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Der Fleischexport ist wieder im Aufwind

Lesezeit: 6 Minuten

Nach der Finanzkrise kommt der weltweite Handel mit Schweinefleisch wieder in Fahrt. Welche Chancen das für Deutschland bringt, erklärt Heribert Breker, Fachschule Herford.


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Die Finanzkrise hat auch die Fleischexporteure ins Mark getroffen. So ging der globale Handel mit Schweinefleisch 2009 auf 5,6 Mio. t Schlachtgewicht zurück. Das ist ein Einbruch um rund 10 % gegenüber dem Rekordjahr 2008.


Besonders stark bluten musste der Exportriese USA, der an den internationalen Märkten über 300 000 t weniger Schweinefleisch platzieren konnte.


Einschnitte gab es auch für Europa. So fiel der Schweinefleischexport der EU-27 von 1,72 Mio. t Schlachtgewicht im Rekordjahr 2008 auf 1,41 Mio. t in 2009. Der Export bleibt aber noch über dem mehrjährigen Schnitt. Ärgerlich ist jedoch, dass Europa im internationalen Geschäft im Vergleich zu anderen Ländern verloren hat. So ging der europäische Marktanteil von 28 auf 24 % zurück.


Europa verliert global, gewinnt aber in Russland


Die Rückgänge sind vor allem auf das japanisch-asiatische Exportgeschäft zurückzuführen. Wesentliche Ursache war das währungsbedingt extrem günstige Angebot der US-Amerikaner, mit dem die Europäer kaum mithalten konnten.


Dagegen verliefen die EU-Ausfuhren in Richtung Russland 2009 wesentlich besser. Denn hier bringen die kurzen Transportwege deutliche Kostenvorteile. Der Russland-Export hat so einen beachtlichen Anteil des Rückganges im fernen Osten wieder wett gemacht.


Besondere Beachtung verdient dabei die Entwicklung der deutschen Fleischexporte. Dank großer Bemühungen konnten wir 2009 sowohl beim Absatz innerhalb Europas als auch beim Drittlandsexport sogar noch Zuwächse erzielen (siehe Übersicht 1).


So sind die Ausfuhrmengen auf knapp 2,4 Mio. t Schlachtgewicht im Jahr gestiegen. Wobei 75 % der deutschen Exporte in die benachbarten EU-Länder gehen. Zu den wichtigsten Abnehmern gehören Italien, Holland, Russland und Polen (siehe Übersicht 2). Allein diese Staaten haben im letzten Jahr mehr als 1 Mio. t deutsches Schweinefleisch gekauft.


Beachtlich sind zudem die hohen Zuwachsraten in Osteuropa. So konnten die deutschen Exporteure 2009 in Tschechien, Polen und Russland bis zu 25 % mehr Schweinefleisch platzieren als ein Jahr zuvor. Hinzu kommt der enorme Lebendexport Deutschlands, der für 2009 rund 120 000 Schlachtschweine umfasste.


Exporte steigen 2010 wieder


Doch können wir 2010 an das überraschend gute Vorjahr anknüpfen? Nach der jüngsten Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums USDA nimmt der Welthandel mit Schweinefleisch 2010 wieder Fahrt auf. Die Gesamtausfuhren steigen laut Schätzung um rund 5 % auf knapp 5,9 Mio. t Schlachtgewicht an.


Auf der Exportseite stehen die USA mit knapp 2 Mio. t bzw. rund 30 % Marktanteil weiterhin an erster Stelle. Zum Hauptabsatzgebiet der USA wird in zunehmendem Maße Mexiko, während sich der Export nach Japan auf hohem Niveau behauptet. Der US-kanadische Handel hat zugunsten der USA abgenommen.


Für Europa prognostiziert das USDA eine leichte Erholung der Schweinefleischexporte in Drittländer auf knapp 1,43 Mio. t im Jahr. Besonders positiv sehen die Experten die Entwicklung beim Russland-Geschäft. So weist der russische Markt ein erheblich höheres Einfuhrpotenzial auf als bisher vermutet. In seiner jüngsten Schätzung hat das USDA die ursprünglich für 2010 geschätzten russischen Importe von 710 000 t Schweinefleisch daher auf 810 000 t angehoben.


Auch die Absenkung der Importkontingente und die damit verbundenen höheren Einfuhrzölle sollen dem Russlandgeschäft offenbar nicht schaden. Derzeit liegt das Kontingent mit verbilligtem Einfuhrzoll bei 480 000 t jährlich, die zur Hälfte auf die EU-27 entfallen.


Der deutlich höhere Importzoll bei Überschreiten der Obergrenzen scheint bislang nur wenig Bremswirkung zu erzeugen. Nach Meinung des US-Landwirtschaftsministeriums sind die russischen Preise immer noch attraktiv genug, um die Einfuhrbarrieren überwinden zu können. Das heißt: Die Aussichten für den Export nach Russland sind für Europa bzw. Deutschland gut.


Die Lebendimporte sollen sich jedoch aufgrund des von 5 auf 40 % heraufgesetzten Einfuhrzolls halbieren. Die US-Marktexperten rechnen damit, dass 2010 aber immer noch rund 500 000 Schlachtschweine aus grenznahen Ländern lebend nach Russland gelangen.


Harter Kampf um dieMärkte in Fernost


Neben Russland wird in Deutschland auch häufig über den Export nach China diskutiert. Die Volksrepublik soll nach US-Schätzungen dieses Jahr nur 200 000 t Schweinefleisch importieren. Dem steht jedoch ein grenznaher Export in Höhe von 240 000 t gegenüber. Das chinesische Unabhängigkeitsbestreben bleibt weiterhin sehr stark ausgeprägt. Darüber hinaus ist man bestrebt, keine Schweinekrankheiten ins Land zu schleppen. Denn die Folgen starker Gesundheitsprobleme hat man mit knapper Versorgung und hohen Preisen in den zurückliegenden Jahren bitter zu spüren bekommen.


Mittlerweile steigt die chinesische Eigenerzeugung wieder mit einer jährlichen Wachstumsrate von über 2 %. Für Importe aus Europa ist daher nur begrenzt Platz. Berücksichtigt werden muss aber auch der Absatz nach Hongkong, das einen beachtlichen Importbedarf von rund 370 000 t Schweinefleisch aufweist. Die Handelsströme dürften jedoch auch ins chinesische Hinterland führen.


Ein weiterer Absatzmarkt in Fernost ist Südkorea, das bislang rund 400 000 t Schweinefleisch importiert hat. Für das Jahr 2010 schätzt das USDA den Einfuhrbedarf auf nur noch 343 000 t, weil die Inlandsproduktion spürbar zunimmt. Die USA liefern davon rund 140 000 t. Deutsche Schlachtbetriebe haben erste Handelskontakte nach Südkorea aufgenommen in der Hoffnung, einen ausbaufähigen Markt entwickeln zu können.


Am wichtigsten bleibt für Deutschland der innereuropäische Handel mit Schweinefleisch. Dieser ist geprägt durch EU-weit sinkende Tierzahlen. Seit 2007 wurden die Schweinebestände in Europa um 2 % reduziert. Im laufenden Jahr wird der Bestand jedoch um 0,75 % höher geschätzt. Starke Abstockungen erwartet der EU-Prognoseausschuss in der Slowakei (-16 %), Bulgarien (-9 %), Rumänien (- 7 %) und Ungarn.


In Deutschland (+0,7 %), Österreich (+0,4 %) und Belgien (+0,1 %) soll der Bestand nur gering steigen. Hohe Wachstumsraten werden für Polen (+6 %), Dänemark (+4 %), die Niederlande (+2 %) und Großbritannien (+3 %) erwartet.


Für die überwiegende Zahl der traditionellen Importgebiete im EU-Binnenmarkt wird bei gleichbleibendem bzw. einkommensbedingt steigendem Verbrauch ein leicht wachsender Einfuhrbedarf erwartet. Allerdings fallen die Wachstumsraten kleiner als in den Vorjahren aus. Eine wesentliche Rolle spielt die wirtschaftliche Entwicklung. Denn die Nachfrage in Mittel- und Osteuropa ist stark vom Einkommen abhängig.


Fazit


Nach dem Krisenjahr 2009 kommt der Welthandel mit Schweinefleisch jetzt wieder in Schwung. Erfreulich für Deutschland ist vor allem, dass der Importbedarf Russlands offenbar größer ist als noch vor einigen Monaten erwartet. Wir sollten daher bei der Diskussion über den Einsatz von Tetracyclin in der Endmast möglichst schnell zum Konsens mit den russischen Abnehmern kommen.


Aktuell begünstigt der schwache Euro den Export in Drittländer. Bis zur vollständigen Umsetzung der Währungsverschiebungen in den Preisverhandlungen vergeht allerdings noch einige Zeit. Derzeit ist zumindest eine Stabilisierung der hiesigen Schweinepreise auf höherem Niveau zu erwarten.

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