgt im Büro das Überspielen der neu erfassten Daten auf den Laptop des Beraters. Gemeinsam mit dem Landwirt wird festgelegt, nach welchen Kriterien die Bullenauswahl erfolgen soll. Es gibt je nach Programm die Möglichkeit, aus allen hinterlegten Vererbern für jede Kuh den passenden Partner aussuchen zu lassen. Oder der Landwirt entscheidet vorab, welche Vererber er in seinem Betrieb einsetzen möchte. Aus dieser individuellen Bullenliste werden dann die Vererber vom Programm möglichst optimal auf die Herde verteilt. Bullenliste ist im Programm hinterlegt Jedes Anpaarungsprogramm hat eine bestimmte Anzahl an Vererbern hinterlegt. In offenen Programmen sind alle beim Rechenzentrum VIT in Verden als in Deutschland verfügbar registrierten Bullen aus dem In- und Ausland in der Liste aufgeführt. Diese Programme arbeiten mit den VIT- und Interbull-Zuchtwerten. Die offenen Programme bieten dem Landwirt eine sehr große Auswahlmöglichkeit, wodurch sich die Chance für eine richtige Anpaarung erhöhen kann. Daneben gibt es geschlossene Programme, bei denen nur die Bullen einer Organisation zur Auswahl stehen. Diese Programme arbeiten dann oft auch mit anderen Zuchtwerten, z. B. mit denen auf US-Basis. Grundsätzlich ist es aber auch hierbei möglich, andere Vererber mit aufzunehmen. Diese müssten dann vom Berater manuell eingegeben und auf USZuchtwerte umgerechnet werden. Zudem müsste der Landwirt im Vorfeld doch wieder verschiedene Bullenkataloge durchsuchen, um die Liste eventuell nach seinen Vorstellungen erweitern zu lassen. Auf der Kuhseite werden je nach Anpaarungsprogramm unterschiedliche Daten genutzt. Bei manchen Programmen werden alle beim VIT gespeicherten Abstammungs-, Leistungs-, Zuchtwert- sowie die bereits vorhandenen oder neu erfassten Exterieurdaten für die Planung genutzt. Die beim VIT gespeicherten Daten werden in der Regel auf die Rechner der Berater überspielt. Dem Landwirt entstehen dadurch keine zusätzlichen Kosten. Bei anderen Programmen sind die Kuhdaten z. B. auf die Exterieurdaten beschränkt, und die Selektion nach Leistung erfolgt nur über die Vererberseite. Je nach Programm werden die Kühe vom Zuchtberater komplett linear eingestuft, oder es werden nur die wesentlichen Schwächen oder Stärken im Exterieur erfasst. Bei allen Programmen erfolgt die Eingabe des Ergebnisses der linearen Beschreibung im Stall über den Palm, die Anpaarungsplanung erfolgt auf dem Laptop. Beim PalmBreed und beim Palm Genom geschieht dies auf dem Handrechner. Die Anpaarung erfolgt programmabhängig nach unterschiedlichen Schwerpunkten, z. B. zur gezielten Verbesserung der funktionellen Merkmale oder jener Merkmale, die besonders wichtig für die Nutzungsdauer sind. Oft sind diese Merkmale dann programmintern bereits stärker gewichtet, können aber in Absprache mit dem Landwirt geändert werden. Der Betriebsleiter macht Vorgaben bezüglich des gewünschten Zuchtziels und der Selektionskriterien. Dabei reicht der Spielraum je nach Programm von einer einfachen Bullenvorauswahl, über die Auswahl des am meisten verbesserungswürdigen Merkmals bis hin zur Definition eines betriebseigenen Selektionsindexes. Je nach Ausrichtung ergeben sich unterschiedliche Wichtungen von z. B. Leistung, Exterieur, Euter, Fundament u. a. Zudem wird der Inzuchtgrad berücksichtigt, oft auch Tiergesundheitsmerkmale wie Zellzahl oder Melkbarkeit, Gendefekte, Preisspielräume für Bullen erster oder zweiter Wahl, Kalbeverlauf und Pedigree-Informationen. Je mehr Merkmale vorab festgelegt werden, desto schärfer wird vom Programm selektiert. Gespeist mit allen notwendigen Informationen weisen die Anpaarungsprogramme den am besten geeigneten Vererber für jede Kuh aus. Die Anpaarungslisten werden entweder direkt auf dem Hof ausgedruckt oder per E-Mail, Fax bzw. Post zugestellt. Zeitaufwand und Kosten Der Zeitaufwand für die Anpaarungsplanung mit dem PC ist abhängig von der Herdengröße. Für die komplette lineare Einstufung einer 80-köpfigen Herde benötigt man nach Aussage von Beratern etwa zweieinhalb bis drei Stunden. Die anschließende Planung mit dem Laptop dauert ca. eine halbe bis eine Stunde, je nach Diskussionsbedarf. Die Kosten für die computergestützte Anpaarungsplanung sind je nach Anbieter unterschiedlich: Bullenanpaarungsprogramm (BAP): Zurzeit gratis für die Mitglieder der verschiedenen Zuchtverbände. Computer-Anpaarungsprogramm (CAP): 2,50 E pro Kuh bei einer Erstanpaarung; 1 E je Tier bei einer wiederholten Anpaarung. AltaMate: Gratis für Kunden von AltaGenetics; 2,50 E pro Kuh mit Einstufung durch die Berater für Nicht-AltaKunden; 1 E pro Tier für Pedigree-Anpaarungen. World Mating Service (WMS): Rund 1 E pro Kuh. SireMatch: Kostenlos bei Einsatz von Holland Genetics-Bullen; 0,50 E pro Anpaarung bei der Auswahl anderer Bullen. PalmBreed: 3 E pro Tier bei Übernahme der Herdbuch-Einstufung in das Zuchtbuch; 1,50 E pro Tier bei Nichtübernahme. Genetic Management System (GMS): 40 E Betriebspauschale; 2 E je Kuh bei vorhandener Einstufung; 1,2 E je Rind und 4 E pro Kuh, die speziell für die Anpaarung eingestuft werden müssen. Sonderfall Palm Genom Das in Bayern beim Fleckvieh eingesetzte Anpaarungsprogramm Palm Genom wird als einziges von den Landwirten selbst bedient. "Da das Programm für das gesamte Herdenmanagement entwickelt wurde, lag es nahe, damit auch die Anpaarungsplanung zu ermöglichen", erklärt Frank Oertel, Zuchtleiter der Region Oberfranken, der maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war. Auf dem Palm sind die Grunddaten vom Landeskontrollverband automatisch übertragbar. Sie können nach jedem Probemelken von der Zentraldatenbank der Vereinigung zur Förderung der Rinderzucht (VFR) in Bayreuth per Modem abgerufen werden. Zusätzlich sind die Zuchtwerte aller aktiven Besamungsbullen der eigenen Station und der überregional besten bayerischen Vererber mit allen Leistungsinformationen und ExterieurBalkendiagrammen gespeichert. Die Exterieurbeurteilung der Kühe nimmt der Landwirt selbst vor. "Erfahrene Milchviehhalter benötigen maximal 5 Minuten pro Tier", schätzt Berater Frank Oertel. Danach kann die Anpaarungsplanung erfolgen. Für jede Kuh werden maximal drei Bullen ausgewiesen. Die Software für das Palm Genom kostet 199 E und passt auf jeden handelsüblichen Palm. Pro Jahr fällt eine Betriebspauschale von ca. 125 E für Updates, Einweisung und Beratungsleistungen an. Ramona Stracke

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