Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Karussell: Innen oder außen melken?

Lesezeit: 8 Minuten

Immer mehr Betriebe schwören auf ein Außenmelker-Karussell. Was sind die Vor- und Nachteile gegenüber dem Innenmelker? Ein Systemvergleich.


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Nagelneue Melkkarusselle muss man derzeit in Deutschland nicht lange suchen. Nicht nur in den großen Anlagen in Ostdeutschland kann man sich von den neuen Modellen verschiedener Anbieter einen Eindruck verschaffen. Auch am Niederrhein investieren wachsende Betriebe zunehmend in große Karusselle mit 40, 50 oder gar mehr Plätzen.


Höhere Durchsätze beim Außenmelker


Immer häufiger fällt dabei die Wahl der Betriebsleiter auf ein Außenmelker-Karussell, bei dem der Melker außerhalb der rotierenden Plattform steht. „Ziel diser Betriebe ist ein hoher Durchsatz und der lässt sich im Außenmelker eher erzielen als mit einem Innenmelker-Karussell“, erklärt Dr. Lutz Daßler, Melktechnik-Berater beim LKV in Sachsen.


Bei flüssigem Ein- und Austrieb der Tiere und konsequenter Melkroutine könnten z. B. in einem 48 Außenmelker-Karussell in der Spitze über 200 Kühe pro Stunde gemolken werden. Solche Durchsätze sind beim Innenmelker kaum denkbar, schon allein, weil die Anlagen aufgrund des größeren Raumbedarfs nicht so groß gebaut werden. Beim Innenmelker mit 28 Plätzen geht man bei guter Melkroutine und problemlosen Kühen von etwa 120 Tieren pro Stunde aus.


Für die höheren Durchsätze im Außenmelker gibt es mehrere Gründe:


Positionierung: Da die Kühe parallel zueinander, d.h. Side-by-Side mit dem Kopf nach innen auf der Plattform stehen, können die Anlagen generell größer gebaut werden. Am häufigsten findet man derzeit Außenmelker-Karusselle mit 40 bis 60 Plätzen. Es gibt aber auch Anlagen mit 80 Plätzen.


Beim Innenmelker stehen die Kühe meist in Fischgräten-Position, was mehr Platz in Anspruch nimmt. Side-by-Side ist zwar auch beim Innenmelker möglich, doch der Kuhverkehr auf die Plattform ist etwas umständlich. Es gibt kaum Innenmelker mit mehr als 40 Plätzen, weil der Raumbedarf danach unverhältnismäßig stark ansteigt.


Schneller Ein- und Austrieb: Die Tiere betreten den Außenmelker vom Wartehof kommend auf geradem Weg. Das spart Zeit. Wenn der Austrieb breit und rutschsicher ist, fällt es den Tieren auch nicht schwer, die Anlage nach dem Melken rückwärts wieder zu verlassen.


Kurze Wege beim Ansetzen: Der Melker hat von einer Kuh zur anderen sehr kurze Wege und kann die Melkzeuge quasi im Akkord von hinten zwischen den Beinen der Tiere ansetzen.


Handelt es sich beim Betrieb mit Außenmelker meist um große Betriebe mit Lohnarbeitskräften, die in kurzer Zeit viele Kühe melken wollen, verfolgt der Betrieb mit Innenmelker die Philosophie, mit möglichst nur einer Person viele Kühe pro Stunde zu melken.


Bernd Scheibel, Melktechnik-Berater aus Niederkrüchten, zieht die Grenze bei etwa 500 Kühen: „Bis zu dieser Kuhzahl macht ein Innenmelker vielleicht noch Sinn. Bei mehr Kühen sollte man über ein Außenmelker-Karussell nachdenken.“ Allerdings ist das nur eine grobe Richtschnur, denn es gibt durchaus große Betriebe, die die Vorteile des Innenmelkers schätzen.


Übersicht: Der größte Pluspunkt des Innenmelkers gegenüber dem Außenmelker ist die bessere Übersicht auf das einzelne Tier und den kompletten Melkprozess im Karussell. Störfälle wie z. B. abgeschlagene Melkzeuge sieht der Melker relativ früh und kann schnell eingreifen.


Beim Außenmelker dagegen verschwinden die Tiere schnell aus dem Blickfeld des Melkers. Schlägt ein Tier das Melkzeug ab, wird das unter Umständen spät oder gar nicht bemerkt. Vor allem, wenn nur eine Person melkt, besteht so gut wie keine Chance, dass das Melkzeug wieder angehängt wird. Zudem hat der Melker im Außenmelker gegenüber dem Innenmelker längere Wege bis zum betreffenden Tier. Bei Störungen unweit des Austriebs muss er um das ganze Karussell gehen. Eine 2. Person ist daher für diese Arbeit eigentlich unverzichtbar.


Von Vorteil ist beim Außenmelker dagegen, dass der Melker ebenerdig auf das Karussell zutritt und den Vorwartehof ­direkt im Blick hat. Kommt es zu Stockungen kann er reagieren. Beim Innenmelker ist der Melker dagegen von den Geschehnissen außerhalb der Anlage abgeschottet. Oft kann er sie nur umständlich über Tunnel oder Treppen wieder verlassen.


Melkroutine und Personalbedarf: Im Außenmelker halten die Berater generell zwei Melker für notwendig, weil sonst wichtige Arbeiten auf der Strecke bleiben und die Effizienz leidet: „Eine perfekte Herde gibt es nicht. So kommt es immer mal wieder vor, dass ein Melkzeug abgeschlagen wird oder die Kühe nicht leer werden. Wenn ordentlich gemolken werden soll, ist eine zweite Person unabdingbar“, erklärt Melktechnik-Experte Bernd Scheibel. j


Das heißt, eine Person melkt vor, säubert das Euter und setzt das Melkzeug an. Die zweite Person sorgt dafür, dass die Melkzeuge gut sitzen, hängt abgeschlagene wieder an und dippt die Euter. Es gibt zwar mittlerweile auch automatische Dippeinrichtungen wie z. B. Sprühbalken im Rücktrieb. Allerdings können dafür nicht alle Dippmittel eingesetzt werden und der Mittelverbrauch ist ziemlich hoch.


Für maximale Durchsätze beim Außenmelker plädieren Experten sogar für drei Melker: „Bei einer gesetzeskonformen und hygienischen Arbeitsweise, ist mit einem 50-er Außenmelker und einer melkenden Person keine maximale Durchsatzleistung erreichbar. Die mögliche Kapazität wird nicht ausgenutzt und somit ist der einzelne Melkplatz zu teuer“, meint Uwe Osthues von Fa. Boumatic.


Ein Innenmelker-Karussell kann eventuell bis etwa 28 Plätzen noch mit einer Person betrieben werden. Vorausgesetzt der Melkvorgang läuft gleichmäßig ohne viele Stopps und der Melker arbeitet konzentriert. Die Geschwindigkeit der Plattform muss an die Melkarbeit angepasst sein. Durch die kurzen Wege zwischen Ein- und Ausgang kann dann sogar das Dippen noch in die Routine des Melkers eingebaut werden.


Bei einer höheren Anzahl an Plätzen sollten auch im Innenmelker zwei Arbeitskräfte eingesetzt werden. Generell sollte sich die Zahl der Plätze danach richten, wieviel Kühe ein Melker pro Stunde mit der nötigen Arbeitsqualität melken kann und wieviel Melker zur Verfügung stehen. Schätzungen gehen davon aus, dass pro AKh ca. 100 Kühe pro Stunde ordentlich gemolken werden können.


Zu den Melkern kommt – unabhängig ob Außen- oder Innenmelker – eine weitere AK zum Treiben der Kühe hinzu. Sie sorgt neben der automatischen Treibeeinrichtung dafür, dass die Tiere zügig kommen und kümmert sich um den Gruppenwechsel. Viele Betriebe arbeiten mit Lockfutter. Im Innenmelker ist Lockfutter häufiger nötig, um die Tiere richtig in Position zu bringen.


Gruppenwechsel: Beim Außenmelker können langsam melkende Tiere innerhalb einer Gruppe eine 2. Runde fahren, ohne den weiteren Melkablauf zu stören. Die Hersteller bieten dafür optional Rückhaltebügel an, so dass die Kuh an ihrem Platz festgehalten wird. Beim Innenmelker dagegen stoppt die Anlage bis die Kuh leer gemolken ist.


Beim Außenmelker kann problemlos ein Platz leer bleiben. Bei Innenmelker-Karussellen ohne Platzteiler rücken die Tiere auf den leeren Platz vor und bringen so den Melkprozess durcheinander. Die Kühe sollten ihren Platz nicht verlassen können.


Demgegenüber ist die Selektion von Einzeltieren beim Innenmelker etwas einfacher, weil die Tiere die Plattform einzeln und geordnet wieder verlassen. Beim Außenmelker stehen oft mehrere Tiere gleichzeitig am Austrieb, weil sie sich noch umdrehen müssen.


Die Anzahl der Gruppen sollte so gering wie möglich gehalten werden, da jeder Gruppenwechsel Zeit kostet.


Ein- und Austrieb: Beim Außenmelker ist die Gestaltung des Ein- und Austriebs noch wichtiger als beim Innenmelker, weil die Tiere das Karussell zügig wieder rückwärts verlassen müssen. Gerade auf das Karussell zulaufende, großzügige Vorwartehöfe mit Nachtreibeeinrichtung sowie ein großzügiger, heller und vor allem trittfester Boden sind hier unverzichtbar.


Hier bieten sich Kunststoff-Böden mit spezieller Körnung oder Gummiböden an. Außerdem sollten in diesem Bereich Spalten verlegt werden, damit sich nicht zu viel Kot ansammelt.


Der Austrieb in den Nachwartehof sollte beim Außenmelker zudem relativ breit angelegt sein, d.h. mehrere Melkplätze umfassen, damit sich die Tiere problemlos umdrehen können. Die Hersteller bieten für einen leichteren Austrieb Hilfen an, z. B. Wasserdüsen.


Automatisierung: Für hohe Durchsätze ist insbesondere beim Außenmelker eine größtmögliche Automatisierung nötig. Automatische Vakuumfreigabe am Melkplatz, Milchmengenmessung und automatische Abnahme sind unverzichtbar. Geraten wird auch zu einer automatischen Vorstimulation, weil durch die Einzeltier-Melkroutine, die manuelle Stimulation nicht ausreichend ist. Sinnvoll wäre eine Nachmelkautomatik, die aber bisher nur von Fa. Impulsa angeboten wird. Servicearme oder Schlauchführungs-Hilfen an der Plattformkante sind in beiden Systemen für den richtigen Melkzeugsitz unverzichtbar. Eine automatische Zwischendesinfektion gehört aufgrund der hohen Durchsätze bei beiden ebenso zum Standard.


Arbeitsschutz und Komfort: Der Melker im Außenmelker ist durch die Side-by-Side-Aufstellung vor schlagenden Kühen besser geschützt als im Innenmelker. Außerdem steht dabei jedes Tier abgetrennt vom nächsten in seiner Box, was für mehr Ruhe sorgt.


Da sich bei beiden Systemen der Melker kaum vom Platz rührt, sollte ein komfortabler Kunststoff- oder Gummiboden installiert werden. Fliesen sind zu rutschig. Häufig lohnt sich im Schichtbetrieb auch ein Hubboden.


Preise: Bei den Preisen geben die Hersteller kaum Unterschiede zwischen den beiden Systemen an. Die Preisspanne zwischen 4 500 bis 10 000 € pro Melkplatz kommt durch die unterschiedliche Ausstattung zustande.


Generell sind die Kosten für den umbauten Raum beim Innenmelker höher als beim Außenmelker. Demgegenüber wird bei diesem durch den 24-Stunden-Betrieb die Plattform oft robuster ausgeführt, zudem ist hier eine maximale Automatisierung ist unverzichtbar.j

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.