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Kampf der Kompakten

Lesezeit: 8 Minuten

Einfacher Hofschlepper oder voll ausgestatteter Allrounder? Wir nehmen sieben 100er im top agrar-Schleppertest unter die Lupe.


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Sie sind die Allzweckwaffe auf kleinen und mittleren Betrieben: Moderne Schlepper mit 80 bis 100 PS. Selbst Großbetriebe setzen für die leichteren Jobs gerne auf die kompakten Allrounder. Laut VDMA wurden in Deutschland 2008 knapp 6 000 Traktoren in dieser Klasse verkauft – das ist fast ein Fünftel des Gesamtmarktes!


Wir wollten wissen, was die 100er heute können und haben die führenden Hersteller zum Schleppervergleich eingeladen. Wie immer geht es bei uns um Praxis und Prüfstand: Die Schlepper müssen sich auf dem Acker bewähren. Dazu kommen die Messwerte vom DLG-Testzentrum. Sieben Firmen sind der Einladung gefolgt und stellten uns einen Schlepper zur Verfügung. Die Testkandidaten haben wir rechts auf dieser Doppelseite aufgeführt.


Wir hätten gerne auch den Claas-Axos mit Perkins-Motor und interner Abgasrückführung getestet. Die Basis geht auf den Renault-Celtis zurück. Leider wollte uns Claas den Axos nicht zur Verfügung stellen. Der neue Arion 400 (Fahrbericht top agrar 10/09) war noch nicht verfügbar.


Die Anforderungen an Schlepper dieser Leistungsklasse sind sehr unterschiedlich. Es kommt darauf an, welche Arbeiten die Maschine übernehmen soll:


Hofschlepper: Einfache Ausstattung, bequemer Ein- und Ausstieg, einfache, aber robuste Kabinenausstattung, gute Frontlader-Eignung mit lastschaltbarer Wendeschaltung, hoher Hydraulikleistung und guter Übersicht. Diese Schlepper laufen durchaus auch als kleine Helfer auf Großbetrieben.


Schlepper für Pflege und Grünland: Komfortable Kabine, Getriebe mit mindestens zwei Lastschaltstufen, Zapfwellengetriebe mit Eco-Drehzahlen, ordentliche Nutzlast und gute Frontlader-Eignung.


Universeller Einsatz auf kleineren und mittleren Betrieben: Kompakter Allrounder von Frontlader über Pflegearbeiten bis zur Bodenbearbeitung. Im Prinzip gleiche Ausstattungen wie die größeren Klassen.


Die Hersteller reagieren auf die unterschiedlichen Anforderungen und bieten die Traktoren teils mit einer reichhaltigen Ausstattungspreisliste an. Innerhalb der Testgruppe gibt es erhebliche Preisunterschiede bis zu 27 000 € zwischen dem günstigsten und teuersten Schlepper. Das sollten Sie beim Lesen des Tests unbedingt berücksichtigen. Deshalb haben wir die Preise zusätzlich auch in unserer Benotungstabelle aufgeführt.


Leider können wir nur Listenpreise veröffentlichen. Zurzeit gibt es bei allen Herstellern Verkaufshilfen, so dass die realen Preise deutlich niedriger liegen. Auf unseren Wunsch lieferten die Hersteller die Traktoren mit einem Frontlader ihrer Wahl an. Dabei ging es vor allem darum, den Schlepper bei Ladearbeiten zu beurteilen – nicht die Leistung des Frontladers. Wie sich die Lader im Vergleich geschlagen haben, lesen Sie in einer unserer nächsten Ausgaben.


Aufwändige Motoren sind sparsamer


Die DLG-Leistungsmessung an der Zapfwelle bildet die Charakteristik des Motors sehr gut ab. Der gemessene Wert liegt wegen der Verluste im Zapfwellengetriebe natürlich niedriger als bei der aufwändigen Messung am ausgebauten Triebwerk. Tunen durften die Hersteller die Triebwerke natürlich nicht. Die Einstellung des Motors muss im zulässigen Toleranzbereich von ± 5% liegen. Die DLG kontrolliert exklusiv für uns auch den Stickoxid-Gehalt im Abgas. So können die Prüfingenieure feststellen, ob ein Motor z.B. durch veränderte Einspritzzeitpunkte „zu gut“ auf den Test vorbereitet wurde. Wir legen außerdem Wert darauf, dass die Schlepper eingefahren auf den Prüfstand rollen. Diesmal hatten die Traktoren zwischen 23 und 129 Stunden auf dem Zähler. Und alle Maschinen gingen einheitlich mit Druckluftbremse und Klimaanlage in den Test.


In der 100er-Klasse arbeiten teils einfachere Motoren als bei den Maschinen unseres letzten Schleppervergleichs. Einige Hersteller erreichen auch mit mechanischer Einspritzung und interner Abgasrückführung die Vorgaben der Tier 3a – und das, wie der New Holland zeigt, sogar recht ordentlich. Das andere Extrem ist der Deutz-Motor des Fendt: Er arbeitet mit Common-Rail-Einspritzanlage, Ladeluftkühlung, Visko-Lüfter, externer gekühlter Abgasrückführung und Vier-ventiltechnik. Diese technischen Kniffe senken direkt den Verbrauch.


Einen Boost haben die Schlepper in dieser Klasse selten. Nur beim MF legt die Elektronik bei Zapfwellenarbeiten sowie in der 3. und 4. Gruppe noch eine „Schüppe drauf“. Weil er sich nicht abschalten lässt, konnte die DLG den MF 5445 nur mit Boost messen.


Natürlich interessiert besonders der Verbrauch der Motoren. Die reine Literzahl pro Stunde hilft dabei wenig, wenn man die erbrachte Leistung nicht berücksichtigt. Es ist schließlich auch nicht das gleiche, wenn ein Mofa und ein Porsche beide eine Stunde über die Straße fahren. Um die Effizienz des Schleppers darzustellen, gibt die DLG den Verbrauch in g/kWh an. Bei Nenndrehzahl begnügte sich der Beste mit 258 g/kWh, der Durstigste brauchte 314 g/kWh – ein Unterschied von über 20%! Im Schnitt verbrauchen die Motoren hier 291 g/kWh. In der 120-PS-Klasse unseres letzten Vergleichs kamen die Triebwerke übrigens im Schnitt mit rund 270 g/kWh aus – eine Folge der aufwändigeren Motorentechnologie.


Bei Höchstleistung mit gedrückter Drehzahl steigt die Effizienz. Hier verbrauchen die Schlepper im Schnitt noch 272 g/kWh. Interessant ist wieder die Spanne von über 20 %: 238 g/kWh beim Besten und 286 g/kWh als Höchstwert. Diese Werte geben jeweils den Verbrauch bei voller Auslastung an. Im Gegensatz zum schweren Ackerschlepper dürften die meisten 100er jedoch nicht so häufig an der Leistungsgrenze laufen. Deshalb berechnet die DLG für uns einen durchschnittlichen spezifischen Verbrauch, der sich aus sechs festgelegten Messpunkten zusammensetzt und gut als Vergleichswert eignet. Dabei werden Teillastbereiche und reduzierte Drehzahlen berücksichtigt.


Bezogen auf den Sechs-Punkte-Mix lag der Verbrauch bei durchschnittlich 296 g/kWh. Mit 270 g/kWh ist der Fendt 310 Vario besonders effizient. Auf den weiteren Plätzen folgen – mit einigem Abstand – der New Holland (282 g/kWh) und der Deutz-Fahr (287 g/kWh). Der Perkins-Motor des MF zeigt sich auch hier durstiger: Er braucht rund 20 g/kWh mehr als der Durchschnitt.


Es versteht sich, dass alle Schlepper mit der gleichen Reifendimension zur Zugleistungsmessung antreten (hier: 540/65 R 38). Wie viel Leistung an den Rädern ankommt, hängt vor allem vom Wirkungsgrad des Antriebsstrangs ab. Vergleicht man die Höchstleistung an der Zapfwelle mit der maximalen Zugleistung bei derselben Motordrehzahl, liegt der Unterschied im Schnitt bei 15 PS. Beim Valtra gehen nur 10 PS verloren, beim New Holland verschwinden bis zu 24 PS. Die Differenz beim stufenlosen Antrieb des Fendt beträgt 17 PS. Diese Werte können allerdings nur einen groben Anhalt für den Wirkungsgrad des Antriebsstrangs geben (je geringer die Verluste an der Zapfwelle, umso „schlechter“ erscheint der Zugwirkungsgrad).


Getriebe: Mehr Komfort auch in dieser Klasse


Natürlich sind die Traktoren in dieser Gruppe sehr preissensibel. Trotzdem werden die Getriebe komfortabler. Selbst eine reine Frontladermaschine kann vier LS-Stufen wie der John Deere gebrauchen, wenn man beim Ausmisten oder im Fahrsilo weitere Wege fahren muss. Der stufenlose Antrieb des Fendt hat sich auch hier bewährt. Andere ziehen nach: New Holland hat bereits für die T 5000-Reihe das stufenlose Super-Speed angekündigt. Aber auch John Deere und Valtra erreichen mit ihren automatischen Lastschalt-Programmen hohen Komfort. Das Dyna-4-Getriebe von MF schaltet komplett elektrohydraulisch. Der Fahrer kann alle Fahrstufen auch mit der linken Hand per Wendeschalthebel wechseln. So bleibt die rechte am Lader-Joystick – sehr komfortabel. Eine lastschaltbare Wendeschaltung hatten alle Schlepper, sie ist Standard. Bei MF und Deutz-Fahr lässt sich deren Ansprechverhalten – sanft oder direkt – mit einem einfachen Knopf an die jeweilige Arbeit anpassen – praktisch!


Eine leistungsfähige Hydraulikpumpe sorgt für schnelle Frontlader-Reaktionen. Mit durchschnittlich 77 l/min liegt der Ölstrom deutlich unter der Leistung der 120-PS-Schlepper des letzten Tests (108 l/min). Hier sollten die Hersteller aufrüsten. Bei Fendt und MF kann man (optional) zwei Pumpen zusammenschalten.


Auf vielen Betrieben übernehmen die 100er auch Ackerarbeiten. Deshalb sind die Hubkräfte interessant. Die Messwerte werden in daN angegeben, dabei entsprechen 1 000 daN etwa einer Tonne. Unsere Testschlepper hoben im Schnitt 4 400 daN. Spitzenreiter mit 5 847 daN ist der Valtra N 92, der die Hinterachse der größeren N-Modelle besitzt. Bei Deutz-Fahr und John Deere fällt die Hubkraft mit 3 640 daN bzw. 3 452 daN geringer aus. Die Frage ist, ob die Hubkraft legal genutzt werden kann. Denn Nutzlast ist oft Mangelware – dabei sind viele der Schlepper mit der Spritze, dem Düngerstreuer oder einem Mähwerk unterwegs. Die Zuladung errechnen wir aus dem Leergewicht in Testausstattung und dem zulässigen Gesamtgewicht. Hier sind Fendt, John Deere und New Holland die Schlusslichter. Sie können legal nur knapp mehr als 2 t mitnehmen. Der Durchschnitt liegt bei 2,3 t, Spitzenreiter ist wieder Valtra mit 2,7 t.


Der kleine Johnny punktet mit seinem geringem Leergewicht und der Rahmenbauweise, er wiegt knapp eine halbe Tonne weniger als der Schnitt der Gruppe und ist rund 1 t leichter als der schwere Fendt. Wenig Gewicht spart Diesel und schont Reifen plus Antriebsstrang. Zum Ackern wird aufballastiert. Durch die niedrige Nutzlast sind die Reserven dafür beim 5 100R aber gering. In unserer Testgruppe ist der Agrofarm der Einzige, für den es keine EHR gibt. Generell verschwindet die mechanische Hubwerks-Regelung mehr und mehr. Auch weil die elektronischen Komponenten immer billiger werden, verzichten die Hersteller oft beim nächsten Modellwechsel auf die komplizierten mechanischen Lösungen.


Handliche Schlepper brauchen bequeme Kabinen


Die Kabinen müssen in dieser Klasse einige Anforderungen erfüllen: Bei Hof- und Frontladerschleppern steigt der Fahrer oft auf und ab – ein bequemer Einstieg ist wichtig. Gleichzeitig darf die Kabine für niedrige Einfahrten nicht zu hoch sein. Bei Frontladerarbeiten ist eine gute Übersicht Pflicht, auch auf die komplett angehobene Schwinge. Und viele Landwirte legen nach wie vor auch wert auf einen Platz für den Beifahrer. In unserem Test konnte besonders MF mit dem Freisichtkonzept und der großen Kabine punkten.


Die Wendekreise haben wir in Werkseinstellung rechts- und linksherum ohne Allrad auf Beton an den Außenflanken der Vorderräder gemessen. Ein kurzer Radstand wirkt sich positiv auf den Wendekreis aus. G. Höner

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