Die Grünen im niedersächsischen Landtag werfen Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (64) vor, die Tierbestandszahlen der amtlichen Statistik zu „frisieren“, um die akuten Probleme mit der Gülle-Verwertung in seinem Land zu verschleiern. Sie machen das daran fest, dass die Tierseuchenkasse 24 Mio. Hähnchen und 2,4 Mio. Schweine mehr ausweise als das Statistische Landesamt. Deshalb fordert Christian Meyer (36), Fraktionsvize der Grünen im Landtag, jetzt einen radikalen Baustopp für Tierställe in Niedersachsen und ein flächendeckendes Güllekataster.

Davon will die Landesregierung nichts wissen. Die Vorwürfe seien völlig haltlos, so Natascha Mannski, Sprecherin des Ministers gegenüber top agrar. Die unterschiedlichen Zahlen seien dem Ministerium natürlich bekannt und in der Erhebung begründet. Die amtliche Statistik sei eine Stichtagsregelung im dreijährigen Turnus. Die Tierseuchenkasse erhalte dagegen laufend Nachmeldungen und sei daher natürlich aktueller. „Das Ministerium hat nie gesagt, dass die niedrigen Zahlen der Agrarstatistik richtiger seien und sich nie allein auf diese bezogen“, so die Sprecherin wörtlich.

Viel wichtiger sei es, die in einigen Landkreisen existierenden Gülleüberschüsse dorthin zu bringen, wo die Nährstoffe gebraucht würden. Dies will die Landesregierung in Zukunft allerdings stärker überwachen als bisher. Derzeit wird eine so genannte Verbringungsverordnung vorbereitet, die eine Meldepflicht für Gülleabgeber vorsieht und die Kontrollbefugnisse des Landes erweitert. Die Verordnung soll zum 1. Juni in Kraft treten, heißt es in Hannover.