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Gänse – ganz heiß auf Mais

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Landwirt aus dem Kraichgau zieht jedes Jahr 20 000 Gänse auf. Als Weide dienen 20 ha Mais. Die Einzäunung, mit der Andreas Ziegler (36) aus Mauer im Kraichgau seine Weiden gesichert hat, sieht ungewöhnlich aus. Außerhalb eines 1 m hohen Maschendrahtes verläuft 30 cm über dem Boden ein Elektrodraht. Letzterer ist nicht etwa ein zusätzlicher Schutz gegen das Ausbrechen der Tiere. Er soll vielmehr einen Räuber abschrecken, dessen Nase sich genau auf dieser Höhe befindet – den Fuchs. Denn hinter der Einzäunung sind Mais­felder, auf denen Tag und Nacht 20 000 Gänse weiden. „Ab der achten Lebenswoche kommen die Gänse auf die Maisfelder und bleiben dort bis etwa zwei Wochen vor dem Schlachten“, erläutert der Landwirt, der auch Puten mästet und eine 180-kW-Biogasanlage betreibt. Ziegler nutzt für die Mast insgesamt vier Maisschläge mit je 5 ha. Auf jeder Weide bringt er 5 000 Gänse unter. Er sät alle Flächen zum gleichen Termin ein, allerdings verwendet er für jede Weide andere Sorten mit unterschiedlicher Abreife. Deren FAO-Reifezahlen reichen von 240 bis 380. Grund: Der Landwirt stallt die Gänse in vier Gruppen von Anfang Juni bis Ende Juli ein. Jeden Tag Mais knicken Bei Weidebeginn zupfen die Gänse zunächst die unteren Blätter der Maispflanzen ab. Wenn diese weg sind, fährt der Geflügelhalter jeden Tag mit Schlepper und Frontlader einige Maisreihen nieder, damit die Gänse immer ausreichend Futter haben. „Die Gänse sind ganz heiß auf den Mais und fressen bis auf die verholzten Stengelteile und Spindeln alles“, weiß Ziegler. „Sind die Maispflanzen im Spätherbst komplett abgereift, picken sie noch die Körner aus den Kolben.“ Neben der Schmackhaftigkeit hat der Mais weitere Vorteile. Im Gegensatz zu Getreide sind die Maispflanzen so standfest, dass die Gän­se sie nicht zertrampeln. Zudem bieten die oberen Blätter den Tieren im Hoch­sommer ausreichend Schutz vor der Sonne. Als Ergänzung zum Mais bietet Ziegler den Gänsen auf der Weide noch Ausputzgetreide in selbst gebauten Futtercontainern an. Die Wasserversorgung stellt er über mehrere Tränken sicher, die er aus KG-Rohren ebenfalls selbst konstruiert hat (siehe Fotos S. 111 oben rechts). Damit die Tiere gut zu den Futter- und Wasserstellen finden, legt der Mäster Laufwege auf den 5-ha-Schlägen an. Abgesehen von der Gefährdung durch den Fuchs leben die Gänse auf der Weide sehr gesund. „Die Tiere sind in der Freilandhaltung sehr robust und werden hier fast nie krank“, freut sich Ziegler. Außer der Impfung gegen Parvo in den ersten Lebenswochen führt er während der gesamten Aufzucht keine weiteren Behandlungen durch. Der Arbeitsaufwand während der Weidemast hält sich in Grenzen. Zu den täglichen Routinearbeiten gehört neben dem Knicken der Maisreihen auch das Reinigen der Tränken und die Kontrolle des Elektro­zauns. „Wir messen jeden Abend die Stromstärke und beheben die Störung sofort, wenn der Wert nicht passt“, erläutert der Landwirt. Die Container mit dem Futtergetreide muss er in der Regel alle drei Tage nachfüllen. Während der Stallhaltung in den ersten acht Wochen können sich die Gänse schon an die Weide gewöhnen. Zunächst bietet Ziegler ihnen einen Auslauf auf Grünland an. Später haben die Tiere dann Zugang auf ein Maisfeld, damit sie ihre Ernährung langsam umstellen können. Im Stall füttert der Geflügelspezialist ein hochwertiges Alleinfutter, weil das Federvieh in dieser Zeit seine Muskulatur ausbildet. „Wenn ich hier spare, leidet am Ende die Qualität der Schlachtkörper“, ist Zieglers Erfahrung. In den letzten zwei Wochen vor dem Schlachten kommen die Tiere zurück in den Stall. Grund ist weniger die Schlachtkörperqualität als vielmehr die Sauberkeit. „Die Gänse bekommen dann wieder ein reines Federkleid“, erläutert der Agrar­ingenieur. Eigene Schlachtung und Vermarktung Der Geflügelspezialist ist nicht nur ein versierter Produktionstechniker, sondern auch ein Vermarktungsprofi. Zusammen mit seiner Frau Dirlei betreibt er eine Geflügelschlachterei, in der er alle Gänse und Puten aus seinem Betrieb schlachtet und verarbeitet. Zusätzlich schlachten sie dort auch die Puten, die sein Vater auf einem separaten Betrieb mästet. Die Gänseschlachtungen beginnen im Oktober und dauern bis Weihnachten. Im Gegensatz zu den Puten, die fast immer zerlegt werden, verkaufen Zieglers die Gänse zu 90 % als ganze Tiere. Die Schlachtkörper wiegen im Durchschnitt 4,5 bis 5 kg. Je nach Vermarktung erlösen sie dafür zwischen 7 und 14 € pro kg. Zieglers verkaufen die Gänse über ihren Spezialitäten-Laden für Geflügelfleisch und -wurst, der an die Schlachterei angegliedert ist. Daneben vermarkten sie das Geflügel in zwei Verkaufswagen auf mehreren Wochenmärkten und an Standplätzen in Ortschaften ohne eigene Einkaufsmöglichkeit. Zudem liefert das Ehepaar die Gänse und weitere Geflügelspezialitäten auch an Hofläden, die ihr Sortiment erweitern wollen, sowie an Großhändler und Kantinen. Weil sich die Schlachterei am Rand des Ballungsraumes Heidelberg/Mannheim befindet, ist der Kundenstamm groß. „Die Nachfrage ist so stark, dass wir noch mehr verkaufen könnten, aber vorerst wollen wir unsere Kapazitäten nicht weiter ausdehnen“, blickt Dirlei Ziegler nach vorne „Ziel ist, das erreichte Mengen- und Qualitätsniveau zu halten und zu sichern.“ Schon jetzt hat das Ehepaar 17 Mitarbeiter beschäftigt, davon drei auf dem landwirtschaftlichen Betrieb. Dass die Gänsemast auf den Maisfeldern weiterhin ein wichtiger Betriebszweig bleibt, steht für Andreas Ziegler außer Frage: „Was wollen wir mehr: Wir haben ein kostengünstiges Mastverfahren und erzeugen damit ein hochwertiges Produkt, das bei den Verbrauchern hervorragend ankommt.“Klaus Dorsch

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