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Die Lehreim Stresstest

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top agrar-Ausbildungsbarometer


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Hält die landwirtschaftliche Ausbildung den heutigen Anforderun-gen noch stand? Wir haben die gefragt, die es wissen müssen. Fast 2 000 Azubis und Ausbilder haben geantwortet.


Wer heute als junger Mensch in die Landwirtschaft einsteigt, muss ein Multitalent sein. Er muss kräftig anpacken können, Futterrationen für Hochleistungskühe optimieren und am besten 30 Ferkel pro Sau und Jahr absetzen. Von der Nährstoffberechnung im Pflanzenbau und der Liquiditätsplanung für die Bank ganz zu schweigen.


Denn die Entwicklungen in der Landwirtschaft verlaufen so rasant wie nie zuvor. Mit dem biologischen Fortschritt steigen die Anforderungen an die Fachkräfte auf den Höfen, und mit der Energieerzeugung entstehen komplett neue Betriebszweige wie die Biogaserzeugung. Gleichzeitig wird das Spektrum der landwirtschaflichen Betriebe größer: Die Spanne reicht vom 40-Kuh-Betrieb in Süddeutschland bis zum 3 000-ha-Betrieb in den neuen Bundesländern. Und das bei einer zunehmenden Bandbreite der Bewerber: Unter den landwirtschaftlichen Lehrlingen sind heute Hauptschüler ohne Abschluss genauso vertreten wie Gymnasiasten mit 1er-Abitur.


Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf: Ist die landwirtschaftliche Lehre in ihrer jetzigen Form überhaupt noch zeitgemäß und wird sie den neuen Anforderungen an künftige Betriebsleiter und Fachkräfte in der Landwirtschaft gerecht?


Antworten auf diese Fragen liefert die große Umfrage zur landwirtschaftlichen Ausbildung, die top agrar im Sommer unter Azubis und Ausbildern gestartet hat. Das Urteil der Betroffenen ist ein aktueller Stresstest der landwirtschaftlichen Lehre. Er macht deutlich, was gut läuft und was sich noch verbessern lässt.


Auf mehreren Betrieben lernen, ist die Regel


Erstaunlich gut nutzen die Azubis die Möglichkeit, auf mehreren Höfen zu arbeiten, um viele Erfahrungen während ihrer Ausbildung zu sammeln. Schon 25 % der teilnehmenden Azubis absolvieren ihre Fremdlehre auf drei Betrieben.


Das ist in den meisten Bundesländern möglich, weil die betriebliche Ausbildung bereits ab dem ersten Lehrjahr beginnt. Nur Baden-Württemberg, Bayern und Nie-dersachsen bieten im ersten Lehr-jahr noch das Berufsgrundbil-dungsjahr bzw. die Berufsfach-schule als Vollzeitschule an.


Allerdings hat das Mehr an Praxisnähe durch den Wegfall des Berufsbildungsjahres auch eine Schattenseite: ­Vielen Lehrlingen fehlt es bei Ausbildungsbeginn an theoretischen Grundkenntnissen.


Die Mehrzahl der Auszubildenden (50 %) machen ihre Fremdlehre auf zwei Betrieben. Nur ein Viertel der Azubis begnügen sich mit einem Fremdlehrjahr. „Wenn man bedenkt, dass die Fremdlehre in Süddeutschland erst vor knapp 25 Jahren verbindlich eingeführt wurde, ist das eine sehr erfreuliche Entwicklung“, lobt Martin Seitenschwand im Bayerischen Agrarministerium, zuständig für die Berufsausbildung zum Landwirt.


Anders ist die Situation bei den größeren Betrieben in den neuen Bundesländern. Hier bleiben drei Viertel der Lehrlinge auf dem gleichen Lehrbetrieb, wie dies auch in vielen Handwerksbetrieben üblich ist. Die Mehrzahl der Auszubildenden entscheidet sich dort für den Beruf Landwirt, um später als qualifizierte Arbeitskraft in einem Großbetrieb mitzuarbeiten.


Für die Betriebe im Osten ist die Ausbildung fast ein Muss, um sich geeignetes Fachpersonal heranzuziehen. „Gute Fachkräfte sind auf dem freien Markt fast nicht mehr zu finden“, bestätigt Dr. Volker Topakus, Vorstandsvorsitzender und Ausbildungsleiter der Agrargenossenschaft Rom im mecklenburgischen Parchim. Von den zehn Azubis, die er bisher ausgebildet hat, hat er bereits fünf als feste Mitarbeiter übernommen.


Viele Azubis haben Realschul-Abschluss


Bemerkenswert ist das hohe Bildungsniveau der befragten landwirtschaftlichen Auszubildenden. 53 % von ihnen haben einen Realschulabschluss, 20 % das Abitur.


Ähnliche Zahlen wie die top agrar-Umfrage ermittelte kürzlich auch eine Studie der Fachhochschule Nürtingen, bei der 154 landwirtschaftliche Fachschüler aus dem Regierungsbezirk Stuttgart befragt wurden. Dabei verfügten 72 % über einen Realschul- bzw. höheren Abschluss.


Vergleicht man die Ergebnisse mit der Statistik des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB), liegt die Schulbildung der Teilnehmer an der top agrar-Umfrage etwas höher als der Durchschnitt aller landwirtschaftlichen Lehrlinge. So konnten laut BiBB im Jahr 2008 zum Beispiel 12 % der landwirtschaftlichen Lehrlinge gar keinen Abschluss nachweisen.


Ein starker Wandel ist bei den Ausbildungsbetrieben festzustellen, vor allem was ihre Größenentwicklung und Arbeitsverfassung anbelangt. So überwiegen bei unserer Umfrage mit 57 % zwar noch die reinen Familienbetriebe. Aber über 40 % der Betriebe arbeiten bereits mit festen Mitarbeitern.


Das betriebliche Wachstum wirkt sich auch auf die Ausbildung aus. Nach großen Erweiterungsschritten ersetzen Familienbetriebe häufig einen Azubi durch einen festangestellten Mitarbeiter. So auch Bernd Aundrup aus dem westfälischen Senden, der seine Sauenherde auf 1 000 Tiere aufgestockt hat. Der Ferkelerzeuger beschäftigt jetzt eine Fremd-Arbeitskraft und bildet dafür statt zwei Lehrlingen nur noch einen aus. „Man kann mit Azubis keinen Betrieb aufbauen“, macht Aundrup klar. „Sie sind eine gute Unterstützung, aber sie können keine komplette Arbeitskraft ersetzen.“


Wie die Ergebnisse der Umfrage zeigen, ist die Entwicklung im Betrieb Aundrup kein Einzelfall. Wenn Lehrbetriebe künftig nicht mehr ausbilden wollen, was bei 12 % der befragten Ausbilder der Fall war, nennen sie zwei Gründe am häufigsten: Die fehlende Zeit für eine ausreichende Betreuung und das Einstellen einer Fremd-Arbeitskraft.


Dennoch spielen die Auszubildenden für die Arbeitswirtschaft der Lehrbetriebe eine wichtige Rolle, auch wenn sie einen angestellten Mitarbeiter nicht komplett ersetzen können: „Unterstützung bei der Arbeit auf dem Betrieb“ nannten die Ausbilder am häufigsten, als sie nach ihrer Motivation für die Ausbildung befragt wurden. Mit fast ebensoviel Nennungen rangierte an zweiter Stelle die „Freude, Wissen an junge Leute weiterzugeben“.Klaus Dorsch, Matthias Schulze Steinmann

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