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Dinkel

Dinkel: Hohe Erträge mit intensivem Anbau

Der Dinkelanbau wird in Süddeutschland immer beliebter. Worauf Sie bei Sortenwahl, Düngung und Pflanzenschutz achten sollten, erläutert Dr. Herbert Siedler, AELF Würzburg.

Lesezeit: 6 Minuten

Der Dinkelanbau wird in Süddeutschland immer beliebter. Worauf Sie bei Sortenwahl, Düngung und Pflanzenschutz achten sollten, erläutert Dr. Herbert Siedler, AELF Würzburg.


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Der Dinkelanbau hat sich in Baden-Württemberg und Bayern seit 2013 mehr als verdoppelt. Das lag an der zunehmenden Nachfrage und den hohen Erlösen (siehe Kasten S. 21 oben). Zudem lässt sich Dinkel relativ gut in einen intensiven Ackerbau integrieren. Das belegen langjährige Anbauversuche, die das Fachzentrum für Pflanzenbau in Würzburg in Zusammenarbeit mit der LfL Freising seit 2007 durchführt.


Erträge fast wie bei Weizen:

Das Ertragspotenzial von Dinkel oder Spelz-weizen ist fast mit dem von Winterweizen vergleichbar. Fünf Jahre lang wurden die gängigsten Dinkel- und Winterweizensorten an jeweils zwei Standorten in unterfränkischen Landessortenversuchen getestet. Hierbei steht der Versuchsstandort Arnstein für einen mittleren Standort in der Fruchtfolge nach Winterweizen. Giebelstadt repräsentiert einen Gaustandort mit einer Zuckerrüben-Fruchtfolge.


Dabei wurden auch die Erträge der regional wichtigsten Dinkelsorte (Franckenkorn) mit denen der wichtigsten E-Weizensorte (Kerubino) auf beiden Standorten verglichen. Franckenkorn brachte im 5-jährigen Schnitt in Arnstein 72,6 dt/ha, in Giebelstadt 84,4 dt/ha. Kerubino drosch 80,3 dt/ha in Arnstein und 92,7 dt/ha in Giebelstadt. Damit lag der Dinkelertrag auf beiden Standorten nur um 10 % unter dem des E-Weizens.


Welche Sorten anbauen?

Die Sortenunterschiede bei Dinkel sind größer als bei Weizen. Beim Ertrag sind die Interaktionen von Sorte und Standort relativ groß. Deshalb sind die mehrjährigen Ergebnisse der Landessortenversuche der beiden Anbaugebiete in Bayern in Übersicht 1 dargestellt. Die Ertragsspitze nehmen Badenkrone und Filderstolz ein. Im Mittelfeld rangieren Franckenkorn, Zollernspelz und Baden-stern. Divimar schneidet unter den geprüften Sorten am schlechtesten ab.


Teilweise anfällig gegen Rost:

Noch gravierender sind die Unterschiede in den qualitäts- und wertbestimmenden Sorteneigenschaften (siehe Übers. 2). So zeigten die Sorten im Anbaujahr 2014 eklatante Unterschiede in der Gelbrostanfälligkeit. Hier erwiesen sich Franckenkorn und Zollernspelz als sehr gesund.


Besonders in warmen Lagen spielt auch der Braunrost eine große Rolle. Gute Resistenzen besitzen die getesteten Sorten nicht, jedoch weisen Zollernspelz, Divimar, Badenkrone und Filderstolz zumindest durchschnittliche Resistenzniveaus auf.


Weil in der ursprünglichen Dinkelzüchtung Wert auf langes Stroh gelegt wurde, ist die Lageranfälligkeit älterer Sorten hoch. Auch die aktuellen Sorten unterscheiden sich hinsichtlich Halmlänge und Standfestigkeit deutlich.


Nicht im Sortiment der konventionellen Landessortenversuche standen die sehr hohen, aber stark lageranfälligen Sorten Ebners Rotkorn, Oberkulmer Rotkorn, Schwabenkorn und Attergauer.


Einen Kompromiss zwischen ursprünglichem langstrohigen Dinkel und Standfestigkeit bildet die Sorte Franckenkorn. Allerdings sollte man sie nicht auf wüchsigen Standorten anbauen. Hier bieten sich die anderen kürzeren Sorten wie z. B. Zollernspelz, Divimar und Filderstolz an.


Auf Winterhärte achten!

Irrig ist der Glaube, dass Dinkel als Urgetreide besonders winterhart ist. Hier reicht die Bandbreite von erhöhter Auswinterungsgefahr über mittlere bis gute Winterhärte. Den strengen Frost im Jahr 2012 überlebten nur die Sorten Franckenkorn, Zollernspelz und Divimar.


Aus den langjährigen Erfahrungen im Dinkelanbau als Stoppelweizen hat sich die Sorte Franckenkorn als bester Dinkel im abtragenden Fruchtfolgeglied herauskristallisiert. Auf dem Standort Arnstein konnte diese Sorte sogar höhere Erträge erzielen als der E-Weizen Kerubino.


Auf mittleren und geringeren Böden passt Dinkel gut nach Raps, Mais und Sonnenblumen. Auf besseren Böden sollte Dinkel nach einer Halmfrucht stehen. Nach Weizen sind Maßnahmen zur Vermeidung von Fuß- und Halmbasiserkrankungen ähnlich wie für Stoppelweizen zu ergreifen.


Die Saat sollte Mitte bis Ende Oktober erfolgen. Eine zu frühe Saatzeit kann zu übermäßiger Bestockung im Herbst mit stärkerem Krankheits- und Lagerdruck führen. Als Saatstärke sind 160 bis 175 Vesen pro m2 zu empfehlen, was 300 bis 340 Körner je m2 entspricht.


Die optimale Saattiefe beträgt je nach Bodenart 3 bis 7 cm. Eine gute Bodenabdeckung und ein sicherer Anschluss an das Kapillarwasser ist wichtig, da Dinkel mehr Wasser zum Keimen benötigt als Weizen. Durch das Walzen nach der Saat verbessert man den Bodenschluss.


N-Düngung richtig dosieren!

Um die Lagergefahr einzudämmen, müssen Sie die N-Düngung richtig dimensionieren. Dabei sollten Sie den Standort, die Vorfrucht und die langjährige Versorgung mit Wirtschaftsdünger berücksichtigen.


Zum Start reicht eine Gabe von 30 bis 60 kg N/ha, um die angestrebte Gesamtstickstoffmenge im Boden von 110 kg/ha zu erreichen. Für die Korrekturgabe vor Schossbeginn lautet die Empfehlung 20 bis 40 kg N/ha und für die Spätdüngung in den stehenden Bestand 40 bis 50 kg N/ha. Für Standorte mit höherer N-Nachlieferung reichen jeweils die niedrigeren Werte.


Dinkel wird zwar als Mindeststandard mit 13 % Rohprotein und 26 % Kleberanteil abgerechnet. Dies stellt aber bei der oben genannten N-Spätdüngung kein Problem dar. Eher kann die Mindestfallzahl von 250 Sekunden eine ernst zu nehmende Hürde darstellen.


Welche Herbizide?

Die Kon- kurrenzkraft des Dinkels gegenüber Unkräutern und Ungräsern ist deutlich größer als bei Weizen. Ohne Einzelantrag bei der zuständigen Pflanzenschutzdienststelle können Stomp Aqua, Boxer, Filon, Herold SC, Cadou Forte, Bacara, Lexus und Axial 50 im Herbst eingesetzt werden.


Im Frühjahr stehen zur Unkrautkontrolle die Präparate Biathlon 4 D, Pixie, Loredo, Ariane C und Primus Perfekt zur Verfügung.


Zur Bekämpfung von Ungräsern können Sie Atlantis WG, Attribut und Axial 50 und Broadway nutzen. Beim Einsatz von Atlantis WG können jedoch bei den Sorten Divimar, Badenstern und Badenkrone unter widrigen Bedingungen Unverträglichkeiten auftreten. Das Mittel Husar Plus wirkt gegen Unkräuter und Ungräser.


Alle diese Frühjahrsmittel können Sie ohne Einzelantrag einsetzen. Andere Mittel bedürfen einer Ausnahmegenehmigung nach § 22 des Pflanzenschutzmittelgesetzes.


Die geringe Standfestigkeit des Dinkels erfordert gezielten Wachstumsregler-einsatz. Dabei hat sich folgendes Spritzschema bewährt:


  • Vorlage von CCC 720 im Entwicklungsstadium BBCH 29 bis 31;
  • ab BBCH 32 bis 37 Moddus oder Medax Top.


Der Einsatz von Wachstumsreglern ist nach § 22 des Pflanzenschutzmittelgesetzes bei der zuständigen Pflanzenschutzdienststelle zu beantragen. Nur Moddus und Medax Top sind auch ohne Einzelantrag nach Pflanzenschutzgesetz möglich. Alleine sind die beiden Mittel jedoch für einen einmaligen Einsatz im Dinkel zu riskant.


Wichtig: Weil sich die Pflanzenschutzmittelzulassung schnell ändert, sollten Sie sich vor dem Einsatz immer über die aktuelle Zulassungssituation informieren.


Dinkel kann alle Krankheiten des Kulturweizens bekommen. Unter feuchten Bedingungen im Mai und Juni wird Septoria tritici regelmäßig zum Problem. In den Anbaujahren 2014 und 2015 trat frühzeitig an den anfälligen Sorten Gelbrost auf. Unter trocken-warmen Vegetationsbedingungen tritt hingegen eher Braunrost in den Vordergrund.


Gegen die Pilzkrankheiten können zahlreiche Fungizide ohne Antrag eingesetzt werden, welche die Indikation für die jeweilige Pilzbekämpfung und die Zulassung im Weizen besitzen. Die Mittelwahl und Bekämpfungsstrategie kann analog dem Weichweizen gewählt werden.

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