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Kartoffeln am Tropf

Lesezeit: 6 Minuten

Höhere, sichere Frühkartoffelerträge mit bester Qualität erzielt ein Direktvermarkter mit seiner neuen Tropfbewässerung. Dank einer preiswerten Lösung lohnt der Aufwand.


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Die Möglichkeit der Tropfbewässerung haben wir bei unseren Erdbeeren kennengelernt“, so Franz-Josef Mäteling (51). „Da haben wir gesehen, wie gut sich die Bestände von der Wasser- und Nährstoffversorgung her kontrollieren lassen.“


Einen besseren Start als den trockenen Frühsommer 2010 hätten sich Mäteling und sein Sohn Raphael (23) für die Tropfbewässerung ihrer Frühkartoffeln auf 3 ha Sandboden (15 bis 25 BP) nicht vorstellen können. Der hohe Knollenansatz führte zu einem hohen Ertrag und guter Qualität (gleichmäßige Sortierung, keine Verformung und Kindelbildung, kein Schorf usw.). Außerdem konnten Mätelings eine Woche früher roden, da das Wachstum der Kartoffeln wegen der gleichmäßigen Wasserversorgung nicht ins Stocken kam. So erzielten sie mit der sehr frühen Ware einen sehr guten Preis.


Die Kartoffel-Vermarktung des 30 ha-Sonderkulturbetriebes mit Spargel- und Erdbeeranbau in Isselburg-Anholt, nahe der deutsch-niederländischen Grenze, läuft über den eigenen Hofladen und im Streckengeschäft.


Bei Frühkartoffeln steht sehr viel Geld auf dem Spiel


„Frühkartoffeln haben einen sehr hohen Wasserbedarf“, so Franz-Josef Mäteling. „Innerhalb von nur 6 Wochen passiert alles. Wenn es dann zu einem Wasserdefizit kommt, ist das nicht wieder wettzumachen.“ Besonders kritische Phasen sind kurz vor der Blüte, während der Blüte und kurz danach.


Im Frühkartoffelanbau steht sehr viel Geld auf dem Spiel, weil das Pflanzgut vorgekeimt wird, das Pflanzen aufwändiger ist und die Kartoffeln unter Folie gezogen werden. Der Aufwand lohnt nur, wenn sich die Ware frühzeitig an den Markt bringen lässt, die Erträge bei gleichbleibender Qualität hoch und vor allem sicher sind.


Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren immer häufiger im Frühjahr/Frühsommer ausgeprägte Trockenperioden auftraten. All das veranlasste Mätelings, in ein Tropfbewässerungssystem zu investieren.


Es setzt sich wie folgt zusammen: Wasserversorgung (Pumpe aus dem Baumarkt, Leistung: 20 m3/h, 250 €), Filter mit Zubehör, Kupplungen, Verteilungsleitung, normale Tropfschläuche (statt druckkompensierte). Die Durchflussrate beträgt 0,7 l/h und der Tropferabstand 30 cm. Die Kosten für die Tropfschläuche liegen bei 4 bis 6,5 Cent/m.


Lohnunternehmer verlegt Schlauch beim Dammfräsen


Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Tropfschläuche zu verlegen. Mätelings haben sich dafür entschieden, in jedem Damm einen Schlauch zu verlegen. Das erfolgt beim Häufeln mit der Dammfräse 5 cm unterhalb der Dammkrone. Dies ist zwar aufwändig, aber sehr exakt. Es muss sorgfältig erfolgen, da Vögel und Nager freiliegende Schlauchteile attackieren.


Auf 3 ha haben Mätelings insgesamt 40 000 m Tropfschlauch verlegt. Pro Hek-tar sind dies rund 14 000 m (Flächenbreite: 40 m, Flächenlänge: 250 m, Reihen­-abstand 0,75 m; 40 : 0,75 = 53,33 x 250 = 13 333 m/ha). Die Differenz ist Verschnitt. Kosten: 560 bis 910 €/ha (je nach Schlauchtyp).


Während der sechswöchigen Beregnungssaison haben Mätelings 50 m3 Wasser/ha alle 3 Tage zugeführt. Das Wasser wird mit nur 0,7 bar Druck durch die Schläuche geführt. Deshalb ist der Energieaufwand sehr gering. „Ich gehe davon aus, dass unsere Tröpfchenbewässerung mit zwei Drittel weniger Wasser- und ­Energieaufwand auskommt als eine Großregneranlage“, meint Mäteling. Der Wasserverbrauch ist niedriger, weil keine Verdunstungs- und Versickerungsverluste auftreten. Die kontinuierliche Zufuhr kleiner Wassermengen hat auch den Vorteil, dass keine Versorgungsengpässe wegen zu spätem Umsetzen z. B. eines Großregners auftreten und es nicht zu Erosion an den Dammflanken kommt.


Vor allem die arbeitswirtschaftlichen Vorteile überzeugen den Direktvermarkter. „Wenn die Schläuche einmal verlegt sind, lässt sich das Wasser jederzeit an- und abstellen“, so Mäteling. „Wir müssen nicht lange überlegen, ob wir den Regner aus der Halle holen oder umsetzen. Man kann die Wasserversorgung viel einfacher sicherstellen.“


Zur Steuerung verwendet der Kartoffelanbauer Tensiometer (Messung der Bodenwasserkapazität). „Zur Sicherheit setzen wir 2 Tensiometer pro Messstelle ein“, erklärt er. „Auf Flächen mit ungleichmäßigen Bodenverhältnissen haben wir mehrere Messstellen.“


Auch Nährstoffe per Tropf


Bei Mätelings hängen die Kartoffeln nicht nur am Wasser-, sondern auch am Nährstofftropf. „40 % der Grunddünger geben wir über die Bewässerung. Einzige Ausnahme ist Kali, das wir zu 100 % flächig ausbringen“, so der Landwirt. Er verwendet granulierte Dünger zum Auflösen.


Das Ausbringen flüssiger oder wasserlöslicher Nährstoffe mit der Tropfbewässerung wird als Fertigation bezeichnet. Hierbei führt das Wasser die Nährstoffe direkt in den aktiven Wurzelbereich. Vorteile liegen unter anderem darin, dass Nährstoffe auch in Trockenphasen pflanzenverfügbar sind, keine zusätzlichen Überfahrten anfallen und kaum Nährstoffverluste auftreten.


Betriebe mit Überkopfberegnung müssen meist Nachteile bei der Krautfäulebekämpfung in Kauf nehmen. Denn der Infektionsdruck ist in der Regel höher, da das Kraut nass wird und das Mikroklima im Bestand günstigere Bedingungen für den Pilz schafft. Außerdem sind die Flächen nach dem Regnereinsatz mitunter nicht oder kaum befahrbar, weil das Beregnungswasser in den Fahrspuren steht.


„Bei der Tropfbewässerung bleibt das Blatt trocken, so dass das Befallsrisiko nicht zusätzlich erhöht ist, und Kontaktfungi-zide werden nicht ab-gewaschen“, so Ferdi Pollert, Kartoffelberater der Landwirtschaftskammer NRW im westlichen Münsterland. „Bei der Stresskrankheit Alternaria kann die Tropfbewässerung auch den Befall vermindern, da die kontinuierliche Wasserversorgung den Stress vermeidet.“


Auch Schorfbefall, der die Knollenqualität mindert, lässt sich effektiv durch die Bewässerung in den ersten Wochen der Knollenbildung deutlich senken.


Ausdehnen auf 5 bis 10 Hektar


„Die Ernte mit dem Schwadleger bereitet trotz der im Damm verlegten Netafilm-Schläuche keine Probleme bei uns. Beim Vollernter sieht das anders aus“, meint Mäteling. „Da müssen sie vor der Ernte entfernt werden.“


Er will die Tropfschläuche nur einmal verwenden, weil es arbeitswirtschaftlich günstiger ist. „Das Neuverlegen ist einfacher als das Aufrollen, Reinigen und Wiederverlegen.“ Ihn hat die Tropfanlage in 2010 nur 2 100 €/ha gekostet. Normalerweise werden dafür 8 000 bis 10 000 €/ha veranschlagt. Dank seiner Erfahrungen aus der Tropfbewässerung von Erdbeeren war seine Lösung (einfachere Ausführung, preiswertes Zubehör aus dem Baumarkt) viel kostengünstiger. Für ihn steht fest: „Im nächsten Jahr nehmen wir 5 bis 10 ha Frühkartoffeln unter Tropfbewässerung“ Hildegard Moritz

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