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Lassen Sie der Rübenfäule keine Chance!

Lesezeit: 8 Minuten

Neue Praxisbefragungen decken die Ursachen für die Späte Rübenfäule auf. Wie Sie bei Problemen reagieren sollten, darüber informieren Dr. Willi Kremer-Schillings und Michael Schmitz*).


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In Betrieben, die mit faulen Rüben zu tun haben, ist die Wirtschaftlichkeit des Rübenanbaues in Frage gestellt. Im Sommer mag zwar ein guter Pflanzenbestand heranwachsen, diesen machen aber im Herbst Pflanzenausfälle und unvermeidbare Abzüge wieder zunichte. Diesen Betrieben ist es fast unmöglich in das obere Viertel der erfolgreichen Betriebe zu gelangen. Daher müssen sie alles unternehmen, um Rübenfäulen erfolgreich zu begegnen.


Was die Rübe faulen lässt


Rübenfäulen haben verschiedene Ursachen. Zu der häufigsten gehört die „Späte Rübenfäule“, auch Rhizoctonia-Rübenfäule genannt. Verursacher ist der Pilz Rhizoctonia solani. Von regionaler Bedeutung ist zudem die Rübenkopffäule Ditylenchus dipsaci, verursacht durch einen frei lebenden Nematoden. Sie ist nur sehr schwierig in den Griff zu bekommen. Relativ einfach zu vermeiden ist die Herz- und Trockenfäule, die aufgrund von Bormangel auftritt.


Alle drei Fäulen zeigen sich erst sehr spät in der Vegetation, meist erst wenige Wochen vor der Kampagne. Für eine Bekämpfung ist es dann zu spät. Schadensbegrenzung lässt sich dann nur noch dadurch betreiben, dass Sie befallene Teilflächen nicht roden und befallene Rüben aufwändig von Hand auslesen. Bei stark befallenen Fuhren ist die Zuckerfabrik berechtigt, diese Lieferungen zurückzuweisen. Soweit darf es gar nicht erst kommen.


Zunehmend bereitet die Rhizoctonia-Rübenfäule in einigen Anbaugebieten Probleme, z. B. im Rheinland. Deshalb erfolgte dort im Jahr 2001 und dann wieder im Jahr 2009 im Rahmen einer Masterarbeit eine Befragung bei Betrieben mit und ohne Befall. Aus den Ergebnissen lassen sich Rückschlüsse auf die Bewirtschaftung ziehen und damit Lösungsansätze finden, um die Späte Rübenfäule zu verringern oder sogar zu vermeiden. Was ist in Befallsbetrieben anders als in Betrieben ohne Rhizoctonia?


Ein typischer Betrieb lässt sich – stark vereinfacht – wie folgt skizzieren:


Viehhaltung, meist Rindviehhaltung. Es fallen Gülle oder Festmist an, die im Frühjahr vor der Rübensaat auszubringen sind.


Anbau von Silomais, oft auch Feldgras. Ihre Beerntung erfolgt mit schweren Maschinen – auch bei hoher Bodenfeuchte.


Kein oder nur wenig Zwischenfruchtanbau. Wenn Sie Zwischenfrüchte anbauen, dann meist Senf und nur in wenigen Fällen Ölrettich.


Deutlich niedrigerer pH-Wert (6,6) als in Nichtbefallsbetrieben (6,9).


Ständige Pflugfurche mit Einarbeiten der organischen Masse in tiefere Bodenzonen. Keine Grubber-Mulchsaaten.


Anzahl der Überfahrten zur Saatbettbereitung um 25 % erhöht gegenüber Nichtbefallsbetrieben. (2,1 gegenüber 1,5 Überfahrten).


Pflanzenbauliche Maßnahmen mehr an verfügbarer Zeit im Betrieb und weniger an optimalem Zeitpunkt orientiert. Zwiespalt bei Vorrang Stall- oder Feldarbeit.


Betriebe, in denen alle diese ackerbaulichen Bedingungen auftreten, müssen meist damit rechnen, dass Rhizoctonia-Befall auf ihren Flächen auftritt. Treffen eine oder mehrere dieser Faktoren nicht zu, so tritt die Rübenfäule oft nur begrenzt auf dem Vorgewende, in Bodensenken, entlang von Fahrspuren oder in Teilflächen mit Staunässe auf. Hier beginnt auch die Ursachenforschung für Anbauer, die nur sporadisch, das heißt in einzelnen Jahren oder auf bestimmten Flächen mit der Späten Rübenfäule zu tun haben.


Mit der Situation in den Befallsbetrieben werden auch die Bekämpfungsmöglichkeiten sehr schnell deutlich. Diese Betriebe müssen, wenn sie grundlegend und nachhaltig der Rhizoctonia-Rübenfäule begegnen wollen, einiges ändern. Von daher beginnt die Bekämpfung tatsächlich erst einmal „im Kopf“.


1. Schonen Sie Ihren Boden!


Die Viehhaltung als wichtiges Standbein können Sie nicht aufgeben. Sie sollten aber die Ausbringung der wirtschaftseigenen Dünger optimieren. Dazu gehört ausreichend Lagerraum, um im Frühjahr bei tragfähigem Boden den organischen Dünger ausbringen zu können. Des Weiteren sollten Sie breite Bereifung, Absenken des ­Reifeninnendrucks, Tandem- oder Tridem-Achsen und sonstige technische Möglichkeiten nutzen, um die Bodenbelastung des Bodens zu vermindern.


Auch die Ernte von Silomais oder Feldfutter sollten Sie so bodenschonend wie möglich durchführen. Zum Erntezeitpunkt sollten Trockensubstanzgehalt und Bodenzustand zumindest eine gleichberechtigte Rolle spielen. Da der Rhizoctonia-Pilz auch den Mais befällt und dieser den Erreger stark in der Fruchtfolge weiterträgt, sollte Mais möglichst nicht in einer Fruchtfolge mit Rüben stehen. Alternativen: Silomais zukaufen oder durch andere Feuchtfuttermittel, wie z. B. Pressschnitzel ersetzen.


Die ersten Lösungsansätze lauten also: Fruchtfolge ändern (kein Mais oder diesen zumindest nach der Rübe), größerer Güllebehälter, Verminderung der Bodenbelastung durch angepassten Termin und technische Möglichkeiten.


2. Stabilisieren Sie den Boden mit Ölrettich!


Zur Fruchtfolge gehört auch der Zwischenfruchtanbau. Eben weil der Betrieb möglichst viel eigenes Futter erzeugen will, hat er Silomais und Feldfutter in der Fruchtfolge. Da bleibt wenig Platz, um Zwischenfrüchte erfolgreich anzubauen. Der Effekt der Zwischenfrüchte ist bei Rhizoctonia-Betrieben vor allem die Boden-stabilisierende Wirkung. Sie sollten bevorzugt Ölrettich anbauen, da er mit seiner Pfahlwurzel auch tiefere Bodenschichten erreicht. Ideal ist es, den Ölrettich auf trockener Sommerfurche zu bestellen.


3. Nutzen Sie Alter­nativen zum Pflug!


Weitere Lösungsansätze, den Befall mit Rhizoctonia zu verhindern oder zumindest abzumildern, ist die Bodenbearbeitung. Befallsbetriebe setzen fast ausschließlich den Pflug ein. Das hat Gründe: Im Frühjahr pflügen sie zu Rüben Gülle und Stallmist ein, um ein rückstandsfreies Saatbett zu schaffen. Gleiches gilt für die Pflugfurche nach Silomais oder Feldfutter. In beiden Fällen bringen sie die organische Masse in den Unterboden ein. Dort hat sie aufgrund des geringen Sauerstoffgehaltes kaum Chancen, zügig umgesetzt zu werden. Besser wäre es in beiden Fällen, die organische Masse oberflächennah, d.h. mit Grubber oder Scheibenegge einzuarbeiten.


Da die Pflugfurche im Herbst oft bei feuchten Bodenverhältnissen erfolgt, ist es im Frühjahr häufig schwierig, das Saatbett für Rüben in nur einem Arbeitsgang herzurichten. Die Folge: Ein zweiter Arbeitsgang ist notwendig, wiederum verbunden mit Verdichtungen unterhalb der Schlepperspuren. Wird das Saatbett durch den zweiten Arbeitsgang auch noch etwas feiner als geplant und regnet es danach stark, verschlämmt der Boden. Das führt zum Sauerstoffabschluss des Unterbodens. Damit sind beste Voraussetzungen für den Rhizoctonia-Pilz geschaffen, der sich in diesem Milieu sehr wohl fühlt. Nachträgliches Hacken dieser Parzellen macht alles nur noch schlimmer.


4. Lassen Sie Ihre Rüben nicht „versauern“!


Zu einem optimalen Bodenzustand für Rüben gehört auch der pH-Wert. Auf Hochertragsstandorten ist ein pH-Wert um 7,0 anzustreben. Dabei kommt es nicht auf ein oder zwei Zehntel an. Ein pH-Wert von 6,3 bis 6,5 – in typischen Rhizoctonia-Betrieben häufig anzutreffen – ist definitiv zu niedrig. Gerade das tiefe Einarbeiten von organischer Masse führt dazu, dass dort, wo diese Masse im Unterboden im wahren Sinne des Wortes „versauert“, der pH-Wert nochmals niedriger liegt.


Es ist also nicht ein einzelner Faktor, der zum Auftreten von Rhizoctonia führt. In der Praxis weit verbreitet ist jedoch die Meinung, dass mit der Wahl einer Rhizoctonia-toleranten Sorte schon genug getan wäre. Das ist nicht richtig! Zwar können wir froh sein, dass es diese Sorten gibt, allerdings bedeutet dies nur ein Kurieren am Symptom.


Wie in der Humanmedizin müssen wir alles daran setzen, eine Krankheit erst gar nicht entstehen zu lassen. Kommt es dann doch dazu, so hilft die Arznei, den Verlauf zu verkürzen und die Auswirkungen zu mindern. Kranke Menschen können aber keine Höchstleistungen vollbringen. Das gilt auch für die Rübe. Nur wenn Fruchtfolge, Bodenstruktur sowie Wasser- und Nährstoffhaushalt des Bodens in Ordnung sind, lassen sich Zucker­erträge von 15 t/ha und mehr langfristig erreichen und sichern. Damit sorgen Sie dafür, dass der Rübenanbau auch finanziell attraktiv bleibt.


5. Tauschen Sie notfalls Flächen!


Es gibt jedoch Betriebe, die diese Gegenmaßnahmen – aus welchen Gründen auch immer – nicht umsetzen können. Sie sollten ernsthaft erwägen, mit dem Nachbarn Flächen zu tauschen oder den Rübenanbau ganz aus dem eigenen Betrieb auszulagern. Mit Sicherheit finden Sie Berufskollegen, die bereit sind, die Rüben für Sie anzubauen. Im Einzugsbereich von Pfeifer & Langen ist es beispielsweise möglich, die Rübenliefer­menge zeitweise und ohne Fläche weiterzugeben. Ob und in welcher Höhe dazu ein Ausgleich erfolgt, bleibt der Kreativität der Vertragspartner überlassen. Denkbar wäre z. B. einen Teil des organischen Düngers, der zumeist reichlich vorhanden ist, an den Rüben-anbauenden Kollegen weiterzugeben. So schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.


Fazit


Faule Rüben müssen nicht sein. Sie zu vermeiden hilft allen Beteiligten in der Wertschöpfungskette von der Rübe bis zum Zucker. Voraussetzung zur Vermeidung von Rhizoctonia ist die Bereitschaft, Schwächen im System des Rübenanbaus erkennen und beseitigen zu wollen. Und das beginnt im Kopf.

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