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Grüner Stromaus Wasserkraft

Lesezeit: 5 Minuten

Auch mit kleinen Wasserkraftwerken lässt sich Geld verdienen. Neben der Modernisierung alter Anlagen steckt auch viel Potenzial in bislang ungenutzten Standorten.


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Es tut sich was in der Wasserkraft“, berichtet Harald Uphoff vom Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke. Denn seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima besinnt man sich in Deutschland wieder auf die Vorteile, die diese Form der Energieerzeugung bietet:• Sie erreicht sehr hohe Wirkungsgrade von bis zu 90 Prozent. • Bei guter Wartung haben Wasserkraftwerke eine sehr lange Lebensdauer.• Wasserkraft ist grundlastfähig.Im Süden stark: Die meisten der etwa 7 600 deutschen Wasserkraftwerke befinden sich im Süden (siehe Karte). Denn hier gibt es viele Lagen, die durch ihre Fallhöhen und Wassermengen bestens für diese Form der Energieerzeugung geeignet sind. So hat alleine Bayern über 2 300 Wasserkraftanlagen mit einer Leistung unter 25 kW. Aber auch in Nordrhein-Westfalen oder Hessen gibt es viele Gewässer mit kleineren Kraftwerken.Das Ingenieursbüro Floecksmühle aus Aachen geht davon aus, dass gerade die mittleren und kleinen Wasserkraftanlagen durch technisches Verbesserungen etwa 20 Prozent mehr Strom produzieren können. Das bedeutet ein Plus von 560 000 Megawattstunden. Gemessen an den Potenzialen anderer re-generativer Energiequellen ist das zwar wenig. Doch wenn man einen ausbaufähigen Wasserkraftstandort hat, ist eine Investition in diese Technik trotzdem eine Überlegung wert. Schätzungen des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) besagen außerdem, das es über 20 000 existierenden Wasserrechte gibt, die für die Stromerzeugung bisher nicht genutzt werden. Diese Rechte entstehen dann, wenn ein Standort bereits in der Vergangenheit einmal zur Wasserkrafterzeugung genutzt wurden.Fischtreppe muss sein: Trotzdem eignet sich nicht jeder Standort gleichermaßen für den Bau eines Wasserkraftwerkes. Denn das Wasserhaushaltsgesetzt stellt relativ hohe Anforderungen an dessen Umweltverträglichkeit. So wird von den Wasserbehörden beispielsweise geprüft, ob bei Querbauwerken, die das Gewässer aufstauen und für den Betrieb von Wasserkraftanlagen in der Regel nötig sind, die biologische Durchgängigkeit des Gewässers trotzdem gegeben ist oder nachträglich wieder hergestellt werden muss. Das bedeutet: Eine Fischaufsteigshilfe, über die Wanderfischarten und Kleinstlebewesen ein Querbauwerk passieren können, ist Pflicht! Wenn der Fischaufstieg eigens für die Wasserkraftanlage errichtet werden muss, kann das Bauvorhaben unter Umständen erheblich teurer ausfallen. Vor allem naturnahe Fischpässe können einige hundertausend Euro kosten. Hier sollte genau geprüft werden, was von den Behörden gefordert wird.Das ist auch der Grund, warum nach Schätzungen des Bundesumweltministeriums viele der 55 000 bestehenden Querbauwerke in Deutschland als Standort für Kleinstwasserkraft kaum in Frage kommen. Zudem muss durch Umweltgutachten die ökologische Verträglichkeit des Wasserkraftwerkes nachgewiesen werden, ehe eine Anlage überhaupt genehmigt wird.Wasserräder und Wasserkraftschnecken sind hierbei meist im Vorteil. Der Grund: Wegen ihrer niedrigen Drehzahlen sind sie für absteigende Fische weit weniger gefährlich.Potenziale ausschöpfen: Der Aufwand für das Genehmigungsverfahren war in der Vergangenheit oft ein Stolperstein, der viele Wasserkraft-Bauvorhaben zu Fall gebracht hat. Mittlerweile wird hier in vielen Behördenstuben langsam umgedacht. So fordert das Land Nordrhein-Westfalen durch einen Runderlass des Umweltministeriums, die vorhandenen Potenziale der Wasserkraft „bestmöglich und vorrangig auszuschöpfen“. Auch in Bayern, wo es sehr viel Wasserkraftpotenzial zu finden ist (siehe Karte), berichten die Verbände von mehr Wohlwollen der Behörden seit dem Reaktorunfall von Fukushima.Die Stichworte für den Ausbau der „kleinsten“ Wasserkraft lauten: Modernisierung, Reaktivierung und Optimierung von alten Standorten. „Gerade bestehende kleine Standorte erleben momentan eine Renaissance. Komplette Neubauten werden dagegen wegen der umweltrechtlichen Forderungen kaum oder nur sehr schwer zu genehmigen und wirtschaftlich zu betreiben sein,“ weiß Stefan Prott vom Büro für Wasserkraft Nordrhein-Westfalen.Rechnen muss sein: Doch auch wenn man einen Altstandort hat, sollte man zunächst mit einem spitzen Bleistift rechnen, ehe man das Geld für die Investition in eine Kleinst-Wasserkraftanlage in die Hand nimmt und blind investiert.Der Grund: Durch das aktuelle Erneuerbare-Energien-Gesetz wird Strom aus Wasserkraftanlagen unter 500 kW nur mit 12,7 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Zwar kommt eine Anlage an einem guten Standort durchaus auf über 5 000 Volllaststunden im Jahr. Allerdings können die Investitionskosten für ein Wasserkraftwerk im unteren Kilowatt-Bereich, beispielsweise ein 15 kW-Wasserrad, durchaus bis zu 6 000 Euro pro kW betragen. Müssen noch Instandsetzungsarbeiten an der Wasserführung oder einer Fischtreppe durchgeführt werden, kommen weitere Investitionen hinzu. Jeder Standort muss also individuell betrachtet und beplant werden, gibt Wasserkraft-Experte Prott zu bedenken.Strom selber verbrauchen: Dennoch kann es für einen landwirtschaftlichen Betrieb sinnvoll sein, in die Stromproduktion aus Wasserkraft einzusteigen, wenn ein alter Standort vorhanden ist. Weil die Vergütung weit unter dem Stromeinkaufspreis beim Energieversorger liegt, rechnet es sich unter Umständen besser, die Energie selber zu verbrauchen, statt sie komplett einzu­speisen. Außerdem kann eine Wasserkraftanlage an guten Standorten und bei entsprechender Wartung das ganze Jahr über Strom produzieren. So erzeugen selbst kleinere Anlagen sogar noch Energieüberschüsse, die sich zusätzlich vergüten lassen. Ein 15 kW-Wasserrad an einem guten Standort produziert bis zu 75 000 kWh Strom pro Jahr, so dass ein Milchviehbetrieb mit 100 Kühen und durchschnittlichem Stromverbrauch noch Energie ins Netz einspeisen könnte. Hinzu kommt, dass Wasserkraftwerke eine sehr langfristige Investition sind. Laufzeiten von 40 Jahren und mehr sind keine Seltenheit.Wenn man einen Standort für eine Wasserkraftanlage hat, aber die Investition scheut, kann man diesen auch verpachten. Mittlerweile gibt es Stadtwerke oder andere Energieversorger, die in die Kleinstwasserkraft investieren wollen. Anfragen dort könnten sich also lohnen.

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