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Kinder, Kühe und Kartoffeln

Lesezeit: 5 Minuten

Landwirtschaft zum Anfassen – und das jeden Tag: 15 Bauernhofkindergärten gibt es derzeit in Deutschland. Wir stellen einige der Pionier-Projekte vor.


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D ie Tür geht auf und eine Horde lachender, tobender Kinder stürmt in den Garten. Keine fünf Minuten später sind alle in Spiele vertieft. Sie backen Sandkuchen und ernten Äpfel – die Kinder im Bauernhofkindergarten Wilkenshoff in Niedersachsen haben nicht verlernt, sich selbst zu beschäftigen und mit einfachen Dingen der Natur ihr Spiel zu gestalten.


Neben diesem Hofkindergarten gibt es in Deutschland 14 weitere Kindergärten auf landwirtschaftlichen Höfen. Ihre Konzepte sind unterschiedlich, das Prinzip ist dasselbe: Die Kinder sollen ihre Kindergartenzeit mitten in der Landwirtschaft verbringen. Sie sollen im Gemüsegarten, auf Obstwiesen, bei den Kühen oder Schweinen spielen können. Und gleichzeitig die Verantwortung kennenlernen, die man trägt, wenn man sich um Tiere kümmern muss. Auf spielerische Art und Weise sollen die Kleinen Natur und Landwirtschaft erkunden und verstehen.


Umgesetzt wird die Idee „Kindergarten auf dem Bauernhof“ durch die Frauen in den Betrieben unterschiedlich: Manche betreuen die Gruppe auf ihrem Hof selbst. Andere sind Landwirtinnen und haben die Betreuung der Kleinen komplett an Erzieherinnen abgegeben. Wieder andere laden örtliche Kindergarten-Gruppen ein oder nutzen das Kindergartenprojekt, um verwaiste Gebäude wiederzubeleben, nachdem die Landwirtschaft aufgegeben wurde.


Ideenträger der Projekte sind – Zufall oder nicht – immer die Frauen. „Nachfragen zu Bauernhofkindergärten bekommen wir meist von Erzieherinnern, die einen Landwirt geheiratet haben und sich einen Arbeitsplatz auf dem Betrieb schaffen wollen“, berichtet Hans-Heiner Heuser von der Evangelischen Landjugendakademie Altenkirchen. „Oder von Landwirtinnen, die entweder dem eigenen Nachwuchs einen Kindergartenplatz auf dem heimischen Hof schaffen oder Kindern wieder einen Bezug zur Landwirtschaft geben wollen.“


Zubrot – mehr nicht:

Die Motive der Gründerinnen sind dabei meist eher ideell als finanziell. Eine echte Einkommensalternative sind Bauernhofkindergärten kaum. Bei guter Planung und Organisation können sie allenfalls ein Zubrot bringen. Unbezahlbar ist dagegen der Gewinn für die Kinder und für die Landwirtschaft, für welche die Kindergärten durchaus Öffentlichkeitsarbeit leisten.


Hilfe erhalten Interessierte auf dem Weg zum Hofkindergarten von der Evangelischen Landjugendakademie in Altenkirchen. Sie hat gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e.V. ein Netzwerk für Kindergärten auf dem Hof aufgebaut, vermittelt Kontaktadressen und steht beratend bei Neugründungen zur Seite.


Begonnen hat die Ära „Bauernhofkindergarten“ im Jahr 2000, als Anne Muhs in Krummbek (Schleswig-Holstein) die Pforten ihres Hofes öffnete. Ihr Kindergarten ist Vorzeigeobjekt und gleichzeitig Vorbild für viele Kindergarten-Interessierte. Anne Muhs selbst arbeitet inzwischen ehrenamtlich als Beraterin. Sie hilft Frauen, die einen Kindergarten auf ihrem Hof eröffnen wollen, bei der Erstellung von Finanzierungsplänen und der Ausarbeitung von Konzepten. Bisher ist das Angebot kostenlos, aber die Nachfrage nach Beratungsgesprächen ist so groß, dass wohl bald eine weitere Person fest angestellt werden muss.


Die Nachfrage ist groß!

Anne Muhs freut sich über steigendes Interesse, da dieses auch auf eine steigende Nachfrage nach Plätzen von Seiten der Eltern schließen lässt. „Den Eltern gefällt der Bezug zu Landwirtschaft und Natur. Auch dass es sich um kleine Gruppen handelt, ermutigt die Eltern in ihrer Entscheidung, den Nachwuchs in meinen Kindergarten zu schicken“, berichtet Ulrike Cohrs, auf deren Biohof Wilkenshoff täglich 22 Kinder betreut werden. Der Erfolg, Kindern und Eltern die Landwirtschaft wieder näher zu bringen, treibt die Frauen dazu an, auch bürokratische Hürden zu überwinden. Das Konzept muss gut ausgearbeitet sein, um eine Chance auf Genehmigung und finanzielle Unterstützung zu haben.


Der Umbau vorhandener Gebäude für die Nutzung als Kindergarten ist nicht billig. Oft muss grundlegend saniert werden (neue Böden, neue Leitungen usw.). Der Brandschutz ist zu beachten, kindgerechte sanitäre Anlagen müssen geschaffen werden. Im günstigsten Fall decken Spenden oder finanzielle Zuschüsse, z.B. vom Land, dem Landkreis oder der Deutschen Umweltförderung, einen Teil der Kosten. Ohne Eigenmittel und ohne viel Eigenleistung geht es in der Regel nicht.


Alles nicht leicht!

Im Kindergarten von Ulrike Cohrs haben die Eltern Arbeitsgruppen gebildet und das Anlegen des Außengeländes selbst übernommen. Die Gründung eines Trägervereins, in den die Eltern monatliche Beiträge einbezahlen, ist oft unabdingbar. Laufende Kosten, Erhaltungsaufwendungen und das eigene Gehalt können später meist mit den Regelsätzen von Gemeinde oder Landkreis gedeckt werden. Aber: Um als Regelkindergarten anerkannt zu werden, muss Bedarf an Kindergartenplätzen bestehen. Auflagen vom Jugendamt, dem Gesundheitsamt und dem Veterinäramt müssen erfüllt werden.


Besonders gut planen müssen Betriebe mit Tierhaltung: Die Tiere dürfen die Kinder nicht gefährden, die Kinder dürfen aber auch keine Gefahr für die Tiere darstellen. Bei Silke Vogel gilt deshalb Overall-Pflicht für die Sprößlinge. Probleme mit solchen Vorgaben haben die Eltern nicht. Sie mögen das Konzept Bauernhofkindergarten genauso sehr wie ihre Kinder.Anja Rose

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