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Keine Haltungsauflagen, Verschärfungen bei Gülle

Lesezeit: 5 Minuten

Beim Thema Tierwohl sieht die US-Regierung weiterhin keinen Handlungsbedarf. Bei der Umweltgesetzgebung sieht das inzwischen anders aus.


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Die USA gelten als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Von zu vielen Gesetzen und Reglementierungen hält man auf der anderen Seite des Atlantiks jedenfalls nicht allzu viel. Das trifft auch auf die Tierhaltung zu. Eine Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung wie in Deutschland, in der der Gesetzgeber genau regelt wie die Schweine zu halten sind, gibt es in den USA nicht. „Gesetzliche Haltungsvorgaben wie in Europa kennen wir nicht. Und es ist auch nicht damit zu rechnen, dass sich das kurzfristig ändern wird“, ist sich Fritz Richards, Vertriebschef bei der Firma Hog Slat, sicher.


Keine Zahlen und Maße:

Die einzigen Vorgaben für die US-Farmer sind Leit-linien, die sich die Branche im Rahmen des Programms „Pork Assurance Plus“ selbst auferlegt hat. Die Leitlinien spiegeln quasi die gute fachliche Praxis wider. Farmer, die an dem Programm teilnehmen, verpflichten sich unter anderem dazu, ihre Schweine tiergerecht zu füttern, die Einschleppung und Ausbreitung von Krankheiten so gut es geht zu verhindern sowie die Tiere beim Verladen und beim Transport pfleglich zu behandeln. Außerdem können die Farmer im Qualitätshandbuch nach-lesen, wie viel Wasser ein Schwein braucht oder wie die optimale Klimagestaltung aussehen sollte. Es finden sich auch Tipps, worauf bei der Versorgung neu geborener Ferkel zu achten ist. Die Einhaltung der Richtlinien wird fortlaufend von den abnehmenden Schlachtunternehmen kontrolliert.


Konkrete Zahlen und Maße sucht man indes vergebens, die Branche setzt ausschließlich auf eigene Erfahrungswerte. Ein Beispiel: Spaltenböden mit 25- oder 38 mm-Schlitzen haben sich bewährt und werden daher weiterhin verkauft. 25er-Spalten kommen in den sogenannten Wean-to-Finish-Ställen zum Einsatz. Hier werden die Ferkel direkt nach dem Absetzen zwischen dem 21. und 26. Lebenstag eingestallt und bleiben dort bis zur Schlachtung. Die 38 mm-Spalten liegen in älteren Sauenställen, neue Ställe mit Gruppenhaltung sind meist mit 25 mm-Spalten ausgerüstet. Auch Angaben zur Breite von Kastenständen oder zur Mindestgröße von Abferkelbuchten gibt es nicht. Zahlen schränken viel zu sehr ein, sagen die amerikanischen Farmer.


Tierschützer nutzen ihre Macht.

Wie lange diese komfortable Situation für die Farmer noch bestehen bleibt, ist schwer zu sagen. Die US-Regierung hält sich zwar weiterhin zurück, die zunehmend starke Lobby der teils äußerst radikalen Tierschützer bereitet den Praktikern jedoch Kopfzerbrechen.


Organisationen wie die „Humane Society of the United States“, nach eigenen Angaben die größte Tierschutz-organisation der USA, oder „Peta“ machen Druck. Sie wollen mit aller Gewalt bessere Haltungsbedingungen durchboxen. Die Tierschützer suchen dabei die große Showbühne und üben den Schulterschluss mit namhaften Hollywoodgrößen bzw. Fastfoodketten wie Mc Donalds und Burger King.


Und die Tierschützer können bereits erste Erfolge verbuchen. Smithfield Foods, mit über 830 000 Sauen größter Ferkelerzeuger in den USA, schreibt ab 2017 die Gruppenhaltung im Warte-stall vor. Und wenn der Platzhirsch vorweg marschiert, dürften andere große Integratoren bald folgen. „Wenn sich ein Unternehmen wie Smithfield dem Druck seiner Kunden beugt, zeigt das, welche Macht die Tierschützer inzwischen haben“, sieht Fritz Richards erste dunkle Wolken am Horizont aufziehen.


Doch bei Lichte besehen können die amerikanischen Schweinefarmer der Gruppenhaltung beruhigt entgegen-sehen. Denn für jede tragende Sau ist im Wartestall eine Fläche von nur 1,5 bis maximal 1,8 m2 vorgesehen. Das entspricht in etwa der Fläche, die sie auch im Kastenstand zur Verfügung hat. Damit brauchen sich die Farmer bei der Umrüstung zumindest keine Ge-danken über Gebäudeerweiterungen zu machen. Und außerdem liegen die Forderungen weit unter denen in Europa, wo jeder Sau 2,25 m2 zur Verfügung gestellt werden müssen.


Gülle – Regierung greift durch.

Während sich der Staat bei den Haltungsvorgaben weiterhin vornehm zurückhält, zieht die Regierung beim Thema Gülle die Zügel an. Das bekommen zuerst die Farmer in den Veredlungshochburgen zu spüren (siehe Übersicht 4).


In North Carolina werden seit Ende der 1990er-Jahre keine neuen Güllelagerkapazitäten mehr genehmigt. Farmer, die neu bauen wollen, dürfen nur vorhandene Lagerkapazitäten nutzen. Dazu müssen sie alte Ställe abreißen und durch Neubauten ersetzen. Auch in Iowa und Minnesota wird über schärfere gesetzliche Regelungen debattiert.


Hier liegt ein Gesetzesentwurf auf dem Tisch, der den Einbau von Folien in Güllelagunen vorsieht. Damit soll die Verunreinigung des Grundwassers gestoppt werden. Zudem sollen die Lagerstätten in Zukunft abgedeckt werden müssen, und beim Ausbringen soll die Gülleinjektion vorgeschrieben werden. Beide Maßnahmen haben zum Ziel, dass weniger Stickstoff in die Luft entweicht. Vor allem beim derzeit gängigen Versprühen der Gülle ist das ein großes Problem.


Für die Farmer sind solche Pläne ein rotes Tuch. Sie fürchten höhere Kosten und weniger Schweine pro Hektar. Zwar versuchen die Lobbyisten noch, das Schlimmste zu verhindern, doch scheint die Politik diesmal gewillt, sich aktiv einzumischen. Sehr zur Freude der Umweltschützer, diese wittern Morgenluft und fühlen sich in ihren Protesten bestätigt. „Wer für 2 400 Sauen nur 20 ha Güllenachweisfläche vorweisen muss, handelt fahrlässig und vergiftet die Umwelt“, empören sich die Umweltschutzorganisationen unisono. „Ja, das ist ein Problem“, geben sogar die sonst so hartgesottenen Farmer zu.M. Arden

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