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Italien: Hohe Wertschöpfung aus der Milch

Lesezeit: 4 Minuten

Bei der Milcherzeugung gehört Italien zu den Top 5 in der EU. In Sachen Wertschöpfung sind die Italiener sogar Spitzenreiter. Es berichtet Sibylle Möcklinghoff-Wicke, Innovationsteam Milch, Hessen.


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Die Bilanz der italienischen Milchwirtschaft ist beeindruckend: Aus Rohmilch im Wert von 5,6 Mrd. € werden Milchprodukte im Wert von mehr als 21 Mrd. € hergestellt. Insbesondere die weit über die Grenzen Italiens bekannten Käsesorten wie Gorgonzola oder Parmesan tragen zu dieser hohen Wertschöpfung bei.


Gewinner dieser Wertsteigerung sind die italienischen Milchbauern, denn die Auszahlungspreise in Italien zählen seit Jahren zu den höchsten Europas. Im Mittel der Jahre liegen sie fast fünf Cent über den deutschen Milchpreisen (Übersicht 1).


Im Norden fließt die Milch


Rund 40.000 Milcherzeuger mit 1,8 Mio Kühen produzieren ca. 10,6 Mio. t Milch pro Jahr. Die Milchviehhaltung konzentriert sich dabei auf den Norden, insbesondere in den Regionen Lombardei, Emilia Romagna, Veneto und Piemont. Hier wird über 75 % der italienischen Milch produziert. Nicht mal mehr 10 % der Milch werden dagegen im Süden Italiens erzeugt. Der durchschnittliche italienische Milchviehbetrieb hält ca. 47 Kühe. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Kuhbestand pro Betrieb verdoppelt.


Landesweit stehen den Erzeugern 1650 Milchaufkäufer/Verarbeiter gegenüber, die überwiegend regional agieren. Die Mehrzahl der Milchverarbeiter sind Privatunternehmen (891), 758 Unternehmen sind Genossenschaften. Es gibt nur vier multinationale Unternehmen (Lactalis, Andros, Osella und Parmalat) und ein Unternehmen, das auf nationaler Ebene Milch verarbeitet (Granlatte). Für die Branche spielt die Käseproduktion eine entscheidende Rolle.


Von der Gesamtmilchmenge Italiens, inkl. der Importmilch (12,7 %), werden 70 % zu Käse verarbeitet, das entspricht einer Käseproduktion von ca. 400 000 t pro Jahr. Hauptimporteur für Rohmilch ist Deutschland, gefolgt von Frankreich.


Fast ein Drittel der „Käsemilch“ wird für die PDO-Käseherstellung (PDO: geschützte Ursprungsbezeichnung) verwandt. Diese Betriebe müssen besondere Fütterungsauflagen einhalten. So darf z. B. für die Parmesan-Herstellung kein Silomais gefüttert werden. Neben den üblichen Kraftfutterkomponenten (Mais, Gerste, Sojaprodukte) dürfen nur Luzerne- und Wiesenheu eingesetzt werden. j


Weitere Stärke der norditalienischen Milch­produktion sind die fruchtbaren Böden, die in der Regel eine zweite Ernte im Jahr ermöglichen und dabei sehr gute Erträge liefern. Eine typische Frucht­folge ist nach der Maisernte eine Grasaussaat, die im Frühjahr zum 1. Schnitt gemäht wird. Danach wird erneut Mais ausgesät. Nahezu alle Flächen können über ein oberirdisches Kanalsystem bewässert werden.


Diese guten Bedingungen sind aber auch ein Nachteil, denn Norditalien ist klimatisch begünstigt. So steht die Milchproduktion hier als flächenabhängige Produktion in starkem Wettbewerb mit dem Acker- und dem Obst/Gemüseanbau. Land ist sehr teuer. Die Kaufpreise liegen um 100 000 €/ha, damit wird auch die laufende Produktion bzw. weiteres Betriebswachstum verteuert.


Flächenknappheit treibt Produktionskosten


Die hohen Flächenkosten spiegeln sich auch in den Produktionskosten der norditalienischen Betriebe wieder. In einer Beispielauswertung von 30 Milchviehbetrieben aus der Region Cuneo bei Piemont (Norditalien) liegen die Produktionskosten bei 41,59 ct/kg. Die durchschnittliche Farm der Region hält 117 Kühe mit einer Leistung von 10 411 kg/Kuh, die Jahresproduktionsmenge liegt bei 1,2 Mio. kg Milch.


Die Flächenausstattung ist mit 61 ha LN vergleichsweise gering, so dass die Besatzdichte bei 1,9 Kühe/ha liegt. Knappe Futterflächen werden durch den Zukauf von Futtermitteln ausgeglichen: Ca. 29 dt Kraftfutter/Kuh kaufen die Betriebe im Jahr zu. Die Rinderaufzucht ist intensiv. Das Erstkalbealter beträgt 25,2 Monate. Durchschnittlich werden pro Kuh 2,83 Laktationen absolviert, die Remontierungsrate bewegt sich um 28,4 %.


Vergleicht man die Betriebe im Piemont mit denen der European Dairy Farmer (EDF) wird deutlich, dass trotz hoher Flächenkosten die Vollkosten der Milchproduktion annähernd gleich sind (Übersicht 2). Dies liegt insbesondere an den hohen Milchleistungen der Betriebe (> 10 000 kg/Kuh), der guten Tiergesundheit (Zellzahlen von < 220 000) und den hohen Hektarerträgen beim Mais. Flächenknappe Produktion, wie sie in Norditalien Standard ist, zwingt zu hoher Effizienz.


Die Flächenproblematik gehört denn auch zu den Hauptzukunftsängsten der Italiener. Neben dem Ausbau der Milchviehherden ist der Flächenkauf einer der wesenlichen Investitionspunkte.


Mit welchen Rezepten italienische Betriebe die Zukunft meistern wollen, zeigen unsere Reportagen.

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