Nachdem EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel (66) im September mitgeteilt hat, dass sie für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung steht, schießen die Spekulationen über ihren Nachfolger ins Kraut. Vor allem drei Namen werden immer wieder genannt: Der Österreicher Wilhelm Molterer (54), die niederländische Landwirtschaftsministerin Gerda Verburg (52) und ihr Amtsvorgänger Cees Veerman (60). Dagegen hat der Rumäne Dacian Ciolos (40), der seinen Hut sehr früh in den Ring geworfen hat, offenbar nur wenig Chancen auf den Posten.
Insider gehen davon aus, dass der neue Agrarkommissar aus einem der kleineren „alten“ EU-Staaten kommen wird. In den neuen mittel- und osteuropäischen Ländern sind zurzeit kaum geeignete Kandidaten in Sicht. Die beiden profiliertesten Agrarminister, der Slovene Iztok Jarc (46) und der Tscheche Petr Gandalovic (45), sind entweder nicht mehr im Amt oder werden von der eigenen Regierung nicht unterstützt. Ungeachtet der fachlichen Reputation des ehemaligen Landwirtschaftsministers Ciolos hat die Bewerbung Rumäniens durch die aktuelle Regierungskrise einen herben Dämpfer erlitten. EU-weit ist der Vorschlag ohnehin auf wenig Unterstützung gestoßen.
Schon seit langem gilt, dass der Agrar-Kommissar nicht aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien oder Spanien kommen darf. Die fünf Großen trauen sich gegenseitig nicht über den Weg.
Die genannten Kandidaten dürften der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik unterschiedliche „Duftnoten“ verleihen. Es gilt als sicher, dass ein niederländischer Kommissar die Arbeit im liberalen Geist von Marian Fischer Boel fortsetzt und die Weichen stärker in Richtung internationale Wettbewerbsfähigkeit stellen wird. Ein Österreicher würde dagegen deutlichere Akzente für die Erhaltung klein- und mittelbäuerlicher Strukturen und die gesamte Entwicklung des ländlichen Raums setzen.
Hinter den Kulissen arbeiten zurzeit vor allem die Franzosen daran, einen marktliberalen Agrarkommissar zu verhindern. Sie würden für den Fall, dass der von ihnen unterstützte Rumäne Ciolos keine Chance auf das Amt hat, einen Kandidaten aus Irland bevorzugen. Denn die Iren sollen für ihre Zustimmung zum Lissabon-Vertrag belohnt werden.