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Eine Wäsche für acht Biogasanlagen

Lesezeit: 5 Minuten

Energierüben müssen vor der Vergärung gewaschen und die Steine aussortiert werden. In Rhadereistedt gibt es gute Erfahrungen mit einem zentralen Rübenumschlagsplatz.


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Rübe für Rübe schiebt das Förderband in das große Loch der alten Halle. Wie in einem riesigen Schlund verschwinden die erdigen Früchte. In der Halle nimmt ein wahres Ungetüm an Maschine die Ware auf: Fast vier Meter hoch und über 15 m lang erstreckt sich die Rübenwaschanlage der Nawaro Biogas WBO GmbH & Co. KG in Rhadereistedt (Niedersachsen).


Die Nawaro Biogas WBO ist ein Zusammenschluss von 57 Landwirten, die in den drei Orten Wilstedt, Breddorf und Ostereistedt vier Biogasanlagen betreiben. Die identischen Anlagen liegen etwa 20 km voneinander entfernt und haben eine elektrische Leistung von zusammen 3,9 Megawatt (MW). „Im Jahr 2011 haben wir uns das erste Mal mit dem Thema Energierüben beschäftigt, weil wir eine Alternative zum Mais suchten“, berichtet Landwirt Hermann Cordes aus Wilstedt, der zusammen mit den Landwirten Claus Otten und Johann Schnakenberg die Geschäfte der Nawaro Biogas WBO führt. Die Anlagen liegen im Landkreis Rotenburg/Wümme, einem der intensivsten Biogasregionen bundesweit mit 140 Anlagen sowie einer installierten Leistung von 0,9 Kilowatt je Hektar – einem Spitzenwert in Niedersachsen.


„Die Zuckerrübe wird bei den Biogas­anlagenbetreibern immer beliebter, in den letzten drei Jahren ist die Energierübenfläche hier im Landkreis auf 500 ha angestiegen, die Erträge sind mit 80 bis 85 t/ha gut“, berichtet Ulrike Jungemann, Leiterin der Innovations- und Kooperationsinitiative Bioenergie im Landkreis Rotenburg (Wümme).


Die Vorteile von Rüben wie hohe Verdaulichkeit und gute Gasausbeute war den Landwirten schon länger bekannt. Problematisch gestaltete sich ­jedoch die Aufbereitung und Lagerung der Feldfrüchte. Denn nach dem Roden bringen die Rüben in der Region jede Menge Erde und Steine mit, die beide in der Biogasanlage unerwünscht sind.


Die Landwirte wollten die Rübe möglichst frisch verarbeiten, also gleich nach der Ernte in die Anlage bringen. Eine mobile Rübenwäsche schied aus, weil sie jede Woche hätte kommen müssen. Denn frisch gewaschene Rüben halten sich nur wenige Tage. Eine Einlagerung der gewaschenen Rüben im Fahrsilo dagegen kam nicht infrage, da die Silos an den Biogasanlagen nicht für den hohen ­Sickersaftaustritt ausgelegt sind.


Darum entschied sich die Gemeinschaft für eine zentrale Aufbereitung im alten Trocknungswerk in Rhaderei­stedt. Der Standort war bis September 2011 eine Kartoffelbrennerei. Dazu gehörten ein 2 000 m2 großer Asphaltplatz, auf dem 1 200 bis 1 400 t Rüben zwischengelagert werden können, eine leerstehende Halle sowie zwei Fuhrwerkswaagen. Im Jahr 2011 wurden die ersten Rüben angekauft und parallel dazu die Aufbereitungsanlage installiert. Hersteller ist die Putsch CST GmbH aus Zeven. Eine Anlage dieser Größe kostet laut Hersteller zwischen 300 000 und 450 000 €. Mitte November 2011 ging die stationäre Wäsche mit einer Kapazität von 50 t/Stunde in Betrieb. Die Anlage gehört der Nawaro Biogas WBO.


Waschen und Entsteinen:

Die Rüben werden per Radlader in einen Schüttbunker gefüllt. Über ein Querförderband geht es auf ein zweites Förderband, das die Rüben ca. vier Meter hoch in die Halle transportiert. Hier fallen sie in eine Waschtrommel und werden vom Erdanhang befreit.


Die Trommel führt die Rüben möglichst schonend durch das Waschwasser, sodass sie nicht beschädigt werden. Der Reinigungseffekt wird dadurch verstärkt, dass die Rüben aneinander reiben. Bei voller Leistung sind hierfür pro Tag rund 5 m3 Zusatzwasser nötig. Das Wasser wird in ein Becken gepumpt, wo sich die Erde langsam absetzen kann.


Nach dem Waschgang ist der Erdanteil an den Rüben von 10 % auf 0,5 % gesunken. Es folgt ein Trommelsteinabscheider, in dem die schweren Steine im Wasser absinken und so von den Rüben getrennt werden.


Die gereinigten Rüben werden in einem nachgeschalteten Zerkleinerer auf Streichholzschachtelgröße gebröckelt. Der Zerkleinerer schafft 50 t/Stunde. Über ein Förderband gelangen die Bröckel auf einen Anhänger und von dort zu den Biogasanlagen. „Im ersten Jahr haben wir die Rüben noch in ganzer Form zu den Anlagen gefahren und dort mit einer Rübenzerkleinerung am Radlader aufbereitet“, beschreibt Cordes. Doch diese Aufbereitung hat viel zu lang gedauert.


Mit Mais einsiliert:

Die Rüben werden auf den Anlagen entweder frisch verfüttert oder zusammen mit Mais einsiliert. „Bei den Kosten sind wir rund 4 €/t teurer als beim Mais“, rechnet Cordes vor. Darin schlagen sich die Transportkosten vom Feld zur Aufbereitung und zu den Anlagen sowie die Kosten für Wäsche, Entsteinung und Zerkleinerung nieder.


Um noch etwas günstiger zu werden, wollen die Landwirte die Rüben demnächst musen und anschließend in einem Edelstahl-Hochsilo zwischenlagern. Per Pumpsattelzug soll der Rübenbrei zu den Anlagen gefahren und dort in Feldrandcontainern entleert werden, die neben dem Dosiersystem der Biogasanlage stehen. Von dort aus wird der Brei dann frisch in die Fermenter gepumpt.


Nach drei Rübenkampagnen haben sich folgende Vorteile herausgestellt:


  • Die Investitionskosten verteilen sich auf mehrere Biogaserzeuger.
  • Die Anlage kann große Mengen Rüben zwischenlagern.
  • Die Wiederaufbereitung des Wasch-wassers ist aufgrund der Infrastruktur möglich.
  • Die Rübenaufbereitung ist zeitlich unabhängig von der Verfügbarkeit einer mobilen Wäsche.


Im letzten Jahr hat die Wäsche in Rhadereistedt rund 8 000 t Rüben aufbereitet, 7 000 t für die vier Anlagen der Nawaro Biogas WBO, den Rest im Lohn für vier andere Anlagenbetreiber.


Eine zentrale Rübenaufbereitung wie in Rhadereistedt hält Ulrike Jungemann (Bioenergieinitiative) auch für sinnvoll in Regionen mit hoher Anlagendichte. Denn die Transportwege dürfen – ähnlich wie bei Gülle – bei dem wasserreichen Substrat nicht zu lang werden. „Die Anlage könnte bei Bedarf noch weitere Biogasanlagen bedienen“, macht sie deutlich.


Hinrich Neumann

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