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Die paar Probleme…

Lesezeit: 4 Minuten

Laut Umfrage sind für Hausarbeit und Kinderbetreuung immer noch in erster Linie die Frauen zuständig. Doch auch auf den Höfen ist die Entwicklung nicht stehen geblieben.


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Die Emanzipation hat auch vor den Höfen nicht haltgemacht. Für knapp jede zweite Bäuerin ist es heute selbstverständlich, dass ohne sie im Betrieb nichts entschieden wird.


In puncto Hausarbeit und Kinderbetreuung sieht das aber noch anders aus. Bäuerinnen, die sich über die tatkräftige Unterstützung ihres Mannes freuen dürfen, sind weiterhin in der Minderheit. Insgesamt praktizieren nur 12 Prozent bei der Hausarbeit und in der Kinderbetreuung eine konsequente Partnerschaft oder erfahren erhebliche Unterstützung durch den Partner. Im Vergleich zur ersten Bäuerinnen-Umfrage von 1998 eine Steigerung um mickrige vier Prozentpunkte.


Landwirt in Elternzeit


Eine moderne Rollenverteilung ist auf den Höfen nach wie vor eine Seltenheit. Doch es gibt sie. Zum Beispiel auf dem Sauen- und Ackerbaubetrieb von Jens Fritzler und Carina Reso in Alvesrode, Niedersachsen. Als der gemeinsame Sohn Julius im Jahr 2009 geboren wurde, unterbrach der Agraringenieur seine Tätigkeit als selbstständiger Berater für 12 Monate. Er ging in Elternzeit.


Hinter der Entscheidung standen zwar auch finanzielle Gründe. Doch gleichzeitig war es beiden Partnern wichtig, dass Carina Reso direkt nach der Geburt Management und Organisation des Sauenstalls weiterführen konnte. „Der Stall war von Anfang an Carinas Projekt“, sagt Jens Fritzler rückblickend. Von der Fütterung über das Absetzen der Ferkel bis zur Gesundheitskontrolle übernimmt sie seit dem Neubau 2006 alle Stallarbeiten. Durch die Elternzeit konnte das Paar die Aufgabenteilung auch nach der Geburt erhalten. „Ich habe morgens die Kinderbetreuung übernommen, und nebenbei erledigt, was anfiel, z.B. Wäsche waschen oder aufräumen“, berichtet Jens Fritzler.


Das war nicht nur ihm, sondern auch der jungen Frau sehr wichtig. Sie ist landwirtschaftliche Quereinsteigerin. Nach dem Abi entschied sie sich aus Begeisterung und Naturverbundenheit für ein Studium der Landwirtschaft. „Nur Haushalt und Kinderbetreuung? Das ist mir zu wenig“, sagt sie.


Auch unsere Umfrage zeigt: Frauen mit außerlandwirtschaftlichem Hintergrund führen auf den Höfen die modernsten Partnerschaften. Hier hat sich der Spieß sogar umgedreht: Die Frauen unter ihnen, die nicht auf die Unterstützung ihres Partners zählen können, sind mit 14 Prozent nur eine kleine Minderheit.


Auf Augenhöhe trotz klassischer Rollen


Doch auch bei klassischer Rollenverteilung zwischen den Partnern muss Gleichberechtigung kein Fremdwort sein. Bestes Beispiel dafür sind Anja und Jörg Hattendorf, 42 und 45 Jahre, aus Immensen bei Hannover, Niedersachsen.


Während er sich hauptsächlich um den Betrieb inklusive Stall- und Außenarbeiten und die Ausbildung der Azubis kümmert, ist die gelernte Erzieherin ganz klassisch für Haushalt, Kinder und Kundenkontakt im Selbstbedienungs-Hofladen zuständig.


Mit der Zubereitung der Mahlzeiten für acht Esser, Hausaufgabenbetreuung, Fahrdiensten, Wäsche und Reinigungsarbeiten ist Anja Hattendorf ausgelastet.


Diese Rollenverteilung macht sie zufrieden: „Ich empfinde die Hausarbeit nicht negativ. In diesem Reich regiere ich.“ So wie ihr geht es laut Umfrage der Mehrheit der Frauen. 52 Prozent übernehmen gerne die volle Verantwortung für Haus und Kinder und wollen sie gar nicht teilen. Sie bescheinigen ihren Partnern, dass sie sie „unterstützen, so gut sie können“. Mehr wird nicht erwartet.


Doch etwas mehr Engagement im Haushalt würde so manchem Landwirt laut Umfrage gut zu Gesicht stehen. Noch immer halten sich 37 Prozent der Landwirte fast vollständig aus der Hausarbeit heraus. Ganz schön ungerecht, denn umgekehrt halten 83 Prozent der Frauen ihrem Mann im Betrieb den Rücken frei. Auch unter den Frauen sorgt das für Unmut und Unzufriedenheit, bestätigen Gesprächspartnerinnen. Zumal viele Frauen gleichzeitig nicht genug Anerkennung vom Partner erfahren. Nur 66 Prozent der Frauen nennen den Mann oder Freund als wichtigste Quelle für Anerkennung. Im Umkehrschluss: 34 Prozent der Männer geben ihren Frauen nicht genug Bestätigung.


Dabei reichen für ein gutes Gefühl oftmals schon kleine Gesten aus. „Ich empfinde das strikte Zeitmanagement meines Mannes als große Wertschätzung“, sagt Anja Hattendorf. „Wenn nicht alle Stricke reißen, macht er regelmäßig um 18.30 Uhr Feierabend und verbringt die Freizeit mit der Familie.“


Zudem unterstützt Jörg Hattendorf seine Frau beim Großeinkauf, den sie als sehr belastend empfindet. Und er übernimmt gelegentlich Fahrdienste. „Wenn ich mal an einer Fortbildung teilnehmen möchte, dann kriegt er das irgendwie hin“, weiß die Bäuerin. Umgekehrt springt sie während der Arbeitsspitzen im Betrieb ein.


Egal, wie die Rollen letztlich verteilt sind: Gleichberechtigung ist nicht unbedingt eine Frage der Arbeitsteilung. Aber Anerkennung, Selbstverwirklichung und eine gerechte Aufgabenverteilung werden für die Frauen von den Höfen zunehmend wichtiger. Und das sollten auch die Männer verinnerlichen. K. Hingst

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